systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

15. Mai 2017
von Tom Levold
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The Art of Reflection

Tom Andersen

Heute vor 10 Jahren verunglückte Tom Andersen bei einem Spaziergang mit seinem Hund tödlich. Im systemischen Feld war er einer der wichtigen Pioniere, seine Arbeit mit dem reflecting team hat Eingang in unzählige Anwendungsbereiche gefunden und viele Menschen inspiriert, die beruflich mit anderen Menschen arbeiten. Zahllose Arbeiten haben sich mit diesem Ansatz beschäftigt, aber die Mehrzahl davon fokussiert in der Regel mehr auf die Pragmatik des Settings und des Teamprozesses als auf die Frage, was denn eigentlich Reflexion bedeutet – und was eine „gute“ Reflexion von einer problematischen Reflexion oder einer nur positiven Konnotation unterscheidet. In den letzten Jahrzehnten habe ich vielen Reflecting Teams beigewohnt, die bei mir eher gemischte Gefühle hinterlassen haben, weil sie eher Kompliment-Sammlungen glichen als Reflexionen dessen, was im Therapiegespräch (und wie) gesagt wurde. Schaden haben sie wohl nicht angerichtet, aber zeichneten sich oft als eher belanglos aus. Kaethe Weingarten hat sich in einem wunderbaren Artikel für die Family Process im vergangenen Jahr ausführlich mit dieser Frage beschäftigt, was denn eine gute Reflexion ausmacht und von einer „netten Reflexion“ unterscheidet: „Eine nette Reflexion gibt den Leuten zurück, was angenehm zu hören und in ihre Sicht von sich selbst zu integrieren ist; Dies kann dazu führen, dass man sich mehr ,zuhause’ fühlt – oder auch nicht. Gute Reflexionen reflektieren fast immer etwas, das ausreichend anders ist als das, was die Person erwartet, dass eine Gelegenheit erzeugt wird, sich zu erweitern, um die Reflexion zu integrieren. Es ist wichtig, sich nicht durch den Inhalt der Reflexion verwirren zu lassen. Es ist die Kombination aus Inhalt und Prozess, zusätzlich zu dem, was sich später entfaltet, welche uns zu bestimmen erlaubt, ob eine Reflexion gut war, im Sinne von nützlich.“ Weiterlesen →

13. Mai 2017
von Tom Levold
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Einstehen wofür? Systemisch zwischen wertebewusst und allparteilich

unter diesem schönen Motto hat Cornelia Tsirigotis als Herausgeberin der Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung Beiträge zur aktuellen Ausgabe 2/2017 versammelt, die sich mit Fragen der systemischen Haltung (wenn es so etwas gibt) im Umgang mit politischen und wertebezogenen Konflikten auseinandersetzen. Im Editorial schreibt sie dazu: „Therapie und Beratung finden nicht im luftleeren gesellschaftlichen Raum statt. Auch TherapeutInnen und BeraterInnen sind gesellschaftlichen Entwicklungen und Diskursen ausgesetzt und daran beteiligt, Zum Schwerpunktthema dieses Heftes gaben zwei ganz unterschiedliche Anlässe den Ausschlag, die (es gibt keinen Zufall) zusammentrafen: zum einen bewegte mich ein Beitrag von Cornelia Oestereich in „systeme“, die die Streitbarkeit der errungenen Werte, wie z, B. Freiheit und Menschenwürde, als kommende Aufgabe einfordert, angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen durch eine größer werdende Zahl geflüchteter Menschen, die in anderen gesellschaftlichen Kontexten und mit anderen Werthaltungen aufgewachsen sind. Parallel zu meinen Gedankengängen schickte mir Johannes Herwig-Lempp einen Beitrag, der bei einem spürbaren Rechtsruck-Diskurs Auseinandersetzung statt Ausgrenzung einfordert. Wofür stehen wir ein? Mein herausgeberisches Anliegen war es, einen Diskurs darüber zu beginnen, für welche Werte wir als systemische Therapeutinnen oder Beraterinnen „eigentlich“ einstehen. Dazu habe ich verschiedene Autorinnen eingeladen, die entweder der Frage gefolgt sind, wofür wir einstehen (wollen) oder die sich konkret mit Johannes Herwig-Lempps Forderungen beschäftigten. Die Beiträge im Heft sind also vermischt: teils folgen sie meinem Anliegen nach einer Wertediskussion, teils setzen sie sich mit der Frage des Diskurses mit Rechten auseinander. Es sind Anstöße (vielleicht sogar anstößige) zur Diskussion zu unterschiedlichen Fragen, die ich vermengt habe. Vielleicht fordert diese Vermengung weitere Diskussionsbeiträge heraus.“ Zu lesen sind in diesem Heft Beiträge von Lothar Eder, Johannes Herwig-Lempp (mit Kommentaren von Tom Levold und Wolfgang Loth), Cornelia Oestereich, Jürgen Hargens und Ingo Spitczok von Brisinski. Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…

