systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

27. Dezember 2006
von Tom Levold
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systeme 2/2006

Die aktuelle Ausgabe von„systeme“ bringt neben zahlreichen aktuellen Rezensionen drei längere Beiträge zu unterschiedlichen Themen. Guido Strunk schreibt„Vom Kern des Systemischen und dem Drumherum“, in dem er sich mit dem Verhältnis von systemischem Verstehen von Menschen als nicht trivialen Maschinen und dem hartnäckigen kausalen Alltagsverständnis, das uns stets Trivialität suggeriert, beschäftigt und ein Plädoyer für die viel geächteten mathematischen Zugänge zum Systemischen hält. Die Norwegerin Hilde Eileen Nafstadt stellt area ethics vor, die die Entwicklung einer ethischen Reflexivität und eine Sensibilität dafür fördern sollen, wie unhinterfragte Vorannahmen im gegebenen Aufgabenfeld implizite Wertentscheidungen zur Wirkung bringen. Schließlich zeigt Uwe Findeisens Beitrag ,Mit Leistungslernen zum Erfolg und Misserfolg – von der Selbstachtung bis zur Schulangst‘ bestehende Widersprüche im Lernsystems auf und setzt sie in Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen.
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27. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin special: das erste mal

Sabine Klar, deren Vortrag auf der ÖAS-Tagung in Wien vor kurzem im systemagazin zu lesen war, erzählt heute von ihren Erfahrungen als Quereinsteigerin in die Systemische Therapie – nach einem Studium der Zoologie, Neuro- und Sinnesphysiologie, Psychologie und Völkerkunde:„Ich saß also vor meinen Klienten und hatte – wegen meines Lampenfiebers und meiner Unsicherheit – einen Spickzettel mit zirkulären Fragen in der Hand, den ich allerdings bald weglegte. Neu war für mich, dass ich mich nicht auf die Beobachterposition zurückziehen konnte, sondern die Klienten redend verstehen musste. Zu Beginn tendierte ich dazu, ihnen bloß zusehen und zuhören zu wollen – den Notizblock in der Hand. Eigenartigerweise lief es gar nicht so schlecht – ich interessierte mich halt für diese konkreten Menschen und ihre Probleme. Auf klinisches Vorwissen und methodische Kenntnisse oder Erfahrungen konnte ich sowieso nicht zurückgreifen – also tastete ich mich gemeinsam mit ihnen in äußerst partnerschaftlicher Weise voran und probierte alles mögliche aus“
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26. Dezember 2006
von Tom Levold
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Systemagazin special: das erste Mal

Ulrich Schlingensiepen lebt und arbeitet in Stuttgart als Organisationsberater und Supervisor. Bevor er damit angefangen hat, war er Sozialarbeiter und Familienfürsorger beim Stuttgarter Jugendamt. Davor ein entschlossener Revolutionär. Gerettet hat ihn die Kunst mit ihren kommunikativen Experimenten:„Die Perspektive wechselte ständig, die ,erste‘ Wirklichkeit als Live-Erlebnis auf der Bühne, die ,zweite‘ Wirklichkeit direkt dahinter, riesig groß auf Monitoren. Parallelkommunikation durch Elektronik, nannte es Wolf Vostell, nichts blieb, wie es war. Anschließend experimentierte ich in meinen verschiedenen Jobs mit Vielfalt, Möglichkeiten und Perspektivenwechsel. Ein Ausbruch aus dem Ghetto der Eindeutigkeit hinein in die unvermittelte Wirklichkeit der Gegenwart und ich mittendrin als Beobachter 1. Ordnung und Beobachter 2. Ordnung in den Supervisionskontexten.
Und: nicht jeder Ausbruch gelingt sofort“
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25. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin special: das erste mal

