systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

14. März 2017
von Tom Levold
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Was ist der Fall?

Liebe systemagazin-Leserinnen und Leser,

die Vorbereitungen zur Tagung „Was ist der Fall? Und was steckt dahinter? Diagnosen in systemischer Theorie und Praxis“, die systemagazin gemeinsam mit der Carl-Auer-Akademie, Hans Lieb, Matthias Ohler, Wilhelm Rotthaus und Bernhard Trenkle vom 25.-27. Mai 2017 in der Heidelberger Stadthalle durchführt, sind in vollem Gange! Wir haben ein tolles Programm zusammengestellt, Sie können alle Details auf der Tagungswebsite lesen. Bis zum 15.4. kostet die Teilnahme noch 445,00 €, danach die offiziellen Tagungsgebühr von 495,00 €. systemagazin-Leser können aber mit dem Code TLS noch bis zum 26.3. die Tagung zum Frühbucherpreis von 395,00 € buchen! Und bei Anmeldung von Gruppen ab fünf Personen zahlt jedes der Gruppenmitglieder gegenüber dem aktuellen Preis 50 Euro weniger. Es lohnt sich also, sich noch schnell anzumelden!

Im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht ist jetzt auch schon ein Buch zum Tagungsthema in der neuen Reihe „Psychotherapeutische Dialoge“ erschienen, in dem ich mich mit Herausgeber Uwe Britten und Hans Lieb über die Funktion von Diagnosen unterhalte: „Für welche Probleme sind Diagnosen eigentlich eine Lösung? Tom Levold und Hans Lieb im Gespräch mit Uwe Britten“. In diesem Gesprächsband werden viele Themen der Tagung auf leicht verständliche Weise aufgegriffen und diskutiert. Wir freuen uns, diese Themen und viele Andere mit Ihnen in Heidelberg zu erörtern und zu vertiefen!

Herzliche Grüße

Tom Levold
Herausgeber systemagazin

 

13. März 2017
von Tom Levold
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Gisela Osterhold (1.1.1950-1.3.2017)

Gisela Osterhold Foto: eurosysteam

Cornelia Hennecke, Berlin; IF Weinheim: Nachruf auf Gisela Osterhold

Am 1.3.2017 ist Gisela Osterhold im Alter von 67 Jahren verstorben.

Sie war eine Frau, die mit großer Leidenschaft Ideen vertrat und weiter entwickelte. Man „kam an ihr nicht vorbei“, so wurde häufig von ihr gesprochen. Aus dieser Leidenschaft immer wieder neu zu schöpfen, gab ihr wohl auch die Energie, den beruflichen Weg von einer engagierten und erfindungsreichen Therapeutin zur sehr erfolgreichen Coach und Organisationsberaterin im „eurosysteam“ zu gestalten.

Gisela war von 1988 – 96 Mitglied im Team des IF Weinheim. Viele, die sie in diesen Jahren als Lehrende oder Therapeutin erlebt haben, werden sich vielleicht bis heute an Geschichten um das legendäre „rote Sofa“ aus der Heidelberger Gemeinschaftspraxis (Osterhold – Ellebracht – Lenz) erinnern – eine sichtbare Markierung für das Spiel mit unterschiedlichen Beobachtungsebenen in therapeutischen Prozessen (gleichermaßen die Zeit des Paradigmenwechsels systemischen Denkens). Zu Giselas Gabe gehörte es, sich in ihrer lebendigen, lebensnahen, humorvollen wie auch streitbaren Art auf die Begegnung mit ihrem Gegenüber einzulassen. So lebte sie ihre tiefe Überzeugung, dass gewünschte Veränderungsprozesse allenfalls über die Steuerung von Rahmenbedingungen, kräftiges eigenes Engagement und die Anregung von nützlichen Selbstorganisationsprozessen, geschehen.

