systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

26. Januar 2015
von Tom Levold
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systemagazin wird 10 Jahre alt!

Heute vor 10 Jahren hat das systemagazin die Welt erblickt. Ausgangspunkt war der Wunsch, eine website zu lesen, in der man für die systemische Arbeit relevante Literatur recherchieren kann, erfährt, was in den verschiedenen Zeitschriften so passiert, Hinweise auf interessante Texte im Netz bekommt usw. Aber eine solche website gab es nicht. Also überlegte ich mir in den Weihnachtsferien 2004,  eine solche Seite selbst zu programmieren, ohne mir große Gedanken zu machen, auf was ich mich da einlassen würde. Die technische Seite erwies sich (zunächst) leichter als erwartet und so ging das systemagazin am 26. Januar 2005 zum ersten Mal an den Start. 2006 kam noch ein Blog hinzu, der es möglich machte, tagesaktuell neue Inhalte hinzuzufügen. Mit der Zeit stellten sich aber die technischen Lösungen, die ich gewählt hatte, als unzulänglich und zu arbeitsintensiv heraus. Die Umstellung auf WordPress im Sommer 2014 hat diese Probleme gelöst und macht das systemagazin vor allem lesbarer, eben auch auf tablets und Smartphones. Dass sich das Ganze so erfolgreich entwickeln würde, habe ich nicht gedacht. Dafür möchte ich mich bei allen Leserinnen und Lesern und natürlich vor allem auch bei allen Autorinnen und Autoren ganz herzlich bedanken, genauso wie für die wunderbaren und motivierenden Glückwünsche, die mich zu diesen Anlass erreicht haben! Hannah Eller aus Hamburg hat sogar einen kleinen Geburtstagsfilm gemacht, auch dafür ganz herzlichen Dank!

Auch wenn es nicht immer leicht ist, alles im Alleingang zu produzieren, macht mir die Arbeit am systemagazin nach wie vor Spaß. Ich freue mich also auf die kommenden Zeiten und natürlich auch auf Ihre Kommentare und Beiträge, die das systemagazin erst zu einem lebendigen Medium machen.

Tom Levold
Herausgeber systemagazin

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25. Januar 2015
von Tom Levold
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Neue Seiten

Im Netz sind zwei neue Angebote zu finden, die für Systemiker von Interesse sein könnten. Ulrich Clement ist mit dem Institut für Sexualtherapie Heidelberg mit einem Portal für Sexualtherapie an den Start gegangen, in dem nicht nur Weiterbildungsangebote vorgestellt werden, sondern auch Raum für Nachrichten und Debatten geboten wird. Und Hannah Eller aus Hamburg platziert mit systemVIBES „systemisches in Bild und Ton“ ins Netz. Sie schreibt dazu: „Während manche vielleicht eine klare Vorstellung davon haben, was ,systemisch’ für sie bedeutet, ist das für andere eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. systemVIBES hat das Anliegen ,good and bad vibrations“ in Ihnen anzuregen – VIBES eben. Vielleicht entwickelt oder verändert sich dadurch ein Gefühl zu diesem komplexen Begriff, Antworten werden hier vielleicht wieder zu Fragen und Gedanken wechseln mal kurz die Richtung, um den Begriff ,systemisch’ in Bewegung zu halten. VIBES, das ist vielleicht ein Schmunzeln, Lachen, ein Ärgern, Stirnrunzeln, noch einmal darüber nachdenken, bemerken, dass man es vielleicht ähnlich sieht oder doch ganz anders. systemVIBES ist daher für alle gedacht, die sich mit systemischen Ideen beschäftigen und dies gern mit einem Bild, Cartoon, Film oder mit Musik tun würden. Inhaltlich nordet sich systemVIBES dabei irgendwo zwischen Tiefenphilosophie und Kühlschrankpoesie ein.“

24. Januar 2015
von Tom Levold
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Haja Molter wird 70!

Haja Molter

Haja Molter

Heute gibt es wieder etwas zu feiern, denn Haja Molter wird heute 70 Jahre alt. Viele systemische Therapeutinnen und Therapeuten haben ihn als Ausbilder, Supervisor, Wegbegleiter und Kollegen kennen- und schätzen gelernt. Ein Anlass, ihm an dieser Stelle von Herzen zu gratulieren. Gemeinsam mit einer großen Runde von weiteren Gratulanten wünsche ich Dir, lieber Haja, alles Gute zum Geburtstag, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit und die Kraft und Energie, auch in Zukunft das zu tun, was Du Dir vorgenommen hast.

