systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

15. August 2014
von Tom Levold
1 Kommentar

Kybernologie | Dialog

In seinem spannenden Blog zu kybernetischen und systemtheoretischen Fragestellungen macht Rolf Todesco einen interessanten terminologischen Vorschlag, nämlich analog der Unterscheidung von Technik und Technologie dem eingeführten Begriff der Kybernetik den der Kybernologie zur Seite zu stellen. Sein Text beginnt folgendermaßen:

„Als Kybernologie bezeichne ich – in Anlehnung an meine Unterscheidung zwischen Technik und Technologie – eine Lehre zur Kybernetik, wobei ich die Kybernologie als Teil der Technologie begreife, weil ich die Kybernetik als Teil der Technik sehe, die auch die Informatik beinhaltet. Ich schreibe zunächst ein paar Worte dazu, wie ich den Begriff “Kybernologie” verwende und dann ein paar generelle Bemerkungen zu (m)einer Kybernologie, die ich beispielsweise bei G. Bateson auch erkennen kann.

Kybernologien explizieren – als spezifische Technologien – Weltanschauungen, in welchen die Entwicklung der Kybernetik in einem übergeordneten Rahmen dargestellt und invers eine kategoriale Logik entwickelt wird, durch welche ich die Entwicklung der Kybernetik rekonstruiert wird. Als “Kybernetik” bezeichne ich dabei analog zum Ausdruck Technik, der auch auf ik endet, eine Differenz zwischen einer Theorie und einem darin reflektierten Sachverhalt. Der Sachverhalt besteht in Rückkoppelungsmechanismen, die Verfahren der Regelung repräsentieren. Die Lehre beschreibt, dass und wie diese Verfahren als Erklärungen für Phänomene verwendet werden, die durch diese Verfahren erzeugt werden können.

Der Radikale Konstruktivismus stellt – wo er nicht epistemologisch gedeutet wird – eine Variante der Kybernologie dar. Jede Konstruktion “erklärt” wie das Phänomen, das mit ihr erzeugt wird, zustande kommt. Die Kybernologie beschreibt die Kybernetik also nicht nur als Konstruktionsanweisung für Maschinen, sondern auch als generelle Erklärungsgrundlage und umgekehrt – als Anschauung – was Erklärungen sind.“

via Kybernologie | Dialog.

15. August 2014
von Tom Levold
9 Kommentare

Willkommen im neuen systemagazin

Liebe Leserinnen und Leser,

mit Vergnügen begrüße ich Sie zum Relaunch des systemagazin unter einer neuen web-Adresse. Die alte Adresse hat nach wie vor Bestand: systemagazin.de bleibt in der jetzigen Form als Archiv bestehen, so dass keine Dateien verloren gehen, gespeicherte Lesezeichen finden nach wie vor ihren Weg. Weiterlesen →