Mit der Gründung von eurosysteam 1991 verschrieben Gisela Osterhold, Heiner Ellebracht und Gerhard Lenz sich dann als bisher engagierte Therapeuten der Anwendung systemischen Denkens und Handelns im Kontext von Führungs- und Changeprozessen in Unternehmen und Organisationen. Gisela entwickelte dabei maßgeblich das Profil von eurosysteam mit. Sich dabei als Frau, als Coach und Prozessbegleiterin Eingang in die Chefetagen führender Unternehmen zu verschaffen, schien für sie willkommene Herausforderung und Abenteuer zugleich – was sie mit Klarheit, Ehrgeiz und einer unglaublichen Energie verfolgte. In ihrem Buch „Veränderungsmanagement“ schreibt sie von einem „Kompass, der uns in unbekanntem Gelände mögliche Wege weist, ohne dass wir uns verirren oder das gesuchte Ziel oder die Mannschaft aus dem Auge verlieren.“ Diesen inneren Kompass hat sie meist gehabt, gepflegt, weiter gegeben, sich vermutlich auch das ein oder andere Mal verirrt, um sich dann wieder neu auszurichten.

„Erstarrte Beziehung – heilendes Chaos – Einführung in systemische Paartherapie und -beratung“  sowie „Vom Chef zum Coach: der Weg zu einer neuen Führungskultur“  und „Veränderungsmanagement – Visionen und Wege zu einer neuen Unternehmenskultur“ sind Spuren ihrer fachlichen Entwicklung und liefern bis heute nützliche Anregungen für praxisorientiertes systemisches Denken und Handeln.

Ich selbst habe 1995 ein 10-tägiges Selbsterfahrungsseminar im Rahmen meiner Therapieausbildung, später auch eine Weiterbildung beim eurosysteam in systemischer Organisationsberatung gemacht. Fachliche und persönliche Konturen zu zeigen, eigene Ideen als Reibungsfläche anderen zur Verfügung zu stellen und ihr unverwechselbarer Humor haben mich bei Gisela oft beeindruckt und sehr ermutigt, meinen eigenen Weg zu suchen und zu gehen. Mit Grasellenbach – wohl einige Zeit auch Lieblingsseminarort von Gisela – verbinden sich für mich bis heute sehr viele Erinnerungen an gute Begegnungen mit ihr.

„Niemals geht man so ganz …“ – wir werden Gisela Osterhold als engagierte Kollegin und  unverwechselbare Frau in Erinnerung und ihre Spuren im Gedenken halten. 

(Dieser Nachruf ist ein Vorabdruck aus Systhema Heft 1, 2017)

11. März 2017
von Tom Levold
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Systemischer Forschungspreis von DGSF und SG bei internationaler Forschungstagung verliehen

DGSF (11.3.2017): Die systemischen Fachgesellschaften DGSF und SG haben erstmals gemeinsam den „Systemischen Forschungspreis“ verliehen. Die Preisverleihung erfolgte bei der International Systemic Research Conference vom 8. bis 10. März in der Heidelberger Universität. Ausgezeichnet wurden die Dissertationen von Barbara Wilhelm “Kompetenz- und Autonomieerleben in der Elternrolle. Elterliche Bedürfnisse im Kontext der Erziehung” und Audris Muraitis „Emotionen in Familienunternehmen. Eine kommunikationstheoretische Fallstudie über das Scheitern eines Joint Ventures“.

Die internationale Forschungskonferenz, die von den systemischen Fachgesellschaften DGSF und SG mit veranstaltet und gefördert wurde, bot einen ansehnlichen Rahmen für die Preisvergabe: Rund 400 Gäste aus aller Welt, darunter viele prominente Forscher und Praktiker wie Susan McDaniel, Präsidentin der US-amerikanischen Psychologischen Vereinigung APA, oder Leslie Greenberg, emeritierter Professor aus Toronto Canada. Ulrike Borst, Vorsitzende der Systemischen Gesellschaft, und Björn Enno Hermans, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie überreichten die Preisurkunden zusammen mit den symbolischen Schecks über das Preisgeld in Höhe von jeweils 1.500 Euro.

DGSF und SG hatten in der Vergangenheit bereits je eigene Forschungs- oder Förderpreise verliehen. Künftig wird der mit 3.000 Euro dotierte Preis jährlich von den beiden Fachgesellschaften gemeinsam vergeben. Die aktuelle Ausschreibung ist auf dem Forschungsportal www.systemisch-forschen.de zu finden.

