systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

2. September 2015
von Tom Levold
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Gewaltfreier Widerstand im Umgang mit gewalttätigen Kindern mit Zwangsstörungen

Haim Omer

Haim Omer

„Im Gegensatz zu der herrschenden Meinung, wonach Kinder mit Zwangsstörungen nicht gewalttätig sind, stellte sich heraus, dass 20 % der von Eltern als gewalttätig bezeichneten Kinder unter solchen Störungen litten. Diese kindliche Tyrannei zeigte sich in zwei Erscheinungsformen: Kinder, die versuchten, jeden Aspekt des Familienlebens zu diktieren, und Kinder, die sich in ihr Zimmer einmauerten und allen den Eintritt oder jegliche Änderung ihres Territoriums verboten. Versuchen seitens der Eltern diese Bestimmungen herauszufordern wurde mit endlosem Schreien, absichtlicher Schlafverweigerung, Zerstörung von Familieneigentum, körperlichen Angriffen und Suiziddrohungen begegnet. Ein Programm von gewaltfreiem Widerstand wurde entwickelt, um mit der Aggression ohne Eskalation umzugehen.“ Über dieses Programm berichtet Haim Omer (Foto: Vandenhoeck & Ruprecht), der das Konzept des gewaltfreien Widerstandes für Eltern entwickelt hat, in einem Beitrag für systhema aus dem Jahre 2003. Den vollständigen Text kann man hier lesen…

1. September 2015
von Tom Levold
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Armin Nassehi in der FAZ über Hass auf „Wirtschaftsflüchtlinge“ in Deutschland 

Es ist gar nichts gegen Engagement zu sagen – und alles, was sich von den Pöbelnden distanziert, ist zu begrüßen. Aber die Kategorien, mit denen da gearbeitet wird, sind oftmals untauglich. Überall sprießen Initiativen, die ausloten, wie man „gemeinsam“ leben kann und die Leute dann zum Reden bringt. Es wird dann eine gemeinsame Sprache entwickelt, also doch wieder ein Container, in dem wir drin sein sollen, obwohl die faktische Lebensform – gerade von Flüchtlingen – anders aussieht. Die engagierten Milieus sind geübt darin, große Sätze zu sprechen und andere zum Sprechen zu bringen. Was freilich nottut, sind unaufgeregte Formen der Inklusion, arbeitsrechtliche und -praktische Arrangements, schulische Initiativen, Sprachförderung vor allem für Kinder. Ich frage mich manchmal, wie es aus der Perspektive von Flüchtlingen wohl aussieht, einerseits vor einem schwierigen Gewirr von Ämtern und Instanzen um Inklusionsmöglichkeiten zu kämpfen, andererseits als kulturelle Form herhalten zu müssen, das ganz andere sein zu sollen. Am besten, das wissen wir aus klassischen Einwanderungsländern, geht es Migranten (welcher Art auch immer), wenn sie möglichst wenig erzählen müssen. Erst dann entstehen ganz neue Geschichten.

Quelle: Hass auf „Wirtschaftsflüchtlinge“ in Deutschland

31. August 2015
von Tom Levold
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Psychotherapie ist mehr als Wissenschaft oder: von der Wissenschaft zur Kunst

In einem gerade erschienenen Beitrag für das Online-Journal Psychotherapie Wissenschaft stellt Serge Sulz aus der Schweiz, Honorarprofessor für Grundlagen der Verhaltensmedizin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt, noch einmal eine Übersicht über die Argumente vor, dass es sich bei der Psychotherapie nicht um eine Wissenschaft und auch nicht um angewandte Wissenschaft handelt, sondern immer um einen professionellen Prozess einer jeweils individuell einzigartigen Begegnung, der zwar durch wissenschaftliche Erkenntnisse grundiert und angeregt werden kann, aber nicht von diesen determiniert werden kann. Im abstract heißt es: „In Deutschland wird Psychotherapieausbildung in die Hände von Wissenschaftlern gegeben und die praktische Ausbildung hintangestellt. Dies führt zur Frage, inwiefern und in welchem Ausmaß Psychotherapie Wissenschaft ist. Beginnend mit einer Diskussion von Psychologie als Wissenschaft und ihren Fehlentwicklungen und Stagnationen wird zur Frage übergegangen, ob Psychotherapie Wissenschaft ist, die von den Wissenschaftlern bejaht wird. Die praktizierenden Psychotherapeuten dagegen sagen, dass sie eine Kunst ist, die auf Wissenschaft aufbaut, aber mehr ist als diese. Sie leiten daraus ab, dass diese Kunst nicht von Wissenschaftlern gelehrt werden kann. Aber auch unter den Wissenschaftlern herrscht keine Einigkeit. Die einen forschen unter experimentellen, laborähnlichen Bedingungen, während ihre Ergebnisse von den anderen als ungültig für die reale Welt außerhalb des Labors betrachtet werden. Schließlich wird der Frage nachgegangen, wo und wie die Kunst der Psychotherapie gelernt werden kann.“

