systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. Juni 2008
von Tom Levold
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Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie

Nachdem Fritz Simon seine Einführung in die systemische Organisationstheorie gewissermaßen„live“ im Carl-Auer-Blog geschrieben und damit der Leserschaft schon vorab das Angebot gemacht hat, Kommentare und Diskussionsbeiträge beizusteuern, startet er nun einen neuen Blog auf der website der„revue für postheroisches management“, in dem es um eine Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie geht:„mit wenigen Ausnahmen (z.B. Säuglingen) nimmt heute jeder Mensch aktiv am Wirtschaftssystem teil. „Die“ Wirtschaft bestimmt heute die Lebensbedingungen eines jeden Einzelnen wohl mehr als je zuvor. In dieser „Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie“ wird versucht, die Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft und des Wirtschaftens aus einer konstruktivistisch-systemtheoretischen Perspektive zu analysieren und darzustellen. Dabei geht es um die individuelle und kollektive Überlebensfunktion des Wirtschaftens, die Produktion und Verteilung knapper und mehr bzw. weniger austauschbarer Güter, die Wirkung von Geld als Kommunikationsmedium, die Beziehung von Gesellschaft und Wirtschaft und die Auswirkungen auf unser aller tägliches Leben“ Es besteht die Möglichkeit, zu jedem Eintrag von Fritz Simon einen Kommentar abzugeben. Allerdings ist der Text sehr leseunfreundlich in enger weißer Schrift auf schwarzem Grund gestaltet, das sollte vielleicht noch einmal überdacht werden. Ich wünsche Fritz Simon viel Erfolg mit diesem Projekt 🙂

20. Juni 2008
von Tom Levold
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Delling und Netzer wieder frei: Deutschland im Freudentaumel

Rechtzeitig vor dem Anpfiff des gestrigen EM-Viertelfinalspiels Deutschland gegen Portugal sind die beliebten TV-Unterhaltungskünstler Gerhard Delling und Günter Netzer wieder aus der Abschiebehaft entlassen worden, nachdem ihre Papiere wieder aufgetaucht waren. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck entschuldigte sich in aller Form bei den beiden Prominenten, der ARD und dem ganzen deutschen Volk:„Wir haben einen furchtbaren Fehler gemacht, den wir zutiefst bedauern. Wiedergutzumachen ist das kaum, aber wir hoffen, dass die deutsch-österreichischen Beziehungen dadurch nicht über die Maßen belastet werden“, sagte der Pressesprecher der Staatsanwalt gestern abend. Als Schuldminderungsgrund führte er an, dass sich die zuständigen Kollegen einfach nicht hätten vorstellen können, dass Personen mit solch begrenzten sprachlichen Fähigkeiten für eine so große und bedeutende Fernsehanstalt wie die ARD arbeiten könnten. Unmittelbar nach der Freilassung versammelten sich hunderttausende Delling- und Netzer-Fans in zahlreichen deutschen Städten auf eigens dafür eingerichteten Public-Viewing-Plätzen und feierten die Freilassung der beiden TV-Größen in einem unglaublichen Freudentaumel bis in die späte Nacht hinein.

19. Juni 2008
von Tom Levold
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ARD protestiert gegen Abschiebehaft für Delling und Netzer