8. März 2017
von Tom Levold
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Ernst von Glasersfeld (8.3.1917-12.10.2010)

Heute würde Ernst von Glasersfeld (Foto: Christian Michelides [Quelle: Wikipedia]) seinen 100. Geburtstag feiern. Er gilt als Begründer der Erkenntnistheorie des Radikalen Konstruktivismus. Der Österreichische Rundfunk sendet anlässlich des Geburtstages ein Radio-Feature zu Leben und Werk von Glasersfelds, das man hier hören kann, und in dem auch Glasersfeld selbst zu Wort kommt. Ein Verzeichnis seiner Publikationen, davon viele mit der Möglichkeit, sie als PDF herunterzuladen, gibt es hier zu sehen.

6. März 2017
von Tom Levold
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Qualifizierungsmodul Netzwerke Frühe Hilfen systemisch verstehen und koordinieren

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. (DGSF) ein systemisches Qualifizierungsmodul für Koordinatorinnen und Koordinatoren der Netzwerke Frühe Hilfen veröffentlicht, das auch online als PDF geladen werden kann. Auf der Website des Nationalen Zentrums heißt es: „Es ist ein Angebot an Einrichtungen und Träger, die in der Weiterbildung von Netzwerkkoordinierenden Frühe Hilfen aktiv sind und dabei gezielt systemische Inhalte und Methoden für diese Tätigkeit vermitteln möchten. Das Qualifizierungsmodul Netzwerke Frühe Hilfen systemisch verstehen und koordinieren besteht aus vier Weiterbildungsbausteinen, die insbesondere auf den Erwerb personaler Kompetenzen zielen. Damit ergänzt das Modul die vielfältigen Qualifizierungen, die in den Ländern für Netzwerkkoordinierende Frühe Hilfen angeboten werden. Systemische Inhalte und Methoden erscheinen besonders geeignet, einen Beitrag zur Verständigung zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen und Leistungsbereichen in den Netzwerken Frühe Hilfen zu leisten. Gleichzeitig können sie die Koordinierungskräfte dabei unterstützen, sich in komplexen Auftragslagen professionell selbst zu verorten.  Entwickelt wurde das Qualifizierungsmodul von der Deutschen Gesellschaft für systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF e.V.) in Kooperation mit dem NZFH. Um seine Passung zu den Bedarfen und Aufgaben von Netzwerkkoordinierenden Frühe Hilfen zu überprüfen, wurde die Weiterbildung mit Koordinierungskräften aus drei Bundesländern praktisch erprobt und begleitend evaluiert. Die Entwicklung, Erprobung und Evaluation des Qualifizierungsmoduls wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der Bundesinitiative Frühe Hilfen finanziert.“

Das Modul umfasst 240 Seiten, die AutorInnen sind Matthias Ochs, Rainer Orban, ilke Crone, Anke Lingnau-Carduck, Melanie Mengel und Michaela Herchenhan. Herunterladen können Sie das Modul hier…

 

1. März 2017
von Tom Levold
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Walter Schwertl zum 70.

Walter Schwertl (Foto: istup-ffm.de)

Heute feiert Walter Schwertl seinen 70. Geburtstag – und systemagazin gratuliert von Herzen. Ich habe Walter vor über 35 Jahren auf einer DAF-Tagung in Erlangen kennengelernt und verbinde einige wichtige Erfahrungen in meiner systemischen Entwicklung mit ihm. Viel früher als viele Andere hat Walter Schwertl systemisches Denken im Business-Coaching vorangebracht und gilt als einer der renommiertesten Vertreter dieses Feldes. Thomas Webers, Business-Coach und Wirtschaftspsychologe, hat zu Walter Schwertls 70. Geburtstag für das systemagazin eine schöne Würdigung geschrieben.

Lieber Walter, ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag, Glück, Gesundheit und weitere produktive Schaffensjahre!

Tom Levold

 

Thomas Webers, Bonn:

Als er 1965 in Frankfurt am Main eintraf, mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis sowie einem Pappkarton mit Habseligkeiten, lagen schwere Jahre hinter ihm. Obwohl in armen Verhältnissen in Österreich aufgewachsen, hatte er es doch auf ein Elitegymnasium der katholischen Kirche geschafft. Allerdings warf man ihn nach einem Jahr gleich wieder raus: Das von ihm geschriebene Theaterstück empfand die Schulleitung als skandalös. In Folge avancierte Schwertl zum grandiosen Schulverweigerer, der aber die Auszeichnung „bester Schulaufsatz Österreichs“ errang. Nun musste er sich durchbeißen. Mit 14 Jahren begann er die Lehre als Süßspeisenkoch. Eine ungeliebte und auch letztlich erfolglose Tätigkeit für zehn Jahre. In der Freizeit begann er mit dem Boxtraining. Und es blieb der Traum von einem anderen Leben als Psychoanalytiker.