Zum Online-Text geht es hier…

28. August 2015
von Tom Levold
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Geschichten im Sand

Wiltrud Brächter

Wiltrud Brächter

Wiltrud Brächter hat sich in den vergangenen Jahren mit ihrem Konzept einer systemischen Spieltherapie einen Namen gemacht. Ihre Arbeit zeichnet sich nicht nur durch eine gründliche theoretische Fundierung, sondern auch durch eine außerordentliche Phantasie und ihre phänomenale Fähigkeit aus, sich voll und ganz – eben spielerisch – auf die Welt der Kinder einzulassen, deren ,Geschichten im Sand’ sie behutsam zur Entfaltung verhilft. Im Carl-Auer-Verlag hat sie darüber ein wunderbares Buch verfasst.

Im DGSF-Wissensportal findet sich ein Text von ihr, der 2009 im Kontext erschienen ist. Im abstract dazu heißt es: „Vorgestellt wird das Konzept einer narrativen Kindertherapie, die sich auf die Geschichten von Kindern bezieht, hier in Kombination mit der Methode des Sandspiels. Sandspieltherapie ermöglicht Kindern, ihr Problemerleben in die Therapie einzubringen. Unter narrativer Perspektive werden Sandbilder zum Ausgangspunkt für Geschichten, die sich in die Zukunft öffnen. Parallel zur selbsttätigen Arbeit an ihren Geschichten gelingt es Kindern häufig, Blockaden aufzulösen und in ihrer Entwicklung wieder voran zu kommen. Sandspieltherapie kann auch einen Zugang zu Themen ermöglichen, die nur im Rahmen von Familientherapie zu lösen sind. Sandbildskulpturen lassen sich hier gut verwenden, um zirkuläre Muster zu erkennen, Probleme zu externalisieren und Metaphern zu erfinden, mit denen Lösungsideen im Alltag verankert werden können. Abschließend wird erörtert, welche Möglichkeiten eine narrativ orientierte Spieltherapie im Rahmen systemischer Therapie eröffnen kann.“

Den vollständigen Artikel gibt es hier…

27. August 2015
von Tom Levold
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Diagnose: Besonderheit

S. Klar & L. Trinkl (Hrsg.) (2015): Diagnose Besonderheit

S. Klar & L. Trinkl (Hrsg.) (2015):
Diagnose Besonderheit

Unter dem Titel „Diagnose: Besonderheit. Systemische Psychotherapie an den Rändern der Norm“ versammeln die Wiener Systemischen Therapeutinnen Sabine Klar und Lika Trinkl Beiträge zur therapeutischen Arbeit mit Klientensystemen, die gewissermaßen aus dem Rahmen psychotherapeutischer Standardversorgung herausfallen, weil sie aus dieser Perspektive nicht oder nur begrenzt therapierbar erscheinen, den Rahmen einer Normalpraxis nicht aus-, ein- oder durchhalten können, deren Therapie von den Kassen als aussichtslos oder nicht angebracht abgelehnt wird, deren Ressourcenlage bescheiden ist, die als Randgruppen ohnehin wenig sozialen Status haben etc. Das Buch ist gerade bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen. Andrea Brandl-Nebehay hat es für systemagazin gelesen und empfiehlt die Lektüre… Weiterlesen →

