7. Mai 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
5. Mai 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Wie systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wirkt
Kasuistik spielt im systemischen Feld keine große Rolle. Meist gehen Fallbeispiele nicht über kleine Vignetten hinaus, die eher illustrativen Charakter haben oder die erfolgreiche Anwendung von bestimmten Interventionen oder Vorgehensweisen belegen sollen, was genau wie in den Therapieprozessen abgelaufen ist, wann und warum welche Vorgehensweisen gewählt wurden, bleibt dann oft im Dunkeln. Das ist bei diesem Buch von Elisabeth Wagner und Sigrid Binnenstein anders, das seine klinischen Reflexionen aus der ausführlichen Darstellung von zehn kinder- und jugendpsychiatrischen Fallverläufen entwickelt, die die Herausgeberinnen mit unterschiedlichen Co-AutorInnen verfasst haben. Barbara Bräutigam, Professorin für Psychologie, Beratung, Psychotherapie an der Hochschule Neubrandenburg, hat das Buch rezensiert und empfiehlt die Lektüre.
Barbara Bräutigam, Stralsund:
Bei dem Herausgeberband handelt es sich die Darstellung therapeutischer Prozesse in der systemischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie anhand von zehn ausführlich beschriebenen und abgeschlossenen Fallverläufen.
Dieses Buch basiert zum einen auf dem Interesse der Herausgeberinnen, die Fähigkeit zu fördern, das therapeutische Handeln „auf der Basis eines professionellen Fall- und Wirkverständnisses“ zu begründen. Zum anderen ist der sich von Deutschland stark unterscheidende berufspolitische österreichische Hintergrund dieses Buches interessant. Im Unterschied zu Deutschland sind in Österreich eine Vielzahl von therapeutischen Methoden wissenschaftlich anerkannt, die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie war bis 2014 kein geschützter Titel. Die Herausgeberinnen schreiben in ihrem Vorwort, dass es ihnen bei der Entstehung dieses Buches ein besonderes Anliegen gewesen sei, dass bei aller Entwicklung einzeltherapeutischer Kompetenzen, die nun propagiert würden, „die Kernkompetenz familientherapeutischen Arbeitens“ (XIII) nicht vernachlässigt werden dürfe.
Das Buch gliedert sich nach einem Geleitwort von Wilhelm Rotthaus und dem Vorwort der Herausgeberinnen in 11 Kapitel. Das erste Kapitel stellt eine thematische Einführung dar, die Kapitel zwei bis 11 umfassen die 10 Prozessverläufe.
In dem von den beiden Herausgeberinnen verfassten Einführungskapitel werden vor allem Setting- und Methodenfragen der systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen thematisiert. Dabei setzen sich Elisabeth Wagner und Sigrid Binnenstein u. a. mit der Frage auseinander, inwiefern elterliche Schuldgefühle durch Settingentscheidungen nicht noch weiter verstärkt werden. „Werden Kinder/Jugendliche in den Therapieprozess miteinbezogen und wird mit ihnen an der Symptombewältigung gearbeitet, bedeutet dies in vielen Fällen eine Entlastung für die Eltern, die in der Folge ihre Bereitschaft, nach ihrem Beitrag für Lösungen zu suchen, erhöht. Um allerdings zu verhindern, dass ein ‚Reparaturauftrag‘ des Kindes übernommen wird, ist eine Einschätzung über die Motivation zur Mitarbeit der Eltern/Bezugspersonen empfehlenswert, bevor ein Kind / eine Jugendliche in den Therapieprozess miteinbezogen wird“ (3). Hinsichtlich der verwendeten Methoden und Techniken verweisen die Herausgeberinnen zum einen auf die Vielzahl gutbekannter kreativer hypnotherapeutischer Techniken und zum anderen aber auch auf hierzulande weniger verbreitete Methode der narrativen Spieltherapie, die die Bezugspersonen miteinbezieht und im systemischen Sinne auf Konzepte der Verhaltenssteuerung verzichtet, weil sie von der Nicht-Instruierbarkeit menschlicher Systeme ausgeht.