Der längste Adventskalender der Welt? Lieber doch nicht. Aber die Idee war so schön, dass nicht alle Beiträge zum„ersten Mal“ im Adventskalender unterzubringen waren. Aus diesem Grund wird die Serie noch fortgesetzt, verbunden mit der Einladung an Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch Ihre Erinnerungen an das erste Mal als TherapeutInnen, SupervisorInnen usw. aufzuschreiben und im systemagazin zu veröffentlichen. Am Schluss werden alle Beiträge gemeinsam in einer PDF-Datei veröffentlicht!
Aber heute, nach der Bescherung, setzt Verena Kuttenreiter, systemische Therapeutin aus Wien, die in der Debatte um systemische und feministische Therapie neue Akzente setzt, die Reihe fort und stellt fest,„dass die schönsten, elegantesten Interventionen (von Profis) nicht immer die (von mir daraus abgeleiteten) entsprechenden Erfolge nach sich zogen. (Das konnte ich beobachten!) Was ich (als frisch ausgebildete) Therapeutin faszinierend fand, war für die Klientin noch lange nicht beeindruckend, geschweige denn, selbst wenn sie es beeindruckend fand, führte es zwangsläufig zu einer positiven Veränderung! So können also überraschenderweise auch die patschertsten, holprigsten Versuche des Anschließens an die Horizonte von Klienten ganz passable Ergebnisse hervorbringen. (Was sich ja im übrigen ohnehin erst oft viel später feststellen lässt, nach drei Wendungen wird „Falsches“ vielleicht doch passend usw.)“.
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24. Dezember 2006
von Tom Levold
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New Yorker Weihnachten

In erträumten Türmen
läuten Glocken Mirakel

Läden fiebern
aus Drehtüren rollen Lieder
in den Tumult

Tannen lächeln
elektrische Liebe

Taube weihnachtsweiß
deine Botschaft
in welchem Reich
freundlich aufgenommen
auf welcher Tanne wächst
dein Gefieder

Die verschollenen Könige
kommen heute nach New York
mit magischen Geschenken
Sie pilgern nach Harlem
zu den Spirituals
verbrüdern sich im Hafen
mit der Mannschaft gescheiterter Schiffe
verloben sich in der Bar
mit Branntweinbräuten

In imaginären Türmen
läuten Glocken Mirakel

Rose Ausländer (1901-88)

24. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin adventskalender: das erste mal

Barbara Schmidt-Keller und Rudolf Klein sind Lehrtherapeuten der SGST im Saarland und nicht nur schon lange ein Paar, sie haben auch eine lange gemeinsame berufliche Geschichte. In ihrem Beitrag für den Adventskalender berichten sie von einer intensiven Familientherapie – und einer überraschenden Rückmeldung nach 12 Jahren:„Die Familie kam weiter erwartungsvoll, pünktlich und vollzählig zu den vierwöchentlich stattfindenden Sitzungen. Unsere Fragen wurden brav beantwortet, aber es gab weder bei uns noch bei der Familie „Aha-Effekte“. In den streng eingehaltenen Interventionspausen blätterten wir auf der Suche nach neuen Anregungen durch die Kapitel von „Paradoxon und Gegenparadoxon“ wie durch Kochbücher und suchten nach dem ultimativen Rezept. All dies geschah ohne irgendein Zeichen von Besserung der Symptomatik. Und wir steuerten unausweichlich auf die 10. Sitzung zu, nach der eine systemische Therapie – erfolgreich oder nicht – zur Beendigung anstand“
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23. Dezember 2006
von Tom Levold
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Gästebuch: volle kraft zurück!

Liebe Leserinnen und Leser,

gestern hatte ich verkündet, dass das (lange gesperrte) Gästebuch wieder Ihre Einträge freigegeben sei. Da war ich wohl etwas zu voreilig. Kaum war das Gästebuch nämlich 5 Stunden offen, wurde es offensichtlich wieder von irgendwelchen SPAM-Robots heimgesucht. Diese Einträge müssen alle einzeln herausgesucht und gelöscht werden, was nicht so einfach ist, weil sie sich etwas versteckt in der Datenbank einnisten.
Trotzdem freue ich mich sehr, wenn Sie mir etwas übers Gästebuch schreiben: am besten machen Sie das über die normale Mail-Adresse, ich setze es dann selbst für Sie ins Gästebuch hinein.
Mit den besten Wünschen für ein paar schöne Feiertage
Tom Levold

