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»Welches Problem führt Sie zu mir?« Über die metaphorische Struktur von Problembeschreibungen

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psychosozial 137 Metaphernanalyse

psychosozial 137
Metaphernanalyse

Gestern habe ich an dieser Stelle den Jahrgang 2014 der Zeitschrift psychosozial vorgestellt. Das letzte Heft ist dem Thema Metaphernanalyse gewidmet. Herausgeber Michael B. Buchholz schreibt in seinem Editorial: „Unüberbietbar ist das Thema deshalb, weil sich die Erkenntnis durchsetzt, dass unser gesamtes Denken, unsere Wissensorganisation und unsere tägliche Konversation durchzogen ist von Metaphern. Wissenschaftler jeglicher Provenienz können es nicht vermeiden, im Kern ihrer Theorien Metaphern zu verwenden, und Thomas Kuhn (1979) hatte die Paradigmen als Metaphern bezeichnet; Metaphern mit solchen Wirkungen und Reichweiten sind dann schon als »Weltanschauungen« anzusehen, als Wirklichkeitskonstruktion von Denkkollektiven (Fleck, 1983) mit erheblichen sozialen Bindewirkungen. Unsere Theorien sind von vielen unbemerkten Metaphern durchzogen, unsere Konversation im Alltag sowieso, und unsere körperlichen Begleitgesten tun das ihre dazu, dass es notwendig geworden ist, »multimodale« Metaphern zu untersuchen. Deshalb erscheinen große Zusammenstellungen (…) und detaillierte Untersuchungen zur Mitbeteiligung des Körpers (…), die wiederum an die Wiederentdeckung des Körpers (Stichwort: »Embodiment«) in weiten Bereichen der Wissenschaftstheorie, der Kognitionsforschung und der Neurowissenschaften anschließen können“.

Für dieses Heft habe ich einen Beitrag geschrieben, der sich mit der Frage auseinandersetzt, wie in Therapien über Probleme gesprochen wird, welche Metaphern dieser Rede über Probleme zugrunde liegt und welche Konsequenzen diese metaphorische Strukturierung von Problemerleben für mögliche Lösungen hat. Freundlicherweise hat der Verlag psychosozial einer Veröffentlichung dieses Textes im systemagazin zugestimmt, herzlichen Dank dafür!

Tom Levold, Köln: 

»Welches Problem führt Sie zu mir?«  Über die metaphorische Struktur von Problembeschreibungen

Zusammenfassung

Eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen einer Psychotherapie ist ein geteiltes Verständnis der zu bearbeitenden Probleme. Einleitend wird dem im Mainstream der gegenwärtigen medikalisierten Psychotherapie vorherrschenden Diagnostik-Verständnis ein hermeneutisches, auf Sinnfragen bezogenes Prozessverständnis entgegengesetzt, das die impliziten metaphorischen Strukturen von Problemerleben und -erzählung in den Vordergrund rückt. Anhand von acht Beispielen (Metaphern der physischen Krafteinwirkung, organismische Metaphern, Gewichts-, Balance-, Kampf-, Container-, Wegemetaphern und visuelle Metaphern) werden die jeweils unterliegenden Interaktionsstrukturen zwischen dem »problembesitzenden« System, dem Problem und den implizierten Hilfe- bzw. Lösungsprozessen erläutert. Im Anschluss werden einige Konsequenzen für die therapeutische und beraterische Praxis vorgestellt.

Schlüsselwörter: Beratung, Metaphern, Problem-Metaphern, Metaphern für Hilfe

Abstract

A shared understanding of the problems which are to be processed is a central precondition of a successful psychotherapy. In the beginning the dominant model of diagnostics in the prevailing medicalized approach of psychotherapy will be contrasted with a hermeneutic, conversational, approach of therapeutic dialogue. Along eight examples (metaphor of physical force, organismic metaphors, metaphors of weight, balance, and fight, container metaphors, path metaphors, and visual metaphors) the respective underlying interactional structures between »problem owners«, problem and implicit options for solutions will be explained. Finally some consequences for the therapeutic practice will be presented.

Keywords: counseling, metaphors of counseling, metaphors for help

Einleitung: Was ist der Fall?

Mit dem Fortschreiten der Professionalisierung (1) der Psychotherapie, die in Deutschland mit dem Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes 1999 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, geht auch eine zunehmende Tendenz ihrer Medikalisierung einher, das heißt, die medizinische Krankenbehandlung wird immer mehr zur zentralen Leitmetapher der Bearbeitung psychischer Probleme. Analog zu medizinischen und insbesondere pharmakologischen Behandlungen wird Psychotherapie unter dieser Perspektive als eine Art »Medikament« betrachtet, das in gewissen Dosierungen zu bestimmten Zeitpunkten verabreicht wird und dessen Wirkungen durch Vorher-Nachher-Vergleiche untersucht werden können. Um sicherzustellen, dass tatsächlich die Wirkung von therapeutischen Interventionen und nicht andere, etwa subjektive bzw. personenabhängige, Faktoren gemessen werden, wird die Notwendigkeit einer manualisierten Vorgehensweise und der Einsatz standardisierter Testverfahren als Diagnose- und Evaluationsinstrumente propagiert (Padberg, 2013). Insbesondere der Siegeszug der Verhaltenstherapie an den Universitäten, deren Vertreter praktisch sämtliche Lehrstühle für klinische Psychologie innehaben, hat für die Dominanz dieser Sichtweise im psychotherapeutischen Diskurs gesorgt.

Im medizinischen Modell nimmt der Arzt die Rolle des handelnden Experten ein, der auf der Basis präziser Diagnostik den Patienten durch seine »Behandlung« von der Krankheit befreit. Dieser ist damit Objekt der Behandlung, das heißt in der komplementären Patientenrolle, und hat den Behandler durch Compliance, das heißt mit seiner Bereitschaft zur Befolgung der ärztlichen Anweisungen und Empfehlungen, entsprechend zu unterstützen.

Psychotherapie ist dagegen aus einer hermeneutischen, das heißt an Sinnfragen orientierten, Perspektive keine solche Behandlung, sondern ein interaktiver Versuch, psychische und kommunikative Probleme zu verstehen, bzw. eine

»von einem Experten unterstützte ›Arbeit‹ an der Selbstveränderung und Persönlichkeitsentwicklung. Der Anlass und die Motivation für diese Selbstveränderung kann, aber muss nicht eine Krankheit oder ein ›krankheitswertiges‹ Symptom sein. […] Auch der Begriff des ›Verfahrens‹ wird vor diesem Hintergrund obsolet, weil er Behandlung impliziert« (Köth, 2008, S. 616).

Auf einen weiteren grundsätzlichen Unterschied zu medizinisch orientierten Verfahren weisen Fritz Simon und Peter Fuchs hin:

»Schon weil psychische Probleme immer nur über den Umweg der Kommunikation dem Therapeuten zugänglich sind, und die Phänomene, die den Leidensdruck des Patienten erzeugen und schließlich ›Problem‹ genannt werden, in ihrer Kausalität weder für ihren Besitzer noch für den Therapeuten durchschaubar sind, ja vom Patienten oft nicht einmal nachvollziehbar beschrieben werden können, bleiben sie vage und unbestimmt. Der Psychotherapeut ist auf seine Empathie angewiesen, er muss Perspektivübernahmen vollziehen, historische Entwicklungen und nicht in die erzählte Krankengeschichte aufgenommene Kontextvariablen hinzudenken und mitkalkulieren, vorläufige und nicht abschließbare Interpretationen anbieten, die immer auf höchst unvollständigen und vieldeutigen, oft widersprüchlichen Informationen beruhen« (F. Simon in seinem Vorwort zu Fuchs, 2011, S. 8f.).

