Kindergeburtstag in Coronazeiten „Enkel Bela in Luxemburg wird 5 Jahre alt. Wir, Oma + Opa, wollen gratulieren. Als wir in Luxemburg ankommen, erreicht Belas Vater die Nachricht, dass er positiv auf Corona getestet wurde. Für die Familie wird sofort Quarantäne angeordnet. Wir stehen unten auf der Straße, singen ein Geburtstagslied, legen das Geschenk vor die Eingangstür, damit Bela es sich dort holen kann. Und fahren wehmütig wieder nach Aachen zurück.“
Leere Strände „Es gab leere Strände – sehr ungewöhnlich für Ende Juli. Und reihenweise freie Plätze auf einem in der Regel vollem Campingplatz. Die meisten Menschen waren auch rücksichtsvoller. Eigentlich schön, wenn es nicht so gruselig wäre.“
Mehr Gardasee „Und plötzlich verdüsterte sich der Himmel, beunruhigend und dramatisch schön. Und man wurde wieder mehr Kreatur mit etwas Ehrfurcht und angewiesen auf ein gnädiges Schicksal.“
Corona-K(r)itzeln „Die Kritzeleien sind Anfang April 2020 (in der Zeit des 1. Lockdowns in Österreich) während eines Telefongespräches mit einer Kollegin entstanden. Das Bild drückt die Stimmung in diesem Moment aus: Eine Traurigkeit, ein Warten, ein Vorblättern im Kalender, auf der Suche nach einem veränderten Zustand und Perspektiven, eine Stille im Praxisraum, das Handy und der Bildschirm als neue Arbeitsmittel.“
„Locked in im Lockdown April 2020. Sinnbild tröstender Kopplung in der Koppel.“
„Bauhaus-Museum in Dessau. Wenn man genau hinschaut: Mit Maske. Aber auch ohne diese Detail drückt es für mich die soziale Dimension der Krise aus: abgekapselt …“
Der diesjährige Adventskalender besteht vor allem aus Fotos und Bildern, mit denen ihre ProduzentInnen Erfahrungen und Ereignisse zum Ausdruck bringen, die für sie mit der Corona-Pandemie dieses Jahres verbunden sind. Dabei reicht die Spanne von künstlerischen Formen bis hin zu Alltagstrivialitäten, die alle wie kleine Blitzlichter die verschiedensten Facetten dieser Krise ausleuchten können. Ich danke jetzt schon allen Einsendern für ihre Beiträge zum Kalender. Den Anfang macht ein Foto von Andreas Heindl aus Wien.
„Schlechte Zeiten, wenn man selbst beim Wallfahrten in Sankt Corona am Schöpfl (am Fuße der höchsten Erhebung des Wienerwaldes) vor verschlossenen Türen steht und nichts zu essen kriegt.“
Liebe Leserinnen und Leser, Cornelia Tsirigotis hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es dieses Jahr noch gar keine Einladung gab, Beiträge für einen systemagazin-Adventskalender zu schreiben. Auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder daran gedacht hatte, muss ich gestehen, dass ich es ohne diesen Hinweis wohl vergessen hätte. Nun ist die Zeit knapp, denn am kommenden Dienstag ist ja schon der 1. Dezember und Zeit für ein erstes Kalendertürchen. Wenn ich überlege, welches Thema mich dieses Jahr am meisten beschäftigt hat, dann ist die Antwort recht leicht. Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen und Diskurse dominierten alle meine beruflichen und privaten Themen und Aktivitäten und ich nehme an, dass es Ihnen nicht anders ergangen ist. Eine Zwangspause für alle geplanten Seminar- und Tagungsaktivitäten im Frühjahr, Umstellung auf Online-Arbeit, Masken- und Abstandspflicht, die die Wahrnehmung des öffentlichen und manchmal auch des privaten Raums (Reisen, Urlaub, Unternehmungen etc.) bis heute dramatisch verändert haben, ein anderer Umgang mit Körperlichkeit unter Bekannten und Freunden, täglich neue Nachrichten, Daten und Maßnahmen im Spannungsfeld von Zwangs-Intimität durch Quarantäne, Lockdown und Home-Office einerseits, Zwangsdistanzierung durch Abstandsregelung und online-Kommunikation andererseits, bis hin zur Abhaltung von Zoom-Mitgliederversammlungen der systemischen Gesellschaften (die deutlich vor Augen führten, was durch die Pandemie verloren geht). Im allgegenwärtigen Corona-Diskurs in den Medien gibt es nicht mehr viele Positionen, die nicht schon ungezählte Male wiederholt worden sind. Für den Adventskalender wünsche ich mir daher keine Pro- und Contra-Positionen, die nur wiederspiegeln, was sich ohnehin in den Diskursen redundant abspielt. Dieses Jahr möchte ich Sie stattdessen einladen, ein Bild zum Kalender beizusteuern, das eine Erfahrung zum Ausdruck bringt, die Sie mit der Corona-Krise in Verbindung bringen. Der Auswahl der Motive sind keinerlei Grenzen gesetzt: Fotografien von Menschen und Masken, leeren Flughöfen und Bahnhöfen, verwaisten Arbeitsplätzen, Plakate und Hinweiszettel in Geschäften, Demonstrationen, Stilleben, Selbstporträts, Abstraktionen oder etwas ganz Anderes. Entscheidend ist nur, dass Ihr Bild uns etwas über eine Situation, eine Empfindung, eine Beobachtung mitteilt, die im Zusammenhang mit der Pandemie entstanden ist. Es muss nicht einmal in diesem Jahr entstanden sein. Ästhetisch-künstlerische Kriterien spielen dabei keine Rolle, es gibt auch keine technischen Anforderungen zu bewältigen – ein Handyfoto ist schon völlig ausreichend. Einzige Voraussetzung: Das Bild/Foto sollte von Ihnen sein. Und die Längskante des eingereichten Bildes sollte mindestens 800 px und maximal 2000 px betragen.
Ich hoffe, dass Sie sich durch diese Einladung inspirieren lassen, Ihre Fotosammlung einmal durchzugehen oder sich anregen lassen, ein Foto zum Thema zu machen, gerne mit einer optionalen Kurzbeschreibung oder einem kleinen Kommentar! Vielleicht kriegen wir ja gemeinsam einen schönen Adventskalender voll. Alle Einsendungen werden veröffentlicht, wenn sie zum Thema passen!
Am Freitag, dem 20. November, ist Mony Elkaïm nach langer Krankheit in Brüssel verstorben. Er war ein wichtiger Pionier der Familientherapie in Europa und Mitbegründer der EFTA, der Europäischen Familientherapie-Vereinigung.
Mony wurde am 7.11.1941 in Marrakesch geboren. Nach Abschluss eines Neuropsychiatrie-Studiums in Belgien absolvierte er Anfang der 1970er Jahre ein Stipendium in Sozial- und Gemeinschaftspsychiatrie an der Abteilung für Psychiatrie am Albert-Einstein-College für Medizin in New York und leitete in diesem Kontext ein Zentrum für geistige Gesundheit in der South Bronx, New York. 1973 gründete er das Lincoln Family Therapy Training Program, welches Fachleute speziell auf den Kontext des städtischen Ghettos vorbereitete. Im Juni 1974 organisierte Mony Elkaïm in New York eine nationale Konferenz zum Thema Familientherapie im städtischen Ghetto. Therapeuten wie Jay Haley, Marianne Walters, Ross Speck und Forscher wie Albert Scheflen nahmen daran teil.
Im Jahr 1975 entwickelte er mit dem Team des Vereins „La Gerbe“ in Brüssel Netzwerkpraktiken und Familientherapien mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen, die er in den USA initiiert hatte.
