systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

6. November 2016
von Tom Levold
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was keiner sieht

röcke wie röhren, aus denen andere röhren ragen. kabelwürste die tanten. mit haar- spray fixiert, klebt die hornbrille an ihrem winzigen bienenkorb. der rasen wuchert über lackschuhe, über den bildrand. wein löscht jahrzehnte aus hohlräumen über krawatten. ein bleischweres kind … Weiterlesen

4. Februar 2015
von Tom Levold
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Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906-9.4.1945)

Glück und Unglück, die rasch uns und überwältigend treffen, sind sich im Anfang, wie Hitze und Frost bei jäher Berührung, kaum unterscheidbar nah. Wie Meteore aus überirdischer Ferne geschleudert, ziehen sie leuchtend und drohend die Bahn über unseren Häuptern. Heimgesuchte stehen betroffen vor den Trümmern ihres alltäglichen, glanzlosen Daseins. Groß und erhaben, zerstörend, bezwingend, hält Glück und Unglück, erbeten und unerbeten, festlichen Einzug bei den erschütterten Menschen, schmückt und umkleidet die Heimgesuchten mit Ernst und mit Weihe. Glück ist voll Schauer, Unglück voll Süße. Ungeschieden scheint aus dem Ewigen eins und das andre zu kommen. Groß und schrecklich ist beides. Menschen, ferne und nahe, laufen herbei und schauen und gaffen halb neidisch, halb schaudernd, ins Ungeheure, wo das Überirdische, segnend zugleich und vernichtend, zum verwirrenden, unentrinnbaren, irdischen Schauspiel sich stellt. Was ist Glück? Was ist Unglück? Erst die Zeit teilt beide. Wenn das unfaßbar erregende, jähe Ereignis sich zu ermüdend quälender Dauer wandelt, wenn die langsam schleichende Stunde des Tages … Weiterlesen

1. März 2012
von Tom Levold
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Die Metamorphose der Pflanzen

Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige MischungDieses Blumengewühls über dem Garten umher;Viele Namen hörest du an, und immer verdrängetMit barbarischem Klang einer den andern im Ohr.Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleichet der andern;Und so deutet das Chor auf ein geheimes … Weiterlesen

14. Januar 2012
von Tom Levold
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Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten(und man darf sagen: sie kannten sich gut),kam ihre Liebe plötzlich abhanden.Wie andern Leuten ein Stock oder Hut. Sie waren traurig, betrugen sich heiter,versuchten Küsse, als ob nichts sei,und sahen sich an und wußten nicht … Weiterlesen

25. Dezember 2010
von Tom Levold
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Feiertage

Mutter ist nervösVater ist nervösKind ist nervösOma ist nervös Oma ist gekommenum Mutter zu helfenVater hat gesagtsei nicht nötig gewesen Kind steht im WegMutter steht im WegOma steht im WegVater steht im Weg Alle ham geschafftmit allerletzter Kraft Vater hat … Weiterlesen

31. Oktober 2010
von Tom Levold
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Halloween

PLÖTZLICHHABENKÜRBISSEGESICHTER.SCHIEFEECKZÄHNE.BREITESGRINSEN. “TRICK OR TREAT”SCHALLT ES VORMEINERWOHNUNGSTÜR. DIEKINDERSCHARERSCHRECKTMICH VORZÜGLICH. LUTSCHER,KAUBONBONSVERSCHWINDENFLUGS INPLASTIKBEUTELN. AM LIEBSTENWÄRE ICHMIT DENKNIRPSENGERANNT. GRUSELVERKLEIDUNG,UM HERZENZU ÖFFNEN.VON TÜRZU TÜR.“SÜßES ODER SAURES”GESCHRIEN. SÜßESERBETTELN.BIS MIRSCHLECHTWIRD DAVON. ALLES GLÜCKPASST IN EINETÜTE. ZUMINDESTEINMALIM JAHR. (Jens Borrmann,„Dornblüthe“)

17. Oktober 2010
von Tom Levold
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Ü30-PARTY

LETZTEN SAMSTAGWAR PREMIERE. 14 JAHRE ZU SPÄT.NIEMAND HAT ESBEMERKT. SAAL VOLLER BEGIERDENIN ALTEN HÄUTEN. HETZJAGD FÜR EINESCHNELLE NACHTVOLLER SELBSTBETRUG. AUS NEIN WIRD JA.NOCH EINMAL DASFIEBER SPÜREN. MUSIK UND GEFÜHLEAUS DER KÜHLTRUHE. FLEISCHESLUST KLEBTAUF DEM TANZBODEN. “TAXI ! TAXI ! TAXI … Weiterlesen

10. Oktober 2010
von Tom Levold
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PRAG/ SOMMER 1986

DA WOLLTE ICHUNBEDINGT HIN. KEINE AHNUNGWESHALB. ES WAREINFACH DA. ANGEKOMMEN.LIEF ICH DURCHDIE ALTE STADT. FAND DAS JÜDISCHEVIERTEL. EHRWÜRDIGERFRIEDHOF. EIN HEKTAR KLEIN.GEBEINE VON 100.000MENSCHEN. ALLES SCHIEN IM NEBEL.AUßEN UND INNEN. AM MATZEVAH VONRABBI LÖW ENTDECKTEICH DEN STEININ MEINERJACKENTASCHE.NAHM DIESENKURZ VOR DERABFAHRT … Weiterlesen

3. Oktober 2010
von Tom Levold
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Dunkelheit

ALLESHERUMSTILLE. LICHTLOS MACHTSICH MEIN HERZ DAVON. ZÜRNT DEN VERSPRECHENDER LIEBE. ZERTRAMPELT DIE BLUMEN IM PARK. SCHRECKTVOGELSNACHTSCHLAF. SPRINGT DER WELTINS GESICHT. KOMMT MORGENSGESCHUNDENZURÜCK. BEREIT. FÜRSTAGESWERKIN MEINERBRUST. (Jens Borrmann,„Dornblüthe“)