Während Vagheit und Unbestimmtheit von Problemstellungen in der Medizin durch Forschung und fortschreitende Differenzialdiagnostik aufgelöst werden müssen, sind sie für Sinn- und Identitätsprobleme, die den Gegenstand von Psychotherapie ausmachen, geradezu konstitutiv. Diese hat Fuchs zufolge im Unterschied zur Medizin eben zur Aufgabe, nichtcodierte bzw. nichtcodierbare (und damit eben auch nicht ohne weiteres diagnostizierbare) Probleme zu bearbeiten:

»Im Blick auf psychische Systeme fallen […] (Leidensdruck erzeugende) Unschärfeprobleme an, auf die sich dann die Psychotherapie bezieht, indem sie nichtcodierte und nichtcodierbare Probleme nicht codifiziert, sondern gelten lässt – durch Strategien, die zu viablen Identitätskonzepten führen, innerhalb deren es möglich wird, mit Unschärfen zu leben« (ebd., S. 34).

Die Medikalisierung der Psychotherapie zeigt sich auch im zunehmenden Stellenwert von standardisierten Diagnoseklassifikationen wie ICD oder DSM. Die kritische Debatte um solche Systeme hat mit der Herausgabe des DSM-V seit Mai 2013 einen neuen Aufschwung genommen (vgl. ausführl. Levold, 2014a; Frances, 2013; Angell, 2011). Selbst aus dem medizinisch-psychiatrischen System sind dabei Vorschläge zur Revision oder gar Abschaffung formaler Klassifikationssysteme zu hören (zum Beispiel bei Timimi, 2013). Dennoch werden sich die Kritiker hierzulande angesichts der Tatsache, dass der dominante Diskurs der Richtlinienpsychotherapie immer stärker der Medikalisierung und einem objektivistischen Wissenschaftsideal mit dem Bemühen um vermeintlich objektive, reliable und valide Diagnosen folgt, wohl kaum durchsetzen.

Ganz entscheidend für die Praxeologie der Psychotherapie ist dabei, dass die formalen Diagnosesysteme dem, was sich in der Beziehung von Therapeuten und Klientensystemen vollzieht, wenig gerecht werden. Im Unterschied zur Medizin macht eine Diagnose als notwendige und einmalig durchzuführende Voraussetzung für den Beginn einer Psychotherapie wenig Sinn, da sich die diagnostische Verständigung darüber, »was der Fall ist«, über den ganzen Zeitrahmen der Therapie erstreckt – und sich vor allem in deren Verlauf verändert: Buchholz bezieht sich auf Untersuchungen, die zeigen,

»daß Psychotherapeuten nur zu Beginn einer Behandlung ›in abstract terms‹ (diagnostisch oder theoretisch) über ihre Patienten denken; ihre mit solchen Begriffen gemachten Voraussagen über Behandlungsverläufe und die Entwicklung der Behandlungsbeziehung treffen wenig zu. Werden sie nach einem Jahr über dieselben Patienten erneut befragt, sprechen sie umgangssprachlicher, ›wärmer‹ über ihre Patienten. Diagnostische Einordnung wäre so gesehen erneut als abhängige Variable einer noch am Anfang befindlichen, ›unentwickelten‹ Beziehung bestätigt« (Buchholz, 1998a, S. 52).

Klassische Diagnostik verliert im weiteren Verlauf also zunehmend an Relevanz für die Beurteilung der Klienten und ihrer Anliegen! Auch eine weitere Aufgabe klassischer Diagnostik, nämlich die Prognose von Behandlungschancen, muss infrage gestellt werden, da die Psychotherapieforschung zeigt, dass »die therapeutische Interaktion […] höheren prädiktiven Wert als diagnostische Klassifikationen« hat. (ebd., S. 54).

Folgerichtig versteht Ritscher unter einem »Diagnosesystem« keine formale Klassifikation von Störungsbildern, sondern ein die Diagnostikerin und den »zu diagnostizierenden Menschen« umfassendes,

»sie integrierendes System der Beobachtung/Beschreibung/Analyse. Die zirkuläre Beziehung zwischen diesen beiden Teilsystemen des ›Diagnosesystems‹ entscheidet zusammen mit den theoretischen Vorannahmen des/der Professionellen über die beobachteten und beschriebenen Informationen. Aus diesem Grund muss das zu ›diagnostizierende‹ System immer korrigierend in den Prozess der ›Diagnose‹-Stellung einbezogen bleiben, sowohl hinsichtlich der Beschreibung als auch des abschließenden ›diagnostischen‹ Berichtes« (Ritscher, 2011, S. 7).

Konversationsdiagnostik

Ein anderer diagnostischer Zugang zu den Problemen, die Klienten veranlassen, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, konzentriert sich in Abgrenzung zu einer standardisieren Formaldiagnostik auf die Praxis des Erzählens von Problemgeschichten in der therapeutischen Konversation. Dass es hier nicht um Standardisierung, sondern um die gemeinsame, dialogische Erschließung idiosynkratischer Sinnstrukturen geht, versteht sich von selbst. Hier kommen die Metaphern (im Gegensatz zur vermeintlichen »Definition« von Problemen, Störungen etc.) ins Spiel:

»Auf der Ebene des verbalen Austauschs ist eine Interaktion der Bilder hilfreich, weil sie sowohl die symbolische wie die affektive Dimension integriert und beiden Beteiligten das Gefühl zu verleihen vermag, sich ›im gleichen Film‹, sich in einer miteinander geteilten Welt der Bedeutungen zu befinden« (Buchholz, 2012, S. 36).

Zum Thema der Metaphernanalyse liegt mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum eine Reihe fundierter Arbeiten vor, die sich auf die metaphorische Strukturierung von Krankheitserfahrungen (Schmitt, 2013), auf ihre Bedeutung in der psychotherapeutischen Praxis (Buchholz, 2003a, 2003b; Buchholz & von Kleist, 1997) und andere therapierelevante Themenbereiche beziehen (vgl. zum Beispiel Levold, 2003, 2012; Kronberger, 1999; Buchholz, 1998b; Schmitt, 1995). Auf eine Darstellung der modernen Metapherntheorien verzichte ich an dieser Stelle, da sie in diesem Heft in anderen Beiträgen ausführlich dargestellt und diskutiert werden.

Problem-Metaphern

Vorstellungen vom Gegenstand von Psychotherapie, seien es Konzepte von »psychischen Krankheiten« oder bestimmte umschriebene »Störungen«, sind immer Beobachterkategorien, die in Abhängigkeit von fachlich-professionellen, sozialen, rechtlichen, ökonomischen und anderen Kontexten entstehen und dort ihren jeweiligen Sinn entfalten. Im Folgenden soll die Rede von Problemen im allgemeinsten und umfassendsten Sinne des Wortes sein. In der Regel beginnt eine Therapie mit der Thematisierung der Probleme des Klientensystems: »Was ist Ihr Problem?« (und nicht: »Was ist Ihre Störung?«) dürfte zu den zentralen Fragestellungen in der Psychotherapie gehören. Die Selbstdiagnose seitens der Klienten bedient sich ebenfalls in den allermeisten Fällen des Problembegriffs (oder anderer ähnlich unbestimmter Begriffe wie zum Beispiel »Schwierigkeiten« etc.). Ausgangspunkt eines therapeutischen Dialogs ist in der Regel eine Problembeschreibung, die sich nicht in eine diagnostische Klassifikation einordnet, sondern den Klienten Raum gibt, mit einer Problemerzählung ihr Leiden zum Ausdruck zu bringen.