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22. Januar 2015
von Tom Levold
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Whither Family Therapy

Unter diesem Titel erschien 1962 ein Artikel von Jay Haley, mit dem er seine Herausgeberschaft von Family Process eröffnete. Das Editorial der Septemberausgabe 2014 von Jay Lebow trägt den gleichen Titel und leitet ein Heft ein, das eine Positionsbestimmung der Familientherapie und Systemischen Therapie versucht. Erfreulicherweise stellt der Verlag Wiley das ganze Heft vorübergehend kostenlos online zum Download zur Verfügung. Enthalten sind 13 Artikel mit hohem Prominenzfaktor, unter den AutorInnen sind u.a. Evan Imber-Black, William Madsen, Vickie Dickerson, Michael Rohrbaugh, Douglas Breunlin, Howard Liddle und Janine Roberts. Lebow schreibt: „With migration of family therapy and systemic concepts into so many directions and places, and without a few dominant voices carrying a singular systemic message, the scene easily can devolve into everyone tending their own garden and a lessening of the overarching systemic voice. Imber-Black (2014) in this issue presents the insightful idea of each systemic practitioner becoming the ambassador for systemic practice wherever they are, even if they are students or the new hire. Whether this comes in the form of sharing treatment methods or calling attention to the superior cost-benefit of systemic practice, we need a flow of such messages at each system level from the largest conferences or congresses to the smallest team meeting. Drug companies can advertise, and specific therapies have their own less expensive means of marketing. The core importance of working with families should receive the same attention; even if this was a new idea 50 years ago, it remains a crucial understanding that often can be ignored and its many methods need to be further disseminated. Weiterlesen →

21. Januar 2015
von Tom Levold
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Don Bloch 1923 – 18.9.2014

Am 18. September vergangenen Jahres ist Don Bloch in New York an den Komplikationen einer Hüftfraktur im Alter von 91 Jahren gestorben. Auch wenn er hierzulande nur wenig bekannt war, hat er als Pionier der Familientherapie und der systemischen Familienmedizin in den USA eine wichtige Rolle gespielt. Nach einem Medizinstudium machte er eine psychoanalytische Ausbildung und arbeitete u.a. im legendären Chestnut Lodge, an dem auch Helm Stierlin tätig war. In den 50er Jahren begann er sich allerdings schon von der Psychoanalyse ab- und der Familientherapie zuzuwenden, nicht zuletzt aufgrund seiner Bekanntschaft mit Nathan Ackerman, dem er später als Leiter des Ackerman-Instituts von 1972 bis 1991 nachfolgen sollte. Von 1970 bis 1982 war er der Herausgeber von Family Process, von 1983 bis 1995 auch der Herausgeber der Zeitschrift Family Systems Medicine.  Eric Weiner hat in Families, Systems, & Health 1996 ein sehr ausführliches und spannendes Interview mit Don Bloch über seine persönliche Entwicklung und die ereignisreiche Zeit geführt, in der diese stattgefunden hat. Das Interview ist auch im Netz zu lesen, und zwar hier…

