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Heute feiert Arist von Schlippe seinen 70. Geburtstag und systemagazin gratuliert von Herzen. Lieber Arist, wir kennen uns seit über 35 Jahren und waren doch zunächst eher auf Abstand, weil der Beginn unserer Bekanntschaft eine kritische Auseinandersetzung in der Zeitschrift für Systemische Therapie war. Du warst in der Weinheimer Szene aktiv, mit der ich überhaupt nichts zu tun hatte – die systemische Szene war damals noch recht zersplittert, in der DAF tummelten sich alle möglichen Menschen, die sich für die Arbeit mit Familien interessierten, mit einer Vielfalt von inhaltlichen Orientierungen und organisationalen Verbindungen. Als einem Soziologen mit einem psychoanalytischen Hintergrund und einer damals schon intensiven Beschäftigung mit der Luhmann’schen Systemtheorie war mir die Emphase des Erbes der humanistischen Verfahrensweisen in der Psychotherapie, die mir charakteristisch für die „Weinheimer“ schien, eher fremd. Mit Virginia Satir, deiner Lehrerin, die so gerne alle Leute anfasste, wurde ich nicht warm – erst später musste ich mir eingestehen, dass ich sie und ihr Werk ziemlich ignorant sehr unterschätzt habe. Jedenfalls lernten wir uns erst gründlicher kennen, als wir die Systemische Gesellschaft 1993 gründeten – und im Zweifel waren, ob das Weinheimer Institut darin einen Platz haben könnte. Deshalb luden wir erst einmal dich ein und nicht das Institut als solches, was natürlich als Affront erlebt werden musste. Diese Zweifel wurden dann doch schnell zerstreut, was in hohem Maße mit deiner Fähigkeit zusammenhing, Verbindungen herzustellen und auch konflikthafte Episoden nicht zu verübeln, sondern nach Möglichkeiten zu schauen, gemeinsame Schritte in die beste Richtung zu gehen.
Im Laufe der Jahre wurde dann aus unserer Beziehung eine wichtige Freundschaft, die sich bis heute erhalten und vertieft hat. Unsere vielen beruflichen und privaten Treffen sind für mich immer kostbare Begegnungen gewesen, wir haben gegessen, getrunken und viel sauniert, haben uns über neue Theorien ausgetauscht, über unsere Arbeitsfelder, über neue Technologien im Computer-, Handy-, Software- und Fotobereich, und haben intensiven Anteil an unseren Familienbeziehungen und deren Entwicklungen genommen. Darüber freue ich mich sehr und möchte dir für diese langjährige Freundschaft danken.
Über die Vielseitigkeit deines Wirkens muss ich wohl kaum Worte verlieren. Es gibt wahrscheinlich wenige Themen, zu denen du nicht schon Kluges und Verbindliches gesagt und geschrieben hast. Deine publizistische Tätigkeit ist als Autor und Herausgeber outstanding, deine Tätigkeit als Mitbegründer der Weinheimer systhema, langjähriger Mitherausgeber der Familiendynamik, Herausgeber der Reihe Leben.Lieben.Arbeiten und als Autor der Lehrbücher, die du mit Jochen Schweitzer verfasst hat, spricht für sich. In den letzten Jahren hast du die systemische Beschäftigung mit Familienunternehmen, die Fritz Simon in Witten im Zuge der damaligen Stiftungsprofessur der Deutschen Bank begonnen hatte, vertieft und konsolidiert – ein weiteres Arbeitsgebiet, in dem sich unsere Interessen begegnen und in dem wir uns immer gegenseitig befruchten. Das alles ist wirklich großartig.
Neben deinen vielen Beiträgen und wichtigen Leistungen (deine sechsjährige Tätigkeit als SG-Vorstandsvorsitzender nicht zu vergessen) möchte ich aber vor allem deine unglaublich integrative Art hervorheben, deine Fähigkeit, Frieden zu stiften, Prozesse anzuregen und in Gang zu setzen, dich für andere Menschen einzusetzen – und das alles mit einem wunderbaren Sinn für Witz und Humor, der es in den letzten Jahren ja auch zu einigen publizistischen Höhepunkten in den gemeinsamen Büchern mit deinem Bruder Björn gebracht hat. Es ist einfach schön, dein Freund zu sein! Dafür und für alles andere danke ich dir. Zum Geburtstag wünsche ich dir alles Gute, von einem Ruhestand kann meines Wissens nicht die Rede sein, von daher bin ich zuversichtlich, auch zukünftig von deinen Ideen, deinen Projekten und deiner Zuneigung profitieren zu können. Die dafür nötige Energie und Lust wünsche ich dir!
Also noch einmal die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag – in die an dieser Stelle auch wieder ein Chor von Gratulanten einstimmt
Tom Levold
Herausgeber systemagazin