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Welterzeugung durch Zahlen

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Bettina Heintz Foto: http://studunilu.ch

Bereits gestern hatte ich auf das neue Heft der Zeitschrift „soziale Systeme“ hingewiesen. Der einleitende Artikel von Bettina Heinz untersucht „Modelle politischer Differenzierung in internationalen Statistiken, 1949-2010“ als Beispiel für die Konstruktion einer Weltvorstellung anhand von numerischen Konzepten, die „Welterzeugung durch Zahlen“. Im Abstract heißt es: „Der Aufsatz interpretiert Statistiken als numerische »Weisen der Welterzeugung«. Er untersucht, auf welche Weise Statistiken die Welt darstellen und sie gleichzeitig als übergeordnetes Ganzes – als »(Welt)Gesellschaft« – erfahrbar machen. Indem Statistiken heterogene und weltweit verstreute Ereignisse auf einige wenige Vergleichsdimensionen reduzieren, erzeugen sie einen Vergleichszusammenhang, der unter Umständen globale Reichweite hat. Am Beispiel der UN-Bevölkerungsstatistik von 1949 bis heute wird gezeigt, wie sich der statistische Blick auf die Welt in den letzten sechzig Jahren verändert hat und was sich soziologisch daraus lernen lässt. In einem ersten Abschnitt wird das soziologische Konzept des Vergleichs eingeführt und auf Globalisierungsprozesse bezogen. Der zweite Abschnitt befasst sich mit Statistiken als einer besonderen Form numerischer Vergleiche. Der Schwerpunkt liegt auf der Institutionalisierung der nationalen Statistik im 19. Jahrhundert und ihren Folgen für die ›Entdeckung‹ der Gesellschaft in der Soziologie. Der dritte Abschnitt bildet das Kernstück des Aufsatzes. Am Beispiel des Wandels des Klassifikationssystems der UN-Bevölkerungsstatistik von 1949 bis heute wird dargestellt, wie die globale Ordnung in diesem Zeitraum beobachtet und beschrieben wurde. Die Ergebnisse dieser Analyse weisen darauf hin, dass bis in die späten 1960er Jahre die imperiale Ordnung und nicht die segmentäre Differenzierung in formal gleichberechtigte Nationalstaaten als Normalfall betrachtet wurde. Erst 1970 wird der Nationalstaat in der statistischen Beobachtung zu einer globalen Kategorie. Der Aufsatz nimmt dieses Ergebnis zum Anlass, die systemtheoretische »Primatsthese« auf der Basis der neueren Imperiumsgeschichte einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. In einem vierten und letzten Abschnitt wird die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Statistik und Gesellschaftsbegriff noch einmal aufgegriffen und auf globale Zusammenhänge bezogen: Lässt sich analog zur nationalen Statistik auch von einer »Geburt der Weltgesellschaft aus dem Geist der internationalen Statistik« sprechen?“. Bettina Heintz ist Soziologin und hat den Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie am Soziologischen Seminar der Universität Luzern inne.

Dieser Text ist als PDF frei im Netz zugänglich, und zwar hier…

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