23. Dezember 2006
von Tom Levold
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Kontext 4/06

Rechtzeitig zu Weihnachten ist Heft 4 des Kontext-Jahrganges erschienen, diesmal kein Themenheft, sondern unterschiedliche Aufsätze, deren gemeinsamer Bezugspunkt in der Praxis der AutorInnen liegt: als Familien-, Paar- oder Kindertherapeuten wie auch als Anbieter von Selbsterfahrung in der therapeutischen Weiterbildung. Thomas Wild-Wey aus der Schweiz plädiert nachdrücklich dafür, die paartherapeutischen Auftragsklärung nicht zu sehr am formulierten Anliegen des Paares alleine auszurichten, sondern als möglichst offenen Prozess zu sehen. Dahinter steht die Einsicht, dass nicht die primär eingeklagten, sondern die tabuisierten Themen in einer Beziehung jene Bereiche der ernsthaften und ernst zu nehmenden Differenzen bilden, die den therapeutischen Fokus bestimmen. Wild-Wey entwickelt mit dem Vierkreis-Modell eine thematische Matrix, die als Orientierung für die Paartherapeuten gedacht ist und zwischen Herkunft (Vergangenheit) und Paarzyklus (Gegenwart) einerseits, Partnerschaftsthemen (Gerechtigkeit und Macht) und Liebesmythos (Sinn- und Glaubenssysteme) andererseits oszilliert. Bernd Reiners stellt das in Schweden von Soltvedt entwickelte Modell der kinderorientierten Familientherapie vor, das davon ausgeht, dass Kinder nur durch das Spiel therapeutisch erreichbar sind. Konsequenterweise wird in diesem Ansatz das gemeinsame (Sandkasten-)Spiel mit der Familie angeregt, videodokumentiert und mit der Familie ausgewertet. Jürgen Beushausen und Freya Könemann untersuchen die Rolle von Haustieren als Familienmitglieder. Sie stützen sich dabei auf interessante Interviews mit Tierhaltern, die F. Könemann für ihre Diplomarbeit gemacht hat, und entwickeln einige Hypothesen über die Bedeutung der affektiven Kommunikation mit Tieren und deren familiendynamische Einbindung als Ansprechpartner, emotionale Versorger u.ä. Ludger Kühling stellt ein Konzept systemisch-konstruktivistischer Selbsterfahrung vor, das sich in einem Weiterbildungsprogramm in der Jugend- und Erziehungshilfe bewährt hat. Er beschreibt, wie Selbsterfahrung als selbstverständlicher Teil des Weiterbildungsalltags eingesetzt werden kann und präsentiert darüber hinaus einige Übungen, die von erfahrenen PraktikerInnen auch in ihrem eigenen Arbeitskontext eingesetzt werden können. Darüber hinaus gibt es noch einen Diskussionsbeitrag zum Thema „Therapeutisierung der Sozialarbeit“ von Dagmar Wiegel sowie ein wunderschönes Stich-Wort„Grenzüberschreitung“ von Dörte Foertsch, in dem sie dafür plädiert, Grenzüberschreitungen mal wieder öfter als Einladungen zu verstehen, anstatt sie nur als Übergriffe zu brandmarken.
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23. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin adventskalender: das erste mal

Susanne Hilbig vom Niedersächsischen Institut für Systemische Therapie und Beratung rekapituliert ihre Motivation der ersten Jahre ihrer systemischen Weiterbildung, zum Club der Vorbilder zu gehören, was ihr die Überschrift eingab: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, doch vor allem das Durchhalten wird belohnt“:„Es dürfte kaum verwundern, dass ich zu Beginn meiner Laufbahn mich geradezu außerstande sah, je das Niveau der bewunderten Vorbilder und Lehrer meiner ,frühen Jahre‘ Weber, Schmidt, Simon, Retzer, Stierlin, Deissler, später auch Schweitzer, Boscolo und Cecchin, Imber-Black, Penn oder Welter-Enderlin zu erreichen. (und mit ihnen sind bei weitem nicht alle wichtigen Inspiratoren meiner therapeutischen Entwicklung benannt). Aber, ich war (noch) jung und naiv genug, um mich zu sehr darum zu scheren. Eines war mir damals sonnenklar: Ich wollte Teil dieser geistvollen Welt sein. Es drängte mich zunächst nicht so sehr, Techniken zu erlernen, vielmehr hatte ich den Wunsch, zu denen zu gehören, die so virtuos und elegant mit Wirklichkeiten spielen konnten. Wenn ich es recht bedenke, habe ich vorwiegend von den Haltungen meiner Lehrer und Lehrerinnen gelernt“
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22. Dezember 2006
von Tom Levold
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Resilienz: Die Entwicklung professioneller Therapeuten und die Bewältigung therapeutischer Paradoxien