Der Begriff des »Problems« lässt sich insofern als »leeres Konzept« (Buchholz & von Kleist, 1997, S. 75ff.) verstehen, das bildhaft, metaphorisch gefüllt werden muss, soll es verstanden und damit anschlussfähig gemacht werden können. Die metaphorische Struktur von Problembeschreibungen gibt – wenn sie über triviale und umgangssprachliche Bildgebungen hinausreicht – Aufschluss über die Beschaffenheit der individuellen Wahrnehmung von Problemen und selektiert implizit die möglichen Lösungsbilder, die mit den jeweiligen Problemkonzepten kompatibel sind. Im Falle einer starken Dominanz des spezifischen Bildfeldes führt dies dazu, dass andere Möglichkeiten der Problemwahrnehmung und damit verbundene alternative Lösungsansätze aus der Wahrnehmung und damit dem therapeutischen Diskurs ausgeschlossen werden. Buchholz und Kleist zitieren hier Schön (1983), dass das »problem setting« das »problem solving« präfiguriere (Buchholz & von Kleist, 1997, S. 74). Dominante Metaphern funktionieren in gewisser Weise wie eine Taschenlampe, deren Lichtkegel bestimmte Aspekte des Erlebens beleuchtet und dabei notwendigerweise andere Aspekte im Dunkeln lässt. Lakoff und Johnson (1980) bezeichnen diese Funktion als »Highlighting« und »Hiding«. Das gilt freilich nicht nur für die Problemerzählungen der Klienten, sondern ebenso für die Problembeschreibungen der Therapeuten. Ein wichtiger Indikator für das Gelingen einer Psychotherapie, zumindest für das »Sich-verstanden-Fühlen« im therapeutischen Prozess, dürfte in der Passung der metaphorischen Struktur der jeweiligen Problem- und Lösungskonzepte bei Therapeuten und Klienten sein.

Eine systematische Metaphernanalyse ist auf konkretes empirisches Material angewiesen, das in Schriftform oder in Form von Video- und Audioaufnahmen vorliegt. Das könnten in diesem Falle Transkripte von Therapie- und Beratungsgesprächen sein, Texte von Lehrbüchern, Interviews ö.Ä. Dieser Beitrag kann eine solche systematische Analyse nicht leisten, da er sich nicht auf einen fest definierten Materialkorpus bezieht, sondern eher verstreute Beispiele für Problemmetaphern heranzieht, die aus unterschiedlichen Quellen stammen. Im weiteren Verlauf werde ich daher – jeweils ohne Einzelnachweise – Beispiele aus eigenen Therapiegesprächen und Supervisionen, aus therapeutischen Texten (Gutachten, Falldarstellungen) und vor allem Formulierungen aus »Problem-Foren« im Internet präsentieren, die eine Fundgrube für Metaphernanalysen darstellen. Mittlerweile gibt es zu den unterschiedlichsten therapeutischen und beraterischen Themen eine Fülle von Foren, in denen sich Betroffene über ihre Probleme und Erfahrungen mit psychosozialen Hilfeangeboten austauschen. Meine Absicht ist dabei, die prototypische Struktur einiger Bildfelder, die jeweils bei der Schilderung von Problemen benutzt werden, herauszuarbeiten.

Auch wenn die Auswahl von acht Bildbereichen (Probleme als physische Krafteinwirkung, organismische Metaphern, Gewichtsmetaphern, Balancemetaphern, Kampfmetaphern, Containermetaphern, Wegemetaphern und visuelle Metaphern) signifikant für einen großen Teil des »Problemdiskurses« im psychosozialen Feld ist, würden sich bei einer systematischen Analyse darüber hinaus auch noch viele andere Metaphern finden. Dennoch ist die Gesamtzahl möglicher metaphorischer Strukturen begrenzt, da die »Bildspenderbereiche«, die wir zur metaphorischen Strukturierung unserer Erfahrung nutzen, vor allem Erfahrungsbereiche umfassen, die wir sinnlich-konkret, das heißt bezogen auf die Dimensionierung unserer Sinnesorgane, erfassen können (2). Bei den Beispielen wird leicht zu erkennen sein, in welch hohem Maße diese Bildfelder kulturell anschlussfähig sind. In der alltäglichen Rede tauchen sie beständig auf, sie sind in gewisser Weise konventionell (etwa dass Probleme als »Belastung« konzipiert werden), ohne dass die zugrunde liegenden metaphorischen Strukturen ohne Weiteres als solche erkannt oder thematisiert werden.

Gleichzeitig wird deutlich, wie wir weder in der Alltags- noch in der Fachsprache über Probleme sprechen könnten, wenn wir keine Metaphern benutzen könnten. Für klinische Fragestellungen wird der Metapherngebrauch dann über das allgemeine Interesse an sprachlichen Ausdrucksweisen hinaus relevant, wenn spezifische Bildfelder benutzt werden, die das Erleben eines Problems auf eine so starke Weise dominieren, dass alternative Möglichkeiten der Konzeptualisierung von Problemen nicht mehr zum Tragen kommen. In diesem Fall wird der Bereich des »Abgedunkelten« (Hiding) dauerhaft von der Wahrnehmung ausgeschlossen und kann nicht mehr als Ressource für Veränderungen genutzt werden: Der Lichtkegel der Taschenlampe ist in einer Problemtrance fixiert. Die Alternative zu einer Metapher ist in diesem Kontext allerdings keinesfalls eine wissenschaftliche Definition, sondern eine andere Metapher: »In einer gelungenen Psychotherapie werden prägende Metaphern in neuem Licht gesehen und, falls angebracht, durch alternative Metaphern ersetzt. Eine veränderte biographische Metaphorik ermöglich dem Patienten seine Geschichte durch einen anderen Bedeutungshorizont zu sehen« (Jung, 2009, S. 34). Indem das Bildfeld der Problembeschreibung verlassen wird, werden plötzlich andere Gesichtspunkte erkennbar, die sich für die therapeutische Arbeit nutzen lassen.

Nachfolgend werde ich – nach einigen einführenden Bemerkungen über die zugrunde liegende Interaktionsstruktur von Problem-Metaphern (3) – die bereits erwähnten Beispiele etwas ausführlicher vorstellen. Aus Platzgründen können leider nicht alle präsentierten Schemata mit einer Fallgeschichte illustriert werden, daher habe ich nur ein exemplarisches Beispiel gewählt. Zum Schluss werde ich dann noch auf einige Konsequenzen für die therapeutische Praxis hinweisen.

Protagonisten und Schemata

Wie wird also über Probleme gesprochen? Jede Problemerzählung weist eine semantische Struktur auf, in der sprachliche Elemente als Protagonisten in einer wie auch immer gearteten Beziehung zueinander stehen. Die einfachste Struktur besteht aus einer Entität, die mit einem Problem »zu tun hat«, und einer Entität, die den Status eines Problems zugewiesen bekommt. Den ersten Protagonisten möchte ich mit der Chiffre S bezeichnen, wobei S für ein Subjekt, ein Selbst, ein System (Paar, Familie, Gruppe etc.) u.Ä. stehen kann. Der Protagonist P steht für ein beliebiges Problem, Kandidaten für P können also alle möglichen Phänomene sein: Stress, Trauma, Krankheit, Verlust, Krise, Konflikt usw. S und P stehen zueinander in einer Subjekt-Objekt-Struktur, dabei ist nicht festgelegt, wer welche Positionen einnimmt. S kann ein Problem (als Objekt) haben, meistern, bekämpfen, erleiden etc. Umgekehrt kann aber auch P (als Subjekt) S bedrohen, schädigen, belasten, schwächen, verwirren, stören, herausfordern etc. Die Situation wird komplexer, wenn man noch einen dritten Protagonisten in Rechnung stellt, den ich H (»Hilfe«) nennen möchte und der eine Art zwischengeschalteten Mechanismus in der Beziehung von S und P darstellt. Hier kommt die Therapie ins Spiel, aber auch alle anderen Formen von Hilfe wie Unterstützung, Schutz, Förderung, Anerkennung, Klärung, Trost usw.