Wie die Innsbrucker Staatsanwaltschaft mitgeteilt hat, sind am Mittwochabend im EM-Stadion in Innsbruck Gerhard Delling und Günter Netzer in Abschiebehaft genommen worden. Die Personen seien ohne gültige Aufenthaltspapiere im hoch gesicherten VIP-Bereich aufgegriffen worden. Nach den neuen EU-Bestimmungen können Personen ohne Papiere und ohne eindeutige Belege für eine Herkunft aus einem sicheren Drittland bis zu sechs Monaten in Abschiebehaft genommen werden. Der Leiter der Medienstelle der Staatsanwaltschaft, Dr. Wilfried Siegele, berichtete auf einer Pressekonferenz, dass die Inhaftierten vorgegeben hätten, prominente Fernseh- und Fußballstars in der der Bundesrepublik Deutschland zu sein. Ein kurzfristig anberaumter Test habe jedoch ergeben, dass die Verdächtigen, insbesondere der sich als Fußballsachverständiger ausgebender G. Netzer, kaum in der Lage gewesen seien, einen vollständigen deutschen Satz zu formulieren. „Wir gehen daher davon aus, dass es sich bei den Verhafteten um Personen handelt, die illegal in die EU einreisen wollten und eine falsche Identität vortäuschen. Wir wissen, dass Deutschland eine große Fußballnation ist und echtes Qualitätsfernsehen produziert, in dem für Auftritte solcher Personen kein Platz ist“, äußerte der Staatsanwalt. Allerdings sei nach wie vor unklar, wie die beiden in das Stadion hätten gelangen können.
Unterdessen hat die ARD heftig gegen die Inhaftierung der beiden Prominenten protestiert und die sofortige Haftentlassung verlangt. ARD-Pressesprecher Peter Meyer: „Es ist unglaublich, wie mit unseren deutschen Weltstars von Format seitens einer Provinz-Staatsanwaltschaft umgegangen wird, nur weil sie ihre Ausweise nicht dabei hatten. Jeder, der die beiden kennt, weiß, dass Gerhard Delling und Günter Netzer die eigentliche Attraktion der EM 2008 sind. Der größte Teil der Zuschauer in Deutschland schaltet die Sportübertragungen zur EM überhaupt nur wegen der beiden ein.“ Delling und Netzer begeisterten ihr Publikum stets mit einem Feuerwerk witziger und spritziger Pointen, schnellen und eleganten Dialogen sowie ausgefallenen Anzügen und Krawatten, die alles in den Schatten stellten, was seit den Screw-Ball-Comedies der 30er Jahre an Massenunterhaltung produziert worden sei. Zwar würden ihre rasanten Verbal-Jonglagen immer wieder durch bis zu 45-minütige schleppende Fußballaufzeichnungen unterbrochen, aber das Publikum hielte den beiden dennoch die Treue. Vor allem von weiblichen Zuschauern gingen täglich in der Redaktion Waschkörbe voller Fanpost ein. Aber auch unter den Männern hätten die beiden Top-Unterhaltungskünstler, die unglaublichen Sachverstand mit brillianter Performance verschmelzen würden, ein Millionenpublikum.
Unterdessen hat auch der berühmteste Fußballexperte und Frauenliebling der ARD, Waldi „erectus“ Hartmann, der während der EM in Wien eine Nachtsendung moderiert, einen Streik angekündigt. Er werde bis zur Freilassung von Netzer und Delling in seiner Sendung nur noch schweigen. Auch werde er österreichische Frauen bis zu diesem Zeitpunkt weder anschauen noch anfassen noch sich überhaupt über sie äußern. Wie zu hören war, hat bereits der österreichische Frauenbund sein Bedauern über diese Maßnahme wie auch die Inhaftierung von Delling und Netzer geäußert und die Staatsanwaltschaft in Innsbruck zu Freilassung der Beiden aufgefordert.

18. Juni 2008
von Tom Levold
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Family Process 2/08

Das aktuelle Heft der„Family Process“ enthält wieder eine bunte Mischung aus forschungsbezogenen und klinischen Beiträgen. In der Abteilung„Qualitative Forschung zur Unterstützung therapeutischer Praxis“ finden sich zwei Arbeiten, die sich mit den Auswirkungen chronischer Vaginalschmerzen von Frauen auf ihre Paarbeziehungen einerseits, mit dem Einsatz von Fokusgruppen zum Austausch von ähnlichen und konstrastierenden Lebenserfahrungen bei Latino-Eltern andererseits beschäftigen. In beiden Fällen geht es darum, eher verschwiegenen Erfahrungen einen Raum zu verschaffen und damit Entlastung und therapeutische Bearbeitung zu ermöglichen. Ein Beitrag von Marcia Sheinberg und Fiona True gilt der Bearbeitung traumatischer Beziehungserfahrungen in Eltern-Kind-Beziehungen durch die Einführung von„Decision Dialogues“ in die Familienkommunikation, die durch ausführliche Transkripte illustriert werden. Michele Scheinkman präsentiert einen„Multi-Level-Approach“ als „Road Map for Couples Therapy“. Das Heft wird durch vier weitere Forschungsbeiträge zur Paar- und Familiendynamik abgerundet.
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16. Juni 2008
von Tom Levold
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Wilhelm Rotthaus zum 70. Geburtstag