24. August 2015
von Tom Levold
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Schlaflos mit Kleopatra

Selajdin Gashi: Schlaflos mit Kleopatra. Paranus 2015

Selajdin Gashi: Schlaflos mit Kleopatra. Paranus 2015

Schlaflos mit Kleopatra? Wieder einmal ein Erfahrungsbericht eines psychiatrieerfahrenen Menschen? Das waren auch Gedanken, die Sibylle Prins bei ihrer Lektüre dieses Buches aus dem Paranus-Verlages durch den Kopf gingen: „,Oh nein‘, dachte ich beim allerersten Anlesen dieses Buches, ,nicht schon wieder ein Erfahrungsbericht eines Psychotikers, der fünftausenddreihundertachtundvierzigste, den ich (gefühlt) lese – ich kann das nicht mehr, das kenne ich schon in allen Varianten, muss das sein?‘ Doch schon bald merkte ich, dass ich im Irrtum war. Diese Kapitel und Beschreibungen eines ersten psychotischen Schubes eines jungen Mannes, der mit veränderter Wahrnehmung und veränderten Gedanken in einem gemeinsamen Urlaub mit der Freundin beginnt, sind mitnichten einfach nur ,aufgeschrieben‘. Das ist alles fein säuberlich durchkomponiert, die Reflexionen, die in einer sehr lesbaren, klaren und einfach erscheinenden Sprache daherkommen, sind gründlich durchgearbeitet. Es ist zwar geschrieben aus der Perspektive des sehr jungen Mannes, aber dahinter steckt doch ein schon gereifterer Mensch.“ Das sieht auch Andreas Manteufel so, dessen Rezension dieses Buches hier zu lesen ist. Der Mann, von dem die Rede ist, heißt Selajdin Gashi, ist 1962 in Nikushtak, Mazedonien, geboren worden und aufgewachsen in Dardanien (heutiges Kosovo). 1984 kam er nach Köln und studierte dort Germanistik, Philosophie und Anglistik. 1989 machte er erste Psychose- und Psychiatrieerfahrungen. Heute ist er als Übersetzer und Dolmetscher – auch für Gerichte und andere Institutionen – tätig. Weiterlesen →

21. August 2015
von Tom Levold
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Family Process 2/2015

Family Process 2015-2In der aktuellen Ausgabe von Family Process stehen Forschungsarbeiten im Mittelpunkt, vor allem Arbeiten aus einer Forschungsgruppe, die sich mit familiären Mustern (Gender, Elternschaft, Übertragung kultureller Wertvorstellungen etc.) von Familien in den USA beschäftigen, die einen mexikanischen Migrationshintergrund haben. Eine Arbeit von Conroy Reynolds und Carmen Knudson-Martin thematisiert „Gender and the Construction of Intimacy among Committed Couples with Children“, Luana Ferreira, Peter Fraenkel u.a. finden in einer Studie heraus, dass Autonomie und Veränderung das Begehren in Paarbeziehungen unterstützt, während Konflikte und Kinder beeinträchtigende Faktoren sind (sic!). Ein interessanter Artikel untersucht, inwieweit das Konzept der „Boundary Ambiguity“ Erklärungsmöglichkeiten dafür anbietet, warum misshandelte Frauen ihre Partner nicht verlassen. Christina Hunger, Jan Weinhold et al. präsentieren hier noch einmal die auf Deutsch schon präsentierten Ergebnisse ihrer Untersuchung der Effekte von Aufstellungsseminaren. Bemerkenswert ist vor allem ein sehr offen kritisches Editorial des Herausgebers Jay Lebow über Interessenkonflikte von Autoren bei Veröffentlichungen in Family Process, in dem er deutlich macht, dass viele Familienforschungsprojekte ebenso wie neue Therapiekonzepte in erster Linie den Zweck verfolgen, die Arbeit der AutorInnen bekannt zu machen und zu Erfolg zu verhelfen. Dies gilt natürlich in besonderer Weise für Arbeiten der Selbstbeforschung bzw. Selbstevaluation, die selten den Zweck verfolgen, die eigene Arbeit kritisch unter die Lupe zu nehmen. Gleichwohl dürften, da Lebow zufolge das allgemeine Interesse an diesen Arbeiten eher gering ausfällt, solche Arbeiten kaum das Licht der Welt erblicken, wenn man hier zu strenge Maßstäbe hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte anlegen würde. Deshalb plädiert er für eine abgewogene Publikationspolitik. Für die Family Process gelten aber ab 2015 neue Richtlinien für die Veröffentlichung von Interessenkonflikten, die über die Bekanntgabe finanzieller Zuwendungen (die ja eher bei medizinischen Veröffentlichungen seitens der Pharma-Konzerne ein Problem darstellen) auch andere Konflikte benennen müssen.