11. Mai 2017
von Tom Levold
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Systemische Traumapädagogik

Nachdem Silke Birgitta Gahleitner, Thomas Hensel, Martin Baierl, Martin Kühn & Marc Schmid 2014 bei Vandenhoeck & Ruprecht unter dem Titel „Traumapädagogik in psychosozialen Handlungsfeldern“ ein „Handbuch für Jugendhilfe, Schule und Klinik“ veröffentlicht haben, legen nun Renate Jegodtka und Peter Luitjens im gleichen Verlag ein weiteres Buch zum Thema vor: „Systemische Traumapädagogik – Traumasensible Begleitung und Beratung in psychosozialen Arbeitsfeldern“. Andreas Wahlster hat es für systemagazin gelesen und empfiehlt es nachhaltig, da es „für eine Haltung des unbedingten Respekts gegenüber den Klientinnen und [werbe]. Die Zugewandtheit der Autorinnen ist förmlich zu spüren, ebenso beeindruckend ein von großer Praxiserfahrung untermauertes Methodenrepertoire. Das Buch ist leicht zu lesen, sein Inhalt ist es mitunter nicht. Umso mehr gratuliere ich Renate Jegodtka und Peter Luitjens zu diesem hervorragenden Buch und kann es mit großer Überzeugung empfehlen.“

Andreas Wahlster, Ladenburg

Die Autoren Renate Jegodtka und Peter Luitjens haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein Konzept zur traumasensiblen Begleitung und Beratung vorzustellen, das insbesondere PädagogInnen und ErzieherInnen in der Kinder-und Jugendhilfe dazu befähigt, wirksam und achtsam mit diesem jungen Klientel zu arbeiten. Das sei schon vorweg gesagt: Es ist ihnen eindrucksvoll gelungen.
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9. Mai 2017
von Tom Levold
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Arnold Retzer wird 65!

Heute feiert Arnold Retzer seinen 65. Geburtstag – und systemagazin gratuliert von Herzen. Arnold Retzer gehört zu den herausragenden Personen im deutschsprachigen systemischen Feld. Nach einem Studium der Medizin, Psychologie und Soziologie arbeitete er ab 1987 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leitender Oberarzt in der „Heidelberger Gruppe“ um Helm Stierlin an der Abteilung für Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie, dessen erster Ordinarius und ärztlicher Direktor Helm Stierlin von 1974 bis 1991 war. 1988 wurde er mit einer Arbeit über „Interaktionsphänomene im systemischen Familien-Erstgespräch“ promoviert, seine Habilitation 1993 beschäftigte sich mit dem Thema „Familie und Psychose“ und den Zusammenhang von Familieninteraktion und Psychopathologie bei schizophrenen, schizoaffektiven und manisch-depressiven Psychosen, ein Thema, zu dem die Heidelberger Gruppe eine Vielzahl von Arbeiten vorgelegt hat. Weitere Arbeits- und Veröffentlichungsschwerpunkte waren in der Folge Themen der Paardynamik und Paartherapie. 1996 übernahm Arnold Retzer gemeinsam mit Fritz B. Simon die Herausgeberschaft für die Zeitschrift Familiendynamik von Helm Stierlin und Josef Duss-von Werth, die er bis 2005 innehatte. Heute leitet er das Systemische Institut Heidelberg (SIH) und ist Lehrtherapeut bei der Internationalen Gesellschaft für systemische Therapie(IGST).