Heute gibt es noch einen runden Geburtstag zu feiern. In Bergheim feiert Wilhelm Rotthaus seinen 70.! Er blickt nicht nur auf eine bewegte und bewegende Zeit einer Doppelkarriere als Kinder- und Jugendlichenpsychiater und Klinikchef einerseits und Sänger andererseits zurück, sondern ist auch weiterhin mehr als aktiv für die Weiterentwicklung der Systemischen Therapie tätig. Von 2000 bis 2007 war er erster Vorsitzender der DGSF, die 2000 aus der Verschmelzung von DAF und DFS hervorging.
Lieber Wilhelm, wir kennen uns zwar schon seit über 20 Jahren, als wir uns anlässlich eines Köln-Besuches von Heinz von Foerster erstmals getroffen haben und sind uns seitdem immer wieder an den verschiedensten Orten begegnet. Intensiv kennen gelernt haben wir uns erst im Zuge der mehrjährigen Vorbereitungszeit der EFTA-Tagung in Berlin 2004, die mit 3.500 Teilnehmern für die systemische Bewegung ein großer Erfolg gewesen ist. Im kommenden„Kontext“ erscheint ein langes Gespräch über Dein Leben und Deine Arbeit, das ich das Vergnügen hatte mit Dir zu führen. Es ist eine Freude, mit Dir zu tun zu haben und ich wünsche Dir für die kommenden Jahre weiterhin Gesundheit, Kreativität und Energie für alles, was Du Dir so vorgenommen hast – und dass die Systemiker weiter von Deinem Augenmaß, Deinem Timing, Deiner Präsenz sowie Deinem ausgleichenden und verbindlichem Wesen profitieren können.
Auf meine Einladung hin haben eine Reihe von Freunden und Kollegen mir ihre Glückwünsche für Dich im systemagazin übermittelt (das Foto hat Klaus Deissler beigesteuert).
Wer seine Glückwünsche noch nachtragen möchte, kann dies gerne mithilfe der Kommentarfunktion tun.
Ich gratuliere Dir, lieber Wilhelm, von Herzen! Alles Gute, Dein Tom

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15. Juni 2008
von Tom Levold
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Therapeutisches Leitmotiv als Macht der Therapie

Heute feiert Corina Ahlers ihren 50. Geburtstag. Als Lehrtherapeutin, Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende der ÖAS in Wien und ihre internationalen Aktivitäten im Rahmen der EFTA ist sie auch über die Grenzen hinaus bekannt. Seit vielen Jahren bereichert sie die systemtherapeutische Szene mit theoretischen und praxisbezogenen Publikationen, wobei die Reflexion ihrer persönlichen und biografischen Beteiligung am therapeutischen und institutionellen Geschehen immer auf eine unverwechselbare und charakteristische Art und Weise ihre Überlegungen bereichert. Auf diese Weise ziehen sich Themen wie Emotionen, Selbsttheorie und -erfahrung, Gender und Macht, die im systemischen Diskurs nicht immer die Bedeutung erhalten, die ihnen eigentlich zukommen müssten, wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. So auch in ihrem Vortrag auf der Tagung der ÖAS im Jahre 2003, der zuerst in systeme veröffentlicht worden ist und nun anlässlich ihres Jubiläums in der Systemischen Bibliothek erscheint, und in dem Corina Ahlers die Leser an ihrem„Dual Track Thinking“ (Lipchik) während einer problematisch verlaufenden Therapie am Institut für Ehe- und Familientherapie in Wien teilhaben lässt. Herzliche Glückwünsche nach Wien aus Köln!!
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13. Juni 2008
von Tom Levold
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Coaching für Eltern

