systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

20. August 2008
von Tom Levold
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Liebe Leserinnen und Leser,

nicht alle Rückmeldungen, die ich per e-Mail erhalte, sind eine reine Freude. So habe ich heute nachmittag sage und schreibe von 12.969 Empfängern einer SPAM-Mail, die offensichtlich mit meinem Absender versehen war, die Rückmeldung erhalten, dass es sich um eine nicht bestehende e-Mail-Adresse gehandelt hat. Alle bestehenden e-Mail-Adressen, die die gleiche SPAM-Mail offensichtlich mit meinem Absender erhalten haben (50.000?, 500.000 ? 5.000.000?) bitte ich hiermit um Nachsicht.
Dennoch bekomme ich auch jede Menge schöne Rückmeldungen zum systemagazin, für die ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken möchte. Das systemagazin besteht nun seit über dreieinhalb Jahren und hat sich wohl mittlerweile als ein Medium im systemischen Diskurs etablieren können. Fast jeden Tag finden Sie hier einen Link, eine Rezension oder andere interessante Informationen. Dafür möchte ich auch in Zukunft sorgen. Ich freue mich aber, dass sich ab sofort die Perspektive des systemagazin-Blogs, d.h. der Kreis der AutorInnen, erweitern wird. Ich habe eine Reihe von KollegInnen eingeladen, daran in unregelmäßigem Abstand mitzuwirken. Bereits am 14.8. hat Wolfgang Loth mit einem Beitrag den Anfang gemacht. Jetzt setzt Ulrich Schlingensiepen (Foto) aus Stuttgart die Reihe mit einem Hinweis zu einer interessanten Ausstellung fort. In nächster Zukunft werden Sie an dieser Stelle immer wieder diese und auch andere Stimmen zu lesen bekommen, die Ihnen ihre Beobachtungen, Textfunde, Kommentare oder Meinungen mitteilen werden. Lassen Sie sich überraschen. Ich danke schon jetzt allen für ihre Mitwirkung am Projekt systemagazin, das damit sicherlich noch lebendiger werden wird und freue mich auf Ihre Rückmeldungen.

Mit herzlichen Grüßen
Tom Levold

18. August 2008
von Tom Levold
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„Mindestens sieben Möglichkeiten – die Vielfalt systemischer Sozialarbeit“

Am 14./15. November 2008 findet in Merseburg die Fachtagung„Mindestens sieben Möglichkeiten – die Vielfalt systemischer Sozialarbeit“ statt. Sie richtet sich an Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter aller Arbeitsbereiche. Rund 25 ReferentInnen aus Praxis und Wissenschaft stellen in Workshops und Vorträgen theoretische und praktische Konzepte der systemischen Sozialarbeit vor. Daneben kommen auch die Ressourcen der TeilnehmerInnen zur Wirkung, am Freitagabend liest Felicia Zeller ihr Theaterstück„Kaspar Häuser Meer“. Veranstalter ist Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp. Kooperationspartner sind der Fachbereich Soziale Arbeit.Medien.Kultur der Hochschule Merseburg, die Deutsche Gesellschaft für systemische Therapie und Familientherapie (DGSF), die Deutsche Gesellschaft für Systemische Soziale Arbeit (DSSA), die Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule Coburg und der Fachbereich Soziale Arbeit der Universität Bamberg.
Diese Fachtagung steht in der Tradition der Fachtagungen zur Systemischen Sozialarbeit in Merseburg (2004), in Bamberg (2005), in Kiel (2006) und in Freiburg (2007).
Ausführlichere Informationen zur Tagung (Programm, Anmeldung) finden Sie hier…

