systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

9. Oktober 2020
von Tom Levold
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Linde v. Keyserlingk (8.5.1932 – 2.10.2020)

Am 2.10.2020 starb in Stuttgart die Familien- und Kindertherapeutin und Kinderbuchautorin Linde v. Keyserlingk. Arist von Schlippe und Gatis Bušs aus Lettland nehmen hier von ihr Abschied.

„Linde war für uns ein Fenster nach Europa“ 

Gatis Bušs (Riga) und Arist v.Schlippe (Osnabrück) zum Tode von Linde v. Keyserlingk

Erster Teil (Arist v.Schlippe)

Am 2.10.2020 starb die Stuttgarter Familientherapeutin Linde v. Keyserlingk im Alter von 87 Jahren. Vermutlich werden nur wenige LeserInnen des Systemagazins ihren Namen kennen. Doch soll ihr komplexes Lebenswerk an dieser Stelle gewürdigt werden, es ist mehr als der Erwähnung wert. 

Sie war eine außergewöhnliche Frau, eine engagierte Familientherapeutin, Kindertherapeutin, Praktikerin und große Erzählerin. Ihre Bücher für die Kinderseele aus dem Patmos-Verlag sind bis heute lesenswert, sie erreichen verletzte Kinderseelen durch sensible kleine Geschichten (beson­ders bedeutsam finde ich: „Geschichten für die Kinderseele“ und: „Da war es auf einmal so still“ – über den kindlichen Umgang mit Tod und Sterben). Ihre Empathie und Intuition verbanden sich mit Kreativität und Genauigkeit – und so verstand sie viel davon, wie man Familien helfen kann, Belas­tungen in Chancen zu verwandeln. Ein Beispiel fällt mir hierzu ein: Einer ihrer Schwerpunkte war die Sandspieltherapie, deren Verbindung zu systemischen Konzepten gerade in jüngster Zeit wieder diskutiert wird. Ein Video, in dem sie mit einem multikulturellen Paar mit dieser Methode arbeitet, hat mich besonders beeindruckt. Beide Partner bauen hier jeweils ihren persönlichen Lebensent­wurf mit Figuren und Symbolen im Sand auf. Das Bild der deutschen Frau zeigt ein typisch deut­sches „Märchenhaus“, rote Ziegel, mit Tannen umgeben. Ihr afrikanischer Mann baut eine typische Szenerie aus seiner Heimat. Beide bekommen nun die Aufgabe, jeweils sieben Symbolfiguren aus dem eigenen Kasten herauszunehmen und in einem dritten Sandkasten eine gemeinsame neue Szenerie zu bauen. Es ist ein bewegendes Beispiel, wie man symbolisch Geschichten neu erzählen und an der Verbindung von Kulturen arbeiten kann.

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2. Oktober 2020
von Tom Levold
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Verbandsentwicklung am Beispiel der DGSF

Tom Levold, Köln:

Die Reihe „Leben. Lieben. Arbeiten: systemisch beraten“, die seit einiger Zeit im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht unter der Herausgeberschaft von Jochen Schweitzer und Arist von Schlippe erscheint, umfasst kleinformatige, ca. 90 bis 100 Seiten starke Büchlein, die „kurz, kompakt und anschaulich [beleuchten sollen], wie systemische Beratung zur Lösung alltäglicher schwieriger Lebenslagen in existentiellen Grenzsituationen (»Leben«), intimen Beziehungen (»Lieben«) und im Beruf (»Arbeiten«) hilfreich sein kann“.

In dieser Reihe ist nun ein Band der drei ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. (DGSF) – Wilhelm Rotthaus, Jochen Schweitzer und Enno Hermans – erschienen, in dem sie ihre Überlegungen zur „Verbandsentwicklung am Fallbeispiel der DGSF“ zusammenfassen. Der launige Titel „Das Ganze Systemische Feld“ verdankt sich seinem Akronym DGSF, das er mit der Abkürzung des Verbandes teilt.