Das Gespräch über Probleme (und ihre Überwindung) impliziert also immer eine Interaktion zwischen »Problemeigentümer« S, dem Problem P und in Hinblick auf die Veränderung der problematischen Konstellation einem zwischengeschalteten Mechanismus H (»Hilfe«). Die Problemexploration in einem Hilfeprozess ergründet – explizit oder implizit – die Muster des bisherigen Umgangs mit den Problemen. Vor allem die zirkulären Fragetechniken des systemischen Ansatzes ermöglichen durch die Externalisierung des Problems als eines autonomen Protagonisten, diese Interaktionsschemata explizit in den Blick zu nehmen: »Angenommen, Ihr Problem würde sich für eine Zeit verabschieden, woran würden Sie das merken …?«.

Unter den denkbaren Interaktions-Schemata möchte ich vier hervorheben, die meines Erachtens von allgemeiner Bedeutung sind. Das Resilienz-Schema impliziert, dass S über Eigenschaften verfügt, die P neutralisieren können. S besitzt in diesem Bildfeld eigene Stärke, Immunität, Unverletzbarkeit, Macht etc. Ein zweites Schema basiert darauf, dass S sich selbst oder die Umwelt verändert, um P zu bewältigen. S wird stärker, verlässt den Problembereich, knüpft hilfreiche Beziehungen an, dissoziiert, mobilisiert Ressourcen usw. Im dritten Schema zielt die Veränderungsbemühung von S auf P, indem es gegen P ankämpft, es trivialisiert, seine Bedeutung verändert oder es auflöst. Im vierten Schema wird etwas stellvertretend für oder gemeinsam mit S gegen P getan, nämlich durch den dritten Protagonisten H.

An Beispiel von acht Bildfeldern (4) soll nun die metaphorische Strukturierung dieser Interaktionsschemata verdeutlicht werden. Dabei wird jeweils verdeutlicht, auf welche Weise die Metaphern die Beziehung zwischen S und P bildhaft organisieren und welche Lösungsideen innerhalb dieser Kontexte anschlussfähig sind.

1. P als physische Krafteinwirkung

Diese Metapher ist der Gegenpart zur Metapher des resilienten Objektes. P ist eine physische Kraft, die auf S als materielles Objekt einwirkt. Diese Kraft kann beispielsweise ein äußerer Druck, Gravitation oder eine elektromagnetische Kraft sein. Dieses Bildfeld wird zum Beispiel in folgenden Äußerungen evoziert: »Mein Leben zieht mich runter«, »Ich stehe unter ungeheurem Druck«, »Ich bin permanent unter Strom«, »Nichts zieht mich mehr an«, »Ich bin völlig zerstört«.

Der Begriff Resilienz, der eigentlich aus der Materialforschung stammt und ein Maß für die Widerständigkeit von unterschiedlichen Materialien (Fußböden, Metalllegierungen, Textilien usw.) bezeichnet, ist selbst eine Metapher, die im psychotherapeutischen Diskurs der letzten 15 Jahre eine bemerkenswerte Karriere hingelegt hat (vgl. Levold, 2012). Er besagt, dass S hart (flexibel, elastisch, stabil …) genug ist, um nicht zu zerbrechen, sich nicht aufzulösen o.Ä.: »Ich lasse mich nicht so schnell kleinkriegen«, »Das halte ich auch noch aus«, »Ich mobilisiere alle meine Kräfte«, »Ich habe meine Stabilität wiedergewonnen«, »Ich lasse das an mir abprallen«.

In diesem Schema wird S durch seine Eigenschaften geschützt, die als solche gegeben sind, aber auch entwickelt und gestärkt werden können. Im Hilfediskurs tauchen Resilienzbilder daher typischerweise in Kontexten wie der Primärprävention, der Pädagogik, in Trainingsprogrammen und dergleichen auf. Schlüsselwörter sind hier zum Beispiel Strukturentwicklung, Stabilisierung, Stärkung, Auflösung von Spannungen, Erhöhung der Belastungsfähigkeit, Empowerment usw.

Wie alle anderen Bildfelder auch selektiert diese Metapher, wenn sie als Leitmetapher das primäre Problemerleben der Klienten rahmt, die für die Problemerzählung relevanten und infrage kommenden Aspekte der eigenen Erfahrung, die im therapeutischen Dialog zur Sprache gebracht werden können. Was nicht in den Lichtkegel der Wahrnehmung gebracht werden kann, wird ausgeblendet oder bleibt in der Latenz. Gleichzeitig stellt die Metapher aber auch bestimmte Anschlüsse für Lösungsideen bereit – und verstellt andere, die im aktuellen konzeptuellen Schema nicht hinreichend anschlussfähig sind. Wer sich also primär auf Stabilisierung, Strukturierung und Stärkung fokussiert, kommt womöglich mit einer Problematik nur schlecht zurecht, in der die Lösung auch darin liegen könnte, Umwege zu gehen, innezuhalten oder Balance-Akte zu vollführen.

2. P als Einwirkung auf den Organismus

Diese Metapher weist eine gewisse Verwandtschaft mit der Metapher des resilienten Objektes auf, nur dass S hier ein lebender Organismus ist, auf den P zum Beispiel als eine Kraft, ein Feind, ein Gift oder eine problematische Umweltveränderung einwirkt. Die Metapher des resilienten Organismus finden wir in Redewendungen wie: »Unkraut vergeht nicht«, »Wenn es schwierig wird, ziehe ich mich in mein Schneckenhaus zurück«, »Ich bin meinen Problemen nicht mehr gewachsen«, »Emotional bin ich völlig ausgetrocknet«, »In mir ist wieder Hoffnung aufgeblüht«, »Vor Kummer ist er eingegangen«, »Ich habe mich gegen ihre Vorwürfe versucht zu immunisieren«.

Der resiliente Organismus schützt sich durch seine Fähigkeit zur Anpassung, durch Wachstum, Fortbewegung, stetigen Wandel und Regenerierung im Falle einer Verletzung.

Die Hilfe H zeigt sich hier als Heilung, Stärkung des Organismus, Entwicklungsförderung, Versorgung, Nahrung, Medizin. Typischerweise finden wir dieses Vokabular im medizinischen Bereich, es ist aber auch in weiten Teilen der humanistischen Psychologie zu finden, die sich mit dem Etikett der »Wachstumsorientierung« einer organismischen Leitmetapher verschreibt.