Die in den Kapiteln 2 – 11 dargestellten Fallverläufe – sie sind jeweils immer von einer Herausgeberin und einer weiteren Autorin verfasst – bilden eine große Bandbreite hinsichtlich der geschilderten Störungsbilder, Altersspektren, Therapiedauern und Familienkonstellationen ab. Beschrieben werden Jugendliche mit Essstörungen und selbstverletzendem Verhalten, Kinder mit Anpassungsstörungen nach traumatischen Erlebnissen und Verlusten aber auch familiäre – und Bezugssysteme, in denen Kindeswohlgefährdung und Vernachlässigung eine Rolle spielen. In einem Fall eines zehnjährigen Mädchens mit einer sehr ausgeprägten Zwangsstörung umfasst die Therapie mehr als 100 Stunden und widerlegt damit das Klischee, dass systemische Therapie mit einer Kurz-Zeit-Therapie gleichzusetzen ist. Sämtliche Fallverläufe werden sehr detailliert von ihrem Ablauf, der Settingwahl, der eingesetzten Methoden sowie von dem Ablauf der Interaktion zwischen den Klient*innen und Therapeut*innen beschrieben und enden jeweils in einer Reflexion von Fall- und Wirkverständnis.
Der Herausgeberinnenband von Elisabeth Wagner und Sigrid Binnenstein besticht vor allem durch die außergewöhnlich gut und dicht beschriebenen Kasuistiken. Man erfährt sehr detailliert die therapeutische Vorgehensweise und der Einsatz bzw. der Wechsel verschiedener Settings wird sehr nachvollziehbar und gut begründet. Ebenso eindrucksvoll ist die Verbindung einer kind- bzw. jugendlichenzentrierte Vorgehensweise, die mit einem psychodynamischen Verständnis einhergeht und dem ausgeprägten Verständnis der familiären Interaktion bzw. der Interaktion zwischen verschiedenen Bezugssystemen. Das Zusammenspiel zwischen kinder-, jugend – und familientherapeutischen Kompetenzen ist an sämtlichen Fallbeispielen ausgesprochen gut dargestellt und zeichnet dieses Fachbuch in besonderer Weise aus.
Ein wenig irritierend ist der Titel des Buches bzw. das „Wirkverständnis“ von systemischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Man kann anhand und mit diesem Buch sehr gut verstehen, wie diese therapeutische Vorgehensweise funktioniert und was sie bei den beschriebenen „Fällen“ bewirkt hat, ob dieses sich aber primär auf die Methode zurückführen lässt, wird durch dieses Buch nicht belegt. Weiterhin findet sich ein kleiner Fehler im Vorwort auf XIII – hier wird gesagt, dass in Deutschland bei der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie die Verhaltenstherapie und die systemische Therapie sozialrechtlich anerkannt sind – dieses ist nicht richtig, es sind vielmehr die Verhaltenstherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.
Ein insgesamt ausgesprochen lesenswertes Buch für psychosoziale Fachkräfte in der Jugendhilfe und für alle, die therapeutisch mit Familien arbeiten!
(mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der socialnet-Rezensionen aus socialnet.de vom 29.3.2018)
Elisabeth Wagner & Sigrid Binnenstein (Hrsg.) (2018): Wie systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wirkt. Prozessgestaltung in 10 Fallbeispielen. Heidelberg (Springer).
187 Seiten. E-Book-Inside
Preis: 29, 99 €
ISBN: 978-3-662-55546-0
Verlagsinformation:
Systemische Psychotherapie mit Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen weist eine hohe Binnendifferenzierung auf. Die Entscheidung für das passende Setting und die methodische Herangehensweise stellt Therapeuten immer wieder vor Herausforderungen: Wer soll an der Therapie teilnehmen? Mit welcher Absicht entscheide ich mich für welche Intervention? … Dieses Buch gibt anhand von 10 ausführlichen Falldarstellungen Anregungen für die psychotherapeutische Prozessgestaltung. Dabei wird nicht nur die große Bandbreite systemischer Konzepte in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie abgebildet, es wird auch in jedem Fall das konkrete Wirkverständnis praxisnah dargestellt.
