
Jürgen Hargens
Heute feiert Jürgen Hargens seinen 70. Geburtstag, zu dem wir von Herzen gratulieren! Jürgen Hargens hat mit der Gründung der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung (damals noch Zeitschrift für systemische Therapie) 1983 einen ganz wesentlichen Beitrag für die Entwicklung der systemischen Therapie in Deutschland geleistet. Viele für das systemische Feld wichtige AutorInnen aus dem In- und Ausland sind hier zum ersten Mal einem größeren deutschen Publikum bekannt geworden. Aus Anlass des 70. Geburtstages von Jürgen Hargens bringt systemagazin mit freundlicher Genehmigung der ZSTB eine Korrespondenz zwischen ihm und Wolfgang Loth, die 2012 anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Zeitschrift in der ZSTB erschienen ist.
Jürgen Hargens, Wolfgang Loth: „Es war eher so ein Kribbeln und die Möglichkeit, einen Raum zu schaffen, den andere füllen konnten und an dem ich dann teilhaben würde“. Eine E-mail-Korrespondenz zwischen Jürgen Hargens und Wolfgang Loth
Wolfgang: Jürgen, die Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung geht ins 30. Jahr. Damals hast Du sie als Zeitschrift für systemische Therapie gegründet. Lass uns das zum Anlass nehmen, eine kleine gedankliche Wanderung zu unternehmen, und schauen, ob wir dabei einen roten Faden finden, der sich eignen könnte, uns über unsere Bilder von systemischer Therapie ein wenig klarer zu werden. Wobei „Therapie“ ja hier schon etwas wäre, was damals – vor 30 Jahren – alles zusammenfasste und jetzt nur noch einen Teil ausmacht, womöglich einen kleinen im Gesamteindruck der systemischen Perspektiven, wie sie sich uns jetzt darstellen. Wie war das damals, hast Du da schon mögliche Ausdifferenzierungen erahnt, oder war Therapie das, worauf es Dir ankam. Die Formulierung in Deinem ersten Editorial lässt das offen. Du hast damals geschrieben, die Zeitschrift „soll dazu beitragen zu umreißen, was unter einer systemischen Perspektive verstanden wird oder werden kann“ (1). Perspektive tatsächlich im Singular, ich nehme an, dass der Plural da jetzt geläufiger ist. Was hast Du gehofft, verändere sich für unsere Arbeit durch die neue Zeitschrift?
Jürgen: Ich musste lächeln, als ich mir überlegte, wie und was ich auf Deine Frage antworten soll oder könnte. Denn das sind jetzt Erinnerungen – also Beschreibungen, verklärt durch die letzten dreißig Jahre … Ich glaube, damals hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich einlassen würde. Es war so irgendwie die Ahnung, dass da etwas Bedeutsames, Wichtiges aufschien, dessen Umfang, Inhalt und Folgen mir nicht klar waren. Und – das ist auch wichtig, weil es sich für meine gedankliche und professionelle Entwicklung aus heutiger Sicht als bedeutsam zeigt – ich hatte keine große Ahnung von der ganzen Sache. Es war eher so ein Kribbeln und die Möglichkeit, einen Raum zu schaffen, den andere füllen konnten und an dem ich dann teilhaben würde. In diesem Sinne verstand ich mich als Herausgeber, wie mir eine Leserin dies nach zehn Jahren vermittelte: ich bot die Möglichkeit, etwas zu geben und andere teilhaben zu lassen. Viel später führte das zu einer meiner Lieblingsideen – der Kundigkeit der Menschen oder, wie ich es heute lieber formuliere, es brachte mich dazu, die Menschen, wenn ich mich auf den professionellen Bereich begrenze, als kundige Menschen zu begreifen – und nicht als Kunden oder KundInnen. Ja, und dann hat das eingesetzt, was meist einsetzt: eine Entwicklung, die nicht vorauszusehen war. Und da war es aus meiner Sicht – oder wie ich es meist nenne: aus Meyner Sicht (2) – eine meiner besten Ideen, diese Entwicklung laufen zu lassen und mich als Herausgeber zurückzuziehen. Das war gewissermaßen meine erste Verrentung. Die zweite steht ja nun an. Eines noch, wo Du nach meiner Hoffnung gefragt hast. Ich hatte keine Ahnung. Ich fand es einfach toll, einen Raum zu bieten und daran – vorwiegend still – teilzuhaben. Das erschien mir anfangs ganz selbstverständlich und das Normalste der Welt. Insofern – jetzt spricht der Systemiker – hatte der Kontext eine große Bedeutung, die Abgeschiedenheit und Dickköpfigkeit des Nordens bzw. der Dithmarscher. Weiterlesen →
Martin
Liebe Leserinnen und Leser des systemagazin,



Der Psychologe Prof. em. Dr. Jürgen Kriz von der Universität Osnabrück erhält den Egnér-Preis 2019. Bei der Auszeichnung handelt es sich um einen der höchst dotierten Wissenschaftspreise in der Schweiz; vergeben wird er vom Stiftungsrat der „Dr. Margrit Egnér-Stiftung“. Der Preis wird verliehen an Personen, die sich durch ihr Lebenswerk „auf dem Gebiet der anthropologischen und humanistischen Psychologie unter Einschluss der entsprechenden Richtungen der Philosophie und Medizin“ besondere Verdienste im Sinne des Stiftungsgedankens erworben haben. Zusammen mit Prof. Kriz wird der Egnér-Preis 2019 an die beiden Mediziner Prof. Dr. med. et phil. Gerhard Danzer (Charité Berlin) und Prof. Dr. med. Horst Haltenhof (MHH Hannover/Klinikum Plauen) verliehen. Die öffentliche Preisverleihung findet Ende 2019 in der Aula der Universität Zürich statt.
Am vergangenen Samstag ist Kurt Buchinger in Wien gestorben. Nach einem Studium der Philosophie und Psychologie an der Universität Wien und einer psychoanalytischen Ausbildung war er von 1973 bis 1993 Mitarbeiter an der Klinik für Tiefenpsychologie und Psychotherapie der Universität Wien, wo er ab 1989 eine Professur hatte. Schon früh interessierte er sich für das Thema Organisation, seine Habilitation 1982 hatte den Titel „Von der Psychotherapie zur Organisationsberatung“, die Hinwendung zum systemischen Ansatz lag nahe. Schon früh hat er sich im Bereich der systemischen Supervision und Organisationsberatung einen Namen gemacht. Von 1994 bis 2004 hatte er eine Professur für Theorie und Methodik der Supervision an der Universität Kassel inne. Neben seiner Lehr- und Beratungstätigkeit publizierte er wichtige Texte und Monografien zum Thema Supervision, Organisation, Management und Führung, eines seiner letzten Werke war „