Einem breiteren Publikum außerhalb der systemischen Szene ist er durch philosophisch, soziologisch und politisch inspirierte Arbiten bekannt geworden, in denen er sich auch mit bedenklichen gesellschaftlichen Trends auseinandersetzt, etwa mit der neurobiologisch und -physiologisch sowie pharmakologisch unterfütterten Idee von der grenzenlosen (Selbst-)Optimierung von Befindlichkeiten, der er „ein Recht auf miese Stimmung“ entgegensetzt. Im Video spricht er ausführlich über seine sehr hörens- und lesenswerten Thesen zum Thema Hirndoping und Selbstoptimierung.

Lieber Arnold, zum 65. Geburtstag herzliche Glückwünsche, alles Gute, Gesundheit und auch weiterhin ungebrochene Schaffenskraft und kritische Impulse, die heute mehr denn je vonnöten sind!

Herzlich, Tom Levold
Herausgeber systemagazin

 

7. Mai 2017
von Tom Levold
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Peter Robers Modell der Schlüsselszene als Modell für die Life-Supervision

Peter Rober 2014 (Foto: T. Levold)

2014 hörte ich auf der Systemischen Forschungstagung einen interessanten Vortrag von Peter Rober aus Leuwen in Belgien, der über eine besondere Art der supervisorischen Reflexion im Rahmen der systemischen Weiterbildung berichtete. Die Weiterbildungsteilnehmer suchen dafür eine Schlüsselszene aus einer Therapiesitzung heraus und transkribieren diese Szene und einen gewissen Zeitabschnitt des Gespräches, in den sie eingebettet ist, in eine Tabelle. In einer zweiten Spalte wird parallel der „innere Dialog“ der TherapeutIn eingetragen. Mit diesem inneren Dialog beschäftigt sich Rober schon eine lange Zeit. In einem Aufsatz, der 2000 in der Familiendynamik erschienen ist, unterscheidet er zwischen der  „äußeren therapeutischen Konversation und der inneren Konversation des Therapeuten (…). Die therapeutische Konversation ist ein zirkulärer Prozeß von Bedeutungen, an dem sowohl der Therapeut als auch die Klienten Anteil haben. Die innere Konversation des Therapeuten wird dagegen als Verhandlung verstanden zwischen dem Selbst des Therapeuten und seiner therapeutischen Rolle. In diesem Verhandlungsprozeß muß der Therapeut nicht nur seinen Beobachtungen, sondern auch dem, was in ihm während dieser Beobachtungen hervorgerufen wird, Beachtung schenken: Vorstellungen, Stimmungen, Emotionen, Assoziationen, Erinnerungen etc. Therapeutische Sackgassen werden als lähmende Störungen des zirkulären Prozesses der Bedeutungen und der inneren Konversation des Therapeuten beschrieben“ (die englische Originalfassung kann hier auch in ganzer Länge gelesen werden…). Spannend für mich war, dass im Rahmen der Weiterbildung (und nicht nur dort) die Möglichkeiten der Reflexion der eigenen Tätigkeit auf diese Weise enorm erweitert werden.

Corina Ahlers aus Wien hat diese Idee in ihre eigene supervisorische Praxis integriert und abgewandelt, worüber sie in der Mitgliederzeitschrift der ÖAS netzwerke 1/2017 in der Rubrik „Forschungssplitter“ berichtet. Mit freundlicher Genehmigung erscheint ihr kurzer Text hierzu im systemagazin, zur Nachahmung empfohlen!

 

Corina Ahlers, Wien: Erfahrungen mit meiner veränderten Version von Peter Robers Modell der Schlüsselszene als Modell für die Life-Supervision

Es wird zeitnah zur Bild- oder Tonaufnahme eine „Schlüsselszene“ ausgewählt, die der Therapeut/die Therapeutin für interessant, spannend, öffnend hält. Es werden 3 Minuten vorher und 3 Minuten nachher transkribiert, also insgesamt 6 Minuten, das sind ca 3 bis 4 Seiten Text. Der Text hat drei Spalten: Sinnhafter Kommunikationsakt (als Transkript), innere Konversation des/der Therapeut_in zum jeweiligen Kommunikationsakt und eine leere Spalte, in der die Kolleg_innen des Praxisseminar ihre persönliche Resonanz dazu einschreiben. Außer der/dem Therapeut_in weiß niemand den Kontext des Textes.

