systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

31. Mai 2022
von Tom Levold
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Heinz Kersting (31.5.1937 – 4.12.2005)

Heinz J. Kersting

Heute vor 85 Jahren wurde Heinz J. Kersting in Aachen geboren, einer Stadt, der er bis zu seinem Tod am 4. Dezember 2005 die Treue hielt. Er war ein wichtiger Wegbereiter des systemisch-konstruktivistischen Ansatzes in der Supervision und hat durch seine zahlreichen Veröffentlichungen Weiterbildungsaktivitäten und auch Verbandsmitgliedschaften dazu beigetragen, Supervision als systemisches Anwendungsgebiet zu etablieren. Ursprünglich war er katholischer Priester, einen Stand, den er dann aber früh verließ, um sich sozialen Aktivitäten zuzuwenden. Er machte Ausbildungen in sozialer Gruppenarbeit, erwarb ein Diplom in Supervision ausbilden und promovierte schließlich in Erziehungswissenschaften über die Kommunikationstheorie der Palo-Alto-Schule. Ab 1970 lehrte er an der Katholischen Fachhochschule in Aachen und Köln, ab 1981 dann als Professor für Methodik und Didaktik an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.

1985 gründete er mit Weggenossen das Instituts für Beratung und Supervision (IBS) in Aachen, für das er als wissenschaftlicher Direktor tätig war. Aus dieser Position heraus war er auch Mitbegründer und Gründungsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv), in der er sich als Systemiker zunehmend alleine fühlte. Auf diese Weise lernten wir uns kennen und nach einigen Treffen schlug ich 1996 eine Aufnahme des IBS in die Systemische Gesellschaft vor, die damals noch trotz ihres Namens als Fachverband auch für Supervision in erster Linie therapeutisch ausgerichtet war. Das IBS war das erste Mitgliedsinstitut in der systemischen Gesellschaft, das keine therapeutischen Weiterbildungen durchführte. Trotz einiger Bedenken wurde das Institut aufgenommen, was sich als großer Gewinn für die SG herausstellte. Heinz arbeitete aktiv im Supervisionsausschuss der Systemischen Gesellschaft und an der Erarbeitung von Weiterbildungsrichtlinien in Supervision mit, war später auch Ausschussvorsitzender. 2002 organisierten wir als Supervisionsausschuss eine wunderbare Tagung zum Thema Macht und Supervision („Supervision zwischen Macht und macht nix…“), auf der er sich in seinem Hauptvortrag mit der Bedeutung von Affekten in der Supervision beschäftigte, die seiner Meinung nach vor allem bei den Luhmannianern zu kurz kamen.

Viel zu früh ist er im Alter von nur 68 Jahren gestorben, seine Weisheit, seinen Humor und seine Lust am Genuss sind mir in der Erinnerung immer gegenwärtig. 2005, noch nicht ahnend, dass er so bald sterben würde, bat ich ihn in einem Interview für ein Luhmann-Special im systemagazin von der Geschichte seines Zugangs zu Luhmann und dessen Systemtheorie zu erzählen. Daraus ist ein spannender Text über seinen Werdegang und die Entwicklung seiner systemischen Perspektive geworden, auf den ich anlässlich seines 85. Geburtstages gerne an dieser Stelle noch einmal verweise.

27. Mai 2022
von Tom Levold
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Weinen im Coaching – oder: Gehört der Taschentuchspender in jede Coachingpraxis? 

Unter der Vielzahl von Arbeiten, die sich mit der Rolle von Affekten und Gefühlen in Psychotherapie und Beratung beschäftigten, sind vergleichsweise wenig Artikel über das Weinen zu finden. Im aktuellen Jahrgang der Zeitschrift OSC (Organisationsberatung, Supervision, Coaching) ist Online First ein Artikel von Fabienne Gutjahr und Heidi Möller zum Thema Weinen im Coaching erschienen, der als Open Access frei gelesen werden kann.