Anfang 2005 fand in Heidelberg eine Tagung zum Thema Elterncoaching statt, die mit 800 Teilnehmern alle Erwartungen der Veranstalter (Helm-Stierlin-Institut und Institut für Familientherapie Weinheim) sprengten (hier der Tagungsbericht im systemagazin). Cornelia Tsirigotis hat im Kontakt mit den Referenten der Tagung und anderen KollegInnen aus dem systemischen Feld, die sich mit den Konzepten der elterlichen Präsenz von Haim Omer und dem Marte Meo-Ansatz von Maria Aartz beschäftigen, ein umfangreiches und äußerst vielseitiges Buch zusammengestellt, das zahlreiche theoretische und praktische Perspektiven für die Arbeit mit Eltern im Angebot hat. Rezensent Jan-Cort Mensching schreibt:„Ich finde das Buch hervorragend, weil es eindringlich klar macht, dass Rezeptlösungen nicht lösen. Dass es angepasster Strategien bedarf, um Eltern zu stärken, damit sie ihren Kindern die wünschenswerte Sicherheit geben können“
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12. Juni 2008
von Tom Levold
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Einbürgerungstest


Berlin, 12.6.2008:
Aus streng vertraulicher Quelle (Das BMI bemüht sich gemeinsam mit der Telekom um die Ermitllung der undichten Stellen) sind dem systemagazin die ersten Seiten eines aktuellen Entwurfes des vom Bundesminister des Innern, Dr. Wolfgang Schäuble, geplanten Einbürgerungstests zugespielt worden. Wie man aus dem Anschreiben des Ministers an die Einbürgerungskandidaten ersehen kann, sind die Vorbereitungen schon recht weit vorangeschritten. Im vorliegenden Dokument sind nur die ersten 12 von geplanten 310 Fragen abgedruckt, wie zu hören ist, sind aber auch die weiteren Fragen inhaltlich mit den vorliegenden eng verwandt. Entgegen der verbreiteten Befürchtungen sind die Fragen nicht so schwer und könnten sogar von der Mehrzahl der Deutschen nach einigem Überlegen richtig beantwortet werden.
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11. Juni 2008
von Tom Levold
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Klassiker: Familientherapie – Systemtherapie

1987 erschien bei Basic Books in New York ein spannender Band mit dem Titel„Milan Systemic Family Therapy. Conversations in Theory and Practice“. Es enthielt Transkripte der therapeutischen Arbeit von Luigi Boscolo und Gianfranco Cecchin, die gemeinsam mit Mara Selvini-Palazzoli und Giuliana Prata einige Jahre zuvor den sogenannten Mailänder Ansatz weltberühmt gemacht hatten, sich mittlerweile aber von den beiden Frauen im Mailänder Team getrennt hatten. Das Buch gibt nicht nur eine gute Einführung in die Grundsätze des Mailänder Ansatzes, sondern erlaubt, die Vorgehensweise anhand der dokumentierten Sitzungstranskripte im Detail nachzuvollziehen. Besonders spannend sind die aufgezeichneten Diskussionen entlang dieses Materials, die Boscolo und Cecchin mit Lynn Hoffman und Peggy Penn, zwei der großen US-amerikanischen Familientherapeutinnen führen. Ein echtes Lernbuch und damit ein wirklicher Klassiker der familientherapeutischen Literatur, der 1988 im verlag modernes lernen in Dortmund in deutscher Übersetzung erschienen ist. Der Band ist heute nicht mehr im regulären Buchhandel erhältlich, über amazon kann man ihn aber noch antiquarisch bestellen. Wolfgang Loth hat das Buch 1990 für die„Praxis d. Kinderpsychologie u. Kinderpsychiatrie“ besprochen, im systemagazin ist diese Besprechung heute noch einmal nachzulesen.
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10. Juni 2008
von Tom Levold
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Aufstellungsarbeit, Psychodrama, Familienrekonstruktion