Corina Ahlers

Nach den ersten holprigen Versuchen, in denen wir uns oft fragten, was genau zu tun sei, haben wir jetzt einen guten Umgang gefunden: Wir lesen das Transkript in verteilten Rollen zweimal vor, dadurch wird es präsent und gleichzeitig memoriert. dann erfolgt eine Phase, in der jeder Zeit hat, die dritte Spalte zu füllen. Danach gehen wir die Kommunikationsakte gemeinsam durch, erst ganz am Schluß gibt der/die Therapeut_in Kontextinformation zum Fall frei. Dadurch erhalten wir einen Modus der Textinterpretation, allerdings mit dem Fokus auf unsere persönliche Resonanz und weniger auf eine Kommentierung der Technik. Am Schluß werden alle Zettel von der Therapeutin/dem Therapeuten eingesammelt, um die Intimität des Therapieprozesses zu wahren.

Das Angebot wird als Live-Supervision gut angenommen. Besonders hilfreich ist es für Therapien, die in Fremdsprachen stattfinden, denn sie können dann ins Deutsche übersetzt und transkribiert werden. Aber auch in deutschsprachigen Therapien des zweiten Ausbildungsabschnitts erfreut sich die Methode zunehmender Beliebtheit: Sie ist überschaubar, strukturiert und bleibt persönlich orientiert, ähnlich dem narrativen Modell der „Zeugenschaft“, wo wir als Reflektierende erzählen, wie es uns beim Zuhören innerlich geht.

Die Studierenden, die aktuell diese Form der Supervision verwendeten, berichteten, dass der innere Dialog in Ihnen sich erweitert habe, dass davon automatisch etwas in den Therapieprozess zurückfliesse und sie gleichzeitig die Wahrung der Intimität ihrer Klient_innen berücksichtigen könne, da der Text anonymer sei als das vorgezeigtes Video oder Audio einer Therapiestunde. Die Vorarbeitung als Erstellung der Schlüsselszene und die Transkription seien für die Livesupervision essentiell.

 

29. April 2017
von Tom Levold
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Emotionsbasierte systemische Therapie

Das im vergangenen Jahr im Klett-Cotta-Verlag erschienene Buch der Wiener Psychotherapeutinnen Elisabeth Wagner und Ulrike Russinger über Emotionsbasierte systemische Therapie („Intrapsychische Prozesse verstehen und behandeln“) ist im systemagazin schon vorgestellt worden. Eine weitere Rezension von Johanna Schwetz-Würth aus Wien ist hinzugekommen, die in der aktuellen Ausgabe der netzwerke, der Mitgliederzeitschrift der ÖAS in Wien, erschienen ist. Sie können Sie unter der gleichen Adresse lesen. Sie resümiert: „Für mich alles in allem ein empfehlenswertes Buch. Egal wie die persönliche Positionierung im Rahmen des sogenannten Störungsdiskurses in der Systemtherapie ist, dieses Buch regt zum Reflektieren, zum Nach- und Weiterdenken an, bleibt anschlussfähig und systemisch verankert. Es bringt neue Ideen und Sichtweisen ein und bleibt damit der systemischen Forderung treu, indem es therapeutische Handlungsmöglichkeiten erweitert und nicht einschränkt. Es regt an, über die Unterschiedlichkeit eigener Klient_innen nachzudenken und sich selbst Rechenschaft zu geben über das implizite oder explizite Fallverständnis, das die eigene Praxis leitet. Der einleitende theoretische Teil bleibt gut verständlich und kann auch für Kolleg_innen, die weniger theorieaffin sind, anregend und erhellend sein. Wohltuend ist der bewusste Fokus auf Psychotherapie und nicht auf alle beliebigen Einsatzfelder systemischen Handelns und auf die Einzeltherapie, die mir in der systemischen Literatur nicht selten marginalisiert erscheint. Alle Teile werden ausgeschmückt und anschaulich gemacht durch eine Fülle von Praxisfällen. Und wer sich noch nicht mit Neurobiologie beschäftigt hat, findet hier eine knackige Einführung, die aber praxisorientiert-anschlussfähig bleibt und konsequent auch systemisch betrachtet wird. In wie weit es notwendig ist auf fremde Therapiekonzepte wie die Emotionsfokussierte Therapie oder die Schematherapie zurückzugreifen, um systemische Psychotherapie weiterzuentwickeln, ist eine Frage, die zu diskutieren bleibt. Anregend ist es allemal!“

Hier geht es noch mal zur Buchseite…

28. April 2017
von Tom Levold
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ICCP – 3rd International Collaborative Community Practices – Tenerife 30. März – 2. April 2017

Vom 30. März bis zum 2. April fand an der Universität La Laguna in Tenerife der dritte Internationale Kongress für Collaborative Community Practices statt. Corina Ahlers ist auf Tenerife aufgewachsen und hat den Kongress besucht und für systemagazin ihre Eindrücke aufgeschrieben.