Im abstract heißt es: „Das Weinen als fundamentaler menschlicher Emotionsausdruck wirft innerhalb verschiedener Fachdisziplinen seit jeher Fragen auf. In den letzten Jahren lässt sich auch innerhalb der klinischen Forschung eine zunehmende Beschäftigung mit diesem Thema beobachten. U. a. konnte im Rahmen einer Untersuchung an der Universität Kassel eine Systematisierung über verschiedene Formen des Weinens in der Psychotherapie und unterschiedliche therapeutische Verhaltensweisen im Umgang damit entwickelt werden. Im vorliegenden Artikel werden die Erkenntnisse dieser Untersuchung auf den Bereich des berufsbezogenen Coachings übertragen und nutzbar gemacht. Die Bedeutung des Weinens für das Coaching wird im Allgemeinen sowie im Zusammenhang mit Trauerprozessen und krisenhaften Entwicklungen diskutiert. Es werden verschiedene Implikationen für die beraterische Praxis abgeleitet.“

Als Fazit halten die Autorinnen fest: „Es wird deutlich, welche Rolle das Weinen im Coaching einnehmen kann und welche Chancen eine Beschäftigung damit verspricht. Tränen sind keineswegs eine „lästige“ Nebensache beim Besprechen wichtiger Themen. Im Gegenteil: Im Weinen liegt ein Potenzial für den Coachingprozess (vorausgesetzt, die Coach weiß es zu nutzen). Dabei ist Weinen nicht gleich Weinen: Tränen können sich hinsichtlich des Anlasses, des Ausdrucks und der Funktion unterscheiden und damit auch unterschiedliche Reaktionsweisen darauf erfordern. Im besten Fall gelingt es der Coach, sich immer wieder neu auf Tränen im Coaching einzulassen und nachzuspüren, was diese ausdrücken und welcher Umgang damit für die Klient:in in der jeweiligen Situation am hilfreichsten ist. … Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit Weinen im Coaching. Genauso wie jede Klient:in sich hinsichtlich ihrer Persönlichkeit und ihren Bedürfnissen unterscheidet, muss auch jede Coach für sich einen stimmigen Stil im Umgang mit Emotionen finden. Dennoch kann ganz klar und unabhängig von jeglichen Unterschieden Eines empfohlen werden: Der Klient:in sollte jederzeit das Gefühl vermittelt werden, dass ihre Tränen in der Coachingpraxis fließen dürfen. In diesem Zusammenhang kann der berühmte Taschentuchspender aus unserer etwas humoristischen Eingangsfrage also durchaus eine bestimmte Haltung transportieren und als Einladung verstanden werden: „Hier sind Sie sicher, hier bekommen Ihre Emotionen Raum, egal wie schwierig diese sein mögen.“ Uns bleibt deshalb nur zu sagen: Keine Angst vor Tränen – seien es die eigenen oder die der Coachingpartner:innen!

Der vollständige Text kann hier aufgerufen werden…

19. Mai 2022
von Tom Levold
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Cornelia Oestereich wird 70!

Cornelia Oestereich bei ihrer Verabschiedung aus dem SG-Vorstand 2013 (Foto: Tom Levold)

Heute feiert Cornelia Oestereich ihren 70. Geburtstag und systemagazin gratuliert ganz herzlich. Schon zu ihrem 65. Geburtstag ist an dieser Stelle schon einiges zu ihrem beruflichen Lebensweg, ihrem Engagement für die systemische Bewegung und ihre Person geschrieben worden, was man eigentlich nur wiederholen kann. Ende 2017 ist sie nach 39jähriger Tätigkeit aus der psychiatrischen Klinik in Wunstorf, in der sie seit 1990 1990 Leitende Ärztin der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie und zudem ab 2008 ärztliche Direktorin der Gesamtklinik war, in den Ruhestand gegangen, der bei ihr aber doch eher ein Unruhestand ist, ist sie doch weiterhin nicht nur der Praxis und Lehre des systemischen Ansatzes verpflichtet, sondern auch in den Diskursen und politischen Debatten aktiv, die auch die systemische Szene mehr als nötig hat.

Liebe Cornelia, wo immer du Reisefreudige dich auch gerade aufhalten magst, ich gratuliere dir von Herzen zum runden Geburtstag, der ja noch einmal anders als der 60. einen Eintritt in ein Alter markiert, das man mit Gelassenheit, Entspanntheit und Zufriedenheit annehmen muss. Dass dir dies gelingt und wir auch weiterhin von deinem Engagement und deiner Übersicht profitieren werden, daran habe ich keinen Zweifel, dass die Umstände, die diese Haltung ermöglichen und erleichtern, noch lange bestehen mögen, wünsche ich dir – wie du siehst mit vielen anderen – von Herzen.