Mony Elkaïm organisierte mit Hilfe der Gerbe-Mitglieder im Januar 1975 in Brüssel ein internationales Treffen zum Thema „Die Alternative zum psychiatrischen Sektor“, an dem verschiedene ausländische Teams und Persönlichkeiten wie Franco Basaglia, Giovanni Jervis, Felix Guattari, Roger Gentis sowie Françoise und Robert Castel teilnahmen.
WIESBADEN – Im Jahr 2019 haben die Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland 1,017 Millionen erzieherische Hilfen für junge Menschen unter 27 Jahren gewährt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren dies 13 500 Fälle mehr (+1,3 %) als im Jahr 2018. Damit haben die erzieherischen Hilfen nicht nur das zweite Jahr in Folge die Millionengrenze überschritten, sondern auch einen neuen Höchststand erreicht: Zwischen 2009 und 2019 sind die Fallzahlen der in Anspruch genommenen erzieherischen Hilfen kontinuierlich gestiegen, und zwar um 182 000 Fälle (+22 %).
Erzieherische Hilfen für junge Menschen
Erzieherische Hilfen sind professionelle Beratungs-, Betreuungs- oder Hilfeangebote, auf die Eltern minderjähriger Kinder einen Anspruch nach dem Kinder- und Jugendhilferecht haben. Voraussetzung ist, dass eine dem Kindeswohl entsprechende Erziehung nicht gewährleistet werden kann, die Hilfe für die kindliche Entwicklung aber geeignet und notwendig ist. Die Inanspruchnahme ist grundsätzlich freiwillig, sie kann aber bei drohenden Kindeswohlgefährdungen auch vom Familiengericht angeordnet werden. Unter bestimmten Voraussetzungen haben auch junge Volljährige bis zum 27. Lebensjahr Anspruch auf vergleichbare Hilfen.
Knapp jede zweite erzieherische Hilfe ist eine Erziehungsberatung
Das Kinder- und Jugendhilferecht (SGB VIII) unterscheidet bei den erzieherischen Hilfen zehn verschiedene Hilfearten: Davon wurden 2019 am häufigsten Erziehungsberatungen in Anspruch genommen (47 %). An zweiter und dritter Stelle standen Heimerziehungen (13 %) und sozialpädagogische Familienhilfen (13 %). Dahinter folgten Vollzeitpflege in Pflegefamilien (9 %) und Hilfen durch Erziehungsbeistände oder Betreuungshelfer (7 %). Gut ein Drittel (35 %) aller erzieherischen Hilfen wurden von den Jugendämtern und knapp zwei Drittel (65 %) von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und anderen Träger der freien Jugendhilfe durchgeführt. In 72 % der Fälle richtete sich die Hilfe an Minderjährige, in 16 % an gesamte Familien und in weiteren 12 % an junge Erwachsene.
Hohe Inanspruchnahme durch Alleinerziehende und bei Transferleistungsbezug
435 000 (43 %) aller erzieherischen Hilfen wurden 2019 von Alleinerziehenden in Anspruch genommen. Damit nahmen Alleinerziehende deutlich häufiger erzieherische Hilfen in Anspruch als zusammenlebende Elternpaare (346 000 beziehungsweise 34 %) oder Elternteile in einer neuen Partnerschaft (164 000 beziehungsweise 16 %).
Erzieherische Hilfen wurden auch häufig bei Bezug von staatlichen Transferleistungen in Anspruch genommen: Bei 39 % aller gewährten Hilfen lebte die Herkunftsfamilie oder der junge Mensch ganz oder teilweise von Transferleistungen – also von Arbeitslosengeld II (SGB II), bedarfsorientierter Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung oder Sozialhilfe (SGB XII) oder bei Bezug eines Kinderzuschlages. Während der Anteil mit Transferleistungsbezug bei Elternpaaren (25 %) weit unter dem Durchschnitt (39 %) lag, war er bei Alleinerziehenden mit 51 % nicht nur weit überdurchschnittlich, sondern auch mehr als doppelt so hoch wie bei den Elternpaaren. (Quelle: DeStatis)
Heute gibt es eine etwas unübliche Geburtstagsparty, denn es handelt sich erstens nicht um einen runden Geburtstag, zweitens findet er online statt, und drittens lebt das Geburtstagskind zwar leider schon seit 2002 nicht mehr, hat aber im Herzen und Hirn von vielen Menschen nachhaltige Spuren hinterlassen.