Corina Ahlers, Wien:

Gehört habe ich von dem Kongress von Mary und Ken Gergen, als die beiden im April 2016 in Wien waren. Ich hörte davon, als ich mich als ursprüngliche Insulanerin vorstellte. Ich war sehr überrascht, dass schlussendlich um die 400 Personen aus aller Welt auf dieser meiner Heimatinsel zum dritten Kongress dessen, was wir im deutschsprachigen Raum noch „den kollaborativen Ansatz“ nennen, erschienen sind! Deutschland war übrigens nicht vertreten.

Corina Ahlers

Sie alle, aus Taiwan, Brasilien, Argentinien, Spanien, Dänemark, Norwegen, Belgien, Finnland, Griechenland, Slowakei, und noch etlichen anderen Länder, mussten einen weiten Weg fliegen: auf die kleine Insel!

Kollaborativ heißt heute „dialogisch“: das internationale Zusammenkommen einer Gemeinschaft, die sich hinsichtlich ihrer Praktiken und ihrer theoretischen Ausrichtung radikal relational erlebt: Die Praktik Harlene Andersons und aller jener, die sie im Houston/Galveston Institut unterstützen, verbunden mit der Forschungsideen des vom Ehepaar Gergen ins Leben gerufenen Taos Instituts. Vertreter*innen dieses sich synergetisch unterstützenden Projektes waren hier eine bunte Mischung aus Forscher*innen, Praktiker*innen in- und außerhalb der therapeutischen Zunft, Performer*innen, Künstler*innen … aus den genannten Ländern. Weiterlesen →

5. April 2017
von Tom Levold
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Was ist der Fall? Endspurt!

Liebe Leserinnen und Leser,

am Ostersamstag läuft die letzte Frist ab für einen ermäßigten Kongressbeitrag zur Tagung „Was ist der Fall? Und was steckt dahinter?“, die vom 25.-27.5. Mai in der Heidelberger Stadthalle stattfinden wird . Das Programm ist nun vollständig, der Ablauf mit allen Referenten, Veranstaltungen und Zusammenfassungen ist auf der Tagungswebsite veröffentlicht und nachzulesen. Reservierungen für einzelne Diskussionspanels und Workshops werden bereits angenommen. Ich freue mich, die Tagung mitzugestalten und viele von Ihnen in Heidelberg begrüßen zu können.

systemagazin geht jetzt erst einmal in Osterurlaub und ist in der Woche ab dem 24. April wieder am Start. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Oster- und Frühlingszeit.

herzliche Grüße
Tom Levold
Herausgeber systemagazin

 

4. April 2017
von Tom Levold
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Michael White (29.12.1948-4.4.2008)

Michael White (Foto: Jill Freedman/Wikipedia)

»Weil die Unmöglichkeit von Neutralität bedeutet,
dass ich nicht vermeiden kann, ›für‹ etwas zu sein,
übernehme ich Verantwortung dafür, allem zu
misstrauen, wofür ich bin – d. h. meiner Art zu
leben und meiner Art zu denken –, und das
kann ich auf verschiedene Weise tun.«

Michael White

Heute vor 9 Jahren ist Michael White, einer der wichtigsten Wegbereiter der Narrativen Therapie, in San Diego, Kalifornien, im Alter von 59 Jahren gestorben, wo er ein dreitägiges Seminar abhielt. Während eines Essens erlitt er einen schweren Herzinfarkt, an dessen Folgen er drei Tage später verstarb. In Erinnerung an ihn verlinke ich heute auf das Vorwort zu seinem letzten Buch, das in Deutschland unter dem Titel „Landkarten der narrativen Therapie“ beim Carl-Auer-Verlag erschienen ist. Wolfgang Loth hat es verfasst, es bietet nicht nur einen guten Einstieg in die Lektüre der „Landkarten“, sondern stellt eine besonders schöne Würdigung der Person von Michael White und seines Verständnisses von Therapie, Dialog und Erzählung dar, die heute angesichts eines zusehends technizistischeren Psychotherapieverständnisses aktueller denn je ist. Es handelt sich hier um die Leseprobe zum Buch, man muss also ein paar Seiten blättern, bis man beim Vorwort landet.