Über die Herausgeberinnen
Dr. Elisabeth Wagner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Lehrtherapeutin für systemische Familientherapie, ist als Ausbildungsleiterin darum bemüht, nicht nur Theorie und Techniken der systemischen Therapie zu vermitteln, sondern auch die Fähigkeit zu fördern, das therapeutische Handeln auf der Basis eines professionellen Fall- und Wirkverständnisses zu begründen.
Mag. Sigrid Binnenstein, Klinische- und Gesundheitspsychologin und systemische Familientherapeutin, Weiterbildung in hypnosystemischen Konzepten in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Besonderes Interesse gilt der Verbindung von spieltherapeutischen Ansätzen und systemischer Therapie.
25. April 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Psychologische Kontrakte
Das neue Heft der Zeitschrift Konfliktdynamik hat sich dem Thema der psychologischen Kontrakte gewidmet, die eine große Rolle für Konfliktwahrnehmung und -austragung in sozialen Systemen spielen. In ihrem Editorial schreiben die Herausgeber Markus Troja, Alexander Redlich und Renate Dendorfer-Ditges: „Es gibt sie, und zwar gar nicht so selten: die nicht offen ausgesprochenen, sondern nur angedeuteten Versprechungen, die meist in der ersten Zeit, in der eine Beziehung im Entstehen begriffen ist, gegeben werden. Sie werden oft von Seiten der Akteure sehr unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert. Der eine will vielleicht eine Verhandlung abkürzen, sich zugleich aber auch nicht weiter festlegen (»Kommen Sie doch erst einmal zu uns, alles Weitere wird sich dann schon klären!«), der andere hört ein solches Versprechen ganz anders. Er oder sie lässt sich dann unter Umständen mit dem beruhigten Gefühl, dass eine gute und für ihn vorteilhafte Lösung gefunden werden wird, auf eine nicht vollständig geklärte Situation ein. Das böse Erwachen kommt dann, wenn das Versprechen eingelöst werden soll: »Nein, das haben Sie ganz falsch verstanden!«, »So habe ich das nie gesagt!« Solche und ähnliche Aussagen werden von dem Betroffenen mit Empörung und auch mit Verbitterung quittiert. Es ist schon erstaunlich, dass je nach Untersuchung zwischen 30 und 50 Prozent der Mitarbeiter in Unternehmen von solchen Empfindungen berichten, die mit derartigen unerfüllten Versprechen zusammenhängen. Auch zeigt die Erfahrung, dass das Konzept in einem Konfliktmoderationsgespräch sofort verstanden wird. Die Beteiligten können schnell beschreiben, in welchen Momenten für sie ein solches Versprechen – das auch als »psychologischer Kontrakt« bezeichnet wird – entstanden ist und wie es mit konflikttreibenden Gefühlen, ungerecht behandelt worden zu sein, einhergeht. Umso mehr erstaunt es, dass die Frage, welche Rolle derartige implizite Kontrakte für das Verständnis von Konflikten in Organisationen spielen, bislang wenig bis gar nicht untersucht wurde.“
Marcel Hülsbeck und Arist von Schlippe beschreiben „die Rolle psychologischer Kontrakte für die Entstehung von Konflikten“ und der Medizinsoziologe Johannes Siegrist macht in seinem Beitrag über „Verletzte Tauschgerechtigkeit, Konflikt und Krankheit“ auf die gesundheitlichen Auswirkungen „beruflicher Gratifikationskrisen“ aufmerksam. Darüber hinaus gibt es noch Artikel zum Mentoring von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und zu Fallstricken in der internationalen Friedensmediation, außerdem ein Interview mit Dirk Baecker zur Frage: „Warum ist das mit der Kultur so kompliziert?“. Ein lesenswertes Heft, die bibliografischen Angaben und alle abstracts finden Sie hier…
18. April 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Die „Sache“, die auf dem Spiel steht – eine Fortbildung über die philosophische Praxis
Anders Lindseth, ein 1946 geborener norwegischer Philosoph, ist Professor für praktische Philosophie am Zentrum für praktisches Wissen der Hochschule in Bodø und an der medizinischen Fakultät der Universität Tromsø. Seit 1989 führt er eine philosophische Praxis, seine Tätigkeit reflektiert er in seinem Buch „Zur Sache der philosophischen Praxis. Philosophieren in Gesprächen mit ratsuchenden Menschen“, das 2005 bei Karl Alber (Freiburg im Breisgau/München) erschienen ist. Von 1983 bis 2003 war er stellvertretender Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis (IGPP).
