Ulrich Sollmann, Körper und Gestaltpsychotherapeut, ist in der systemischen Szene vor allem durch seinen Blog „Der Körperleser“ bei carl-auer.de bekannt. Seit einigen Jahren reist er regelmäßig nach China und führt dort als Mitglied der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie Weiterbildungskurse und Workshops durch. Seine Faszination für China war der Grund für sein Buch Begegnungen im Reich der Mitte – Mit psychologischem Blick unterwegs in China, das Anfang des Jahres im Psychosozial-Verlag in Gießen erschienen ist. Jens Tasche aus Berlin, selbst Bioenergetiker, hat das Buch gelesen. Seine Rezension wird 2019 auch im Forum für Bioenergetische Analyse erscheinen.
Jens Tasche, Berlin:
Keine Frage, Ulrich Sollmann hat sich in das Land China verliebt. Versehen mit einem durchaus kritischen, psychologischen Blick und seiner Kompetenz als Körperpsychotherapeut möchte er mit diesem Buch Verständnis für das Land und dessen Bewohner wecken. Nach Aussage eines mit ihm befreundeten chinesischen Personalberaters sind 80 Prozent der in China arbeitenden Deutschen am Ende ihres Aufenthaltes froh, das Land endlich verlassen zu können. Während der chinesische Freund möchte, „dass nur solche Menschen kommen mögen, die das Land lieben“, will Sollmann durch sein Buch dazu beitragen, dass eine solche Liebe – getragen durch einfühlendes kulturelles Verstehen – gelingen kann.
Ulrich Sollmann ist seit längerer Zeit mit China vertraut. Als Mitglied der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie (DCAP) – einem Zusammenschluss von ärztlichen und psychotherapeutischen Kollegen aus China und Deutschland – führt er dort unter anderem Weiterbildungen durch. Seit 2013 besucht er das Land regelmäßig für sechs Wochen im Jahr, hält Vorträge, leitet Workshops und produziert Lehrvideos. Sein Buch „Einführung in die Körpersprache und nonverbale Kommunikation“ wurde ins Chinesische übersetzt.
Das hier besprochene Buch handelt von den Erfahrungen, die Sollmann in China machen durfte. Er will – und das gelingt ihm hervorragend – dem Leser einen Einblick in die Lebenswirklichkeit des Landes vermitteln. Dabei versteht er sich als ethnologischer Wanderer, als Flaneur, der die Menschen und ihren Alltag erforscht und erlebt. Sollmann beobachtet und begegnet Menschen, um seine Erlebnisse dann auf der Basis seiner psychologischen und körperpsychotherapeutischen Erfahrungen zu reflektieren. So ist er stets gleichzeitig Handelnder und Erkennender. Sollmanns privater Forschungsansatz ist wohl irgendwo zwischen Margaret Mead und der Ethnopsychoanalyse zu verorten und stark von einem hermeneutischen Wissenschaftsverständnis geprägt. Weiterlesen →