3. April 2017
von Tom Levold
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Vulnerabilitäten

Unter diesem Stichwort sind in der aktuellen Ausgabe von Kontext Beiträge zu unterschiedlichen Artikeln versammelt, die sich mit der unterschiedlichen Lebenslage von Menschen beschäftigen. In ihrem abstract schreiben die Herausgeber: „»Die Welt ist aus den Fugen« – kein anderes literarisches Zitat ist im letzten Jahr von den Medien und der Politik so o bemüht worden wie jenes aus Hamlet. Beinah ebenso oft ist widerlegt worden, dass dieses ein neues Phänomen sei und doch trifft es ein Lebensgefühl, das viele Menschen angesichts des Brexits, der politischen Entwicklungen in der Türkei und in Russland, des Ausgangs der US-Wahl, terroristischer Anschlägen und der kriegerischen Zerstörung Syriens hierzulande empfinden. Dieses Gefühl geht mit Ohnmacht, emotionaler und intellektueller Überforderung und der Angst vor Kontrollverlust einher, sprich, es konfrontiert uns mit unserer eigenen Verletzlichkeit. Diese betrifft uns auch in unseren unmittelbaren Kontexten, die beispielsweise die wachsende Unsicherheit in der Regulation persönlicher und beruflicher Beziehungen oder auch in der Gestaltung diverser Lebenslagen umfasst. Als Systemikerinnen und Systemiker liegt es uns möglicherweise nahe, uns auf die Suche nach entsprechenden Ressourcen zu begeben, um uns dagegen zu wappnen; dennoch kommen wir wohl nicht umhin, Verunsicherung und Verletzlichkeit als Teil von Realität(en) wahrzunehmen und anzuerkennen. Das aktuelle Heft nimmt das Thema Vulnerabilität in verschiedenen Arbeits- und Praxisfeldern systemisch handelnder Menschen in den Blick.“ Praktisch geht es dabei um „wunde Punkte bei Müttern und Vätern« im Kontext der Erziehungs- und Paarberatung“, „systemische Aspekte in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen“, „Anforderungs- und Bewältigungsformen von Familien mit beatmungspflichtigen Angehörigen“ und um die Frage der nötigen Beratungskompetenzen in der Sozialen Arbeit. Alle bibliografischen Angaben und abstracts finden Sie hier… 

31. März 2017
von Tom Levold
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Paul Watzlawick (25.7.1921-31.3.2007)

Heute vor 10 Jahren, am 31.3.2007, ist Paul Watzlawick, einer der Pioniere der systemischen Therapie, gestorben. An seinem 81sten Geburtstag haben Alois Huber & André Höschele mit ihm ein Interview am Mental Research Institute in Palo Alto/Kalifornien (MRI) geführt, einen Ausschnitt aus dem Video sehen Sie hier:

30. März 2017
von Tom Levold
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Familiendynamik im Rückblick

2015 ging der 40. Jahrgang der Zeitschrift Familiendynamik an den Start. Aus diesem Anlass haben die Herausgeber Ulrike Borst, Hans Rudi Fischer und Arist von Schlippe mit dem Klett-Cotta-Verlag ein Sonderheft Hahnenschrei Systemischer Vernunft, Zurück-Geschaut auf 40 Jahre Familiendynamik herausgegeben, dass jetzt online als PDF gelesen und heruntergeladen werden kann. Es enthält eine Serie von acht (bereits in vergangenen Heften veröffentlichten) Beiträgen, die jeweils 5 Jahrgänge (Zurück-Geschaut 8 x 5 = 40 Jahre) der Zeitschrift überblicken. Im Editorial der Herausgeber heißt es: „Die einzelnen Aufsätze zu den Jahrfünften verdichten die 40 Themenhefte jeweils eines Jahrfünfts mit kaleidoskopischem Blick und geben Fingerzeige auf spannende Themen, Kontroversen und Innovationen der jeweiligen Jahrgänge. Lassen Sie sich verführen zum Eintauchen in die Geschichten und Geschichte von vier Jahrzehnten Systemdenken im deutschsprachigen Raum. Verstehen läuft rückwärts, wir empfehlen von Vorne anzufangen.“ Zum vollständigen Heft gelangen Sie hier…