Im Oktober 2017 war er zu Gast im Wiener Institut für Paar- und Familientherapie. Sabine Klar hat einen sehr instruktiven Bericht über dieses zweitägige Seminar verfasst:
Sabine Klar, Wien: Die „Sache“, die auf dem Spiel steht – eine Fortbildung über die philosophische Praxis
Im Oktober 17 lud das Institut für Paar- und Familientherapie auf Anregung von Klaus Schmidsberger den Philosophen Anders Lindseth zu einer 2tägigen Fortbildung ein. Schon im Vorfeld schickten wir ihm eine Menge Fragen, die sich u.a. mit dem Unterschied zwischen philosophischer Praxis und Psychotherapie beschäftigten und damit, ob es sich dabei um eine in einer speziellen Ausbildung erworbene, zu bezahlende Dienstleistung handelt oder um etwas ganz anderes bzw. ob die philosophische Praxis auch Anwendungen für Mehrpersonensettings kennt. Wir studierten außerdem einen Artikel (Anders Lindseth: Von der Methode der philosophischen Praxis als dialogischer Beratung). Dass mich die Thematik interessiert, bräuchte ich hier wahrscheinlich nicht mehr erwähnen – ich arbeite ja seit 18 Jahren unter dem Titel „Therapy meets Philosophy“ im IAM mit einem Philosophen zusammen.
Lindseth studierte in Norwegen Philosophie, Mathematik und Psychologie und betreibt seit 1989 – neben seiner Anstellung an der Universität – eine philosophische Praxis in Tromsø. Tom Andersen und Harry Goolishian interessierten sich für seine hermeneutischen Kommentare zu Fällen. Philosophie muss aus seiner Sicht immer an der konkreten menschlichen Erfahrung ansetzen („Wenn man philosophisch denkt, kann alles ein philosophisches Problem sein“). In der Fortbildung des IPF berichtete er uns über seine „Aha-Erlebnisse“ in der Philosophie und zog einen großen Bogen von den antiken Philosophen bis ins 20. Jahrhundert. Der Dialog mit uns kam dabei leider etwas zu kurz, was mich aber nicht daran hindern wird, hier die aus meiner Sicht wesentlichen Aspekte, die auch im Hinblick auf die systemische Praxis wichtig sein könnten, zusammenzufassen (einfachheitshalber in der von ihm gewählten Reihenfolge). Eines kann man ganz grundsätzlich sagen: philosophische Praxis ist jedenfalls nicht Behandlung – man tut nichts mit Menschen, man löst sich von dem Druck, ein Ziel zu erreichen (das tun aus Lindseths Sicht aber erfahrene Psychotherapeut_innen auch). Weiterlesen →
7. April 2018
von Tom Levold
16 Kommentare
Cecil Taylor (15.3.1929 – 5.4.2018)
4. April 2018
von Tom Levold
1 Kommentar
Michael White’s narrative therapy
Heute vor 10 Jahren starb Michael White im Alter von 59 Jahren überraschend an einem Herzinfarkt, nur wenige Monate, nachdem er das Adelaide Narrative Therapy Centre gegründet hatte. Gemeinsam mit David Epston gilt er als Begründer der narrativen Therapie. In der Zeitschrift Contemporary Family Therapy hat Alan Carr 1998 die wesentlichen Elemente von Whites‘ Narrativem Ansatz beschrieben. Im abstract heißt es: „A systematized description of a number of practices central to Michael Whites‘ narrative approach to therapy is given. These include collaborative positioning of the therapist, externalizing the problem, excavating unique outcomes, thickening the new plot, and linking the new plot to the past and the future. The practices of remembering and incorporation, using literary means to achieve therapeutic ends, and facilitating taking-it-back practices are also described. A number of questions are given which may be useful for those concerned with narrative therapy to address.“
2. April 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Depression
Die neueste Ausgabe der Familiendynamik beschäftigt sich unter anderem mit dem Schwerpunktthema „Depression“, darüber hinaus gibt es einen theoretischen Beitrag von Peter M. Hejl über Kommunikation als „Kernbereich menschlichen Sozialverhaltens“ sowie eine Reihe kürzerer berufs- und fachpolitischer Themen. Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es wie immer hier…
26. März 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Körper, Seele, Mensch – Versuch über die Kunst des Heilens
Schon 2008, nämlich in Heft 1 dieses Jahrgangs der Zeitschrift systeme, hat Wolfgang Loth das 2006 erschienene Buch von Bernd Hontschik „Körper, Seele, Mensch – Versuch über die Kunst des Heilens“ besprochen. Es ist nach wie vor aktuell und schließt vielleicht ein wenig an die Diskussion zum Beitrag von Jürgen Hargens an, der am 21.3. im systemagazin erschien.