20. Januar 2015
von Tom Levold
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Kommunikation als Lebenskunst

B. Poerksen & F. Schulz von Thun (2014): Kommunikation als Lebenskunst

B. Poerksen & F. Schulz von Thun (2014):
Kommunikation als Lebenskunst

Im Herbst 2014 ist der Gesprächsband „Kommunikation als Lebenskunst“  im Carl-Auer-Verlag erschienen, in dem sich Bernhard Pörksen mit Friedemann Schulz von Thun über dessen professionellen Werdegang und sein Kommunikationsmodell unterhält, und der schon jetzt eine außerordentliche Resonanz in der Öffentlichkeit und den großen Leitmedien erhalten hat. Am 26. September ist im systemagazin bereits eine Rezension von Jürgen Hargens erschienen. Heute kommt eine zweite von Manfred Prior hinzu, der an dem Buch nicht viel „zu meckern“ hat – außer dass es ihm zu kurz ist. Besonders freut ihn, dass der Leser „in einen Sog lebendiger Diskussionen [hineingezogen wird], die von zwei sehr klugen Leuten mit großem Ernst, viel Engagement und Humor geführt werden. Sie lassen den Leser teilhaben an dem Glück, das es bedeutet, mit aller Entschiedenheit das für einen selbst Richtige zu artikulieren und für dessen Annahme zu werben und es zu schätzen, wenn der andere, der Gegenpart, auch ebendiesen Raum dafür bekommt.“ Weiterlesen →

19. Januar 2015
von Tom Levold
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Systemische Therapie und Beratung

Petra Bauer, Tübingen:

Levold & Wirsching (Hrsg.) (2104): Systemische Therapie und Beratung

Levold & Wirsching (Hrsg.) (2104): Systemische Therapie und Beratung

Das große Lehrbuch nennen die beiden Herausgeber das in intensiver Zusammenarbeit einer großen Zahl von Autorinnen und Autoren entstandene Werk und betonen mit der Wahl des bestimmten Artikels »das« auch die Einzigartigkeit ihrer Herangehensweise. So folgen Lehrbücher in der Regel der Logik, dass ein, zwei besonders befähigte oder sich befugt fühlende Fachkolleg/innen die Aufgabe übernehmen, den Stand der Diskussion zu einer bestimmten Thematik zusammenzustellen und auf einen lehr- und lernbaren Inhalt herunterzubrechen. Dieses Lehrbuch beruht dagegen auf einzelnen Artikeln und dem Mitwirken von insgesamt 76 Einzelautor/innen, deren Beiträge in diesem Band vereint wurden. Damit beruht dieses neue Lehrbuch auf einer Sammlung von Artikeln, lässt aber seinen Charakter als Sammelband kaum mehr erkennen. Es ist den beiden Herausgebern in ganz besonderer Weise gelungen, die Vielfalt der Stimmen und Perspektiven der beteiligten Autor/innen so gut aufeinander abzustimmen und zu beziehen, dass dieser Sammelband als Buch aus einem Guss erscheint – sowohl in der Sprache als auch im durchgehenden Duktus dessen, was hier vermittelt und aufgezeigt werden soll. In dieser Hinsicht ist das große – neue – Lehrbuch tatsächlich einzigartig.

Inhaltlich gliedert sich das Lehrbuch in sechs unterschiedlich umfangreiche Teile, die ich in ihrem Zuschnitt kurz charakterisieren möchte.

Ein erster sehr weit gespannter Teil widmet sich den »Grundlagen systemischer Therapie und Beratung«. Etwas überraschend erfolgt unter diesem Gesamtrahmen zunächst eine grundlegende Verortung der systemischen Praxis, die mit den Attributen transdisziplinär und multiprofessionell in ihrer Besonderheit auch im Vergleich zu anderen Therapieschulen bezeichnet wird. Paradigmatisch für das neue Lehrbuch wird in diesen einführenden Überlegungen darauf abgehoben, das breite und vielfältige Dach des »Systemischen« nicht vorschnell zugunsten berufsrechtlicher Engführungen aufzugeben und sich so auch weiterhin die kreativen Impulse unterschiedlicher disziplinärer Zugänge für die Therapie und Beratung nutzbar zu machen. Hier grenzt sich das Lehrbuch insbesondere auch von einer klinisch-therapeutischen Engführung der theoretischen Zugänge und einer berufsrechtlich begründeten Fokussierung auf Psychologie als Leitdisziplin entschieden ab und verdeutlicht stattdessen die Breite der beruflichen Zugänge und der damit verbundenen disziplinären Perspektiven in entsprechenden Artikeln zum Beispiel zu Psychologie, Medizin, Sozialer Arbeit, aber auch Pflege und Theologie. Die anschließend aufgefächerten erkenntnistheoretischen Zugänge vermitteln dagegen eher in klassischer Weise Grundkonzepte, die aber durch ihre Qualität als Einzelartikel fast handbuchartig einen ersten guten Überblick in die entsprechenden Denkmodelle liefern. Einen interessanten anderen Zugang zu systemischem Denken bietet der vierte Abschnitt, in dem unter dem Stichwort »Dynamik sozialer Systeme« zum Beispiel die Rolle von Affekten, Geschlecht, Sexualität und Macht für die Gestaltung sozialer Beziehungen und damit auch deren Bearbeitung in therapeutischen und beraterischen Settings ausgeleuchtet wird. Vergleichsweise viel Raum bekommt ein diesen ersten Teil abschließendes Kapitel zur Rolle von Diagnostik, das die intensiven Kontroversen um die Nutzung psychiatrischer Diagnosen zusammenfasst und die Möglichkeiten, einer eigenständigen, kreativen und angemessenen Nutzung von Diagnosen betont. Gerade hier zeigt sich aber nochmal der spezifische Duktus des Lehrbuchs, die Besonderheit systemischer Zugänge – so zum Beispiel die gut begründete Haltung, klassifikatorische Diagnostik abzulehnen – nicht vorschnell zugunsten berufsrechtlicher Anpassungsstrategien aufzugeben. Weiterlesen →