In der Einleitung legen die Autoren ihren Anspruch dar, den sie mit diesem Band verwirklichen wollen, nämlich einmal Menschen, die mit Verbandsangelegenheiten praktisch zu tun haben, „Anregungen zu einer Gestaltung ihrer Organisation geben“ zu wollen, Beraterinnen „für Besonderheiten sowie die typischen Stärken und Schwächen der Beratung von vorwiegend ehrenamtlichen, gemeinnützigen, idealistisch motivierten Non-Profit-Institutionen [zu]sensibilisieren“ und der DGSF zu ihrem 20. Geburtstag eine kurze Entwicklungsgeschichte und „kleine ,Geschichtensammlung’“ zu schenken (S. 16). Für 90 Seiten ist das schon eine starke Agenda, die zumindest für den dritten Punkt gut eingelöst wird. Alle drei Autoren tragen zu den von ihnen als Vorsitzende verantworteten Zeitabschnitten wichtige Entwicklungsschritte in der Verbandsentwicklung, Hinweise auf programmatische und organisatorische Kontroversen sowie zahlreiche Anekdoten, z.T. auch von anderen in der Verbandsentwicklung wichtigen Personen zusammen, so dass sich ein lebendiges Bild einer überaus schnell wachsenden sowie kreativ und flexibel auf die damit verbundenen innerorganisatorischen Herausforderungen reagierenden Organisation ergibt.

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1. Oktober 2020
von Tom Levold
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Bundesverdienstkreuz für Jürgen Kriz

Ordensverleihung – Herr Professor Dr. Jürgen Kriz erhält das Bundesverdienstkreuz (Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland). Foto: Swaantje Hehmann

Jürgen Kriz ist mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für seinen Einsatz für die Förderung und die wissenschaftliche Anerkennung der Humanistischen Psychotherapie in Deutschland sowie die konsequente Umsetzung humanistischer Werte ausgezeichnet worden. Die Übergabe durch Oberbürgermeister Wolfgang Griesert fand am Dienstag, 29. September, im Rahmen einer Feierstunde im Osnabrücker Rathaus statt (Foto: Jürgen Kriz mit seiner Frau Gila und Wolfgang Griesert).

In der Pressemitteilung der Universität Osnabrück heißt es: „1944 in Ehrhorn geboren, studierte Kriz Psychologie, Philosophie und Pädagogik sowie Astronomie und Astrophysik an den Universitäten Hamburg und Wien, an der er 1969 auch promoviert wurde. 1974 bis 1999 hatte er den Lehrstuhl für Empirische Sozialforschung, Statistik und Wissenschaftstheorie an der Universität Osnabrück inne. 1980 wechselte er zum Fachbereich Psychologie, in dem er bis 1999 überlappend mit der Methoden-Professur die Professur Psychotherapie und Klinische Psychologie übernahm.

Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 lehrte Kriz an der Universität Osnabrück, hatte aber auch zahlreiche Gastprofessuren in Wien, Zürich, Berlin, Riga, Moskau und den USA inne. Schon seit vielen Jahren engagiert er sich für die Umsetzung der Wissenschaft im sozialen Bereich. Die Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Patientenschulungsprogrammen hat er in Kooperation mit dem Christlichen Kinderhospital Osnabrück maßgeblich vorangetrieben. Zudem hat er sich dort für eine familienzentrierte psychologische Begleitbetreuung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Auch an der Gründung der Telefonseelsorge in Osnabrück vor 30 Jahren war Kriz federführend beteiligt.

National sowie international ist er ein geschätzter Lehrender, Forscher und Gutachter und gilt als einer der führenden psychotherapeutischen Experten. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde er schon mit zahlreichen Ernennungen und Auszeichnungen geehrt, u.a. dem Viktor-Frankl-Preis, dem Preis der Dr. Margrit Egnér-Stiftung, dem Ehrenpreis der Gesellschaft für personenzentrierte Psychotherapie und Beratung e.V., und dem Wissenschaftspreis der Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie (AGHPT).