Wolfgang Loth, Bergisch Gladbach:
Bernd Hontschik hat mit diesem Büchlein den ersten Band einer neuen Serie „medizinHuman“ vorgelegt. Dass das Zusammenwirken seelischer und somatischer Prozesse ein Kernstück jeglicher Versuche darstellt, Heilen zu ermöglichen, ist kein neues Thema, und ist erst recht kein Thema mit Neuigkeitswert für unsere Profession. Und doch möchte ich dieses Buch als ein besonderes vorstellen. Der Autor ist Chirurg, also im üblichen Blick von außen ein medizinischer Handwerker, da dürfte doch das Wirken „trivialer Maschinen“ kein Problem sein, sollte man denken. Dass es das in erheblichem Maße dennoch ist, das verdeutlicht Hontschik in diesem schmalen, doch ungemein inhaltsreichen Bändchen immer wieder. An Beispielen aus seiner Praxis zeigt er, was den Unterschied ausmacht zwischen dem schulmedizinisch geregelten Behandeln einer Verletzung lege artis (etwa bei lebensrettenden Maßnahmen am Unfallort) und dem anschließenden Heilen, dem Wiederherstellen einer Passung zwischen Wundgewebe und Körperprozessen, zwischen Mensch und Umwelt. Weiterlesen →
23. März 2018
von Tom Levold
1 Kommentar
Toleranz
22. März 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Interkulturelles Coaching
Was bedeutet es für ein Coaching, wenn Coach und Coachee aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten stammen? Das aktuelle Heft der Zeitschrift Organisationsberatung Supervision Coaching beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema, herausgegeben von Gastherausgeber Stefan Schmid, freiberuflicher Berater, Coach und Trainer für Firmen, Non-Profit-Organisationen und Behörden zur Personal- und Organisationsentwicklung sowie Stammherausgeberin Heidi Möller, die den Lehrstuhl für Beratungswissenschaften an der Universität Kassel innehat. Der Schwerpunkt umfasst Beiträge von Stefan Schmid, Kirsten Nazarkiewicz u.a. sowie einen Gastbeitrag von Gerhard Roth über Coaching und Neurowissenschaften. Die vollständigen bibliografischen Angaben und abstracts finden Sie hier…
21. März 2018
von Tom Levold
9 Kommentare
So kann’s gehen …
Jürgen Hargens, Meyn: So kann’s gehen ..
Der Frühling kündigte sich an – mit zunehmender Wärme und Sonne. Blauer Himmel, Windstille, klare Luft. Da konnte ich endlich wieder aufblühen. Die mich manchmal belastende Bleischwere der dunklen Jahreszeit, dieses Gefühl der Kälte, der scheinbar endlosen Dunkelheit und des nie enden wollenden Zwielichts schienen sich aufzulösen, gewissermaßen mit der wärmenden Sonne in die Luft zu verschwinden.
Mit dieser inneren Freude und Begeisterung setzte neben dem Lächeln auch eine andere Art meines Nachdenkens ein, wohlwollender, gelassener, positiver. Anders gesagt: frühlingsangemessen.
Wenn ich daran dachte, wie es mir noch vor ein paar Tagen gegangen war, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Griesgrämig, schwermütig. Ich selber dachte manchmal schon, ich hätte eine Depression. Klar, nur eine leichte. Allerhöchstens eine mittelschwere. Eben eine, die mit der wärmenden, erhellenden Sonne wieder verschwand.