16. Januar 2015
von Tom Levold
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Stellenausschreibung

Das Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikum Heidelberg sucht für zwei Jahre (1.7.2015 bis 30.6.2017) eine

Wissenschaftliche Hilfskraft oder Wissenschaftliche Mitarbeiterin
(30-50% Stelle, 15-20 Std. pro Woche)

für das Projekt SYMPA GB: Systemtherapeutische Methoden psychiatrischer Akutversorgung für Menschen mit Geistiger Behinderung.

SYMPA GB ist ein von der Heidehofstiftung Stuttgart gefördertes Praxis-Forschungs-Projekt zur Förderung einer systemisch-familienorientierten Arbeitsweise auf Psychiatriestationen sowie in Behinderteneinrichtungen.

Projektleitung; Prof. Jochen Schweitzer, Universität Heidelberg und Dr. Franziska Gaese, Isar-Amper-Klinikum Haar. Leitung der Weiterbildung: Prof. Elisabeth Nicolai, Helm Stierlin Institut. Senior Researcher im Projekt: Dipl. Psych. Ede Nagy.  Weiterlesen →

15. Januar 2015
von Tom Levold
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Zur Emergenz des Sozialen bei Niklas Luhmann

Simon Lohse ist Erziehungswissenschaftler und Philosoph sowie Research Fellow im Bereich Science Studies am Centre for Ethics and Law in the Life Sciences (CELLS) und Mitglied des Center for Philosophy and Ethics of Science. In einem interessanten Artikel, der 2011 in der Zeitschrift für Soziologie erschienen ist, beschäftigt er sich mit dem Status der Kommunikation als eigenständigem, nicht ableitbaren sozialen Phänomen in der Theorie Luhmanns. Im abstract heißt es: „Der Artikel diskutiert Niklas Luhmanns Konzeption von Kommunikation als emergentem Phänomen. Erstens soll gezeigt werden, dass sich Luhmann, entgegen jüngster Einwände, in der Tat als sozialer Emergentist rekonstruieren und als solcher in die aktuelle Debatte um Reduktion und Emergenz des Sozialen einordnen lässt. Zweitens soll dadurch Licht auf die generellen Probleme und Voraussetzungen einer emergentistischen Soziologie geworfen werden. Um diese Ziele zu erreichen, wird zunächst geklärt, welche Positionen sich in der Soziologie grundsätzlich gegenüber stehen und auf welcher Grundlage Luhmann als Emergentist einzuordnen ist. Anschließend soll die Emergenz der Kommunikation als eigenständiges soziales Phänomen erläutert und ins Verhältnis zum Individuum gesetzt werden. Schließlich wird Luhmanns Konzeption mit Hilfe einiger Adäquatheitsbedingungen aus der allgemeinen Wissenschaftsphilosophie als unzureichend kritisiert. Ziel ist dabei auch die Klärung der Bedingungen für eine plausible Emergenztheorie innerhalb der Soziologie. Nach einer abschließenden Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse soll ein Ausblick auf eine aussichtsreiche soziologische Emergenzkonzeption geboten werden.“