Happy Birthday, Tom

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17. Mai 2022
von Tom Levold
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Ebenen therapeutischer Verantwortung

Das Thema Covid-19 hat Sprengkraft nicht nur in öffentlichen, sondern auch in privaten und professionellen Beziehungen. Bei letzteren etwa, wenn Handlungs- oder Unterlassungsaufforderungen oder -präferenzen in die eigentlich für andere Themen bestimmte Kommunikation einfließen oder gar einbrechen. Ein aktueller Artikel von Brigitte Schigl, Sabine Klar. Ulrich Kobbé, Karin Macke und Ekkehard Tenschert, der als open access im Psychotherapie Forum unter dem Titel Ebenen therapeutischer Verantwortung – multiple Perspektiven in einer komplexen Welt verfügbar ist, geht es genau darum und um die Frage, welche gesellschaftliche und beziehungsgestaltende Verantwortung von Therapeutinnen und Therapeuten damit aufgerufen wird.
Im abstract heißt es: „Der Text thematisiert Dimensionen des Handelns von Psychotherapeut_innen entlang einer Fallvignette, in der ein in den Praxisräumen ausgehängter Aufruf zur Covid-Impfung einen Abbruch der Psychotherapie durch die Patient_in auslöste. Dabei werden verschiedene Ebenen der Verantwortung von Psychotherapeut_innen aufgezeigt: Handeln auf individueller Ebene im Kontakt mit den Patient_innen, Handeln auf gesellschaftlicher Ebene – bzw. deren Einbezug in therapeutische Überlegungen. Schließlich auch daraus erwachsende Aspekte für die Ausbildung von Psychotherapeut_innen. Im Aufzeigen dieser unterschiedlichen Perspektiven sollen die Komplexität und Pluralität psychotherapeutischer Handlungsfelder und Ansätze sichtbar gemacht werden.“
Der vollständige Text kann hier gelesen werden…

15. Mai 2022
von Tom Levold
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Sexuelle Fantasien in der Therapie

„Sexualität findet auch im Kopf statt. Sexuelle Fantasien als mentale Repräsentationen sexueller Wünsche und Befürchtungen spielen eine große Rolle dabei, ob Sexualität zu einem Quell der Freude oder in unglücklichen Fällen zu einem Quell des Leides werden kann. Daher lohnt es, sexuelle Fantasien wohlwollend zu erkunden – allein, zu zweit oder mit der Hilfe einer Paartherapeutin. »Keine Angst vor Fantasien« – das ist die Grundhaltung dieses Buchs“, schreibt Jochen Schweitzer in seinem Vorwort zu einem schmalen, aber gewichtigen Buch von Angelika Eck, systemische Paar- und Sexualtherapeutin aus Heidelberg, das in der Reihe Lieben.Leben.Arbeiten im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht schon 2020 erschienen ist. Markus Bomhard hat das Buch rezensiert und hält es für eine „gelungene Ermutigung, in der systemischen Arbeit dem erotischen inneren Bildermalen nicht auszuweichen, sondern es als wertvolle Ressource im therapeutischen Prozess und als Möglichkeit der Selbstreflexion und Selbsterfahrung zu entdecken“. Seine Besprechung können Sie hier lesen:

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9. Mai 2022
von Tom Levold
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Arnold Retzer wird 70!

Heute feiert Arnold Retzer seinen 70. Geburtstag und systemagazin gratuliert ganz herzlich!

Nach seinem Studium der Medizin, Psychologie und Soziologie arbeitete Arnold Retzer ab 1987 am Universitätsklinikum der Universität Heidelberg bis zum Jahr 1991 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als leitender Oberarzt in der Abteilung für Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie, nach der Emeritierung von Helm Stierlin leitete er die Abteilung kommissarisch für zwei Jahre. 1988 wurde er mit einer Dissertation über Interaktionsphänomene im systemischen Familien-Erstgespräch an der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg zum Dr. med. promoviert. Über seine Beschäftigung mit dem Zusammenhang von Familieninteraktion und Psychopathologie bei schizophrenen, schizoaffektiven und manisch-depressiven Psychosen hat er zu vielen Themen aus systemischer Perspektive Veröffentlichungen vorgelegt, vor allem zum Thema Paartherapie und Paarbeziehungen. Auf seiner Website ist ein Interview der Zeitschrift Psychologie Heute von 2016 zu finden, in dem er zu seiner Perspektive auf Paarprobleme und ihre Bearbeitung Stellung nimmt.

Als Publizist war er von 1996 bis 2005 Mitherausgeber der Zeitschrift Familiendynamik. Bundesweit über die Therapieszene hinaus wurde er mit einem Buch über „Miese Stimmung“ bekannt, einer „Streitschrift gegen positives Denken“, in der er ein Plädoyer gegen das gegenwärtige Diktat der Selbstoptimierung hält. Auf einer Veranstaltung in der Wiener Arbeiterkammer (s. Video) erklärt er im Gespräch mit Franz Köb, wie sich Zeitgeist, Kultur, Weltverständnis, Lebensentwurf und schlechte Stimmung wechselseitig bedingen.