,Es ist für mich eine Ehre, das Bundesverdienstkreuz für mein Bemühen um eine menschengerechtere Wissenschaft, Psychotherapie und Gesellschaft erhalten zu haben. Ich freue mich sehr, dass damit indirekt auch der große Einsatz sehr vieler Menschen für die Humanistische Psychotherapie in Deutschland anerkannt und gewürdigt wird’, so Prof. Kriz über seine Auszeichnung.“

Arist von Schlippe hat in seiner Laudatio zur Preisverleihung betont: „Jürgen Kriz hat sich seit Beginn seiner akademischen Tätigkeit damit auseinandergesetzt, dass gerade in einer von Messdaten beherrschten Welt die Aufgabe der Wissenschaft darin besteht, mit Wissen verantwortlich umzugehen, also nicht allein auf die Sicherheit statistischer Signifikanzen zu vertrauen. „Wo bleibt die Verantwortung des Menschen in einer von Messdaten beherrschten Lebenswelt?“ war der Titel seines Vortrags anlässlich der Verleihung des Margrit Egner-Preises, eines der höchsten Schweizer Psychotherapiepreise, der ihm vor beinahe einem Jahr in Zürich verliehen wurde.

Wir leben in einer von Sinnzusammenhängen durchsetzten seelischen und sozialen Welt. Es ist eine einzigartige menschliche Fähigkeit, auf komplexe Weise Sinn zu erzeugen. Dieses Thema hat Jürgen Kriz immer beschäftigt – die Kategorie Sinn gilt ja für psychische wie für soziale Systeme gleichermaßen. Um diese zu verstehen, braucht es eine weit gestellte Optik, eine, die die Psychologie nicht allein aus ihren naturwissenschaftlichen Wurzeln heraus leisten kann.

So war es für ihn eine besondere Herausforderung, den wissenschaftlichen Blick offenzuhalten – in der Psychologie im Allgemeinen und in der Psychotherapie im Besonderen. Sein konkretes Anliegen war es, die Perspektiven der Humanistischen und der systemischen Psychotherapieformen zusammenzuführen und zugleich ihre Besonderheit zu betonen. Es sind zwei Verfahren, denen hier – anders als in anderen Ländern – lange Zeit die Marginalisierung drohte. Sein Engagement ging weit über das Akademische Feld und weit über sein aktives Berufsleben hinaus. Ich erinnere mich gut an eine Situation, deutlich mehr als 20 Jahre her, als er sagte: „Ich habe mich entschieden, mich einzumischen! Das, was hier in der Psychotherapie passiert, kann nicht so bleiben!“ Und genau das hat er getan. Er hat dafür gesorgt, dass die Psychotherapielandschaft in Deutschland heute von Artenvielfalt geprägt ist. Und wir alle wissen, dass Artenvielfalt die Voraussetzung für ein stabiles ökologisches Gleichgewicht ist.“

systemagazin gratuliert ganz herzlich zu dieser Auszeichnung!

24. September 2020
von Tom Levold
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Gestalt in Coaching und Beratung

„Gestalt in Coaching und Beratung“ – so lautet das Thema der aktuellen Ausgabe von Organisationsberatung Supervision Coaching. Wolfgang Loos, Monika Stützle-Hebel und Thomas Bachmann liefern die Beiträge zum Thema. Darüber hinaus finden sich aber noch Beiträge zu weiteren unterschiedlichen Themen wie dem Zusammenhang von Coaching-Ausbildung und Coaching-Erfahrung, der Organisationsentwicklung aus politischen Gründen am Beispiel der Geschlechterquote, der Führung hybrider Organisationen am Beispiel der Hochschule, die Wirkung eines Dilemma-Kompetenz-Trainings für mittlere Führungskräfte im Krankenhaus, Interkulturelles Coaching für geflüchtete Fachkräfte in Gesundheitsberufen und Perspektiven für das Coaching nach der Corona-Krise.
Alle bibliografischen Angaben mit allen abstracts gibt es hier zu lesen…

22. September 2020
von Tom Levold
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Ulrich Clement wird 70!

Heute feiert Ulrich Clement seinen 70. Geburtstag – und systemagazin gratuliert von Herzen.