Von Oliver König sind im systemagazin schon manche Beiträge erschienen. 2004 ist von ihm„Familienwelten. Theorie und Praxis von Familienaufstellungen“ erschienen, eines der besten Bücher über Aufstellungsarbeit überhaupt, das zur Lektüre eindringlich empfohlen sei. Im systemagazin wurde es von Ulle Jäger besprochen. Nun ist auf dem zu neuem Leben erwachten Supervisionsportal ein Auszug aus diesem Buch erschienen, der sich u.a. mit der Aufstellungsarbeit als Weiterentwicklung von Psychodrama und Familienrekonstruktion beschäftigt. Ein wichtiger Unterschied dabei ist die Arbeit mit Stellvertretern:„In dieser Trennung der Arbeit an Strukturen im Stellvertretersystem einerseits und der Arbeit an den emotionalen Prozessen und Stellungnahmen des Protagonisten innerhalb und gegenüber den Beziehungen in diesen Strukturen andererseits, liegt eine wesentliche konzeptionelle Grundidee und Weiterentwicklung der Aufstellungsarbeit gegenüber ihren Vorläufern. Ausgegangen wird dabei davon, daß die Arbeit im Stellvertretersystem die Strukturen und Dynamik der dargestellten Realgruppe hinreichend gut abzubilden vermag. Zugleich liegt die Unterscheidung zwischen Darstellung und Dargestelltem, zwischen Bild und Abbild, zwischen Stellvertretergruppe und der dargestellten Familie, dem ganzen Ansatz zugrunde. Diese Unterscheidung zurückzunehmen und anzunehmen, in einer Aufstellung käme die dargestellte Familie naturalistisch zum Ausdruck, wie das manche Vertreter des Ansatzes glauben, negiert geradezu die Arbeitsgrundlage, aus der heraus die Aufstellungsarbeit ihre Kraft entwickelt. Gäbe es diesen Unterschied nicht, dann könnte der Therapeut überhaupt nicht in der Art, wie dies in der Aufstellungsarbeit geschieht, in das System eingreifen. Das Abbild besitzt eben nicht die gleichen Beharrungskräfte wie das Abgebildete“
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8. Juni 2008
von Tom Levold
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Aberglaube Disziplin

Das„Lob der Disziplin“, das der ehemalige Schulleiter von Salem, Bernhard Bueb, seit einiger Zeit singt, hat eine enorme Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erregt – und natürlich auch einen enormen Verkaufserfolg. Gottseidank regte sich aber auch enorme Kritik. Von Hartmut von Hentig, dem Nestor einer aufgeklärten Pädagogik war zu hören,„der Inhalt des Buches ekele ihn so sehr an, dass er noch nicht einmal Kritik hierzu äußern wolle“ (Arnold im vorliegenden Buch, S. 133). Dagegen liest Rolf Arnold, Pädagogikprofessor aus Kaiserslautern, Bueb in seinem Buch„Aberglaube Disziplin. Antworten der Pädagogik auf das ‚Lob der Disziplin'“ ordentlich die Leviten. Cornelia Tsirigotis hat das Buch besprochen:„Ich habe dieses Buch in einem Stück mit Gewinn und Genuss gelesen. Es sollte Pflichtliteratur für Pädagogen sein. Ich empfehle es allen, die beruflich und darüber hinaus zu tun haben mit Kindern, die nicht in Schablonen passen, und mit Pädagogen, die Wege suchen, mit ihnen klarzukommen mit anderen Möglichkeiten, als sie in solche Schablonen zu pressen. Und weiterhin auch denjenigen, die mit Pädagogen arbeiten und sie auf ihrem Weg unterstützen. Arnold erinnert begründet und nachhaltig daran, dass gute Antworten an und auf Kinder, die in einer schwierigen Welt und in schwierigen Lebenslagen Schwierigkeiten machen, immer noch von Respekt getragen sind“
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7. Juni 2008
von Tom Levold
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Warum Sozialtechnologie?

