11. November 2018
von Tom Levold
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6. November 2018
von Tom Levold
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Luhmann für dich und mich
Heute vor 20 Jahren ist Niklas Luhmann (8.12.1927 – 6.11.1998) gestorben. Auch wenn sein primäres Interesse einer Systemtheorie der Gesellschaft galt, ist seine Ausstrahlung und Bedeutung im Feld der systemischen Beratung und Therapie ungebrochen. In der Zeitschrift systhema haben Haja Molter und Karin Nöcker 2012 versucht, Aspekte der Theorie der sozialen Systeme nach Niklas Luhmann, insbesondere seiner Kommunikationstheorie, auf den Nutzen und mögliche Konsequenzen für die systemische Praxis zu befragen.
Aus dem Anlass dieses Jahrestages verweist systemagazin auf diesen Text, in dem es u.a. darum geht:
- Welche Relevanz hat diese Systemtheorie für unsere systemische Praxis?
- Inwieweit ist diese Theorie brauchbar, hilfreich oder möglicherweise hinderlich für unsere Arbeit mit Klienten?
- Welche konkreten Interventionen/Einladungen lassen sich für unseren Berufsalltag ableiten und anwenden, welche Anregungen könnten wir geben und welche Aufregungen könnten wir veranlassen, um die Selbstorganisation unserer Klienten zu fördern?
- Wie kann es gelingen, eine anschlussfähige Kommunikation anzuregen?
- Wenn „Missverstehen“ in der Kommunikation wahrscheinlicher als „Verstehen“ sein soll, wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass wir Luhmanns Theorie der sozialen Systeme verstanden haben?
5. November 2018
von Tom Levold
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10 % der Frauen hatten 2017 einen höheren Bildungsstand als ihr Partner
WIESBADEN – Im Jahr 2017 hatten 10 % der Frauen, die mit einem Partner im Haushalt zusammen lebten, den formal höheren Bildungstand in der Beziehung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, traf der umgekehrte Fall häufiger zu: Bei über einem Viertel der Paare (27 %) hatte der Mann im Vergleich zu seiner Partnerin einen höheren Bildungsstand. Überwiegend (63 %) hatten in einer Partnerschaft lebende Frauen und Männer in Deutschland jedoch in etwa das gleiche Bildungsniveau.
Ehepaare, die die Mehrzahl der Paargemeinschaften stellen, unterschieden sich kaum vom Durchschnitt aller Paare. In gemischtgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, also bei unverheirateten Paaren hatten 15 % der Frauen einen höheren Bildungsabschluss als ihre Partner. Dass der Mann einen höheren Bildungstand hatte, kam zu 20 % vor. 65 % der Frauen und Männer in diesen Lebensgemeinschaften hatten ein ähnliches Bildungsniveau.
Bei einer regionalen Betrachtung gab es ebenfalls Unterschiede im Bildungsniveau der Partner. In Ostdeutschland waren 13 % der Frauen besser qualifiziert als ihre Partner, Männer hatten hier in 20 % der Fälle den höheren Abschluss. Westdeutschland unterschied sich dagegen kaum vom Bundesdurchschnitt.
Auch von den in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft lebenden Personen hatte die Mehrzahl (63 %) einen gleichen Bildungstand wie ihre Partnerinnen beziehungsweise Partner. Nach dem Geschlecht differenziert, traf das auf 60 % der Männer und 66 % der Frauen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften zu.
Die Ergebnisse basieren auf dem Mikrozensus 2017, für den jährlich 1 % der Haushalte befragt wird. Hierbei werden ausschließlich in einem gemeinsamen Haushalt lebende Personen einbezogen. Über den Haushalt hinaus bestehende familiäre Bindungen werden dabei nicht berücksichtigt. Für diese Auswertung werden Ehepaare und Lebensgemeinschaften nach dem International Standard Classification of Education (ISCED) betrachtet, einer Kombination aus Schul- und Berufsbildungsabschluss.