Diese neue Phase begann nun Mitte der 1960er Jahre in Frankfurt am Main. Tagsüber ging er arbeiten, abends aufs Gymnasium, nachts wurde gelernt: Zweiter Bildungsweg, die Ochsentour. Dann das Studium Mitte der 1970er Jahre – zunächst Sozialarbeit, dann Psychologie. In diesen Jahren begann er, sich intensiv mit der Familientherapie zu beschäftigen. Als ihn der Berufsstart als Diplom-Psychologe in eine Familienberatungsstelle führte, hatte er schon die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie (DAF) mit gegründet und gehörte deren Bundesvorstand an. 1981 etablierte er sein eigenes Institut für systemische Theorie und Praxis (ISTUP), eines der ersten systemischen Institute in der Bundesrepublik, das bis heute erfolgreich tätig ist. In den Jahren darauf intensivierte er in der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Bielefelder Soziologen und Systemtheoretiker Niklas Luhmann, dem Münsteraner Philosophen und Kommunikationswissenschaftler Siegfried S. Schmidt sowie mit der sog. Heidelberger Schule seine Position. Es ist sicher nicht vermessen, Walter Schwertl als einen Pionier der Familientherapie in Deutschland zu bezeichnen.

Doch er war auch immer ein Kritiker der Familientherapieszene und wandte sich in der Folge dem Business-Bereich zu. Auf dem Coaching-Kongress der Hochschule für angewandtes Management (HAM) im Jahr 2015 in Erding erzählt Schwertl als Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Zwischen Vertraulichkeit und Firmeninteressen“ rückblickend ein Beispiel für seine Kritik. Vor mehr als 30 Jahren sei er in der Praxis mit der Angewohnheit konfrontiert worden, Teamsupervisionen ohne Führungskräfte durchzuführen. Die Teilnehmer klagten in den Supervisionen bitter über ihre Vorgesetzten. Zugleich galt die Prämisse, es dürfe hiervon nichts nach außen dringen. Solche paradoxen Problemkonstruktionen aufrecht zu erhalten, lehnte Schwertl in der Folge ab. Er gründete bald eine eigene Unternehmensberatung, Schwertl & Partner Beratergruppe Frankfurt, mit den Spezialitäten systemisches Business-Coaching und Organisationsentwicklung.

Dass seine Kritik an Usancen der sog. systemischen Szene nicht nur zutreffend waren, sondern auch heute noch aktuell und berechtigt sind, mag der Umstand belegen, dass seine Episode noch für einen kleinen Eklat auf dem Kongress im Jahr 2015 sorgte: Aus dem Publikum wurde der Verfasser dieser Zeilen, seines Zeichens Moderator der Podiumsdiskussion, anschließend hart angegangen: Was mich denn da geritten hätte, einen solch ahnungslosen und gehässigen Vertreter aufs Podium einzuladen. – Menschen aus ihrer Problemtrance zu wecken, ist für diese oftmals unangenehm und schmerzhaft. Schwertl hat sich im Laufe der Jahre nicht nur Freunde, sondern mit Sicherheit auch etliche Feinde gemacht. Sein bissiger Kommentar angesichts solcher Entwicklungen lautet lakonisch: „Wenn Sie einen Freund suchen, schaffen Sie sich einen Hund an.“

Schwertl, der in den 1980er-Jahren noch promovierte, gehört seit jenen Jahren zu den profiliertesten Vertretern des Systemischen im Coaching. Ein wunderschönes Beispiel seines konzeptionellen Denkens liefert der 2010 im Coaching-Magazin erschienene Dialog mit Siegfried J. Schmidt mit dem Titel „Über die Kunst des Beobachtungsmanagements“. Gemeinsam entwickeln die beiden dort eine Vorstellung davon, was ein Coach macht, wenn er coacht: „Ich orientiere Orientierung“. Ein Satz, der so unscheinbar und trivial daher kommt, aber von tiefer Reflexion des eigenen Arbeitens zeugt, weil zu den Bedingungen seiner Möglichkeit gehört, erzieherisches Besserwissertum, gar Manipulation oder Psychotherapie sowie Expertenberatung auszuschließen.