21. Juli 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische Therapie und Beratung. Das große Lehrbuch

Levold & Wirsching (Hrsg.) (2104): Systemische Therapie und Beratung

Levold & Wirsching (Hrsg.) (2104): Systemische Therapie und Beratung

Seit Mai ist das von Tom Levold & Michael Wirsching herausgegebene Werk „„Systemische Therapie und Beratung“. Das große Lehrbuch“ auf dem Markt. Andreas Wahlster, Lehrtherapeut am Kasseler Institut für Systemische Therapie und Beratung, schreibt heute im systemagazin darüber – welches sich damit heute für vier Wochen in den Sommerurlaub verabschiedet. „„Warum jetzt dieses Lehrbuch? Mancher Leser wird sich das fragen, wenn er das umfängliche (653 Seiten) Werk in den Händen hält und sich an die bislang erschienenen Lehrbücher erinnert““, beginnt Wahlster seine Rezension. Das besondere seiner Besprechung liegt darin, dass er das Buch mit fast 80 Autorinnen und Autoren und über 90 Kapiteln nicht hier und da einmal aufschlägt, sondern sich auf eine „Wanderung“ durch das Buch macht und es von vorne bis hinten liest! Auf diese Weise bekommen die Leserinnnen und Leser einen ausführlichen Überblick über Anlage und Durchführung des Bandes. Wahlster resümiert: „„Die lange Wanderung ist zu Ende. Und es hat sich gelohnt, sie zu gehen und noch die vielen Eindrücke und Anregungen wirken zu lassen. Den Herausgebern ist ein großer Wurf gelungen. Ihr Leitfaden, Kontexte als Orientierung zu wählen, hat sich als stimmig erwiesen. Beeindruckend die geballte Dosis an Expertise durch so viele Autoren, die sich in der Dienst dieses Projektes gestellt haben. Es ist nicht nur eine Sammlung von Beiträgen, sondern gerade mithilfe aller Unterschiedlichkeit ein exzellenter Wanderführer. Für Ausbildungsteilnehmer, Studenten, Praktiker, ob jung oder alt, ist dieses Buch eine Orientierung beim Wandern und eine wahre Fundgrube zugleich. Sie werden sowohl zur Neugier an Theorie und Praxis als auch zur Skepsis gegenüber den Verlockungen von scheinbaren Wahrheiten ermuntert. Das Buch kann ebenso als Mahnung verstanden werden, den systemischen Ansatz nicht zu verramschen, sondern den Diskurs zu pflegen und sich klug einzumischen. Damit wäre es auch ein politisches Buch. Es benennt Positionen, es beschreibt gesundheits- und sozialpolitische sowie ökonomische Interessen, identifiziert Auswirkungen einer linear-reduktionistischen Sichtweise auf menschliche Phänomene und wahrt die Seele des systemischen Ansatzes: Neugier, Respekt, selbstreflexive Beobachtung, Akzeptanz des ewig Ungewissen. Was ist dieses Buch nicht? Es bedient kein Bedürfnis des schnellen Nachblätterns. Grundelemente des systemischen Ansatzes wie Neutralität, Zirkularität oder Hypothesenorientierung erklären sich nur aus dem Lesen ganzer Kapitel, insoweit erfüllt es nicht die Bedingungen eines Nachschlagewerks, es muss ganz gelesen werden. Ich habe das wahrlich große Lehrbuch mit Neugier und Spannung gelesen und kann es uneingeschränkt empfehlen.““
Zur vollständigen Rezension…

21. Juli 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Den Ressourcen auf der Spur – im Land von Tausendundeiner Nacht

Im Februar dieses Jahres fand in Zagora/Marokko die erste Trialogie-Tagung zum Thema„re-source“ statt, die im Februar 2015 eine Fortsetzung mit dem Fokus„re-connect“ finden wird. Petra Wälti-Symanzik aus Zürich hat daran teilgenommen und für das systemagazin einen schönen Bericht verfasst:

Weitab vom beruflichen Alltag sich für die Idee einer ganz anderen Art von Tagung begeistern lassen und dabei mit allen Sinnen lernen.

Der Bus biegt in eine schmale Sandstrasse – folgt dem bunt gemalten Schild „Riad Lamane“. Der Weg wird enger, bis am Ende ein von Lehmwänden umsäumter Platz auftaucht. Trommelwirbel, tanzende und lachende Menschen empfangen die Weitgereisten. Manche lassen sich anstecken, tanzen mit. Andere stehen  da und nehmen den Moment wahr. Für einige ist es ein Wiedersehen mit diesem besonderen Ort in Marokko, am Rande der Wüste. Die meisten der Teilnehmenden sind zum ersten Mal in Amessrou –  ein kleiner Ort ausserhalb von Zagora, nahe des Atlas-Gebirges.
Die Trommler ziehen voran, durch das Eingangstor in das – wie eine Kasbah  – angeordnete Riad. Spätestens hier – in der Palmenhain-Oase – verfliegt die Müdigkeit nach der langen Reise aus dem nördlichen Winter in das Land von „Tausendundeine Nacht“.
Über das Doppelbett wölbt sich ein türkis-gelb schimmernder Baldachin, die Wände des Zelthauses sind aus Lehm; unsere Unterkunft für die nächsten sieben Tage. Jedes Haus im Riad ist ein Unikat und mit seiner Farbgebung in der Ausstattung eine Augenweide. Handwerklich begabte Männer und Frauen sowie Kunstschaffende aus der Region haben hier projektmässig nach einer Idee von Mohammed El Hachimi eine besondere Oase geschaffen. Weiterlesen →