Die neuen Regelungen lauten: „Family Process requires that all authors disclose any potential sources of conflict of interest. Any interest or relationship, financial or otherwise that might he perceived as influencing an author’s objectivity is considered a potential source of conflict of interest. These must he disclosed when directly relevant or indirectly related to the work that the authors describe in their manuscript. Potential sources of conflict of interest include hut are not limited to any source of income directly related to a product or service described in the manuscript. This might include stock ownership, membership on a company hoard of directors, membership on an advisory board or committee for a company, fees from training or service in the method described, and consultancy for or receipt of speaker’s fees from a company. It might also involve participation in an entity that competes with a product or service described in the paper. The existence of a conflict of interest does not preclude publication in this journal. If the authors have no conflict of interest to declare, they should also state this at submission. It is the responsibility of the corresponding author to review this policy with all authors and to collectively list in the cover letter (if applicable) to the Editor-in-Chief, in the manuscript (in a footnote to the heading of the article) and in the online submission system ALL pertinent commercial and other relationships.“

Alle aktuellen bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…

18. August 2015
von Tom Levold
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Zirkuläre Ressourcenerfragung und existenzielle Fundierung in der ambulanten Suchttherapie

Christian H. Sötemann ist Psychologe, Musiker und Autor. In einem Text aus dem Jahre 2003 für die Zeitschrift systhema beschäftigt er sich mit einem Phänomen, mit dem Professionelle im Bereich der Suchttherapie häufig zu tun haben, nämlich dass Klientinnen und Klienten häufig wenig einfällt, wenn man mit ihnen auf die Suche nach Ressourcen gehen möchte. Vielmehr ist oft zu beobachten, „dass die Patienten das Vorhandensein von eigenen Ressourcen teilweise herunterspielen oder sogar abstreiten“. Er schlägt daher den Einsatz einer zirkulären Vorgehensweise vor, die er existenzialphilosophisch begründet. Im abstract heißt es: „Der Autor untersucht zunächst die existenzielle Dimension von zirkulären Fragen an Patienten und illustriert, rekurrierend auf Laing und Sartre, den identitätskonstituierenden Beitrag der Sicht des Anderen zum Selbstbild. Hieran anschließend wird eine in der ambulanten Suchttherapie einsetzbare mögliche Folge von zirkulären Fragen und hieraus hervorgehenden bzw. an Basisressourcen orientierten Rückmeldungen hergeleitet und somit veranschaulicht, wie in diesem Kontext einem ressourcenorientierten Ansatz Rechnung getragen werden kann.“

Zum vollständigen Text geht es hier…

12. August 2015
von Tom Levold
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Von der Gefahr des systemischen Ansatzes sich in Beliebigkeit zu verlieren

Stefan Kühl (Foto: Uni Bielefeld)

Stefan Kühl
(Foto: Uni Bielefeld)

Nach einer Urlaubspause ist systemagazin wieder zurück am Start, und gleich mit einem interessanten Text, den alle systemisch orientierten Menschen lesen sollten. Systemisch ist in den letzten Jahren zu einem Zauberwort geworden, das mittlerweile alles und nicht aussagt, also recht beliebig erscheint. Dennoch wird meist der Bezug auf Systemtheorie, meist in der Variante der Systemtheorie Niklas Luhmanns, als Referenz mitgeführt. Stefan Kühl, Soziologieprofessor in Bielefeld, der sich viel mit der Systemischen Beratung und Organisationsentwicklung aus systemtheoretischer Perspektive beschäftigt und schon manchen professionellen Diskurs mit seiner durchaus zugespitzten Thesen aufgemischt hat, hat das Manuskript eines Textes über „Die fast unvermeidliche Trivialisierung der Systemtheorie in der Praxis“ ins Netz gestellt, der in der Zeitschrift Gruppendynamik und Organisationsberatung erscheinen soll. Hier geht er gründlich mit dem Begriff des Systemischen ins Gericht, den Systemikern wirft er vor, „die Spannung zwischen Wissenschaft und Praxis weitgehend aufgegeben“ zu haben. Auch wenn er etwas zu heftig auf der Funktion der Systemtheorie als Fremdbeschreibung besteht, und die Übernahme von Systemtheorie in die Selbstbeschreibung systemischer Praktiker ablehnt, ist sein Text unbedingt lesenswert!