Unter dem Stichwort Resilienz ist in der Systemischen Bibliothek ein aktueller Aufsatz von Michael B. Buchholz zu lesen, der diesen Herbst im Original mit leicht verändertem Titel (Supervision statt Resilienz) im dritten Band der außerordentlichen Trilogie„Das Unbewusste“ erschienen ist, die von Michael Buchholz gemeinsam mit Günter Gödde im Psychosozial-Verlag herausgegeben wird. Über dieses umfangreiche Projekt wird systemagazin demnächst ausführlicher berichten. In der Einleitung zu diesem Beitrag heißt es:„Freunde, die selbst nicht therapeutisch tätig sind, fragen manchmal, wie man das alles aushalte, all das Leid seiner Patienten, all die Tragik? Wie man dem allem zuhören könne, ohne entweder selbst daran zu zerbrechen oder schrullig zu werden? Therapeuten sind meist zurückhaltend darin, ihren Beruf mitzuteilen. Es gibt im wesentlichen drei Reaktionen: a) man wird sofort wegen eines „Problems“ in Anspruch genommen; b) man wird gefragt, ob man denn selber ohne Probleme sei; c) man hört den ängstlich-aufgeregten Aufschrei: „Dann durchschauen Sie mich sicher gleich!“. Mir persönlich will scheinen, daß die Erfahrung solcher Reaktionen uns gut beraten sein läßt, mit beruflichen Mitteilungen zurückhaltend zu sein, denn das voyeuristische Interesse ist groß, die Übertragungsbereitschaften stellen sich schnell ein, man hat mit eigenen Interessen meist wenig Chancen. Wie in der berufspolitischen Diskussion auch schwankt die Wahrnehmung des Therapeutenberufs zwischen großer Idealisierungsbereitschaft und vernichtender Geringschätzung; man wird einem schwierigen Gefühlsbad ausgesetzt. Das kann man in therapeutischen Sitzungen aushalten – und hat damit einen ersten Anhaltspunkt dafür, daß die Frage nach der Mitleidensfähigkeit irgendwie falsch gestellt ist. Wir zerbrechen nicht am Leid anderer Menschen; großes Leid ruft selbst bei Therapeuten große Hilfsbereitschaft und – fähigkeiten hervor. Irgendwie ist das nicht das Problem, sondern unsere Ohnmacht, unser Gequältsein, die Notwendigkeit der Zurückhaltung von Meinungen und Affekten“
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22. Dezember 2006
von Tom Levold
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Gästebuch wieder eröffnet!

Liebe Leserinnen und Leser,
im April habe ich das Gästebuch gesperrt, weil ich täglich bis zu 30 Spam-Mail-Einträge manuell löschen musste, was ich doch zunehmend als Zumutung empfand. Nun bin ich von einigen KollegInnen, die dort gerne etwas hineingeschrieben hätten, angefragt worden und habe mich entschlossen, einen neuen Versuch zu starten und das Gästebuch wieder freizugeben, nicht zuletzt natürlich, weil ich auch an Rückmeldungen von Ihnen sehr interessiert bin. Verstehen Sie das bitte als Einladung zu einem Feed-Back: Was gefällt Ihnen am systemagazin? Was wünschen Sie sich? Was hätten Sie gerne anders (Mit Rückmeldungen kommt man besser voran als im Blindflug)?. Schon jetzt herzlichen Dank…
Tom Levold
und hier geht’s zum Gästebuch…

22. Dezember 2006
von Tom Levold
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systemagazin adventskalender: das erste mal

Nachdem bis hierher alles strikt nach Reihenfolge der Text-Einsendungen veröffentlicht worden ist, erscheint der Beitrag von Ulrich Clement (Foto: mit zugeknöpftem Hemd) auf dessen Wunsch ausdrücklich am 22.12., ein Wunsch, dem hiermit gerne in der Hoffnung, dass es sein Glückstag ist, entsprochen wird. Thematisch geht es diesmal um den Sinn gewisser Anforderungen an eine therapeutische Kleiderordnung:„Einsichten müssen sich irgendwie materialisieren. Ich habe mir seitdem angewöhnt, bei Therapien nicht zu „casual“ gekleidet zu sein. Natürlich kann man nicht nicht aussehen. Irgendwie sieht man eben aus. Mir ist seitdem das Jackett als Dienstkleidung Teil meiner therapeutischen Rolle geworden. Es “ankert“ meine Rollenidentität, indem ich mich selbst daran erinnere, dass ich die Klienten nicht durch meine Erscheinungs-Penetranz von ihrern eigentlichen Anliegen ablenke“
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