4. November 2018
von Tom Levold
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Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie zu dem Dokumentarfilm „Elternschule“
Köln, 2.11.2018
Im Folgenden nimmt die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) Stellung zu dem Film „Elternschule“ (2018), einer Dokumentation von Ralf Bücheler und Jörg Adolph, die in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen, Abteilung Pädiatrische Psychosomatik, Allergologie und Pneumologie, gedreht wurde.
Als größte systemische Fachgesellschaft fühlen wir uns zu einer Stellungnahme aufgefordert, da der verantwortliche Psychologe Dietmar Langer wie auch die Klinik selbst, sich darauf berufen, „auch systemisch“ zu arbeiten.
In dem gezeigten Einblick in die Arbeit des Gelsenkirchener Teams vermögen wir jedoch nichts Systemisches zu erkennen und distanzieren uns in aller Deutlichkeit von dem Vorgehen in der Psychosomatischen Abteilung der Kinderklinik. Die Stellungnahme des Deutschen Kinderschutzbundes zu diesem Film vom 26.10.2018 wird von Seiten der DGSF vollumfänglich unterstützt.
Ziel systemischen Handelns ist es, eine innere Haltung und Einstellung bei Eltern, Therapeutinnen und Therapeuten, Erzieherinnen und Erziehern anzuregen, aus denen heraus sinnvolles erzieherisches oder therapeutisches Handeln unter den einmaligen Bedingungen der jeweiligen Einzelsituation möglich wird (1).
Diese Haltung ist geprägt vom Respekt für die Wege und bisherigen Lösungsversuche der einzelnen Familien, von der Würdigung des Leidens dieser Familien und von der Zuversicht, dass diese auch unter extremen Bedingungen über eigene Ressourcen verfügen. Systemisches Arbeiten mit Familien bietet einen geschützten Rahmen, in dem diese neue Lösungen finden und Selbstwirksamkeit durch Wertschätzung erfahren können.
In den gefilmten Sequenzen der stationären Therapie in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen zeigt sich die systemische Haltung in keiner Weise. Es wird vielmehr das scheinbare Versagen der Eltern im „Kampf“ gegen die Kinder in den Vordergrund gestellt. Dabei wird den Eltern kein Raum geboten, eigene Vorstellungen von Lösungen zu entwickeln oder sich ihrer eigenen Ressourcen bewusst zu werden. Sie erhalten Frontalunterricht von Experten, die Ihnen aufzeigen, welche Fehler sie in der Vergangenheit machten und was sie stattdessen in Zukunft zu tun haben. Weiterlesen →
27. Oktober 2018
von Tom Levold
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Fritz B. Simon zum 70.
Heute feiert Fritz B. Simon seinen 70. Geburtstag (auch die systemischen Youngster der frühen 80er kommen in die Jahre 🙂 – und systemagazin lässt ihn hochleben. Seine vielfältigen Beiträge zur Entwicklung der systemischen Theorie, Praxis und Weiterbildung in den Feldern der Psychotherapie, Beratung, Supervision, Coaching, Organisationsentwicklung sind gar nicht mehr zu zählen, die Liste seiner Bücher und Aufsätze zu allen möglichen Themen und Fragestellungen könnte schon selbst ein kleines Buch ergeben – mit dem Carl-Auer-Verlag hat er den ersten rein systemisch orientierten Verlag mitbegründet. Seine internationalen Aktivitäten, vor allem die Entwicklung der systemischen Therapie in China und seine Arbeit für die Europäische Familientherapie-Vereinigung EFTa, nicht zu vergessen. All das hier noch einmal aufzuzählen, hieße Eulen nach Athen tragen.
Lieber Fritz, zum 70. gratuliere ich ganz herzlich und wünsche dir alles Gute. Wir sind in einem Alter, wo der Wunsch nach Gesundheit in der Rangskala immer weiter nach oben steigt. Also hoffe ich, dass du auch im kommenden Jahr gesund und munter bleibst und das systemische Feld auch in der Zukunft noch mit deinen wichtigen Impulsen unterstützen wirst. Vor allem aber wünsche ich Freude am Leben in all seinen Varianten! Ich freue mich immer über unsere Begegnungen – in Berlin, Heidelberg und anderswo!
Eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen sind meiner Einladung gefolgt, dir an dieser Stelle ebenfalls zu gratulieren, was mich ebenfalls sehr freut. Auch wenn du (gottlob) die Kommentarfunktion an deinem Blog ausgeschaltet hast, gibt es im systemagazin über die Kommentarfunktion für alle die Möglichkeit, ihre eigenen Glückwünsche hinzuzufügen.
Ganz herzlich
Dein Tom
8. Oktober 2018
von Tom Levold
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Bruno Hildenbrand wird 70!
systemagazin gratuliert Bruno Hildenbrand ganz herzlich zum 70. Geburtstag, den er heute feiert. In der systemischen Szene ist er vor allem durch seine Zusammenarbeit und die gemeinsamen Veröffentlichungen mit Rosmarie Welter-Enderlin („Systemische Therapie als Begegnung“), durch die Schriftleitung von „System Familie“ und durch seine Arbeiten zur Genogrammanalyse bekannt geworden. Von 1994 bis 2014 war er Professor für Sozialisationstheorie und Mikrosoziologie am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nach seinem Studium der Soziologie, der Politischen Wissenschaften und der Psychologie an der Universität Konstanz arbeitete er von 1979 bis 1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Psychiatrischen Klinik der Philipps-Universität Marburg und war anschließend Hochschulassistent an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main von 1984 bis 1989, wo er sich 1991 habilitierte. Von 1989 bis 1994 arbeitete er als Fachleiter für Arbeit mit psychisch Kranken und Suchtkranken an der Berufsakademie Villingen-Schwenningen. Als „Klinischer Soziologe“ entwickelte er eine besondere Perspektive auf die Arbeit mit psychiatrischen Patienten wie auch auf die beraterische Arbeit mit Familien, vor allem mit Familien in ländlichen Regionen. Dieser Arbeit galt auch immer wieder sein Forschungsinteresse, dass u.a. auf Transformationsprozesse der Kinder- und Jugendhilfe in ländlichen Regionen Ost- und Westdeutschlands, Sozialisationsprozesse in der Pflegefamilie, Verfachlichung alltäglicher Lebenspraxis und die fallrekonstruktiven Verfahren in den Sozialwissenschaften gerichtet war.
1996-2000 war er Schriftleiter der letzten Jahrgänge der Zeitschrift „System Familie“, die 2000 vom Springer-Verlag eingestellt wurde. Die letzten drei Jahre machten wir das gemeinsam, in dieser Zeit lernten wir uns intensiver kennen und schätzen, eine freundschaftliche Verbindung, die bis heute anhält. Im Zuge seiner eher untypischen wissenschaftlichen und praktischen Karriere hat sich Bruno Hildenbrand eine Unabhängigkeit sowohl in der Hochschullandschaft als auch im systemischen Feld erhalten, die seine kritischen (und oft durchaus polemischen) Perspektiven auf die systemischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte umso wertvoller machen, auch wenn seine Lust an der Provokation nicht jedermanns Sache ist. Die Folgen eines Schlaganfalls im Jahre 2012, zwei Jahre vor seinem Ruhestand, hat er – mit großer Unterstützung seiner Frau Astrid – bravourös gemeistert, die daraus resultierende Lähmung verunmöglichte ihm, zu schreiben, weshalb er seine immense Textproduktion auf Spracherkennung am Computer umstellte. Sein unglaublich breites Hintergrundwissen, seine Gründlichkeit und Strenge bei der editorischen Arbeit und seine Unerschrockenheit in inhaltlichen Auseinandersetzungen habe ich immer bewundert und geschätzt. Pünktlich zum 70. Geburtstag ist in der aktuellen Ausgabe des Kontext ein ausführliches Interview mit Bruno Hildenbrand erschienen, das Petra Bauer und ich mit ihm im vergangenen Jahr über sein Leben und seine professionelle Entwicklung geführt haben.