Im Abstract heißt es:  „Die Systemtheorie Niklas Luhmanns hat sich zu einer Leittheorie des systemischen Managements und der systemischen Beratung entwickelt. Dabei wird vielfach von einer Eins-zu-eins-Übersetzung einer wissenschaftlichen Theorie in die organisationale Praxis ausgegangen. Eine zentrale Einsicht der Systemtheorie ist aber gerade, dass sie sich dieser simplifizierenden Übertragungslogik von Theorie in Praxis grundlegend entzieht. In der systemischen Beratung und dem systemischen Management ist es – so die These des Artikels – zu einer Trivialisierung der Systemtheorie gekommen. Die Systemtheorie verkommt in der Praxis zu einem Instrument der Kompetenzdarstellung, ohne dass dabei bemerkt wird, dass als systemisch verkaufte Postulate wie Ganzheitlichkeit, Authentizität oder Wertschätzung der Stoßrichtung der soziologischen Systemtheorie zuwiderlaufen.“

Zum Volltext geht es hier…

3. August 2015
von Tom Levold
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Zahl der Zuwanderer in Deutschland so hoch wie noch nie

Im Jahr 2014 hatten rund 16,4 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis des Mikrozensus 2014 weiter mitteilt, entsprach dies einem Anteil von 20,3 % an der Gesamtbevölkerung und einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 3,0 %. Die Mehrheit der Personen mit Migrationshintergrund hatte einen deutschen Pass (56,0 %). Selbst in der Gruppe der Zugewanderten lag der Anteil bei 46,1 %. Gegenüber 2011 ist die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund um gut 1,5 Millionen Menschen angestiegen (+ 10,3 %). Dies ist vor allem auf die wachsende Zahl der Zuwanderer zurückzuführen: 10,9 Millionen Zuwanderer lebten 2014 in Deutschland. Das sind 1 Million oder 10,6 % mehr als im Jahr 2011 und gleichzeitig der höchste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005. Die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund ging dagegen seit 2011 um 885 000 zurück (– 1,4 %).

Seit 2011 ist die Zahl der Zuwanderer von Jahr zu Jahr angestiegen. Besonders deutlich war der Zuwachs bei Zuwanderern aus der Europäischen Union mit 620 000 Personen (+ 18,3 %). Hierbei spielten vor allem Migranten und Migrantinnen aus Polen (+ 179 000 oder + 16,7 %), Rumänien (+ 109 000 oder + 28,7 %), Italien (+ 55 000 oder + 14,6 %), Bulgarien (+ 53 000 oder + 79,4 %) und Ungarn (+ 53 000 oder 51,9 %) eine große Rolle. Auch die Zahl der Zuwanderer mit Wurzeln im außereuropäischen Ausland hat zum Teil beträchtlich zugenommen. Das betraf seit 2011 vor allem die Migranten und Migrantinnen aus China (+ 38 000 oder + 54,1 %), Syrien (+ 35 000 oder + 96,8 %) und Indien (+ 28 000 oder + 60,6 %).

Der Bildungsstand der zugezogenen Bevölkerung hat sich in der langen Zuwanderungshistorie Deutschlands deutlich verändert, wie der Vergleich der Personen im Alter von 25 bis 35 Jahren zeigt. Im Jahr 2014 hatten 18,1 % der bis 1990 Zugezogenen einen Hochschulabschluss, aber 43,7 % der seit 2011 Zugezogenen. Zum Vergleich: 24,1 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund konnten 2014 einen Hochschulabschluss vorweisen. Allerdings hatten auch 27,8 % der seit 2011 Zugewanderten keinen Berufsabschluss, deutlich mehr als Personen ohne Migrationshintergrund (9,1 %). Bei der Schulbildung zeigt sich ein ähnliches Bild: 61,7 % der seit 2011 eingereisten Migrantinnen und Migranten im Alter von 25 bis 35 Jahren hatten eine Hochschulzugangsberechtigung, bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund waren es nur 47,1 %. Demgegenüber besaßen 8,0 % der Migrantinnen und Migranten keinen Schulabschluss, während es bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund nur 1,9 % waren.

