Heut gibt es wieder einen runden Geburtstag zu feiern: systemagazin gratuliert Jürgen Kriz ganz herzlich zum 75. Geburtstag.
Jürgen Kriz hat in den vergangenen vier Jahrzehnten unermüdlich für die wissenschaftliche Anerkennung sowohl des systemischen Ansatzes als auch der humanistischen Psychotherapieverfahren gefochten, sowohl als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie als auch durch zahllose Publikationen, Vorträge und andere Aktivitäten. Dabei hat er sich aber nie den – fachpolitisch wie auch wissenschaftlich zweifelhaften – Kriterien des Beirates für „Wissenschaftlichkeit“ gebeugt, sondern vielmehr die Grundlagen dieses Wissenschaftsverständnisses immer wieder aus einer wissenschaftlich und methodisch fundierten Perspektive kritisiert und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. Damit hat er gerade für die eigenständige wissenschaftliche Begründung des Systemischen Ansatzes einen ganz besonderen Dienst geleistet.
Er gehört daher zu den nicht allzu häufig zu findenden Wissenschaftlern, die nicht nur in Forschung und Lehre, Theoriebildung und Methodenreflexion herausragen, sondern immer auch damit verbundene politische Verantwortung gespürt und übernommen haben. Für sein Werk wurde ihm im November der Preis der Dr. Margrit Egnér-Stiftung verliehen, einer schweizerischen Stiftung, die jährlich einen Wissenschaftspreis an Verfasser von wissenschaftlichen Arbeiten im Fachgebiet «anthropologische und humanistische Psychologie» vergibt, jeweils zu einem bestimmten Jahresthema. Als Thema dieses Jahres wurde Verantwortung ausgewählt – welcher Begriff kann besser das Werk und die Haltung von Jürgen Kriz zum Ausdruck bringen? Verantwortung für die eigenen Positionen zu übernehmen, diese in der inhaltlichen Auseinandersetzung zu schärfen, aber sich jederzeit darüber im Klaren zu sein, dass auch wissenschaftliche Positionen Wirklichkeiten erzeugen, die Konsequenzen für das eigene Leben und das Leben anderer haben: Diese Haltung hat Jürgen Kriz immer überzeugend und unbestechlich vermittelt.
Zu seiner persönlichen Geschichte und seinem langen und vielfältigen wissenschaftlichen Wirken wäre viel zu sagen. Im nächsten Heft des Kontext erscheint Ende des Monats ein langes Gespräch, das ich mit ihm schon vor einiger Zeit über sein Leben führen konnte, und das anlässlich seines Geburtstages schon heute im systemagazin gelesen werden kann.
Lieber Jürgen,
zum Geburtstag wünsche ich dir gemeinsam mit vielen anderen KollegInnen alles Gute – bleib so gesund und energiegeladen wie wir dich kennen: Deine kritische Stimme wird auch in Zukunft – vielleicht mehr denn je – im systemischen Feld gebraucht werden.
In herzlicher Verbundenheit und mit Dank für Deine Freundschaft und unseren vielen Begegnungen
Tom