Anita von Hertel, Mediatorin aus Hamburg und begeisterte Systemikerin, lädt heute Abend von 20 h bis 21:49 h zu einer Zoom-Veranstaltung mit 109 Minuten über und mit Heinz von Foerster ein, die bestimmt interessant und sehr kurzweilig wird. Der Zugang lautet wie folgt: Klicken Sie auf diesen Link zum Zoom-Meeting, das Passwort lautet 109.
WIESBADEN (12.11.2020) – Das Leben in Deutschland spielt sich seit dem sogenannten „Lockdown Light“, der am 2. November 2020 in Kraft trat, noch stärker als zuvor in Privathaushalten ab. Von den Kontaktbeschränkungen außerhalb des eigenen Haushalts sind vor allem Alleinlebende betroffen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wohnte 2019 fast die Hälfte der Alleinlebenden (42 %) in Großstädten ab 100 000 Einwohnern. Beinahe jede oder jeder dritte Alleinlebende (32 %) lebte in kleinen Gemeinden unter 20 000 Einwohnern. In den mittelgroßen Gemeinden zwischen 20 000 und 100 000 Einwohnern lebte mit 26 % gut jede oder jeder vierte Alleinlebende.
Die Menschen in Deutschland wohnen inzwischen häufiger allein als noch vor drei Jahrzehnten: Der Anteil der Einpersonenhaushalte erhöhte sich von 1991 bis 2019 von 34 % auf 42 %.
Vor allem junge Männer und ältere Frauen leben allein
Mehr als jede fünfte Person (17,6 Millionen Menschen) lebte 2019 in einem Einpersonenhaushalt. Dies war die häufigste Haushaltsform in Deutschland, noch vor den Zweipersonenhaushalten (13,8 Millionen). Dabei gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während bei den insgesamt knapp 8,5 Millionen allein wohnenden Männern mehr als jeder Dritte (38 %) zwischen 20 und 39 Jahre war, bildeten bei den Frauen die 60- bis 79-Jährigen mit rund 34 % die größte Gruppe der Alleinwohnenden. Ab einem Alter von 80 Jahren ist die Zahl der Alleinwohnenden bei den Frauen fast vier Mal so hoch wie bei den Männern (1,9 Millionen Frauen, 0,5 Millionen Männer). Unter anderem aufgrund der höheren Lebenserwartung von Frauen gibt es insgesamt mehr allein wohnende Frauen (rund 9 Millionen) als Männer (8,5 Millionen).
Etwa die Hälfte der Menschen in Einpersonenhaushalten (8,9 Millionen) sind ledig, 4,2 Millionen sind verwitwet, 3,3 Millionen sind geschieden und 1,1 Millionen sind verheiratet, leben aber getrennt.
Jung und Alt lebten 2019 in weniger als einem Prozent der Haushalte zusammen
Ein Zusammenleben junger Menschen unter 18 Jahren mit den zur Risikogruppe zählenden älteren Menschen ab 65 Jahren steht wegen der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 besonders im Fokus. Davon gab es im Jahr 2019 deutschlandweit 157 000 Haushalte. Das sind nur 0,4 % der insgesamt 41,5 Millionen Haushalte in Deutschland.
In Haushalten ab fünf Personen leben Jung und Alt am häufigsten zusammen
Die Konstellation Jung und Alt unter einem Dach trifft man umso häufiger an, je mehr Personen in einem Haushalt leben. 2019 galt das vor allem für die 1,4 Millionen Haushalte, in denen fünf Personen und mehr wohnten: Jung und Alt lebten in 4,8 % oder 69 000 dieser Haushalte unter einem Dach.
