Bei C.H. Beck hat ein neues intellektuelles Zeitschriftenprojekt die Welt erblickt, das sich nicht den großen Theorieentwürfen der Vergangenheit und Gegenwart verpflichtet fühlt, sondern der Geschichte der unterschiedlichen Ideen nachspüren möchte, die sich in diesen Entwürfen finden lassen, immer wieder erneuten Transformationen ausgesetzt sind und unsere politische und kulturelle Gegenwart nachhaltig prägen. Ihr Programm umreißen die Herausgeber Ulrich Raulff, Helwig Schmidt-Glintzer und Hellmut Th. Seemann (vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach, der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Klassik Stiftung Weimar) in ihrer Einleitung folgendermaßen:„Vierzig, fünfzig Jahre lang jagten sich die historischen Synthesebegriffe, die «Paradigmenwechsel» und die «turns» der Geisteswissenschaften, bis diese selbst, soziologisch aufgeklärt und kulturalistisch weise geworden, nicht mehr so heißen wollten. Eine gleichsam spätantike Religionenkonkurrenz interpretatorischer Moden und Methoden verdunkelte die Szene. Doch die damals aufgerichteten Bilder sind zerfallen. Die Schlagwortstürme haben sich gelegt. Geblieben ist der Begriff der Ideengeschichte und der Erkenntniswille, solche oft komplizierten Zusammenhänge sorgfältig zu rekonstruieren: Polemische und irenische Geschichten kommen zutage, Skizzen von Wanderwegen, Berichte von schwierigen Überlieferungen und unerhörten Wirkungen. Geblieben ist die Notwendigkeit, die langen Linien des Ideenverkehrs zu erforschen, die Rezeptionen und Transformationen, die Abbrüche und Neuaufnahmen. Geblieben ist der Wunsch nach Neuansätzen aus profunder Kenntnis des Archivs: Wie sich die Kunst aus dem Rekurs auf ältere Kunst erneuert, erprobt sich neues Denken im Angesicht des schon Gedachten“
Das erste Heft, das auch als kostenloses Leseexemplar angefordert werden kann, bietet in attraktiver und augenfreundlicher Aufmachung Beiträge über das Schicksal der Entfremdungs-Idee, das Konzept der Coolness (hinter dem sich eine Geschichte der Distanzierung verbirgt) und ein (auch online zu lesender) Aufsatz von Helmuth Lethen über den„Untergrund“, die Idee der Tiefe, die gerade auf deutsche Philosophen und Intellektuelle immer wieder große Faszination ausgeübt hat.
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Zeitschrift für Ideengeschichte
26. März 2007 | Keine Kommentare