3. Gewichtsmetaphern

Eine zentrale – und ebenfalls sehr körpernahe – Problem-Metapher konzipiert Probleme als Gewichte. P ist eine Last, die S ertragen muss bzw. nicht mehr ertragen kann. Das Leben und seine zu bewältigenden Erfahrungen und Herausforderungen werden als schwer oder schwierig empfunden: »Alles lastet wie eine dunkle Wolke auf mir«, »Ich bin seit Wochen völlig niedergedrückt«, »Ich trage schwer an einer Schuld, die ich auf mich geladen habe«, »Ich schleppe mein Problem seit Jahren mit mir herum«. Das Erleben von Problemen als Belastungen hat in vielen Kulturen einen zentralen Stellenwert, die Lösung des Problems wird zunächst in der Erleichterung imaginiert: »Was Sie mir sagen, hat mich sehr erleichtert«, »Die Bedrohung ist wie eine Last von mir abgefallen«, »Wenn ich gewusst hätte, wie leicht sich die Trennung anfühlt, hätte ich diese schon viel früher unternommen«.

Gewichtsmetaphern demonstrieren anschaulich, wie sehr unsere Sprache an unsere körperliche Erfahrung gebunden ist. Sie sind im Sinne des Wortes verkörperlicht, embodied, und weder Platzhalter in einem abstrakten Symbolsystem noch reine Ausgeburten eines Gehirns, das unabhängig von der physischen Struktur seines Trägers mentale Operationen vollzieht. Ohne unsere Erfahrungen als dreidimensionale Körper, die – mit Masse und Gewicht ausgestattet – der Schwerkraft unterliegen, wären die zitierten Bilder überhaupt nicht denkbar.

Die damit verknüpften Schemata enthalten verschiedene Varianten, wie eine übermäßige Belastung vermindert oder aufgehoben werden kann. S kann zum Beispiel stärker werden und auf diese Weise die Lasten besser »schultern«. Man kann daran arbeiten, dass das Gewicht von P kleiner wird und S weniger zu tragen hat. Jede Form von Hilfe innerhalb dieses Schemas bedeutet selbst eine Entlastung, entweder indem die Last von S genommen wird oder aber indem H eine Unterstützung für S anbietet. Im therapeutisch-beraterischen Diskurs finden wir in einem solchen Kontext Begriffe wie Entlastung, Unterstützung, Moratorium, Stärkung, Angebot einer konkreten Hilfestellung usw.

So sehr der Wunsch nach einer Entlastung von erdrückenden Problemen auch ist, darf hier nicht übersehen werden, wie ambivalent das Bildfeld der Gewichtsmetaphern in unserem Kulturkreis ist. Als Problem gilt nämlich hier nicht nur, wenn eine Belastung zu schwer geworden ist, auch »zu leicht« darf es nicht sein. Der Wunsch, es leichter zu haben, kollidiert also nicht selten mit der weithin anerkannten Annahme, dass nur das, was schwer ist, auch wirklich gewichtig sein kann. »Gewogen und zu leicht befunden« ist in vielen sozialen Kontexten synonym damit, nicht ernst genommen zu werden oder schlicht »unwichtig« zu sein. Eine Leistung wird umso mehr anerkannt, je schwerer es war, sie zu vollbringen. Wer alles mit Leichtigkeit zuwege bringt, wird schnell als Luftikus betrachtet, der es sich ein bisschen zu leicht gemacht hat.

Dahinter ist auch ein moralischer Aspekt verborgen. Eine schwere Last auf sich zu nehmen, erhebt einen Menschen und vergrößert sein moralisches Verdienstkonto, wenn er diese Belastung für Andere oder im Dienste einer guten Sache erträgt.

Das Schlüsselbild für diese moralische Erhöhung in der christlich-abendländischen Kultur ist die Figur des Jesus, der das Kreuz stellvertretend für die Sünden der Welt trägt – und es sich gerade deshalb nicht leichter machen darf. Moralische und wertbezogene Fragen werden sozusagen mit Schwerkraft aufgeladen: Sie müssen sorgfältig »abgewogen« werden, Argumente müssen gewichtig sein, um Gehör zu finden, nur politische Schwergewichte haben die Chance, sich durchzusetzen etc.

In unserer Kultur ist in der Regel von Bedeutung, dass Gewicht und Gegenkraft gut austariert sind. Allzu Leichtes und allzu Schweres bekommen schnell etwas Fragwürdiges, das gilt übrigens auch für mögliche Lösungen. Das Bildfeld der Gewichtsmetaphern legt nahe, dass bei schweren Problemen auch die Lösung nicht leicht sein kann. Wer sich jahrelang Belastungen zugemutet hat und feststellt, dass eine kleine Veränderung des eigenen Verhaltensmusters schon von der Last befreit, ist womöglich nicht nur erfreut, sondern kann auch durchaus angesichts des übermäßigen eigenen Einsatzes von Kraft und Mühe gekränkt reagieren oder die Lösung als zu leicht entwerten. Das macht Aussöhnungen im Rahmen langwieriger Konfliktbeziehungen schwer, weil der Ballast der kränkenden Vergangenheit nicht einfach über Bord geworfen werden kann.

Hier sind auch kulturelle Mentalitätsunterschiede zu beachten. US-amerikanischer Problemoptimismus (»ten minutes for problems, twenty for solutions«), der sich in lösungsorientierten Ansätzen ebenso wie im NLP oder in der positiven Psychologie deutlich zeigt, wird bei allzu unreflektierter Übernahme hierzulande schnell als oberflächlich empfunden. Gerade solche Ansätze sind daher gut beraten, das Gewicht einer Problematik und die damit verbundenen Belastungen (bzw. das Gute im Schlechten) ausreichend zu würdigen, bevor auf Lösungen fokussiert wird. Für manche Lösungen gilt: sie sind vielleicht »einfach« (im Sinne von wenig komplex), aber selten »leicht«.

4. Balance-Metaphern

Dem Kräfteverhältnis von Gewicht und Gegenkraft folgen auch Balance-Metaphern, in denen P eine Kraft ist, die ein Ungleichgewicht erzeugt. S kann selbst das Gleichgewicht sein, dass durch P verschoben wird, es kann sich aber auch als Subjekt im Gleichgewicht befinden und dabei durch P gestört werden: »Ich muss versuchen, irgendwie wieder mein Gleichgewicht zu finden«, »Ich praktiziere Bulimie, weil sie mein Gleichgewicht erhält«, »Ich persönlich empfinde meine Balance zwischen Arbeit und Privatleben als gut«, »Ich habe meine Balance wieder und bewege mich weiter auf dem Drahtseil«, »Das bestehende Beziehungsgleichgewicht kann durch rechtzeitige Abgrenzung erhalten und gesichert werden«.

Zur Beendigung des Ungleichgewichtes kann S entweder selbst ausreichend Gegenkraft aufbringen, um wieder eine Balance herzustellen, alternativ kann S auch Gegenkräfte mobilisieren, die für Ausgleich sorgen oder S unterstützen. Schlüsselwörter in Hilfediskursen sind für diese Bildfelder zum Beispiel: Halt geben, Ausgleichsmöglichkeiten entdecken, die Gewichtung von Problemen verschieben, probeweise auf die eine oder die andere Seite zu gehen usw. Hier werden nicht nur Gewichte verschoben, wir können auch die Aufmerksamkeit verschieben oder verlagern, unsere Mitte wiederfinden, gleichmäßigen Abstand halten etc.

5. Kampf-Metaphern

Vor allem im medizinischen Bereich ist der Kampf gegen die Krankheit dominante Metapher. Krankheiten werden als Feinde des Menschen, ja des Lebens imaginiert und der medizinische Fortschritt besteht in der Vernichtung und Ausrottung der Krankheiten bzw. ihrer Verursacher: »Michael Douglas (66) trägt den wohl schlimmsten Kampf seines Lebens aus«, »Ich habe die Herausforderung der MS-Diagnose angenommen«, »Nach langem Kampf ergab er sich seiner Krankheit«, »Alzheimer-Therapie: Neue Waffe im Kampf gegen das Vergessen«, »Kampf gegen Krebs und Diabetes – Killer-Protein weckt Hoffnung«. Man beachte, wie im Krieg gegen die Krankheit auch ein äußerst negativ besetztes Wort wie »Killer« zum Hoffnungsträger mutieren kann.

