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Online-Journal für systemische Entwicklungen

systemagazin Adventskalender 2021 – 22. Johannes Schneller

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Mein 80jähriger Vater, der acht Klassen Volksschule als schulische Ausbildung durchlaufen hat, hat mir seine Begriffe „Hausmeister-Theologie“ und „Hausmeister-Psychologie“ beigebracht. Das war sein Bemühen, für ihn kaum bis wenig verständlich theologische, philosophische und psychologische Sachverhalte mit seiner Bauernschläue, in eine für Normalsterbliche verständliche Sprache zu formulieren. Letzte Woche ist mir selbst eine Art Beispiel für systemische „Hausmeister-Kybernetik“ am Fahrrad passiert:

Am Rad lässt sich der hintere Zahnkranz nicht mehr exakt schalten. Die Beobachter Johannes (Besitzer) und Ivan (Fahrradtechniker) betrachten, prüfen das System und diagnostizieren von außen, die Kette ist ausgeleiert. Eine Intervention, Kauf und Montage einer neuen Kette, wird geplant und durchgeführt. Das Antriebssystem des Fahrrads reagiert autopoietisch (DAS ist ein „Wort“ für meinen Vater) auf die Intervention von außen. Durch die neue und straffe Kette läßt sich der hintere Zahnkranz butterweich schalten. Leider rutschen nun die Ritzel des vorderen, mittleren, deutlich abgenutzte Zahnrades „durch“ die neue gespannte Kette, es ist kein Einrasten mehr möglich, die Ritzel greifen ins Leere. Das Antriebssystem hat sich wieder in „seinen“ Zustand eingependelt.

Systeme kommunizieren bekanntlich (fast global), das Beobachtersystem Ivan und Johannes will weiter intervenieren und versucht nun ein neues vorderes Zahnrad zu besorgen. Das scheint aufgrund der globalen Lieferschwierigkeiten in den vernetzten globalen System fast ein Ding der Unmöglichkeit. Diese Zahnrad ist momentan nicht verfügbar. Ich fahre nun, ohne auf den mittleren vorderen Zahnkranz zu schalten, durch das verschneite Wien.

Nachtrag eine Woche später:

Mittlerweile hat sich das System nochmals autopoietisch nachjustiert.Das Beobachtersystem (Ivan & Johannes) stellt die Hypothese auf, dass durch die straffe Kette und dem Schalten ohne vorderen Zahnkranz der Druck im System zu hoch wurde, daher hat es sich durch das Reißen einer Speiche Entlastung verschafft.

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2 Kommentare

  1. Noah Artner sagt:

    Liebe Christine,
    Lieber Johannes,

    dieses Mal war das Systemagazin wie ein Zahnradrädchen indem es ermöglichte ein Lebenszeichen von euch beiden zu erhalten. Fein, das ist ein tolles Weihnachtsgeschenk! Schöne Feiertage, Gesundheit und einen guten Rutsch an alle!

  2. Christine Haberler sagt:

    Lieber Johannes, mit einem Schmunzeln habe ich gerade Deinen Beitrag gelesen, Dich am Radl durch Wien radeln sehen und mich daran gefreut mich zurück zu erinnern, an die Zeit in Wien, an unsere Ausbildungsgruppe. Es grüßt Dich ganz herzlich aus dem Allgäu, Christine

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