18. Juli 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Charlie Haden (6.8.1937-11.7.2014)

Weiterlesen →

8. Juli 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Independence From The Therapeutic State

Vom 26. bis 28.6. fand in Drammen in (Süd-)Norwegen eine Tagung zum Thema „Individuelle und soziale Veränderung durch kollaboratives Handeln“ statt, ausgerichtet vom TAOS-Institut in Zusammenarbeit mit dem Centre for Mental Health and Substance Abuse, Buskerud and Vestfold University College (Norwegen), dem Helsinki Psychotherapy Institute (Finnland), der Familjevårdsstiftelsen (Family Care Foundation) (Schweden) und dem Family Institute (Großbritannien). Im Ausschreibungstext hieß es: „Die Kosten für psychische Gesundheit schnellen in die Höhe, die Verschreibungshäufigkeiten für Psychopharmaka nehmen weiter dramatisch zu und die Ausdehnung diagnostischer Kategorien suggeriert, dass wir psychisch krank seien oder leicht werden könnten. Es ist Zeit, die ‚Therapiegesellschaft‘ in Frage zu stellen und jenseits des konventionellen therapeutischen Denkens  nach alternativen Zugangsweisen zu unserem Dasein zu suchen. Die meisten Veränderungsansätze fokussieren auf das Individuum. Im Gegensatz hierzu will die Tagung inspirierende Innovationen präsentieren, die sich mit kollaborativen Denk- und Handlungsansätzen beschäftigen. Solche Ansätze beantworten die Herausfor­derun­gen, die sich aus unseren Lebenswirklichkeiten ergeben, durch Betonung der Diversität von Beschreibungs­möglichkeiten, von Werten und Bewältigungsformen und stellen im Sinne Gergens die relationale Dimension unseres Daseins heraus. Die Tagung will auf kollaborative Praktiken aufmerksam machen, deren Verständnis von Therapie (u.a.) auf der Grundlage  kulturwissenschaftlicher, sozialpolitischer und anthropologischer Überlegungen aufbaut. Diese Ansätze gehen über den traditionellen therapeutischen Denkstil hinaus – ja, sie verlassen ihn sogar“. Eugene Epstein hat für die website „Mad in America“ einen Text mit dem Titel „Independence From The Therapeutic State“ verfasst und diesem Text die Videos der Hauptvorträge dieser Tagung hinzugefügt, und zwar von Kenneth Gergen, Robert Whitaker, Olga Runciman, Sami Timimi und Carina Hakansson – eine gute Möglichkeit, auch noch nachträglich in die Tagung hineinzuschnuppern.
Zum Text von Epstein und den Videos geht es hier…

Weiterlesen →

4. Juli 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Opportunities in a Time of Crisis

Unter diesem Titel fand in diesem Jahr die 8. internationale Tagung der Europäischen Familientherapie-Vereinigung EFTA in Istanbul statt, also an einem Ort, der das Thema der gesellschaftlichen Krise gut verkörpert. Gemeint war aber eher die Krise der Familie, Tagungsthema: »Opportunities in a Time of Crisis: The Role of the Family«. Dörte Foertsch gehörte zu den wenigen Deutschen, die die Tagung besucht haben, und hat dazu einen schönen Bericht für den„Kontext“ verfasst. Ihr Resümee: „Ich bin mit der Frage zurückgeflogen, inwiefern soziokulturelle Veränderungen in Europa und somit auch in Deutschland einen Einfluss auf die Entwicklung der systemischen Fachverbände haben werden. Nicht so sehr vertraut mit der EFTA und den dazugehörigen Menschen habe ich dennoch viele Anregungen und Fragen mit nach Hause genommen, die mich als Therapeutin auffordern, das Verhältnis zwischen persönlichen und begrenzten sozialen und gesellschaftlichen Möglichkeiten immer wieder in ihren Relationen zu berücksichtigen. EFTA lohnt sich! Und dieses Mal lockte im Hinter- oder Vordergrund eine schöne und aufregende Stadt!“. Ihr Beitrag kann auf der website der Zeitschrift kostenfrei heruntergeladen werden,
und zwar hier…