24. März 2017
von Tom Levold
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Reform der Kinder- und Jugendhilfe so noch nicht! – Stellungnahme des Fachverbands DGSF

DGSF (23.3.2017): „Am 17. März 2017 hat das Bundesfamilienministerium den Entwurf eines Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes an Fachverbände versandt mit einer Frist für Stellungnahmen von wenigen Tagen. Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) als berufsübergreifender Fachverband mit mehreren tausend in der Kinder- und Jugendhilfe tätigen Mitgliedern hält ein solches Vorgehen für unangemessen und formuliert in „Vorläufigen Anmerkungen“ zum jetzigen Gesetzesentwurf Kritik und Forderungen aus systemischer Sicht.

Im neuen Entwurf, der zum 1. Januar 2018 rechtswirksam werden soll, sind grundlegende Forderungen von Fachverbänden aufgegriffen worden. Gleichwohl erwecke das Vorgehen des Bundesfamilienministeriums den Eindruck, dass diese Gesetzesreform noch zügig zum Ende der Legislaturperiode durchgesetzt werden solle ohne angemessene Beteiligung der Fachöffentlichkeit. Weiterhin seien Änderungen vorgesehen, die die Jugendhilfelandschaft tiefgreifend verändern und deutlich nachteilige Auswirkungen für Kinder, Jugendliche und Eltern hätten. „Das derzeitige Verfahren zielt auf ein Ruhigstellen der Beteiligten, an einem fachlich wirklich besseren Kinder- und Jugendhilferecht scheint kein ausreichendes Interesse mehr zu bestehen“, vermutet DGSF-Vorsitzender Dr. Björn Enno Hermans.

Der Fachverband DGSF fordert den Gesetzgeber auf, Familien auch in schwierigen Lebenslagen die Fähigkeit zu verantwortungsvollem Handeln „wohlwollend zu unterstellen“ und bei der Hilfeplanung immer den Kontext des Familiensystems einzubeziehen. Bei Heim- oder Pflegekinderunterbringung dürfe nicht frühzeitig verbindlich vom Jugendamt eine Bleibeperspektive für Kinder oder Jugendliche festgelegt werden, sondern erst im Hilfeverlauf gemeinsam mit allen Beteiligten. Ansonsten „droht bei entsprechend ungünstigen politischen Bedingungen ein massiver Eingriff staatlicher Macht in familiäre Lebensgefüge“.

Die DGSF warnt davor, die Steuerungsverantwortung des Jugendamtes auf Kosten der Familien umzusetzen. Es gehe darum, ein „dialogisches Verfahren der Hilfeplanung“ zwischen Jugendamt, Familie und Trägern weiterhin gesetzlich festzuschreiben. Ansonsten drohe die Gefahr, dass nicht der Bedarf der einzelnen Kinder und ihrer Familien im Mittelpunkt steht, sondern Hilfen eingesetzt werden, die wenig finanzielle und zeitliche Ressourcen des Jugendamtes benötigen. Auch in Kinderschutzverfahren gehe es aus systemischer Sicht um einen „respektvollen, würdigenden und achtsamen Blick auf die Ressourcen aller Familienmitglieder“, auch und gerade bei Eltern, deren Erziehungs- und Versorgungsverhalten durch den Staat überwacht werden müsse. Dabei werden die im Gesetzentwurf vorgesehenen erweiterten Kooperationsmöglichkeiten zwischen Jugendhilfe und Gesundheitswesen von der DGSF ausdrücklich befürwortet.

Die Stellungnahme der DGSF „SGB VIII-Reform: Vorläufige Anmerkungen und Forderungen aus systemischer Sicht zum Gesetzentwurf ‚Kinder- und Jugendstärkungsgesetz‘ vom 17. März 2017“ ist auf den Internetseiten des Verbandes veröffentlicht.