Schwertl gehört zu den Gründern des Deutschen Bundesverbands Coaching (DBVC). Heute ist er Vorsitzender des Sachverständigenrats dieses Verbands, der unabhängigen Anlaufstelle für unzufriedene Coaching-Kunden. Zu seinen unzähligen Veröffentlichungen gehört primär sein Buch „Kommunikative Kompetenz im Business-Coaching. Reflexionen über eine oft missverstandene Dienstleistung“ (2016). Das Ringen um den angemessenen Ausdruck und das gegenseitige Verstehen ist sein Lebensthema. Er blieb unbequem und hat sich im Laufe der Jahre weiter gegen Trivialisierungen systemischen Denkens in der Beratung abgesetzt. „Sind wir nicht alle etwas systemisch?“, lästert er zuletzt in einer Glosse in „Training aktuell“ (2016), und beklagt, dass der Begriff „systemisch“ inzwischen völlig ausgehöhlt und sinnentleert sei. „Zu oft wurde er für Marketing-Geblubber missbraucht oder zur Tarnung von mangelndem Wissen.“

Dann gibt es da noch die weniger bekannten Seiten Schwertls: Die Liebe zur Literatur – Bachmann, Bernhard, Böll, um nur einige zu nennen – und zum Theater, aber auch zu Spanien und dem Flamenco sowie zu den Alpen. Seit vielen Jahren schreibt er nicht nur Fachliteratur, sondern auch Romane, Gedichte und Theaterstücke.

Worüber ich mit ihm noch einmal gerne fachsimpeln würde? Über den Roman „Des Mauren letzter Seufzer“ von Salman Rushdie. Die Frage der indischen Wurzeln des Flamenco (hörenswert: Anoushka Shankar) hat uns schon einmal beschäftigt.

28. Februar 2017
von Tom Levold
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Internationale systemische Forschungstagung in Heidelberg

DGSF-Presseinformation: „Mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus zahlreichen Ländern werden zur ersten internationalen systemischen Forschungstagung „Linking systemic research and practice“ vom 8. bis 11. März in der Heidelberger Universität erwartet. Teilnehmen werden Gäste aus Europa, den USA und Kanada, aber auch aus Australien, Südamerika, China, Singapur oder Armenien. Die von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) unterstützte Tagung richtet sich an Forscher und Praktiker.

Susan McDaniel, Präsidentin der US-amerikanischen Psychologischen Vereinigung APA, wird die Konferenz eröffnen mit dem Vortrag: Charting Our Future By Using Systems Thinking To Address Global Health Problems. Weitere Hauptvorträge halten mit  Bruce Wampold und William Pinsof zwei  der weltweit renommiertesten Psychotherapieforscher, Sheila Mc Namee als internationale Protagonistin des Sozialen Konstruktionismus, Renos Papadopoulos als weltweit tätiger Berater und Forscher in Flüchtlingsangelegenheiten und Leslie Greenberg, Begründer der „emotionsfokussierten Therapie“. Den Abschlussvortrag halten mit dem Duo Peter Fonagy und Eia Asen der „Erfinder“ und der „systemtherapeutische Weiterentwickler“ des für Therapie und Beratung  einflussreichen Konzepts der Mentalisierung.

Darüber hinaus werden zahlreiche Workshops zu spezifisch systemischen Forschungsmethoden angeboten. Neben Forschungsfragen zur Systemischen Therapie und Beratung stehen auch neurobiologische Themen, systemisches Arbeiten in Schulen, mit Flüchtlingen oder im Kontext familiärer Gewalt, Traumatherapie nach kollektiven Katastrophen, „Mindfulness“ in Familien- und Paartherapie, „fluide Organisationen“ oder die Gesundheit am Arbeitsplatz auf dem Programm.

Die internationale Forschungstagung wird ausgerichtet vom Institut für Medizinische Psychologie im Zentrum Psychosoziale Medizin der Universität Heidelberg in Kooperation mit der European Family Therapy Association (EFTA), American Family Therapy Association (AFTA), International Family Therapy Association (IFTA), Chinese Mental Health Association und den deutschen systemischen Gesellschaften DGSF und SG. Weitere Unterstützer sind die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG), die Heidehof Stiftung GmbH und das Helm Stierlin Institut, Heidelberg.

