
Von den deutschsprachigen systemischen Zeitschriften setzt sich die Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung unter ihrer Herausgeberin Cornelia Tsirigotis in ganz besonderem Maße mit dem Thema Kultur und Migration auseinander. Das aktuelle Heft 3/2016 ist das vierte Themenheft in den vergangenen Jahren und bezieht sich in erster Linie auf die Arbeit mit Flüchtlingen. Im Editorial schreibt Tsirigotis: „Die größten Fluchtbewegungen auf der Welt seit dem Ende des zweiten Weltkriegs, eine beeindruckende Unterstützungs- und Hilfewelle, die unglaublich schnelle Wiedererrichtung von Stacheldraht in Europa, ein besorgniserregender Wertewandel mit gewaltigem politischen und kulturpolitischem Ausmaß, der zugleich schleichend und wenig wahrnehmbar erscheint- seit dem letzten Heft zu diesem Thema vor einem Jahr hat sich eine aus meiner Sicht sehr rasante Entwicklung in unterschiedliche Richtungen vollzogen, die ihre Schatten zwar vorauswarf und zugleich noch schwer vorstellbar erschien. Grund genug also, sich im diesjährigen Heft der ZSTB zum Themenschwerpunkt Kultur und Migration der Arbeit mit Geflüchteten zuzuwenden. Dazu wurden Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Kontexten eingeladen. Den Auftakt der Beiträge zum Thema „Systemisches Arbeiten mit Geflüchteten“ macht Alexander Korittko. Als Spezialist für eine systemische Perspektive auf Trauma und traumatischen Stress beschreibt er in seinem Beitrag, dass mit dem Ankommen in Deutschland der traumatische Stress für die Geflüchteten noch kein Ende hat und dass es viel länger dauert, bis von post-traumatischer Belastung gesprochen werden kann. Haja Malter und Kerstin Schmidt richten ihre Perspektive auf kultursensibles systemisches Denken und Handeln in der Arbeit mit Geflüchteten. Gleich zwei Beiträge beschäftigen sich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen: Angela Teresa Ott zeigt die Erfordernisse professioneller psychosozialer Hilfe an berührenden Beispielen auf. Mahsa Mitchell bereichert systemische Sichtweisen durch einen psychoanalytischen Blick auf die eindrucksvollen Träume von unbegleiteten jugendlichen Geflüchteten.“ Darüber hinaus runden Beiträge von Kirsten Dierolf und Johannes Herwig-Lempp das Heft ab. Alle abstracts und bibliografischen Angaben gibt es wie immer hier…
Die Klinische Familienpsychologie habe „eine stürmische Entwicklung hinter sich“, heißt es im Vorwort. „Sie hat als Systemtheorie und als Familientherapie mit einem revolutionären Schwung begonnen. Die Systemtheorie musste einsehen, dass sich mit ihr nicht alles erklären, und die Familientherapie musste einsehen, dass sich mit ihr nicht alles behandeln lässt“ (S. 12). Hantel-Quitmann sieht jetzt ihren Platz innerhalb einer „integrativen Therapie-Theorie“. Im Vergleich zu den engagierten Debatten um ein umfassenderes Verständnis Systemischer Therapie erscheint das vorliegende Buch somit wie ein Gruß aus der Umwelt. Entsprechend wenig finden sich hier Bezüge zu explizit systemischen Konzeptionen. Dennoch erscheint mir die Lektüre des vorliegenden Bandes interessant und nützlich, vielleicht sogar gerade wegen dieser recht eindeutigen Position außerhalb des systemischen Debattengeschehens. Aus den vorzüglichen, teils ungemein spannenden Beschreibungen familiärer Verstörungen, Konfliktthemen und Leidenserfahrungen ergeben sich immer wieder Anregungen hinsichtlich des Zusammentreffens der eher formal-grammatikalisch ansetzenden spezifisch systemischen Praxisideen mit den Lebenswirklichkeiten von Ratsuchenden. Hier bordet Hantel-Quitmann geradezu über vor Erfahrungswissen und Forschungserkenntnissen zu den Fragen substanziell verstörten Familienlebens. 

Heute wäre Mara Selvini Palazzoli 100 Jahre alt geworden. Anfang der 80er Jahre waren sie und ihr Mailänder Team unglaublich berühmt und haben die Entwicklung der Familientherapie und der Systemischen Therapie nachhaltig beeinflusst. Leider ist ihr Name vielen systemischen KollegInnen, die ihre Weiterbildung erst in den vergangenen Jahren gemacht haben, kaum ein Begriff. Die Geschichte des systemischen Ansatzes ist unter Systemikern nicht sehr präsent (wenn man sie nicht selbst erlebt hat). Einen guten Einblick in die Arbeit von Mara Selvini (und ihre Biografie) bietet aber ein Portrait von Edith Zundel aus dem Jahre 1987, das als Beitrag in ihrem Buch „Leitfiguren der Psychotherapie“ im Kösel-Verlag München erschienen ist. In der Zeit gab es damals dieses Kapitel als Vorabdruck, der erfreulicherweise heute auch online zu lesen ist,