Uli Clement hat mit seinen Lehr- und Forschungstätigkeiten, seinen Beiträgen als Herausgeber der Familiendynamik und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze sowie als Therapeut und Supervisor wesentlich zur Entwicklung des systemischen Ansatzes im deutschsprachigen Raum beigetragen, seine Arbeiten zum Thema systemischer Sexualtherapie ragen nicht nur aus dem sexualtherapeutischen Diskurs heraus, sondern auch aus der systemischen Literatur hierzulande.

Nach einem Studium der Psychologie, Pädagogik, Ethnologie und Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Mannheim, Hamburg und Hannover und einem Diplom in Psychologie 1975 schlossen sich seine Promotion 1986 und seine Habilitation 1992 an. Seit 1975 war er in Lehre, Forschung, Psychotherapie und Supervision an den Universitäten Hamburg, Heidelberg, Freiburg i.Br. und Basel tätig, hinzu kamen Forschungsaufenthalte in Griechenland und den USA; dort war er Research Associate des HIV Center in New York. Er war apl. Professor für Medizinische Psychologie an der Universität Heidelberg und ist Leiter des Instituts für Sexualtherapie Heidelberg (ifsex.de), darüber hinaus seit langer Zeit als Dozent und Lehrtherapeut der Internationalen Gesellschaft für systemische Therapie (IGST) e.V. bekannt. 2000-2001 war er Präsident der International Academy of Sex Research 2000-2001, von 2003 bis 2007 Mitherausgeber der Familiendynamik.

Lieber Uli,

wir kennen uns schon eine lange Zeit, in der mich deine präzise Art zu denken und zu schreiben, dein lässig-eleganter Stil und dein Sinn für Humor und freundliche Ironie, mit der du auch die schwierigen Dinge des Lebens nimmst, immer beeindruckt hat. Zum runden Geburtstag wünsche ich dir alles Gute, vor allem soviel Gesundheit wie möglich, Zeit und Genuss, Anregung und Erholung, Zuversicht und Glück – und natürlich uns im systemischen Feld auch in Zukunft deinen guten Blick auf die Dinge. Let life be good to you!

Ganz herzlich
Tom Levold
Herausgeber systemagazin

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19. September 2020
von Tom Levold
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Jugendämter nahmen 2019 rund 49 500 Kinder zu ihrem Schutz in Obhut

WIESBADEN – Die Jugendämter in Deutschland führten im Jahr 2019 rund 49 500 vorläufige Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, sogenannte Inobhutnahmen, durch. Das waren knapp 3 100 Fälle und somit 6 % weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Weltkindertag am 20. September mitteilt. Hintergrund dieser Entwicklung ist ein erneuter Rückgang von Schutzmaßnahmen nach unbegleiteter Einreise aus dem Ausland: Deren Zahl sank im Vergleich zum Vorjahr um 29 % auf gut 8 600 Inobhutnahmen. Währenddessen stieg die Zahl der Schutzmaßnahmen aus anderen Gründen um 1 % auf rund 40 900 Fälle an. Langfristig setzt sich damit ein weiterer Trend fort: In den letzten zehn Jahren sind die Inobhutnahmen aus anderen Gründen mit leichten Schwankungen um 30 % angestiegen – von rund 31 500 Fällen im Jahr 2009.

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13. September 2020
von Tom Levold
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Digitalisierung

Als das im Juni erschienene Heft 2 des aktuellen Kontext-Jahrgangs geplant wurde, war die Corona-Pandemie noch nicht absehbar, die so viele Lehrende und Lernende, BeraterInnen und KlientInnen, Coaches und Coachees unerwartet mit der Notwendigkeit konfrontiert hat, die neuen digitalen Kommunikationsmedien intensiver nutzen zu müssen, als sie sich hätten vorstellen können (und wollen).