Lieber Bruno, ganz herzliche Glückwünsche zum runden Geburtstag und alles Gute für die kommenden Lebensjahre. Ich wünsche dir und uns, dass deine Energie und Schaffenskraft trotz aller Einschränkungen auch in Zukunft erhalten bleiben und wir noch viele interessante An- und Einsichten von dir bekommen werden! Aber da bin ich ganz zuversichtlich!
Herzliche Grüße, Tom
25. September 2018
von Tom Levold
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Begegnungen im Reich der Mitte
Ulrich Sollmann, Körper und Gestaltpsychotherapeut, ist in der systemischen Szene vor allem durch seinen Blog „Der Körperleser“ bei carl-auer.de bekannt. Seit einigen Jahren reist er regelmäßig nach China und führt dort als Mitglied der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie Weiterbildungskurse und Workshops durch. Seine Faszination für China war der Grund für sein Buch Begegnungen im Reich der Mitte – Mit psychologischem Blick unterwegs in China, das Anfang des Jahres im Psychosozial-Verlag in Gießen erschienen ist. Jens Tasche aus Berlin, selbst Bioenergetiker, hat das Buch gelesen. Seine Rezension wird 2019 auch im Forum für Bioenergetische Analyse erscheinen.
Jens Tasche, Berlin:
Keine Frage, Ulrich Sollmann hat sich in das Land China verliebt. Versehen mit einem durchaus kritischen, psychologischen Blick und seiner Kompetenz als Körperpsychotherapeut möchte er mit diesem Buch Verständnis für das Land und dessen Bewohner wecken. Nach Aussage eines mit ihm befreundeten chinesischen Personalberaters sind 80 Prozent der in China arbeitenden Deutschen am Ende ihres Aufenthaltes froh, das Land endlich verlassen zu können. Während der chinesische Freund möchte, „dass nur solche Menschen kommen mögen, die das Land lieben“, will Sollmann durch sein Buch dazu beitragen, dass eine solche Liebe – getragen durch einfühlendes kulturelles Verstehen – gelingen kann.
Ulrich Sollmann ist seit längerer Zeit mit China vertraut. Als Mitglied der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie (DCAP) – einem Zusammenschluss von ärztlichen und psychotherapeutischen Kollegen aus China und Deutschland – führt er dort unter anderem Weiterbildungen durch. Seit 2013 besucht er das Land regelmäßig für sechs Wochen im Jahr, hält Vorträge, leitet Workshops und produziert Lehrvideos. Sein Buch „Einführung in die Körpersprache und nonverbale Kommunikation“ wurde ins Chinesische übersetzt.
Das hier besprochene Buch handelt von den Erfahrungen, die Sollmann in China machen durfte. Er will – und das gelingt ihm hervorragend – dem Leser einen Einblick in die Lebenswirklichkeit des Landes vermitteln. Dabei versteht er sich als ethnologischer Wanderer, als Flaneur, der die Menschen und ihren Alltag erforscht und erlebt. Sollmann beobachtet und begegnet Menschen, um seine Erlebnisse dann auf der Basis seiner psychologischen und körperpsychotherapeutischen Erfahrungen zu reflektieren. So ist er stets gleichzeitig Handelnder und Erkennender. Sollmanns privater Forschungsansatz ist wohl irgendwo zwischen Margaret Mead und der Ethnopsychoanalyse zu verorten und stark von einem hermeneutischen Wissenschaftsverständnis geprägt. Weiterlesen →
24. September 2018
von Tom Levold
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Systemisch-Integrative Paartherapie 2018/19
23. September 2018
von Tom Levold
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Warren McCulloch Interview (1969)
https://vimeo.com/284558589
14. September 2018
von Tom Levold
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Humberto Maturana wird 90!