Auch im Bereich psychischer Probleme sind Kampf-Metaphern häufig anzutreffen: »Die Entwicklung des Ichs geht mit einem inneren Kampf um Eigenständigkeit einher« (aus einem Gutachten), »Habe nun ein für allemal die Sucht besiegt!«, »Die Ablehnung hat mich tief verletzt«, »Die Abmahnungen stellten einen Frontalangriff auf ihre Psyche dar«.

Im Kampf muss der Feind geschwächt und der Kämpfer gestärkt werden. Therapeuten sind daher die natürlichen Verbündeten ihrer Klienten im Kampf gegen P. Im einzeltherapeutischen Setting ist eine parteiliche Haltung für die Klienten in der Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Widerständen Voraussetzung für eine gute Arbeitsbeziehung. Bei der Arbeit mit Mehrpersonensystemen, in denen Konflikte und Kämpfe innerhalb des Klientensystems, etwa eines Paares oder einer Familie, Grund für eine Therapie sind, ist aber kein parteilicher Eingriff in den Kampf gefordert, sondern vielmehr eine allparteiliche, vermittelnde oder neutrale Haltung. Im systemischen Diskurs sind daher Kampf-Metaphern eher weniger zu finden.

In der psychoanalytischen Literatur ist noch ein ganz anderer Gegner zu entdecken, den es zu überwinden gilt, nämlich der Widerstand des Patienten. Auch hier finden sich Kampf-Metaphern: »Wo die analytische Forschung auf die in ihre Verstecke zurückgezogene Libido stößt, muß ein Kampf ausbrechen; alle Kräfte, welche die Regression der Libido verursacht haben, werden sich als ›Widerstände‹ gegen die Arbeit erheben, um diesen neuen Zustand zu konservieren« (Freud, 1912, S. 368). »Dieser Kampf zwischen Arzt und Patienten, zwischen Intellekt und Triebleben, zwischen Erkennen und Agieren wollen spielt sich fast ausschließlich an den Übertragungsphänomenen ab« (ebd., S. 374).

6. Container-Metaphern

Zu den wichtigsten Bildspendern gehören Behälter aller Art. Der basale Container unserer Erfahrungswelt ist unser eigener Körper, dessen Haut als Begrenzung eine Innenwelt von einer Außenwelt abtrennt. Auch unser Selbst wird häufig als Behälter konzipiert, wir fühlen Dinge in uns, haben ein mehr oder weniger reiches Innenleben und können gelegentlich außer uns geraten. Alles, was durch die Präposition »in« markiert wird, lässt sich metaphorisch als Behälter verstehen. Dies gilt sogar für unser Blickfeld, in das etwas hinein- oder aus dem etwas hinauskommen kann. Container-Metaphern sind allgegenwärtig.

Die Grundstruktur des Containers ist eine Grenze, die das Innen vom Außen trennt, eine Wand, ein Dach, eine Ummantelung o.Ä. In der Regel, aber nicht zwingend, gibt es Öffnungen, die Einlass und Auslass ermöglichen.

Beispiele für Container-Metaphern können sein: »Ich passe nicht mehr in meine Welt hinein«; »Es kam immer wieder Streit auf, da ich nicht genügend Rückzugsraum hatte«; »Ich befinde mich in einer schweren Depression«; »Seele, die nun, befreit aus der Gefangenschaft des Körpers, sich neue Räume sucht«; »Ich muss lernen, mich besser abzugrenzen«; »In mir tobte ein namenloses Entsetzen, das ich nicht mehr unter Kontrolle habe«; »Dieses ›Muster‹ ist verdammt tief in mir drin, es sitzt fest«; »Ich verschließe mich immer weiter in mir und verliere die letzten Menschen um mich«; »Die besten Antworten auf unsere Probleme tragen wir in uns selbst!«.

Entsprechend der Bedeutsamkeit von Container-Metaphern gibt es unterschiedliche Varianten von Interaktions-Schemata zwischen S und P:

In der ersten Variante wirkt P als Kraft auf S ein, wobei S durch eine Grenze vor P geschützt wird, die S umgibt. S befindet sich sozusagen in einem resilienten Behälter, der P von S fernhalten soll. Hilfestrategien H beziehen sich in diesem Bildfeld darauf, die Begrenzung zu verstärken. Eine häufig zu findende Zieldefinition in Beratungskontexten lautet nicht selten, dass Klienten besser lernen sollen, sich »abzugrenzen«, »intrusives Verhalten Anderer abzuwehren«, »einen sicheren Ort zu imaginieren« usw.

In der zweiten Variante ist P selbst der Behälter, der entweder zu schwach oder lückenhaft ist, um äußere Bedrohungen abzuhalten, oder aber so stark, dass S gewissermaßen darin gefangen ist oder erdrückt wird. Hier besteht die Lösung und damit die Aufgabe von H entweder in der Stabilisierung der Hülle bzw. Grenze wie in Variante 1 oder aber genau gegenteilig in der Befreiung und Emanzipation von S aus dem einengenden Behälter, der als »Über-Ich«, normative soziale Erwartungen, familiäre Unterdrückung etc. konzipiert werden kann.

In der dritten Variante fungiert S selbst als Behälter für P. P, etwa Krankheit, Angst, Depression, Konflikt, ist in diesem Fall etwas, was »in mir«, oder »in unserer Beziehung« ist und dort nicht sein soll. Die Arbeit von H besteht darin, mit S dafür zu sorgen, dass P entfernt wird oder sich auflöst, um wieder zu einer »inneren Harmonie« zu gelangen.

Die vierte Variante ähnelt der dritten – allerdings mit einer kleinen Akzentverschiebung. Auch hier ist S der Behälter und P befindet sich darin, allerdings als Negativwert, das heißt als Nichts: »In S ist eine große Leere«, die als Problem erlebt wird. Die Semantik der Hilfeangebote H mobilisiert in diesem Schema Konzepte wie Nähren, Versorgen, Anreichern, Geben etc.

Schließlich sei noch auf das Bild der Anpassung bzw. Anpassungsstörung verwiesen, dem auch ein Container-Konzept zugrunde liegt. Hier ist die Umgebung von S der Behälter, in den S hineinpasst oder eben auch nicht. Die (fehlende) Passung ist hier der zugrunde liegende motivationale Komplex, H dient den Bemühungen, eine bessere Passung von S und Umwelt zu erlangen oder – im Sinne der Variante 2 – dazu, einzuladen, dem Anpassungsdruck zu widerstehen und sich von der Umwelt zu emanzipieren.

Verbreitete therapeutische Begriffe wie »Hilfe bei der Abgrenzung«, »Schaffung eines sicheren Ortes« bzw. eines »geschützten Rahmens«, »Containing« weisen auf die Benutzung des Container-Konzeptes hin. Darüber hinaus ist jedes therapeutische Setting selbst, ob ambulant oder stationär, immer ein Container, innerhalb dessen etwas Bedeutsames geschieht und das sorgfältig vor Außeneinwirkungen geschützt werden muss.