Die Kontaktbeschränkungen sehen derzeit vor, dass sich maximal zehn Personen aus bis zu zwei Haushalten treffen können. In Haushalten ab fünf Personen lebten 2019 in Deutschland insgesamt 7,7 Millionen Menschen. Mit einem Anteil von 41 % waren diese zumeist in kleinen Gemeinden (unter 20 000 Einwohnern) ansässig. Die übrigen Haushalte ab fünf Personen verteilen sich fast gleichmäßig auf mittelgroße Gemeinden bis 100 000 Einwohner (28 %) und urbane Räume ab 100 000 Einwohnern (30 %).
Der Anteil der Haushalte, in denen fünf oder mehr Personen lebten, ging vom Jahr 1991 bis 2019 um 1,5 Prozentpunkte zurück (5 % im Jahr 1991; 3,5 % im Jahr 2019).
Methodische Hinweise:
Die Angaben beruhen auf Ergebnissen des Mikrozensus. Die Privathaushalte können sowohl Haupt- als auch Nebenwohnsitz sein. Rundungen können dazu führen, dass nicht in jedem Fall eine Grundgesamtheit von 100 % erreicht wird. (Quelle: DeStatis – Statistisches Bundesamt)
In den letzten Wochen gab es ein kleines Problem mit meinen WordPress-Einstellungen, so dass Kommentare nicht mehr sichtbar wurden (z.B. im Beitrag zum Bundesverdienstkreuz für Jürgen Kriz). Dieses Problem ist nun behoben.
Erst vor ein paar Tagen erhielt ich die traurige Nachricht vom Tod Mary Gergens, die bereits am 22.9. ihrem Krebsleiden erlegen ist. Noch im Frühjahr 2019 haben wir uns in Wien auf der ÖAS-Jubiläumstagung gesehen, auf der auch dieses Foto entstanden ist. Kennen gelernt hatten wir uns schon früher, auf der Jahrestagung der SG in Marburg 2010, die Klaus Deissler ausgerichtet hatte. Wir verbrachten einen schönen Abend auf der Tagungsparty, ohne dass ich zunächst wusste, mit wem ich es zu tun hatte. Wir unterhielten uns über alle möglichen Dinge unseres Lebens in Deutschland und den USA und kamen sehr schnell über Privates miteinander ins Gespräch, als wären wir schon viel länger miteinander bekannt. Im vergangenen Jahr trafen wir uns dann in Wien wieder, wo sie einen kraftvollen Vortrag hielt und mit ihrer unglaublichen Ausstrahlung den ganzen Saal für sich einnahm. Sie, ihr Mann Ken und ich waren während des Kongresses im Haus von Corina Ahlers untergebracht, wo wir eine schöne Zeit auch abseits der Tagung mit vielen Gesprächen und gutem Essen und Trinken verbrachten. Ihre Vitalität und Zugewandtheit haben mich ebenso wie ihre Bestimmtheit und Energie, die auch in diesem Foto erkennbar ist, sehr beeindruckt. Ich bin froh, sie auf diese Weise kennenlernen zu dürfen. Thomas Friedrich-Hett und Klaus Deissler, die lange mit ihr als einer wichtigen Vertreterin des Sozialen Konstruktionismus verbunden waren, haben für systemagazin einen Nachruf verfasst.
Thomas Friedrich-Hett, Essen & Klaus Deissler, Marburg: Nachruf auf Mary Gergen
Mary Gergen verstarb am 22. September friedlich in ihrem zu Hause in Wallingford, nachdem sie zum vierten Mal mit Krebs ringen musste. Mary hinterlässt ihren Mann Ken, 5 Kinder und 4 Enkelkinder.