Lieber Arnold,

zum runden Geburtstag wünsche ich dir mit anderen Kolleginnen und Kollegen alles Gute, Gesundheit und Lebensfreude – und uns weiterhin viele scharfsinnige Impulse und Gedanken, die unsere Diskurse bereichern mögen.

Herzliche Grüße
Tom Levold

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3. Mai 2022
von Tom Levold
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Bei der Geburt ihres ersten Kindes sind Frauen in Deutschland durchschnittlich 30,2 Jahre alt

WIESBADEN – In Deutschland waren im Jahr 2020 Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt 30,2 Jahre alt. Zehn Jahre zuvor lag das Durchschnittsalter noch bei 29,0 Jahren, wie das Statistische Bundesamt aus Anlass des Muttertages am 8. Mai mitteilt. Das durchschnittliche Alter der Erstgebärenden ist in den vergangenen zehn Jahren fast durchgehend gestiegen.

Im Jahr 2020 kamen in Deutschland rund 360 000 Erstgeborene auf die Welt. Davon hatten 0,8 % (2 900) eine Mutter, die jünger als 18 Jahre alt war. Bei 2,9 % der Erstgeborenen (10 500) war die Mutter bei der Entbindung 40 Jahre und älter.

EU-Vergleich: Durchschnittsalter der Erstgebärenden in Italien am höchsten

Auch in den anderen Staaten der Europäischen Union bekommen Frauen immer später ihr erstes Kind. Im Jahr 2020 betrug das Alter der Erstgebärenden im EU-Durchschnitt laut Eurostat 29,5 Jahre. In Italien waren die Frauen bei Geburt ihres ersten Kindes mit im Schnitt 31,4 Jahren am ältesten, gefolgt von Spanien mit 31,2 Jahren und Luxemburg mit 31,0 Jahren.  Am jüngsten waren die Erstgebärenden 2020 in Bulgarien (26,4 Jahre), gefolgt von Rumänien (27,1 Jahre) und der Slowakei (27,2 Jahre).

Methodische Hinweise:

Die Eurostat-Angaben zum Durchschnittsalter der Frauen bei Geburt können aufgrund methodischer Unterschiede von den Angaben des Statistischen Bundesamtes abweichen.

Quelle: Statistisches Bundesamt, 3.5.2022

28. April 2022
von Tom Levold
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Psychische Gesundheit als Gemeinschaftsleistung

Das aktuelle Heft der Familiendynamik beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Projekt „Systemtherapeutischer Methoden in der Psychiatrischen Akutversorgung“ (SYMPA). In ihrem Editorial „Kollektive Interventionskulturen haben ­Konjunktur“ schreiben die Herausgeberinnen Rieke Oelkers-Ax und Christina Hunger-Schoppe: „Psychische Erkrankungen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Infolge der Coronapandemie steigen sie weltweit weiter sprunghaft an, sodass der viralen eine »psychische« Pandemie folgt. Auf der Suche nach Lösungen lohnt ein Blick auf kollektive Interventionsformen, wie z. B. die Systemtherapeutischen Methoden in der Psychiatrischen Akutversorgung (SYMPA). Sie folgen dem Prinzip von »Heilung als Gemeinschaftsleistung« und spiegeln ein Verständnis von Psychotherapie wider, das in modernen Gesellschaften zugunsten individueller »Einzelsettings« zurückgedrängt wurde. Historisch verschärfte die Psychiatrie-Enquete 1975 diese Zuspitzung: Die psychiatrische Versorgungsleistung wurde de-institutionalisiert und teilweise an die Familie »zurückverwiesen«. Gleichzeitig stieg die Lebenszeitprävalenz für depressive Störungen bei Partner:innen psychiatrischer Patient:innen und lag schließlich bis zu 60 % höher als in der Normalbevölkerung. Entlastete Mitglieder betroffener sozialer Systeme tragen hingegen zu einem verminderten Rückfallrisiko von Patient:innen bei. Angesichts sich zuspitzender Krisenerscheinungen haben Ansätze kollektiver Interventionskulturen wieder Konjunktur. Im Krankenhausbereich wurde in den letzten 20 Jahren in über ein Dutzend Kliniken SYMPA praktiziert. SYMPA und ihrem Mitbegründer, Jochen Schweitzer-Rothers, ist unser Schwerpunktthema gewidmet“. Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…