Fallbeispiel

Ein etwa 30-jähriger Mann kommt mit dem Anliegen in Therapie, er wolle sich besser abgrenzen lernen, da er sich einer Überfülle von Anforderungen ausgesetzt sehe, mit denen er nicht mehr zurechtkomme. Er schlucke viel zu vieles hinunter, in ihm herrsche totales Durcheinander, das er gerne mit mir »sortieren« würde. Die Art und Weise seiner Selbstdarstellung zeigt schnell, dass sein Gebrauch von Container-Metaphern über die konventionelle, umgangssprachliche Benutzung von Bildmaterial hinausgeht und es sich hier um eine Leitmetapher handelt, die sein Erleben und Nachdenken nachhaltig bahnt und strukturiert.

Eine wiederholte Klage bezieht sich darauf, dass ihn seine mit ihm seit Kurzem zusammenlebende Freundin abends, wenn er von seiner Arbeitsstelle in der Meldehalle einer Stadtverwaltung, bei der er von »früh bis spät vom Chef und den Bürgern vollgestopft« wird, regelrecht »zumüllen« würde. Das möchte er sich nicht mehr gefallen lassen, kann sich aber auch nicht recht dagegen zur Wehr setzen: »Wenn ich nach Hause komme, möchte ich meine Ruhe haben und nicht ihr Mülleimer sein«. Es gehe immer nur um sie, die ihren aufgestauten Gesprächsbedarf des Tages »entsorgen« müsse und sein Erholungsbedürfnis nicht respektieren würde.

Ich bitte ihn, sein Bild vom Mülleimer ein wenig auszumalen, dabei wird deutlich, dass er sich selbst in der Situation als passiv und unfähig erlebt, Kontrolle darüber zu erlangen, was hinein kommt und auf welche Weise. Mir fällt spontan der Satz der Ethnologin Mary Douglas (1988) ein, Schmutz sei nichts anderes als Materie am falschen Ort, und teile ihm diesen Gedanken mit, verbunden mit einer Einladung, das Bild der Mülltonne weiter auszudifferenzieren und nach Änderungsmöglichkeiten abzusuchen.

In der sich daraus entspinnenden Konversation kommen wir auf Mülltrennung und Wertstoffsammlungen (»Sortierung«!) zu sprechen, auf Kostbarkeiten, die gelegentlich unter Abfällen zu finden sind, auf die Frage, wann die Tonne entleert wird und ob analog dazu auch Füllzeiten vereinbart werden könnten, in denen etwas hineingegeben wird. Im Zuge dieses Gespräches wird deutlich, dass es weniger um den Inhalt geht, sondern vielmehr um die Kontrolle über Zeit, Dauer und Volumens des »Inputs«, ob und wann die »Klappe der Tonne« aufgeht und welche Möglichkeiten er selbst hat, Geschenke und Abfallstoffe auseinanderzuhalten.

Das Bildermalen im Rahmen der Müllmetapher hat einen sehr belebenden Effekt und lenkt die Aufmerksamkeit vom wertlosen Müll fort; hin zu einem Bild von Schätzen, die geborgen werden können, wenn man achtsam ist und dafür sorgt, nicht undifferenziert überschüttet zu werden. Im Anschluss an dieses Gespräch gelingt es dem Klienten, daheim mit seiner Freundin auf eine Weise über sein Erleben zu reden, die diese nicht als Angriff, sondern als Einladung wahrnehmen kann, die gemeinsame Eröffnung des Abends besser miteinander zu gestalten. Beide kommen überein, sich zukünftig nach einer kurzen Erholungszeit, die der Klient für sich alleine in Anspruch nimmt, einen neuen, gemeinsamen Container, nämlich eine »happy hour« zu schaffen, in der sie sich für eine begrenzte Zeit zusammensetzen, um sich über sie berührende Dinge des Tages auszutauschen.

7. Wege-Metaphern

Wie Container-Metaphern sind auch Wege-Metaphern allgegenwärtig. Die meisten Menschen konzipieren ihren »Lebenslauf« als das Zurücklegen einer Strecke vom Ausgangspunkt der Geburt bis zum Ende, das durch den Tod markiert wird. Diese Strecke hat unterschiedliche Verläufe und ist voll von Hindernissen und Abweichungen. S ist in diesem Bildschema ein Agent, der sich in einem Prozess der Vorwärtsbewegung von A nach B befindet. Dieser Prozess verbraucht Zeit. Kandidaten für P sind dementsprechend Hindernisse auf dem Weg zum Ziel, Sackgassen, Bewegungseinschränkungen, Abweichungen, ein Festgefahren-Sein oder ein Drehen um sich selbst usw.

Die Lösung von Problemen H in diesem Bildfeld besteht darin, Hindernisse auszuräumen, P einfach hinter sich zu lassen, neue Ziele zu definieren, Orientierungsmöglichkeiten zu schaffen usw. Viele Beschreibungen von Therapie und Beratung greifen selbst häufig auf die Wegemetapher zurück. Vor allem Therapieansätze, die Wert auf eine möglichst präzise Zielbestimmung legen, operieren im Bildbereich dieser Metapher. Ein überaus prominentes Bild für die kognitiven Aspekte der Weltsicht der Klienten ist in der Systemischen Therapie die Landkarte, die mit dem Territorium nicht zu verwechseln sei. Oft geht es darum, Klienten zu ermutigen, eigene oder neue Schritte zu gehen, Hindernisse zu identifizieren, aktiv an Probleme heranzugehen, auch wenn die Therapie gelegentlich ins Stocken kommt oder ganz steckenbleibt. Supervision kann dann helfen, die Therapie wieder in Gang zu bringen etc.

8. Visuelle Metaphern

Visuelle Metaphern sind aufgrund des besonderen Status unseres Sehsinnes ubiquitär, gerade das »verdunkelt« manchmal den metaphorischen Charakter von Wörtern und Redewendungen, die sich auf diesen Erfahrungsbereich beziehen. Visuelle Metaphern spielen aber bei der »Bebilderung« von Problemen eine wichtige Rolle. Der Kern dieses Schemas besteht darin, dass P Dunkelheit darstellt bzw. etwas, dessen Gestalt nicht richtig gesehen werden kann. S ist blind ist bzw. hat keinen Durchblick, eine getrübte Wahrnehmung, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht etc. H hat in diesem Falle die Funktion der Aufklärung, nämlich Licht ins Dunkel zu bringen: Damit sind wir bei der Schlüsselmetapher des »Zeitalters der Aufklärung«: es geht um Erleuchtung, Klarheit, Klärung etc., darum, einen Sinn erkennen zu können oder wieder hoffnungsvoll in die Zukunft schauen zu können. Therapie und Beratung bieten dementsprechend neue Sichtweisen, einen Perspektivwechsel, verschaffen wieder Durchblick, können die vielfältigen Seiten der Psyche oder einer Beziehung erhellen etc. »Erkenntnis« und »Einsicht« waren für Freud die wesentlichen Agenten für Veränderung, mangelnde »Introspektionsfähigkeit« ist innerhalb dieses Bildfeldes ein Ausschlussgrund für eine einsichtsorientierte therapeutische Vorgehensweise.

Konsequenzen

Neben den hier präsentierten Metaphern gibt es noch viele andere, welche die Wahrnehmung von Problemen strukturieren und der Konzeption von Lösungen zugrunde liegen können. So kann Therapie Medikament, Beichte, Reinigung, Training, Spiel, Reparatur, Unterricht, Gerichtsverhandlung und vieles anderes sein. Allerdings dürfte auch deutlich geworden sein, dass die Liste der Möglichkeiten nicht unendlich, ja nicht einmal besonders groß, sondern an die begrenzte Zahl sinnlich zugänglicher Erfahrungsbereiche gebunden ist.