Mary Gergen erwarb zunächst einen M.S. in Pädagogischer Psychologie mit Schwerpunkt in Beratung an der Universität von Minnesota und arbeitete bis zu ihrer Emeritierung in 2006 als Professorin für Psychologie und feministische Studien der Penn State University, in Brandywine, Media, PA/USA. Sie wurde insbesondere durch ihre Studien zum Feminismus (s. das Buch „Feminist Reconstructions in Psychologie“) und zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Kenneth G. Gergen, zum sozialen Konstruktionismus bekannt. Mary engagierte sich aber auch für ein erweitertes Verständnis traditioneller Forschung und veröffentlichte zusammen mit Gudmund Iversen das Buch: „Statistics, A Conceptual Approach.“
Für ihre Lehre an Universitäten gewann sie mehrere Auszeichnungen.
Seit 1970 war Mary Mitglied der American Psychological Association, innerhalb deren sie die Society for the Psychology of Women mitbegründete.
An Sozialem Konstruktionismus Interessierten ist Mary Gergen auch als engagiertes Mitglied und Mitbegründerin des Taos Instituts (Chagrin Falls, Ohio, USA) bekannt, in dem sie 27 Jahre dem Vorstand als Schatzmeisterin angehörte. Im TAOS Institut, einer non-profit Organisation zur Förderung der praktischen Potentiale des Sozialen Konstruktionismus, engagierte sich Mary für ein PhD-Programm und eine weitreichende internationale Vernetzung.
Seit 2001 gab Mary zudem zusammen mit ihrem Mann Ken den Positive Aging Newsletter als online-Zeitschrift heraus. In bisher 113 Ausgaben, die aktuell in 8 Sprachen übersetzt werden, werden die positiven Potentiale des höheren Lebensalters betont und negative Mythen über Ältere vielfältig dekonstruiert.
Ich (T.F.-H.) habe Mary Gergen erstmals 2004 in einem Seminar des Marburger Instituts viisa, in dem ich als Lehrtherapeut tätig bin, persönlich kennen gelernt. Eigentlich hatten wir Ken Gergen zum Thema sozialer Konstruktionismus eingeladen. Aber er kündigte an, zusammen mit seiner Frau Mary zu kommen, um uns auch ein neues Herzensthema der beiden vorstellen zu können: Positive Aging (Positives Altern)!
Ich arbeitete damals als Psychologe in der Gerontopsychiatrie und war zugleich skeptisch und neugierig. In wenigen Stunden legten uns die beiden leidenschaftlich die soziale Konstruktion unserer weit verbreiteten defizit-orientierten Altersbilder dar und schilderten die breite Vielfalt dieser bis heute eher negativ bewerteten unbeliebten Lebensphase.
Die Begeisterung von Mary und Ken hat mich angesteckt und verführte mich zu einer bis heute anhaltenden Beteiligung an der deutschen Übersetzung des Positive Aging Newsletters, zu intensiver Literaturrecherche, zwei eigenen Fachbüchern, zahlreichen Aufsätzen, Vorträgen, Seminaren, zu einem bereichernden Netzwerk engagierter Praktiker und Praktikerinnen und zu einer großen Freude am Älterwerden. Und auch zu einem seit 2004 anhaltenden und sehr bereichernden Kontakt mit Mary und Ken.
Mary hat sich in ihrer Arbeit und wohl auch in ihrem Leben in besonderer Weise für die Wahrnehmung, Bewusstmachung und Transformation sozial konstruierter Stereotypen engagiert und damit in vielen gesellschaftlichen Bereichen Räume erweitert. Wir werden ihre warmherzige, achtsame, inspirierende und freundliche Präsenz vermissen!
Eine kleine Randbemerkung:
Die meisten feministischen Ansätze realisieren sich durch dialogische Praxisformen – insofern kann man feministische Forschung als einen impliziten Beitrag zur dialogischen Forschung verstehen –
Zumindest hat Mary Gergen in ihrer feministischen Orientierung aus unserer Sicht eine implizit dialogische Haltung gelebt, als Kollegin praktiziert und nicht nur uns zu weiteren Diskursen eingeladen und angeregt.
Wichtige Veröffentlichungen:
Gergen, Mary (1988). Feminist Thougth and the Structure of Knowledge. NYU Press.
