1. Dezember 2018
von Tom Levold
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Liebe Leserinnen und Leser,
heute startet wieder der systemagazin-Adventskalender. Die Leitfrage für dieses Mal ist ja, welche Ideen, Hypothesen und Prognosen Sie haben, wohin sich das systemische Feld in den kommenden Jahren entwickeln wird. Welche Konzepte werden Bestand haben, welche kommen unter die Räder (des Mainstreams, des Fortschritts, des Rückschritts)? Was bleibt in Erinnerung, was wird vergessen? Was geschieht mit den Verbänden, Instituten und Interessengruppen? Mit welchen Auflösungen, Spaltungen, Fusionen und Neuformationen wird zu rechnen sein? Was wird man in 10 Jahren unter „systemisch“ verstehen? Wie schätzen Sie Ihre eigene Zukunft unter diesen Prämissen ein? Angenommen, Sie schauen 2028 auf 10 turbulente Jahre zurück, was ist alles an erfreulichen und deprimierenden Ereignissen geschehen?
Wie immer ist auch heute noch überhaupt nicht klar, ob der Kalender in diesem Jahr voll wird. Viele Kolleginnen und Kollegen haben schon einen Beitrag zugesagt – aber fühlen Sie sich auf jeden Fall eingeladen, auch selbst noch tätig zu werden und ein Türchen zu gestalten. Ihrer Phantasie sind dabei keine Schranken gesetzt. Wie immer bleibt die Form Ihnen ganz überlassen. Analysen, Pamphlete, zirkuläres Hypothetisieren, reflektierende Dialoge, Horoskope, Briefe aus der Zukunft in die Vergangenheit, Geschichten, Weissagungen, Satire, persönliche Bekenntnisse – alles hat seinen Platz, und der ist im Internet nicht begrenzt. Kleine Bedingung: Ihr Text sollte etwas mit den gestellten Fragen zu tun haben.
Die Eröffnung macht heute Wolfgang Loth mit einem Blick aus der Zukunft – lassen Sie sich überraschen. Ich freue mich auf Beiträge, Rückmeldungen und Diskussionen.
Wolfgang Loth: Schöne neue Wellt
Neulich mit Benno beim Kaffee. Vielleicht sollte ich genauer sagen, ich Kaffee, Benno Strom. Benno ist der meines Wissens erste zertifizierte KI-Berater. Ein Roboter, wie man früher gesagt hätte. Das wäre jedoch für Zwecke psychosozialer Optimierungsberatung ein eher abschreckender Begriff. Wer will sich schon von einem Roboter unter die Arme greifen lassen?! „Wart’s nur ab!“, hatte Benno gelacht, „eines Tages wirst Du froh sein, wenn ich Dir nicht nur geduldig immer wieder das Gleiche erkläre, weil Du es kurz darauf schon wieder vergessen hast. Sondern Dich auch noch ohne zu mucken durch den Raum trage ohne müde zu werden.“ Natürlich hatte er bemerkt, dass mich das gruselte, künstliche Intelligenz eben, aufmerksam bis zum letzten, unbeeindruckt, gleichmäßig freundlich, ob ich nun abwinke oder nicht. Und jetzt eben bei Kaffee&Strom. Von Zeit zu Zeit muss Benno noch Pause machen und den Akku laden. Dann, und nur dann habe ich eine Chance auf ein Gespräch, das nicht nur funktional abläuft. Ein Gespräch, bei dem er sich volens nolens Zeit nehmen muss, während er sie ansonsten, wie es scheint, entweder immer hat oder außerhalb ihrer menschenüblichen Verschleißdauer funktioniert. Klingt nicht schön, aber irgendwie ist es wohl so. Weiterlesen →