Die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung durch Professionelle in Beratung, Therapie, Supervision, Coaching und Weiterbildung hat damit eine neue Dringlichkeit erfahren, insofern ist dieses Heft (auch wenn es nur in einem Beitrag außerhalb des Themenschwerpunktes explizit um die Folgen der Pandemie geht) mehr als aktuell – Marc Weinhardt hat es als Gastherausgeber betreut. In seinem Editorial schreibt er: „Was bedeutet Digitalisierung für (systemische) Beratung und Therapie? Die Frage ist komplex, und ein Themenheft wie das vorliegende kann sicherlich nur eine erste Orientierung geben. Diese halte ich allerdings für dringend geboten, um allfälligen Verkürzungen in der Diskussion um Digitalisierungsphänomene in der systemischen Community zuvorzukommen – einerseits lässt sich nämlich eine Intensivierung des Fachdiskurses beobachten (…), die aber andererseits in der Fläche noch nicht wahrgenommen wird.

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7. September 2020
von Tom Levold
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Für Kurzentschlossene: „Was man von hier aus sehen kann – Systemisch coachen in der Arbeitswelt“

Die Fachgruppe Supervision – Coaching – Organisationsentwicklung (SCO) der DGSF lädt herzlich zur Teilnahme am Fachdiskurs am Samstag, dem 12. September 2020 ein. Das Treffen ist auch für Systemiker:innen  offen, die keine Mitglieder der DGSF und/oder der Fachgruppe sind und findet als  Online-meeting in der Zeit von 11 bis 15 Uhr* stattfinden. 

Zur Eröffnung des Fachdiskurses haben wir eine Expertin und zwei Experten und gebeten, mit drei kurzen pointierten Eingangsimpulsen für Anregung und Diskussionsstoff zu sorgen, indem sie ihnen wichtige Aspekte des Themenfeldes hervorheben:

Prof. Dr. Renate Zwicker-Pelzer, Dipl. Päd.; Dipl. Soz.päd.; (em) Professur für Beratung und Erziehungswissenschaft, an der Kath. Hochschule NRW.  Langjährige Co-Vorsitzende im Vorstand der DGSF, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Dt. Gesellschaft für Beratung (DGfB), einem Dachverband von heute 23 Verbänden im Feld von Beratung mit der Aufgabe, der Fachöffentlichkeit, der Politik und dem Verbraucher einen Orientierungsrahmen für die Qualität von Beratungsleistungen zu bieten. Supervisorin (DGSv/DGSF), Systemische Beraterin, Familientherapeutin (DGSF), Lehrende für Beratung, Familientherapie und Supervision (DGSF), Ehe-,Familien-Lebensberaterin (BAG), Heilpraktikerin Psychotherapie. Sie lebt in Erftstadt-Liblar bei Köln.

Prof. Dr. Holger Lindemann, Dipl.Päd., Professur für Entwicklungspsychologe und systemische Beratung an der MSB Medical School Berlin, Leiter des HafenCity Institut für systemische Ausbildung HISA an der MSH Medical School Hamburg, Autor zahlreicher Fachbücher, beispielsweise zu den Themengebieten systemische Beratung und Therapie, Systemtheorie und Konstruktivismus, sowie Schulentwicklung und Inklusion. Holger Lindemann wurde für die Exzellenz seiner Lehre ausgezeichnet. Er ist zertifizierter Mediator, sowie zertifizierter Lehrender (SG/DGSF) für Systemische Beratung, Systemische Supervision und Systemisches Organisationsentwicklung. Er lebt und arbeitet in Berlin, Hamburg und Oldenburg.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Balz, Dipl.Psych., Professur an der Evang. Hochschule Bochum im Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Diakonie, Psychologie. Darüberhinaus tätig als Lehrender am Institut für lösungsfokussierte Kommunikation (ILK) mit Sitz in Bielefeld. Frühere Tätigkeiten im Psychologischen Dienst des Arbeitsamtes in Herford, Dortmund, Hamm und Bielefeld; der Pädagogisch-psychologischen Beratungsstelle der Universität Bielefeld, am Oberstufenkolleg Bielefeld und der FH Bielefeld. Mitglied im Deutschen Bundesverband Coaching (DBVC e.V.), zertifiziert als Senior Coach. Zertifiziert als Systemischer Coach und Supervisor; Systemischer Therapeut (SG und DGSF). 