Gergen, Mary & Davis, Sarah N. (Ed.)(1997). Toward a new psychology of gender. Routledge.
Gergen, Mary (2001). Feminist Reconstructions in Psychology: Narrative, Gender and Performance. Thousand Oaks: Sage.
Kenneth J. Gergen & Mary M. Gergen (2004). Social Construction: Entering the Dialouge. Taos Institute Publications.
Kenneth J. Gergen & Mary M. Gergen (2009). Einführung in den sozialen Konstruktionismus. Heidelberg: Carl-Auer.
Gergen, Mary & Gergen, Kenneth J. (2017). Paths to Positive Aging: Dog Days with a Bone and Other Essays. Taos Institute Publications.
Das Bundesfamilienministerium plant eine Novellierung des KJHG, das dann als Kinder- und Jugendstärkungsgesetz firmieren soll. Die Stellungnahme der DGSF ist das Ergebnis einer verbandsinternen Arbeitsgruppe und umfasst 18 Seiten.
In den Vorbemerkungen zum Entwurf heißt es: „Die gesetzlichen Änderungen in der Jugendhilfe müssen im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklungen daraufhin geprüft werden, inwieweit sie junge Menschen und ihre Familien befähigen
Zugang zu ihren personalen, biografischen und sozialen Ressourcen aufzunehmen
individuelle und familiäre Resilienzen aufzubauen, zu stärken und zu erhalten
gelingende Kommunikations- und Beziehungsstrukturen der Familienmitglieder zu stärken und
Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem ausländerrechtlichen Status und ihrem körperlichen Zustand an gesellschaftlichem und sozialem Leben zu ermöglichen.
Dabei geht es um den Aufbau strukturgebender Vorgaben, die Fachkräften Freiräume für individuelle Passungen von Hilfen sozialgesetzbuchübergreifend ermöglichen, sodass für jeden Einzelfall bedarfsgerechte Hilfen für Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen gestaltet werden können.
Es geht bei der Gestaltung der Hilfen um die Anerkennung von Loyalitäten und Beziehungen als Ressourcen von Kindern und Jugendlichen zu ihren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen und es geht um ein achtsames, ressourcen- und lösungsorientiertes sowie kooperations- und beziehungsorientiertes Agieren von Fachkräften, die Partizipation in ihrer Haltung leben und nicht nur als Methode anwenden. Es geht auch um das Aushalten von, für familiäre Bindungen charakteristische, Ambivalenzen und das Schützen von Kindern ohne die Reduktion von Eltern auf ihr schädigendes Verhalten. Es geht um das konstruktive Lösen von Konflikten, das Suchen und Finden von Zielen mit und nicht für Kinder und Eltern und letztendlich um das Schöpfen von Hoffnung der Familie auf eine gute Zukunft.
Die gesetzlichen Änderungen im KJSG müssen aus systemischer Sicht auch dahingehend geprüft werden, ob sie die Kinder- und Jugendhilfe als Gesamtsystem im gesellschaftlichen Kontext stärken.
Eine Stärkung der Jugendhilfe ist grundsätzlich verbunden mit einem hilfe- und kooperationsorientiertem Ansatz in den Hilfen zur Erziehung. Eltern scheinen in dem Referentenentwurf eher in ihrem Gefahrenpotential für Kinder denn als Erziehungspartner*innen und Erziehungsverantwortliche in den Blick genommen zu werden. Es ist zu befürchten, dass die zunehmende Engführung der Arbeit der Jugendämter auf die Wahrung des Kinderschutzes und die Kontrolle elterlichen Verhaltens, das negative Image der Jugendämter in Deutschland verschärft, die dort tätigen Fachkräfte demotiviert und belasteten Familien den Hilfezugang deutlich erschwert. Eine Behörde, mit deren Einschalten gedroht wird, oder deren Einschaltung ohne das Wissen von Betroffenen erfolgt, kann von Eltern und Kindern kaum als unterstützende Hilfeinstanz erlebt, wahrgenommen und angenommen werden.