Heute feiert Humberto R. Maturana seinen 90. Geburtstag. Der chilenische Biologe und Philosoph wurde am 14. September 1928 in Santiago de Chile geboren und gilt als ein wichtiger Wegbereiter der konstruktivistischen Erkenntnistheorie. Er studierte ab 1948 Medizin an der Universidad de Chile und ging 1954 mit einem Stipendium der Rockefeller-Stiftung an das University College in London. Dort entwickelte er erstmals eine Theorie zur Existenz lebender Systeme als autonome dynamische Einheiten. Ab 1956 lebte er in Harvard, USA, wo er 1958 das Doktorat in Biologie abschloss, und arbeitete bis 1960 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (Massachusetts), USA. 1960 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Biologie an der Fakultät für Medizin der Universidad de Chile, Santiago de Chile. Dort spezialisierte er sich auf Untersuchungen zur visuellen Perzeption, insbesondere der Farbwahrnehmung, und auf die Grundlagen zur Unterscheidung lebender Systeme und nicht-lebender Systeme. 1968 reiste er auf Einladung Heinz von Foersters nach Urbana und nahm von 1969 bis 1970 eine Gastprofessur an der University of Illinois wahr.Von 1970 bis 1973 arbeitete er in enger Kooperation mit Francisco J. Varela in Santiago de Chile. Ab 1970 widmete er sich vor allem der Weiterentwicklung der „Biologie der Erkenntnis“ und beschäftigt sich als Neurophysiologe mit erkenntnistheoretischen Problemen über den Weg der „Biologie des Erkennens“.
Seine Theorie der Autopoise lebender Systeme (im engeren Sinne: der Autopoiese der zellulären Vorgänge in Organismen) erwies sich als äußerst einflussreich im systemisch-konstruktivistischen Diskurs. Der Begriff der Autopoiese wurde von Niklas Luhmann auf die Organisation psychischer und sozialer Systeme übertragen, eine Theorieentscheidung, der Maturana bis heute widerspricht. In einem Gespräch mit Bernhard Pörksen, das 2001 in der Zeitschrift Communicatio Socialis erschienen ist, erklärt er, warum er die Übernahme des Autopoiese-Begriffs für die Theorie Sozialer Systeme für falsch hält.
systemagazin gratuliert Humberto Maturana und wünscht ihm alles Gute für die kommenden Zeiten!
13. September 2018
von Tom Levold
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Angst und Methode
Heute vor 110 Jahren wurde der Pionier der Ethnopsychoanalyse Georges Devereux in Lugos, Ungarn, geboren. Sein methodologisches Hauptwerk „From anxiety to method in the behavioral sciences“ erschien 1967 auf Englisch, die deutsche Übersetzung „Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften“ 1973 bei Hanser. Darin liefert Devereux eine Kritik der vorherrschenden verhaltenswissenschaftlichen Methodologie. Der Anthropologe Weston La Barre schreibt in seinem Vorwort zu diesem Buch (nachdem er auf die Entdeckung der Beobachterabhängigkeit aller Beobachtung in den Naturwissenschaften hingewiesen hat): „Mittlerweile fahren die sich selbst so nennenden »Sozialwissenschaften«, die seit dem 17. Jhdt. nach dem Prestige der exakten physikalischen Wissenschaften streben, mit erhabenem Ernst fort, sich nach dem mechanistischen Newtonschen Modell des 17. Jhdts. auszurichten, als hätten
Einstein und Heisenberg in der Zwischenzeit nicht die Physik revolutioniert. Es ist mehr als ironisch, daß ausgerechnet die am wenigsten exakte der Sozialwissenschaften, die hoffnungslos humanistisch-naturalistische Erforschung des Menschen aus der »Vogelperspektive«, zuerst die relativistisch-indeterministische anthropische Spitzfindigkeit erfassen sollte, daß der unsichtbare Mensch verzweifelt versucht, nicht dabei gesehen zu werden, wie er andere Menschen sieht, während die akademische Psychologie und Soziologie auf dem Königsweg Newtonscher Epistemologie sogar noch weiter zurückgeblieben sind. Einfältig »experimentell«-manipulativen Sozialwissenschaftlern mangelt es zu sehr an Demut wie auch an Witz, um
erkennen zu können, daß sie ihre Wahrheitsmaschinen mit vielfach von Menschen verunreinigten Daten füttern und – trotz zwanghaft exakter »Methodologie« – deshalb einzig die lokale zeitgenössische Folklore über unsere Gesellschaft umständlich, mühselig und vor allem unwissentlich neuentdecken“. Auch wenn Devereux die Beschäftigung der Forscher mit ihren Daten unter dem Aspekt von Übertragung und Gegenübertragung, also mit einem psychoanalytischen Vokabular untersucht, lässt sich dieses Werk auch als eine frühe Arbeit zur Theorie der Wissenschaft als subjektabhängige Beobachtung verstehen, die Devereux an zahllosen Fallbeispielen überwiegend aus Ethnologie und Psychiatrie, verdeutlicht. Dabei geht es ihm darum, dass verhaltenswissenschaftliche Daten regelmäßig angsterregend sind. Wird dies nicht bewusst, kommt es zu Gegenübertragungsreaktionen. In einer auf vermeintliche Objektivität orientierten Methodologie wird dies nicht nur nicht bemerkt, sondern die Methode selbst wird zum Mittel der Angstbewältigung.