Daran anschließend laden wir ein, in drei parallel tagenden Diskussionsräumen in einer überschaubar großen Runde die dargelegten Positionen kritisch zu befragen , um eigene Erfahrungen und Sichtweisen zu bereichern und dabei neben der Ist-Situation auch über wünschenswerte Zukünfte systemischen Coachings miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei richtet sich der Fokus auf drei unterschiedliche Aspekte/Rollen:

• Ich als Systemischer Coach

•  Ich als Dienstleister mit meinem Institut, meiner Beratungsorganisation etc.

•  Ich als Mitglied eines Systemischen Fachverbandes

In einer letzten Runde wollen wir Ideen austauschen, was wir unternehmen können, um als in der Arbeitswelt tätige Systemiker:innen deutlicher wahrgenommen zu werden.

Das ausführliche Programm findet sich auf der Fachgruppenseite https://www.dgsf.org/ueber-uns/gruppen/fachgruppen/systemische-supervision-coaching-und-organisationsentwicklung/  

Eine Anmeldung unter fachgruppe-sco|at|dgsf.org hilft, die Veranstaltungsgröße abzuschätzen, ist aber keine Voraussetzung zur Teilnahme. 

Teilnahmelink https://us02web.zoom.us/j/9113294800?pwd=a1ZEY29qQVJZendpYm1VOXBqbGo5dz09 
oder die Meeting-ID: 911 329 4800 und den Kenncode: 995899 manuell eingeben! 

* Bereits ab 10 Uhr ist es möglich, sich unter dem untenstehenden link in das meeting einzuwählen, sich mit der Technik vertraut zu machen und im lockeren Gespräch mit Kolleg:innen Erfahrungen und Ideen auszutauschen.

Gunda Busley * Maurice Malten * Peter Wattler-Kugler
SprecherInnen der DGSF-Fachgruppe Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung

27. August 2020
von Tom Levold
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Kinderschutz: Jugendämter melden erneut 10 % mehr Kindeswohlgefährdungen

WIESBADEN (27.8.2020) – Die Jugendämter in Deutschland haben im Jahr 2019 bei rund 55 500 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung festgestellt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren das 10 % oder rund 5 100 Fälle mehr als 2018. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen ist damit das zweite Jahr in Folge um 10 % auf einen neuen Höchststand angestiegen. Ein Grund für den Anstieg könnte die umfangreiche Berichterstattung über Missbrauchsfälle in den vergangenen beiden Jahren sein, die zu einer weiteren generellen Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie der Behörden geführt haben dürfte. Gleichzeitig können auch die tatsächlichen Fallzahlen gestiegen sein. Bundesweit hatten die Jugendämter 2019 über 173 000 Verdachtsfälle im Rahmen einer Gefährdungseinschätzung geprüft, das waren rund 15 800 mehr als im Vorjahr. 