Im September 2007 erschien an dieser Stelle ein Aufsatz von Ernst-Wilhelm Luthe, Professor für öffentliches Recht und Sozialrecht in Braunschweig über„Sozialarbeit als Sozialtechnologie“ aus dem Jahre 2003 mit einem provokativen Plädoyer für ein Verständnis der Sozialarbeit als Technologie. Diese Perspektive vertiefte der Autor 2006 mit der Erörterung der Frage„Warum Sozialtechnologie?“, die im März 2006 im„Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge“ erschien und nun in der Systemischen Bibliothek zu lesen ist:„In sämtlichen Hinsichten sind die Bedingungen der Möglichkeit von Hilfe zugleich nur als Bedingungen ihrer Unmöglichkeit fassbar. Damit kann auf Dauer niemand leben, schon gar nicht das politische Establishment, dem unter dem gegenwärtigen Druck von Kosten und Problemen gar nichts anderes übrig bleibt als klare Orientierungen einzufordern („Fordern und Fördern“). Mehr denn je also ist soziale Hilfe heute auf Orientierungen angewiesen, die derartige Widersprüche wenn nicht verschwinden lassen, so doch ins Konstruktive wenden. Das ist nicht neu. Das System „benutzte“ schon immer seine Schwächen, seine Unbestimmbarkeit und Unentschiedenheit für den Aufbau von Strukturen. Es kultiviert den nicht enden wollenden Meinungsstreit über die richtige Hilfe und gewinnt so Zeit, auf jene günstigen Umstände und Zufälle zu warten, die einzig in der Lage sind, den Betroffenen zu helfen. Dies geschieht nicht zuletzt unter tatkräftiger Mitwirkung des Wissenschaftsbetriebs, nämlich durch Methoden und idealisierende Selbstbeschreibungen“
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5. Juni 2008
von Tom Levold
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Telekom: Stasi neuer Geschäftsbereich

Auf einer Pressekonferenz in Bonn hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, René Obermann, gestern die Zukunftspläne seines Konzerns vorgestellt.„Die fortdauernde Abwanderung unserer Endkunden stellt uns vor große Zukunftsprobleme“, gab Obermann zu und räumte ein, dass die mangelnde Qualität des Kundenservice auf Dauer kaum zu verbessern sei. Die Konkurrenz sei der Telekom in fast allen Bereichen uneinholbar voraus.„Aus diesem Grund müssen wir neue Geschäftsbereiche aggressiv nach vorne bringen und neue Kunden akquirieren. Mit unserem STASI-Projekt ist uns das bereits gelungen“, betonte Obermann. STASI (Standard Telephony as Security Intervention) sei ein völlig neues, mit der Firma Network.Deutschland gemeinsam entwickeltes System der Mitarbeiterüberwachung, die in großen und mittelgroßen Konzernen immer mehr Bedeutung erlange.„Hier liegen wir bereits durch unsere innovativen Techniken und Strategien klar in Führung. Unser hausinterner Probelauf hat uns gezeigt, dass wir die Voraussetzungen haben, auch hunderttausende von Mitarbeiter-Telefonaten zu überwachen, ohne den zentralen Fokus aus dem Auge zu verlieren. Auch in der Deutschen Bahn AG konnten wir erheblich zur erfolgreichen Überwachung nicht-konformer Aktivitäten beitragen. Die Bedeutung unseres Systems für die Industrie, die öffentliche Verwaltung und die Politik kann nicht überschätzt werden, unsere Auftragsbücher sind voll“, so Obermann. Langfristig sind Initiativen geplant, die Telefonate aller Bundesbürger in Echtzeit zu erfassen und auszuwerten. Obermann stolz:„Was die Mautstationen für die Autos, sind wir dann für die Telefonbenutzer“. Wie zu hören war, hat bereits der Bundesminister des Inneren, Wolfgang Schäuble, ein großes Interesse an der Implementierung des STASI-Systems in den Bundesministerien gezeigt. Erste Umsetzungsschritte sind bereits in Gang gesetzt.