Im Rahmen der Tagung wird auch der mit 3.000 Euro dotierte systemische Forschungspreis verliehen, der erstmals von DGSF und SG zusammen ausgeschrieben wurde. Die beiden systemischen Verbände werden das neu gestaltete Internet-Forschungsportal systemisch-forschen.de präsentieren.

Tagungsleitung: Prof. Dr. Jochen Schweitzer und Prof. Dr. Matthias Ochs. Tagungsort: Neue Universität, Heidelberg, Hörsaalgebäude, Universitätsplatz. Tagungsprogramm und alle Tagungsinformationen im Internet: www.isr2017.com.

27. Februar 2017
von Tom Levold
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Grüße aus Marokko 

systemagazin hatte in der letzten Zeit Pause. Das war zum Einen krankheitsbedingt, zum Anderen habe ich die letzten 14 Tage in Marokko verbracht, wo wir die vierte Trialogie-Tagung in Zagora abgehalten haben – tolle Tagung an einem Super-Ort (auch 2018 wieder vom 17.-24.2.: www.trialogie.com). Leider hat aufgrund einer schwachen Netzverbindung der Upload nicht geklappt, daher heute nachträglich Impressionen vom Tagungsort und von unserer wunderbaren Wüstentour!

13. Februar 2017
von Tom Levold
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Jay Haley (1923-2007)

Heute vor 10 Jahren starb Jay Haley (Foto: James Keim; Wikipedia) im Alter von 83 Jahren, eine Gelegenheit, an diesen Pionier der Familientherapie zu erinnern. Auf der website des Mental Research Institute in Palo Alto ist ein schöner Artikel zu lesen, der das Leben und Werk von Jay Haley ausführlich würdigt, allerdings ohne Angabe zur Autorin und Quelle zu machen. Geschrieben hat den Text Eileen Bobrow, Direktorin des Strategic Family Therapy Training Center am MRI, und erschienen ist er ursprünglich in der Herbstausgabe des „Family Psychologist“ 2007. Hier geht es zum Text…

10. Februar 2017
von Tom Levold
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In Erinnerung an John Shotter

Am 8. Dezember des vergangenen Jahres ist John Shotter an einer Krebserkrankung gestorben (siehe hier die Nachricht vom 21.12.2016). Das International Journal of Collaborative-Dialogic Practices hat schnell reagiert und in seinem 7. Jahrgang in Gedenken an John Shotter eine Sonderausgabe herausgebracht, an der sich viele bekannte Autorinnen und Autoren aus dem sozialkonstruktionistischen Feld beteiligt haben, unter anderem Harlene Anderson, Sheila McNamee, Mary und Ken Gergen, John Lannaman, Gail Simon und Jim Wilson. Herausgekommen ist ein Heft mit persönlichen Erinnerungen, Fotografien, aber auch Gedanken zur Bedeutung des Werkes von John Shotter für den sozialen Konstruktionismus und die Bedeutung von Sprache und Narrationen. Alle Beiträge sind auch online zu lesen, und zwar hier…

26. Januar 2017
von Tom Levold
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systeme 2016

Die Zeitschrift systeme erscheint zweimal jährlich – und es wird an der Zeit, den Jahrgang 2016 nachzutragen. Es sind zwei interessante Hefte herausgekommen. Während das erste Heft thematisch unterschiedliche Beiträge versammelt, ist die zweite Ausgabe ganz dem Thema Paartherapie gewidmet. Interessante Aufsätze zum Thema Migration (C. Oestereich), „Systemische Praxis lernen“ (G. Schiepek) und zum Wandel der Generationen (C. Koppetsch) prägen Heft 1, im Paartherapieheft ist vor allem die Arbeit von Patrick Fornaro zu erwähnen, der Mikroprozessforschung von Paartherapien durchführt und sich mit der Frage beschäftigt, wie TherapeutInnen von Augenblick für Augenblick ihre Entscheidungen über das Vorgehen im Sitzungsverlauf treffen können. Für seine Arbeit hat er den Forschungspreis der Systemischen Gesellschaft erhalten. Alle bibliografischen Angaben und abstracts zum Jahrganh 2016 gibt es wie immer hier…