Verfahren zur Kindeswohlgefährdung

Den neuen Ergebnissen zufolge war jedes zweite gefährdete Kind jünger als 8 Jahre. Während Jungen bis zum Alter von 13 Jahren etwas häufiger betroffen waren, galt dies ab dem 14. Lebensjahr für Mädchen. Die meisten Minderjährigen wuchsen bei Alleinerziehenden (42 %), bei beiden Eltern gemeinsam (38 %) oder einem Elternteil in neuer Partnerschaft auf (11 %). Etwa die Hälfte der gefährdeten Kinder und Jugendlichen nahm zum Zeitpunkt der Gefährdungseinschätzung bereits eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch. Nur 4 % von ihnen suchten selbst Hilfe beim Jugendamt, am häufigsten kam aber ein Hinweis von Polizei, Gericht und Staatsanwaltschaft (22 %), Schulen und Kitas (17 %) oder aus dem privaten Umfeld beziehungsweise anonym (15 %). 

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18. August 2020
von Tom Levold
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Essen für Beirut

In seinem aktuellen Monats-Newsletter macht Jochen Leucht vom Tandem-Institut in Freiburg auf die aktuelle Situation in Beirut aufmerksam mit der einer Bitte um die Unterstützung eines aktuellen Hilfe-Projektes, der ich mich auf diese Weise gerne anschließe:

„Der vorliegende Monatsbrief unterbricht die Tradition, sich mit ausgesuchten fachlich-systemischen Inhalten vertieft auseinanderzusetzen und – als Impuls aufbereitet – zur Verfügung zu stellen. Ausnahmsweise und von ganzem Herzen wollen wir Sie um Unterstützung bitten.

Nach der verheerenden Explosionskatastrophe in Beirut befinden sich die verzweifelten Menschen in der libanesischen Hauptstadt in einer Ausnahmesituation. Noch immer wird nach Vermissten und Verschütteten gesucht, die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist zuletzt auch aufgrund fehlender Masken stark angestiegen und das von chronischer Korruption heimgesuchte Land befindet sich nach dem Rücktritt der Regierung in einer schweren innenpolitischen Krise. Viele Bewohner*innen Beiruts sind obdachlos geworden und viele hatten aufgrund der katastrophalen Wirtschaftslage der letzten Monate schon vorher keine Arbeit mehr.

In Beirut geht es derzeit vor allem ums Überleben und viele Bewohner*innen müssen um ihr tägliches Brot kämpfen. Hier kommt mein lieber Freund Oliver Habboub ins Spiel. Er stammt aus Beirut, Verwandte von ihm leben dort und er hat einen engen und persönlichen Bezug zu den Menschen und zu diesem schönen Land. Er kennt viele Menschen, die von dieser katastrophalen Situation betroffen sind, persönlich. So wie er auch Marianne Abou Jaoude persönlich kennt. Sie lebt und arbeitet in Beirut und ist Chefköchin und Gründerin der Aktion Food for Resilience, in der sie gemeinsam mit The Food Heritage Foundation libanesische Köche aufruft, gemeinsam zu kochen und an die notleidenden Menschen in den Straßen Beiruts zu verteilen.

Oliver hat sich entschlossen, hier in Deutschland Spenden zu sammeln. Die Spenden werden von ihm direkt und ohne weitere Gebühren (außer denen von betterplace) an die Organisation zu überweisen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie diese Initiative ein  wenig unterstützen würden: https://www.betterplace.me/supportbeirut

11. August 2020
von Tom Levold
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Dirk Baecker wird 65!

Heute feiert der Soziologe und Systemtheoretiker seinen 65. Geburtstag, systemagazin gratuliert herzlich. In Kassel geboren, studierte nach seinem Abitur in Köln Soziologie und Nationalökonomie in Köln und Paris, promovierte und habilitierte dann im Fach Soziologie bei Niklas Luhmann an der Universität Bielefeld. Nach Forschungsaufenthalten an der Stanford University, Johns Hopkins University und an der London School of Economics erhielt er 1996 den Ruf auf den Reinhard-Mohn-Lehrstuhl für Unternehmensführung, Wirtschaftsethik und gesellschaftlichen Wandel an der Universität Witten/Herdecke. Von 2000 bis 2007 hatte er ebendort den Lehrstuhl für Soziologie inne. Zusammen mit Fritz B. Simon und Rudi Wimmer gründete er im Januar 2000 das Management-Zentrum Witten.