25. April 2022
von Tom Levold
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Dörte Foertsch wird 65!

Dörte Foertsch (Fotos: Tom Levold)

Heute feiert Dörte Foertsch ihren 65. Geburtstag – dazu ganz herzliche Glückwünsche! Nach ihrem Psychologiestudium im Fachbereich Kritische Psychologie an der FU Berlin machte sie ihre Weiterbildung zur Systemischen Therapeutin von 1984-1988 am Berliner Institut für Familientherapie BIF, zu der Zeit lernten wir uns auch kennen. In den Folgejahren trug sie aktiv zur Weiterentwicklung des Institutes bei, für das sie mit Leidenschaft einige Generationen von systemischen Therapeutinnen und Therapeuten ausgebildet hat und auch lange Zeit als Vorstandsmitglied tätig war.

Von 2005 bis zu ihrem Ausscheiden 2019 haben wir dann intensiv im Herausgebergremiums der Zeitschrift Kontext zusammengearbeitet.

Dieser Zusammenarbeit hat sie mit ihrer Kreativität, ihrem Witz, ihrer Empathie und dem Gespür für (neue) Themen ein ganz wichtiges Gepräge gegeben. Frei von Konkurrenzgebaren und ausgestattet mit einer großen Herzlichkeit und einer unglaublichen Gastfreundschaft, sei es bei ihr zuhause, in Ligurien oder in ihrem Domizil in der Uckermarck, hat sie die Arbeit an der Zeitschrift enorm bereichert und eine persönliche Atmosphäre geschaffen, die in Arbeitsbeziehungen nicht selbstverständlich ist. Ihr unbestechliches Gerechtigkeitsgefühl und ihre Einfühlung in Benachteiligte und Machtunterworfene hat sie aber auch in die Diskurse der Systemischen Gesellschaft eingebracht, in der sie lange wie auch andere Kollegen des BIF aktiv war. In den letzten Jahren hat sie sich zunehmend auf ihre Familie – als Patchworkmutter von fünf Kindern und Großmutter – sowie auf ihre künstlerische Arbeit als Bildhauerin konzentriert, die sie u.a. auch als Lehrbeauftragte an der Berliner Kunsthochschule Weißensee weitergibt. Die Arbeit mit Skulpturen aus Stein hat Dörte Foertsch auch zu einem Text über Skulpturen in der Systemischen Therapie inspiriert, den Sie hier als PDF lesen können.

Liebe Dörte, lass es dir heute und in den kommenden Jahren gut gehen! In der Hoffnung, dass wir noch manche freundschaftliche Begegnungen haben werden, wünsche ich dir alles Gute, aber vor allem Gesundheit und weiterhin große Schaffenskraft.

Tom (Levold)

1. April 2022
von Tom Levold
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Konfliktdynamik und Friedenschancen in der Ukraine

Am 24.3. hat der österreichische Konfliktforscher und -manager Friedrich Glasl in einen Online-Vortrag für die Trigon-Entwicklungsberatung zum Thema der „Konfliktdynamik und Friedenschancen in der Ukraine“ Stellung bezogen. Darin geht er sehr ausführlich auf die Vorgeschichte und den Kontext des Krieges ein. Das Video ist mit über zwei Stunden recht lang, es lohnt aber das Anschauen. Nach dem Intro beginnt der Vortrag etwa bei Minute 10. Wer über die derzeit dominante moralische und dämonisierende Betrachtung des Krieges hinaus kommen will, sollte sich dieses Video anschauen!

Einen Aufruf von Friedrich Glasl an „Aufruf an verantwortungsbewusste Menschen in Politik und Zivilgesellschaft zum Beenden des Ukraine-Kriegs“ finden Sie hier…

15. März 2022
von Tom Levold
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Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine

Wenn Sie Flüchtlinge aus der Ukraine betreuen oder auf andere Art und Weise mit der psychosozialen Versorgung ukrainischer Flüchtlinge befasst sind, könnten Materialien hilfreich sein, die Alexander Korittko, langjähriger Sprecher der DGSF-Fachgruppe „Trauma“, und Björn Enno Hermans, Psychotherapeut und ehemaliger DGSF-Vorsitzender, erstellt haben. Es handelt sich um Infoblätter für erwachsene Betroffene sowie für betroffene Kinder und Jugendliche (ab 10-12 Jahren), jeweils in deutsch und ukrainisch. Die Blätter können hier heruntergeladen werden…