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Systemische Diagnostik

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In der Systemischen Bibliothek erscheint heute ein Text von Kurt Ludewig aus dem Jahre 1987, der in einem von Günther Schiepek herausgegebenen Band über Systemische Diagnostik („Systeme erkennen Systeme“) erstmals veröffentlicht wurde. Dass das Thema nach wie vor so aktuell wie brisant ist, zeigt die gegenwärtige Debatte im systemischen Feld. Damals eröffnete Kurt Ludewig seinen Beitrag folgendermaßen:„In der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts vollzieht sich im Bereich der psychosozialen Therapie und somit auch der Psychodiagnostik, wohl im Zuge von Veränderungen der Sichtweisen in der Philosophie und den Naturwissenschaften, ein Wandel der theoretischen Grundlagen. Der Blick verlagert sich von der Betrachtung einzelner Ursachen und Bedingungszusammenhänge zunehmend auf die Beobachtung von Prozessen, die den Beobachter in das Beobachtete prinzipiell einschließen. Einheit des Denkens ist ein aus Beobachter und Beobachtetem zusammengesetztes System. Damit ist die Wissenschaft aufgefordert, anstelle weiterer Theorien über die Welt eine umfassende Theorie des Beobachters zu entwerfen, die dem Veständnis Rechnung trägt, dass alles, wovon geredet wird, von einem Beobachter hervorgebracht worden ist. Der vorliegende Beitrag setzt an diesen Punkt der historischen Entwicklung der Diagnostik an. Er untersucht den Stellenwert bzw. die Notwendigkeit einer Psychodiagnostik im Kontext eines ’systemischen‘ Verständnisses von psychotherapeutischen Aktivitäten. Hierbei ist mit ’systemisch‘ ein nicht weiter präzisiertes Kürzel gemeint, das für eine allgemeine Theorie von Systemen bzw. für eine wissenschaftliche Orientierung steht, wie sie von Autoren wie Humberto Maturana, Francisco Varela, Heinz von Foerster, Niklas Luhmann und anderen postuliert wurde. Der Verzicht auf eine weitere Präzisierung des Adjektivs ’systemisch‘ trägt der Auffassung Rechnung, dass es sich um die Bezeichnung für eine selbstreferentielle (rekursive, sich auf sich selbst beziehende) Sicht- bzw. Denkweise handelt, die sich als solche von selbst permanent im Wandel erhält. Es ist eine Denkweise gewissermaßen ohne„Nullpunkt“ (ohne festen Bezug) und sollte daher angemessenerweise mit einem Adjektiv statt mit einem Substantiv bezeichnet werden. Trotz dieser Komplikation und der Tatsache, dass„systemisch“ nicht immer und überall mit gleicher Bedeutung verwendet wird, grenzt dieser Begriff ein Gebiet des Denkens zumindest soweit ein, dass es (Psycho-)Therapieformen, Zeitschriften usw. geben kann, die diesen Namen tragen. Das mit ’systemisch‘ bezeichnete Gebiet umfasst Aspekte verschiedenster Disziplinen und Positionen wie Kybernetik, Systemtheorie, Ökologie, Ästhetik, Konstruktivismus. Es lässt sich am ehesten als das ergänzende Gegenstück zum Gebiet des ‚analytischen‘ umschreiben“
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