Zum vollständigen Text geht es hier…

14. Januar 2015
von Tom Levold
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Luigi Boscolo (27.3.1932 – 12.1.2015)

boscolo-ritscherWie das Centro Milanese di Terapia della Famiglia mitteilt, ist Luigi Boscolo am Montag, dem 12.1.2015 gestorben. Wir trauern um einen großen Pionier der Systemischen Therapie. Luigi Boscolo gründete gemeinsam mit Mara Selvini Palazzoli, Gianfranco Cecchin und Giuliana Prata in den 70er Jahren das legendäre Mailänder Team, das für seine theoretischen Arbeiten wie für seine methodischen Innovationen in der Familientherapie weltberühmt wurde. In den frühen 80er Jahren kam es zu einer Trennung von Selvini, in den folgenden Jahren vermittelten Boscolo und Cecchin ihren Ansatz in intensiver Lehrtätigkeit und zahlreichen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen auf der ganzen Welt. Im systemagazin gibt es ein Interview, das Haja Molter 1990 mit beiden durchgeführt hat. In den letzten Jahren nach dem Tode von Gianfranco Cecchin, der Anfang 2004 einen tödlichen Unfall erlitt, wurde es stiller um Luigi Boscolo. Meine letzte Begegnung mit ihm war 2003 bei einer Tagung des Wenger Mühle Centrums in Rot an der Rot, das Foto zeigt ihn gemeinsam mit Wolf Ritscher). Ein Nachruf folgt.

14. Januar 2015
von Tom Levold
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Spannungsfeld Familie – Schule

Familiendynamik 2015 - 40(1)Familie und Schule, das klingt nach Stress. Als vierfacher Vater, dessen Kinder alle noch in Schule oder Studium sind, weiß ich, wovon ich rede. Die Familiendynamik eröffnet mit Heft 1/2015 ihren 40. Jahrgang (Herzlichen Glückwunsch!) mit einem Themenheft über das Spannungsfeld Familie – Schule. Verantworten tun das Heft Herausgeber Hans Rudi Fischer und Gastherausgeber und Beirat Michael Göhlich, Professor für Pädagogik an der Universität Erlangen. In ihrem Editorial schreiben sie: „Die Familie wird mindestens während der Schulpflichtzeit des Kindes, heute oft sogar zwei Jahrzehnte lang durch ihr Verhältnis zur Schule geprägt. Diese Beziehung ist seit jeher spannungsgeladen und Thema vieler Familientherapien. Mit den jüngeren Entwicklungen der Schule zur Ganztagsschule verändert sich das Verhältnis von Schule und Familie, wobei zeitgleich ältere Entwicklungen weiterhin wirksam sind. Dies leuchten die Beiträge des vorliegenden Heftes in verschiedener Hinsicht aus. Dabei wird das Verhältnis zwischen Schule und Familie nicht nur als Spannungsfeld, sondern auch als kooperatives Zusammenspiel sichtbar. Zu diesem kooperativen Zusammenspiel tragen nicht zuletzt mimetische Prozesse bei: die Verschulung der Familie und die Familiarisierung der Schule. Während der erstgenannte Prozess mit dem Anstieg elterlicher Ansprüche auf Bildung der Kinder (Bildungsaspiration) seit den 1970er Jahren einhergeht und zum Einbezug professioneller Nachhilfe in die Familie sowie zum Aufbau professioneller Einrichtungen zwischen Schule und Familie geführt hat, ist der zweite – nach einem Vorlauf in Reformpädagogik und Alternativschulpädagogik des 20. Jahrhunderts – erst in den letzten Jahren vermehrt in Schulen zu beobachten. Die Perspektive unserer Fokus-Beiträge, sie argumentieren auf der Basis empirischer Studien, ist teils vorrangig schulbezogen, teils vorrangig familienbezogen, hat aber letztlich immer das Verhältnis von Schule und Familie im Blick.“

Die bibliografischen Angaben zu allen Beiträgen und die abstracts finden Sie hier…