1. Juli 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Kontext

Kein Themenheft ist es diesmal, die aktuelle Ausgabe von„Kontext“, aber dennoch lässt sich ein kleiner roter Faden durch die verschiedenen Beiträge hindurch knüpfen. Im Editorial heißt es: „In den vier Texten haben sich die Autorinnen und Autoren, die alle in unterschiedlichen Bereichen tätig sind, damit beschäftigt, wie an den Rändern ihrer Arbeit Fragen entstehen, die sich aus übergreifenden Schnittmengen ihrer Tätigkeiten ergeben, und beleuchten diese als interdisziplinäre Herausforderungen. Persönliches Erleben dringt in die Arbeitswelt ein und umgekehrt hat die Arbeitssituation Einfluss auf das persönliche Leben – ein Blickwinkel, der immer schon ursächlich systemisches Arbeiten ausgemacht hat. Wie ein roter Faden fällt in den Artikeln auf, dass sich besonders in Konfliktsituationen die Wechselwirkungen von biografisch erlernten und beruflich anzuwendenden Lösungskonzepten überschneiden, seien sie aus familiären Erfahrungen generiert, aus kulturellen oder sozialen Situationen und eben auch aus gesellschaftspolitischen Möglichkeiten, die unsere Arbeitswelt ebenso wie das familiäre Umfeld stark beeinflussen.“ Wer die AutorInnen sind und um welche Beiträge es sich handelt,
erfahren Sie hier…

27. Juni 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische Therapie als transdisziplinäres und multiprofessionelles Projekt

Nur noch eine Woche kann das große Lehrbuch „Systemische Therapie und Beratung“ beim Carl-Auer-Verlag noch zum Subskriptionspreis bestellt werden, danach gilt der normale Ladenverkaufspreis. Als Leseprobe, die auch das Verständnis von Systemischer Therapie und Beratung als transdisziplinäres und multiprofessionelles Projekt dokumentiert, welches dem Lehrbuch zugrunde liegt, hat der Verlag das Kapitel mit gleichem Namen auf seiner website veröffentlicht,
und zwar hier…

25. Juni 2014
von Tom Levold
Keine Kommentare

Glück wird überbewertet

In der Dezemberausgabe von „brand eins“ gibt es ein interessantes Gespräch mit dem Philosophen Wilhelm Schmid und dem systemischen Psychotherapeuten Arnold Retzer (Foto) zum Thema Glück und Unglück, zur Frage nach dem guten Leben und der Problematik des „Positiven Denkens“, das nachdenklich stimmt. Es ist auch Online im Zeitschriften-Archiv zu lesen,
und zwar hier…

23. Juni 2014
von Tom Levold
1 Kommentar

Körpersprache und nonverbale Kommunikation

Ulrich Sollmann, Gestaltpsychotherapeut und Bioenergetiker, ist mittlerweile auch in der systemischen Szene bekannt, nicht zuletzt durch seinen Blog im Carl-Auer-Verlag „Der Körperleser“. Seine „Einführung in Körpersprache und nonverbale Kommunikation“ für die Carl-Auer-Compact“-Reihe ist 2013 erschienen und bietet der Verlagsinformation zufolge „eine kompakte Einführung in die wichtigsten Aspekte nonverbaler Kommunikation: historische Entwicklung, Perspektiven von Körpersprache, Körperhaltung, Bewegung, Gestik, Mimik, typische körpereigene Kreisläufe, psychophysische Entwicklung des Menschen sowie spezifische Praxiszugänge in unterschiedlichen Kontexten.“ Jürgen Kriz hat das Buch gelesen und resümiert: „Insgesamt handelt es sich um ein Buch, in dem Sollman mit der Betonung der selbstregulativen Kompetenzen des Körpers sowie der lebensgeschichtlichen und biografischen Entwicklung der Körpersprache den üblichen Vereinfachungen in der Populärliteratur zu diesem Thema entgeht. Andererseits sorgen die viele Beispiele sowie Sollmanns oft einbrachte umfangreiche persönliche Erfahrung in diesem Bereich dafür, dass die beachtliche Menge verarbeiteter theoretischer Literatur nicht allzu trocken „herüberkommt“. Wie ich finde, eine gut gelungene Integration von konzeptuellen und praktischen Aspekten, von dem sowohl Professionelle im psychosozialen Bereich (einschließlich Coaching und Management) als auch interessierte Laien profitieren können.“
Zur vollständigen Rezension