Lobenswerterweise ist zum 110. Jahrestag dieses Buch im April in der Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse des Psychosozial-Verlags neu aufgelegt worden. Die Lektüre lohnt sich immer noch.
10. September 2018
von Tom Levold
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Virginia Satir (26.6.1916-10.9.1988)
Heute vor 30 Jahren ist Virginia Satir gestorben. Hier eine kleine Reminiszenz:
1. September 2018
von Tom Levold
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Wie gefährlich ist Donald Trump?
Ulrich Sollmann, Bochum:
Mitte letzten Jahres hatten 27 Psychiater und Psychologen den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump auf die virtuelle Couch gelegt. Jetzt liegt das Buch endlich auch auf Deutsch vor.
Kann man die Psyche eines Menschen aus der Distanz beurteilen? Fragten sich damals prominente Psychiater und Psychologen, um dann ein wirklich mehr als nachdenkenswertes Buch herauszugeben. Einerseits besticht das Buch durch differenzierte, fundierte und wissenschaftliche Genauigkeit in der Darstellung psychologischer und psychiatrischer Zusammenhänge. Diese ranken sich um die Person des Protagonisten Donald Trump, aber auch um die US-amerikanische Gesellschaft sowie um die sich zuspitzende, brisante, hierdurch beeinflusste weltpolitische Lage. Zudem nimmt das Buch einen bedeutsamen und einzigartigen Platz ein im Rahmen gesellschaftspolitischen Verhaltens der psychologischen/ psychiatrischen/ psychotherapeutischen Zunft ein.
Die 27 Autoren hatten sich zu dieser Streitschrift entschieden, obwohl es die sog. „Goldwater-Regel“ bzw. Abschnitt 7, Punkt 3 des ethischen Kodes der American Psychiatric Association gibt, die besagt „es ist unethisch, wenn ein Psychiater eine professionelle Meinung über eine Person des öffentlichen Lebens zu Gehör bringt, es sei denn, er oder sie hat die betreffende Person untersucht und ist autorisiert eine solche Beurteilung abzugeben.“
Diese Goldwater-Regel markiert die Grenzen der praktischen Berufsausübung. Sie hilft auch professionelle Integrität zu wahren und schützt die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vor Diffamierung. Was aber, so fragten sich die Autoren, sollte getan werden, wenn das Verhalten einer öffentlichen Person, sprich in diesem Fall eines US-amerikanischen Präsidenten, potentiell verheerende Folgen nach sich ziehen kann oder wird. Die Autoren sehen sich daher in Übereinstimmung mit der sog. Tarasoff-Doktrin, einem Gerichtsurteil, das im Zusammenhang mit dem Fall Tarasoff vs. University of California erging. Demnach ist es sogar die Pflicht aller Fachleute für psychische Gesundheit, die Bürger der Vereinigten Staaten und die Völker der Erde vor den potentiell verheerenden Folgen des Verhaltens von Politikern (m.E.: inklusive eines US-amerikanischen Präsidenten) zu warnen. Weiterlesen →