Gibt es Zufälle? Keine Ahnung. Ist auch nicht wichtig.
Ich las gerade das Buch von Allen Frances, in dem er sich vehement gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen aussprach. Sein kleines Beispiel einer Party, auf der er mit Freunden dahin driftete, plauderte, vom Büffet naschte, sich nicht mehr der Namen aller dort auftauchenden Bekannten erinnerte – all das hätte ihm nach neuester Diagnostik rasch vier oder mehr Störungen von Krankheitswert beschert.
Ich legte sein Buch aus der Hand und dachte nach – über Diagnosen. Und darüber, was sie bewirken könnten. Je länger ich vor mich hin sinnierte, umso unwohler fühlte ich mich. Weiterlesen →
17. März 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
Schule – Jugend – Verhalten…
Unter dieses Rahmenthema hat Herausgeberin Cornelia Tsirigotis das erste Heft des 36. Jahrgangs der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung gestellt. Zum Thema beigetragen haben Günter Emlein, Marina Barz, Stefan Fischer, Silke Abt und Inge Singer-Rothöft. Im Editorial heißt es: „Das Schwerpunktthema dieses Heftes erscheint komplex. Herausforderung durch Verhalten – herausforderndes Verhalten- viele, die mit Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Kontexten, vor allem im Kontext Schule arbeiten, erleben die Begegnung mit Kindern und Jugendlichen als schmale Gratwanderung zwischen hoher Berufsmotivation und ständigem Stoßen an die eigenen Grenzen. Der rote Faden der Beiträge besteht darin, dass sich meta-schulische, also über den Auftrag von Bildung und Unterricht hinausgehende Ansätze und Kooperationen als notwendig und hilfreich erweisen. Günter Emlein setzt sich mit einer systemtheoretischen Perspektive mit der Etikettierung „auffälliges Verhalten“ auseinander. Indem er den Begriff dekonstruiert und seine Kontext- und Adressatenbezogenheit erläutert, macht er deutlich, dass herausforderndes oder auffälliges Verhalten nicht in der Person liegt, sondern in der Kommunikation aller Beteiligten. Auch Marina Barz setzt in ihrem Beitrag an der Zuschreibung von Auffälligkeit an. Sie entwickelt Möglichkeiten der Begegnung aus der Praxis. Den im täglichen Schulalltag herausfordernden Umwelten in Berlin-Wedding begegnet eine Schule mit Konzepten auf der Grundlage der Neuen Autorität – Stefan Fischer zeigt den spannenden Entwicklungsprozess. Eine traumapädagogische Perspektive kann auch in der Förderschule ausgesprochen hilfreich sein, um herausforderndes und auffälliges Verhalten zu erklären. Silke Abt stellt traumapädagogische Grundlagen und Möglichkeiten vor, Schule zu einem sicher(er)en Ort zu machen. Den thematischen Reigen schließt Inge Singer-Rothöft mit Erfahrungen aus der Schulsozialarbeit.“
Alle bibliografischen Angaben und abstracts finden Sie hier…
14. März 2018
von Tom Levold
Keine Kommentare
263 400 Patienten im Jahr 2016 wegen Depressionen im Krankenhaus behandelt
WIESBADEN – In Deutschland wurden im Jahr 2016 insgesamt 263 428 Patientinnen und Patienten aufgrund einer Depression vollstationär im Krankenhaus behandelt. Das waren 7 % mehr als vor 5 Jahren (2011: 245 956 Patientinnen und Patienten). Unter den im Jahr 2016 behandelten Patientinnen und Patienten waren 15 446 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, was einem Anteil von 6 % entspricht. 2011 hatte ihr Anteil noch bei 3 % gelegen.
Die Gründe für den Anstieg der Krankenhausbehandlungen sind komplex und vielschichtig und lassen sich nicht direkt aus der Krankenhausstatistik ablesen. So kann es zum Beispiel durch die gestiegene Lebenserwartung und die Anfälligkeit Älterer zu höheren Zahlen gekommen sein. Zudem kann auch eine bessere Diagnostik und Sensibilität gegenüber psychischen Erkrankungen zu dieser Entwicklung beigetragen haben.