Welche Folgerungen ergeben sich aus diesen Überlegungen für die Durchführung von Psychotherapie und Beratung?

Zunächst sollte beachtet werden, dass es selbst bei wissenschaftlichen oder technischen Texten völlig unmöglich ist, auf den Gebrauch von Metaphern zu verzichten (von sehr kurzen Sätzen und Aussagen einmal abgesehen). Ein Großteil der benutzten Metaphern wird allerdings sehr konventionell eingesetzt und unmittelbar verstanden, weil Sinn und Bedeutung der angebotenen Metaphern kulturell geteilt werden. Klinisch interessant werden Metaphern immer dann, wenn sie das idiosynkratische Erleben der Klienten auf eine signifikante Weise zum Ausdruck bringen, die über die klischeehafte Verwendung von Sprachbildern hinausgeht. In diesem Fall sprechen wir von Schlüssel- oder Leitmetaphern. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Metaphern besonders ausdrucksstark sind, die Darstellungen seitens der Klienten auf besondere Weise dominieren und entsprechend affektiv unterfüttert sind.

Für Therapeuten und Berater ist es daher wichtig, solche Leitmetaphern identifizieren zu können. Offenheit für die Sprache der Klienten ist nötig, um die Struktur der Problempräsentation genau erfassen und im Dialog mit den Klienten einen Raum für dazu passende Veränderungsideen entwickeln zu können. Das bedeutet nicht nur, »Highlighting« und »Hiding« flexibel zu handhaben, sondern sich auch mit den eigenen Bildern von Therapie und Beratung, den eigenen bevorzugten Schemata für Probleme und Lösungen zu beschäftigen. Oft entwickeln Therapieschulen, institutionelle Anbieter etc. nämlich eigene Konzepte von Problemen und den dazu passenden Lösungen, vor deren Hintergrund dann zum Beispiel Klienten als nicht-therapiefähig oder beratungsresistent erscheinen. Wer zum Beispiel Therapie in erster Linie als Prozess versteht, in dem Dinge geklärt und Einsichten gewonnen werden sollen, könnte Schwierigkeiten damit haben, dass die Bewältigung von Problemen auch mit der praktischen Unterstützung in schwierigen Lebenslagen zu tun haben kann. Therapieschulen und -einrichtungen sind also gut beraten, ihre eigenen Leit- und Lieblingsmetaphern sorgfältig zu prüfen, um den Zugang zu den Problemschemata ihrer Klienten nicht einzuengen, da die Passung zwischen Problemerleben und Lösungsvorstellungen bei Klienten und Therapeuten eine ausschlaggebende Rolle für die Herstellung einer guten Arbeitsbeziehung spielen dürfte. Therapeutinnen sollten daher in erster Linie lernen, die metaphorisch strukturierte Sprache der Klienten aufzugreifen, sich in deren Bildfeldern zu bewegen, diese nach verborgenen Ressourcen und Lösungspotenzialen auszuloten sowie ein eigenes breites Repertoire an Metaphern aufzubauen, um anschlussfähig an das vielfältige Erleben von Klienten zu sein (vgl. ausführlich Kopp, 1995).

Das Entfalten einer von den Klienten angebotenen Metapher kann, wie im Mülleimer-Beispiel demonstriert, hilfreich sein, gerade um die im Bild versteckten, aber vorhandenen Ressourcen für eine Veränderung mobilisieren zu können. Das Anbieten eigener Lieblingsmetaphern (»stellen Sie sich vor, Sie sind Regisseur Ihres Lebensfilms und müssen entscheiden, welche Szenen Sie gerne in den Film aufnehmen wollen und welche nicht«) bietet durchaus, wenn es zur Situation passt, ein heuristisches Potenzial für die Entwicklung neuer Perspektiven, kann aber auch, wenn es vorschnell geschieht oder der Therapeut selbst einer eigenen Leitmetapher unreflektiert folgt, ins Leere laufen. Dann kann man feststellen, dass die Suggestivkraft solcher Bilder zwar in der Sitzung eine Wirkung zu zeitigen in der Lage ist, aber nicht zu einer dauerhaften Änderung der kognitiv-affektiv und körperlich abgespeicherten Problem-Schemata der Klienten beiträgt.

Literatur

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Anmerkungen

(1) Der Professionalisierungsbegriff bezieht sich hier auf die institutionelle Schließung eines Berufsfeldes mit den damit enthaltenen Aspekten der staatlichen Regelung von Ausbildungsgängen, der Verrechtlichung, Verkammerung usw. (vgl. Thom & Ochs, 2013; Levold, 2014b), nicht auf die Qualität der psychotherapeutischen Praxis selbst (siehe dazu Buchholz, 1999).

(2) So hat Moser in ihrer Untersuchung von biografischen Interviews mit Studenten 3899 metaphorische Sprechweisen über das »Selbst« identifizieren können, die sich sämtlich »21 Metaphernspendebereichen und einer Residualkategorie für weitere Metaphern« zuordnen ließen (Moser 2000, S. 74ff.).

(3) Die vorgestellten metaphorischen Konzepte und die ihnen zugrunde liegenden Strukturen habe ich in einer früheren Arbeit über Metaphern der Resilienz (Levold, 2012) entwickelt, die sich aus dieser Perspektive eigentlich als »Problem-Metaphern« lesen lassen.

(4) Da die einzelnen Beispiele die Metaphern nur allgemein illustrieren sollen und keine Ausschnitte aus einer systematischen Materialsammlung darstellen, verzichte ich hier auf Einzelnachweise der Quellen.

Ein Kommentar

  1. Wolfgang Loth sagt:

    Schöner und nützlicher Text! Das aufmerksame Hinhören auf sprachliche GeWOHNheiten hilft sowohl beim unmittelbaren Kontakt als auch beim Entwickeln heuristischer Wegweiser. Doch: was wäre eine Nicht-Metapher? Wäre ein kurzer Satz wie „Es gibt keine sozialen Systeme“ metaphernfrei, frei von ÜberTRAGungs-Potenzial, sozusagen? Wenn es keine sozialen Systeme „gibt“, wer hat dann nichts zum Nehmen, z.B.? Und wie heißt „Es“ mit Vornamen? D.h.: Gäbe es eine Möglichkeit, sich auf einfache (einfältige) Art jeweils darauf zu einigen, ob etwas mehr bedeuten soll als es den ersten Anschein hat? Oder wäre es sinnvoll, gerade das nicht zu tun? Und mit wem? Und den SinnüberSCHUSS alles MitgeTEILten (des nur einen Teil dessen explizit markierenden, „was alles möglich ist“) „auf jeden Fall“ (?Fall, fallen, wehtun?) in Erwägung zu ziehen? Mit anderen Worten: wann soll Kommunikation dem schnellen VerSTEHEN (auf den Punkt KOMMen, an dem man stehen, innehalten, anHALTEN,… kann) dienen und wann dem umfassenderen ErKUNDEn von BedeutungsRÄUMEN (Wohnraum, aufräumen, einräumen,…finden, umziehen (müssen))? Lebenspraktisch dürfte es ziemlich sinnvoll sein, nur dann vom Teil auf seine UmGEBung zu kommen, wenn das miteinander vereinbart ist (Therapie, Beratung) – oder wenn man Freude am Witz hat und damit nicht hinterm Berg halten will. Sonst wird’s unpraktisch. In der psychosozialen Hilfe-Arbeit jedoch unbedingt notwendig, insofern nicht nur ein schöner und nützlicher, sondern auch hilfreicher Text.

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