Quelle: Pressemitteilungen – Zahl der Zuwanderer in Deutschland so hoch wie noch nie – Statistisches Bundesamt (Destatis)

24. Juli 2015
von Tom Levold
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Stelle einer/eines Professorin/Professors für Psychosoziale Beratung (C2) ab 01.10.2016 in Darmstadt zu besetzen

An der Evangelischen Hochschule Darmstadt (EHD) ist im Fachbereich Aufbau- und Kontaktstudium die Stelle einer/eines Professorin/Professors für Psychosoziale Beratung (C2) ab 01.10.2016 zu besetzen.
Die unbefristete Stelle ist dem Studiengang Psychosoziale Beratung zugeordnet. Es wird erwartet, auch Lehrveranstaltungen in fachlich benachbarten Studiengängen der Hochschule zu übernehmen. In der Forschung werden eigene empirische Beiträge im Themenfeld Beratung erwartet.
Zu den weiteren Aufgaben zählt die aktive Weiterentwicklung der Studienangebote der Hochschule unter besonderer Berücksichtigung der Fragen von Didaktik und Lebenslangem Lernen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Beteiligung an der Selbstverwaltung der Hochschule (u.a. an der Leitung des Studiengangs Psychosoziale Beratung). Erwünscht sind weiterhin eigene beraterische/therapeutische/supervisorische Berufserfahrung/Praxis, idealerweise im Bereich Systemische Beratung/Therapie und Erfahrungen in der Erwachsenenbildung.
Voraussetzung für die Berufung sind ein abgeschlossenes einschlägiges Hochschulstudium und gemäß § 62 des Hessischen Hochschulgesetzes eine Promotion sowie eine mindestens fünfjährige qualifizierte berufliche Praxis, von der mindestens drei Jahre außerhalb des Hochschulbereichs ausgeübt worden sein müssen.
Die Bewerberin/der Bewerber soll der evangelischen Kirche angehören, muss jedoch in jedem Fall Mitglied einer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen angehörenden Kirche sein. Die Evangelische Hochschule Darmstadt fordert Frauen nachdrücklich zur Bewerbung auf. Menschen mit Behinderung werden bei gleicher persönlicher und fachlicher Eignung bevorzugt. Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen sind bis zum 15.09.2015 an die Präsidentin der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Zweifalltorweg 12, 64293 Darmstadt zu richten.

23. Juli 2015
von Tom Levold
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2,1 % weniger Ehescheidungen im Jahr 2014

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland rund 166.200 Ehen geschieden, das waren 2,1 % weniger als im Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, werden nach den derzeitigen Scheidungsverhältnissen etwa 35 % aller in einem Jahr geschlossenen Ehen im Laufe der kommenden 25 Jahre geschieden. Die durchschnittliche Dauer der im Jahr 2014 geschiedenen Ehen betrug 14 Jahre und 8 Monate. Somit setzte sich der Trend der vergangenen Jahre zu einer längeren Ehedauer bis zur Scheidung weiter fort. Vor 20 Jahren – also 1994 – betrug die durchschnittliche Dauer der geschiedenen Ehen noch genau 12 Jahre.

Bei den im Jahr 2014 geschiedenen Ehen wurde der Scheidungsantrag häufiger von der Frau gestellt, und zwar in 52 % der Fälle. Der Mann reichte nur in 40 % der Fälle den Antrag ein, in den übrigen Fällen beantragten beide Ehegatten gemeinsam die Scheidung (8 %).

Bei der Mehrzahl aller Scheidungen waren die Ehepartner bereits seit einem Jahr getrennt: 138 800 Ehen wurden 2014 nach einjähriger Trennung geschieden. Die Zahl der Scheidungen nach dreijähriger Trennung lag bei 25 300. Bei 1 700 Scheidungen waren die Partner noch kein Jahr zusammen. In den verbleibenden gut 400 Fällen erfolgte die Scheidung aufgrund anderer Regelungen, beispielsweise nach ausländischem Recht.

Etwa die Hälfte der im Jahr 2014 geschiedenen Ehepaare hatte gemeinsame Kinder unter 18 Jahren. Insgesamt waren 2014 rund 134 800 minderjährige Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, knapp 1 % weniger als im Vorjahr.

Quelle: Pressemitteilungen – 2,1 % weniger Ehescheidungen im Jahr 2014 – Statistisches Bundesamt (Destatis)