Baecker erhielt im Jahr 2006 den Ruf auf den neuen Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse an die Zeppelin Universität (ZU), wo er von 2007 bis 2015 forschte und lehrte. 2015 erfolgte der Rückruf an die Universität Witten/Herdecke, wo Baecker nun dem Lehrstuhl für Kulturtheorie und Management sowie der Fakultät für Kulturreflexion vorsteht. Zudem hält er seit seinem Ruf nach Witten/Herdecke 2015 noch eine Gastprofessur für Kultursoziologie an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen.

Dirk Baecker hat über eine Vielzahl soziologischer, kulturwissenschaftlicher und politökonomischer Fragestellungen veröffentlicht, sein Werk ist komplex und nicht immer einfach zugänglich. Für die Interview-Sendung Jung & Naiv hat er 2015 mit Tilo Jung über seine Themen und Interessen unter der Maßgabe gesprochen, möglichst keine Fremdwörter zu benutzen. Viel Spaß beim Anschauen – das Gespräch lädt zur weiteren Lektüre und zum Schreiben ein…

6. August 2020
von Tom Levold
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Supervision auf dem Prüfstand. Wirksamkeit, Forschung, Anwendungsfelder, Innovation

Ulrike Mathias-Wiedemann, Diplom-Pädagogin, Psycho- und Leibtherapeutin HPG, Supervisorin und Lehrtherapeutin für Integrative Therapie aus Hamburg, beschäftigt sich in ihrem ausführlichen Rezensionsessay mit einem Forschungsband zu Wirksamkeit, Anwendungsfeldern und Innovationspotential der Supervision, der von Brigitte Schigl, Claudia Höfner, Noah A. Artner, Katja Eichinger, Claudia B. Hoch und Hilarion G. Petzold verfasst wurde und 2020 bei Springer erschienen ist. In ihrer Zusammenfassung heißt es:

„2003 legten Hilarion G. Petzold und Brigitte Schigl und Forscherteam einen ersten Bericht über die internationale Supervisionsforschung vor. 2019 kam ein Anschlussbericht zum Forschungsstand 2003 bis 2018. Beide Publikationen sind Meilensteine, wird mit ihnen doch eine longitudinale supervisorische Wissenschaftsforschung begründet, die die ganze Breite supervisorischer Forschungsaktivitäten dokumentiert. Hierzu ein kommentierender Bericht, der beide Studien berücksichtigt. Ein Problem sind die großen Unterschiede zwischen den angloamerikanischen und europäischen Supervisionsverständnissen, aber auch die Heterogenität der deutschsprachigen Ansätze. Ergebnis beider Forschungsberichte: ,Die Supervision als solche gibt es nicht, nur heterogene Praxelogien!’ Noch gravierender: ,Es gibt nur schwache Wirkungsnachweise für Supervision und für Wirkungen von Supervision auf PatientInnen und KlientInnen fehlen solide Nachweise überhaupt’. Die Forschungslage entzaubert den ,Mythos Supervision’. Wieder wird kritisch ein erheblicher Forschungsbedarf aufgewiesen, wenig sei weitergegangen. Risiken und Negativwirkungen von Supervision (Eberl 2018), wie in einer ersten Dunkelfeldstudie aufgezeigt (Erhardt, Petzold 2011) werden als ,weiterführende Kritik’ dokumentiert. Es werden aber auch die positiven Wirkfaktoren und Potentiale (Galas 2013) dargestellt. Um diese evidenzbasiert zu entwickeln, werden große Anstrengungen erforderlich: Ohne Forschung kein Weiterkommen! Deshalb gehört dieses Werk in die Hände aller, die sich mit Supervision befassen: SupervisorInnen, SupervisandInnen, Auftraggebern, WeiterbildungskandidatInnen in Supervision und Coaching.“

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