17. August 2008
von Tom Levold
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Spiel-Räume II

Am Freitag habe ich Wiltrud Brächters ausführliche Rezension von Rüdiger Retzlaffs„Lehrbuch der systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen“ im systemagazin veröffentlicht. Wie es der Zufall will, traf am gleichen Tag eine weitere Rezension des Buches von Wilhelm Rotthaus bei mir ein, die ich nun gerne nachtrage. Wilhelm Rotthaus schreibt:„In dem gesamten Buch gelingt eine bemerkenswert gute Verzahnung von Praxis und Wissenschaft. In allen Kapiteln wird die große Praxiserfahrung des Autors erkennbar, der das Dargestellte immer wieder durch anschauliche Praxisbeispiele verdeutlicht. Die wichtigsten Vorschläge und Anregungen zur Gestaltung des Behandlungsprozesses werden in regelmäßigen Abständen in kurzen, prägnanten Leitsätzen zusammengefasst. Und zugleich hinterlegt der Autor seine Ausführungen mit einer Fülle von Hinweisen auf deutschsprachige und internationale Literatur, was dem Leser den Einstieg erleichtert, wenn er einzelne Themenbereiche vertiefend selbst bearbeiten will. Die Systemische Therapie hat sich in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickelt. Sie hat sich nicht nur in den letzten Jahrzehnten in der täglichen Arbeit als ungewöhnlich praxistauglich und erfolgreich erwiesen. Sie hat ihre Wirksamkeit auch in vielen Studien nach klassisch wissenschaftlichem Design unter Beweis gestellt. Insofern ist sehr zu begrüßen, dass nun auch ein Lehrbuch vorliegt, das eine gute Basis für Fort- und Weiterbildungen darstellt und auch der schon lange tätigen Therapeutin noch viele Anregungen bietet“
Zur vollständigen Rezension…

16. August 2008
von Tom Levold
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Clement: „Keinen Strom mehr bei RWE kaufen“

Der für den Stromkonzern RWE arbeitende und für seine konsequent sozialdemokratische Linie bekannte Politiker Wolfgang Clement hat in einer Kolummne in einer großen deutschen Tageszeitung den Bürgern abgeraten, weiter Strom bei RWE zu beziehen. In seinem Beitrag kritisierte er unter anderem, dass RWE zunehmend in Projekte zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft und Windenergie imvestiere und die eigentliche Aufgabe, Atom- und Kohlestrom zu produzieren, aus dem Auge zu verlieren. Diese Position bekräftigte er in einem TV-Interview, aus dem systemagazin einige Auszüge veröffentlicht:
F: Mal positiv gefragt, was hält Sie eigentlich bei RWE?
A: Ich bin schon von – solange ich energiepolitisch denken kann – bei REW … und glaube ich bin da einen ganz geraden Weg gegangen bis heute, und den werde ich auch weiter gehen.
F: Wenn Sie aber jetzt einen mit einem neuen Stromversorger einen Vertrag abschließen müssten, dann würden sie
also jetzt…
A: Dann würde ich vermutlich große Schwierigkeiten haben, RWE zu wählen. Nein, zu deutsch gesagt: ich würde RWE nicht wählen!
F: Noch mal zu Ihren Motiven, wie würden sie eigentlich folgenden Satz ergänzen: dass Sie und Vertreter erneuerbarer Energien beim gleichen Konzern sind, ist…
A: …das ist zu widersprüchlich. Es gibt auseinanderstrebende Kräfte innerhalb der RWE, die zeigen sich beispielsweise in der Energiepolitik. Ich habe hier einen Kurs den ich schon mit der Sozialdemokratie insbesondere in Nordrhein-Westfalen seit Jahrzehnten vertreten habe, den die Sozialdemokratie bis heute in Nordrhein-Westfalen vertreten hat, sonst gäbe‘ es nicht Großkraftwerke für die Kohle im rheinischen Braunkohle-Revier, für die wir eingetreten sind, gefochten haben! Da habe ich anderthalb Jahrzehnte dafür gefochten. Und darum geht’s mir. Dass die jetzt nicht schlichtweg vergessen werden, und wir eine Energiepolitik machen, die niemand vertreten kann.
F: Aber was haben Sie denn gegen erneuerbare Energien?
A: Wer das haben will, der muss sich klar sein: Das geht nur um den Preis der industriellen Substanz des ganzen Deutschland. Denn an Alternativen zur Atom- und Kohleenergie gibt es jedenfalls„for the time beeing“ zur energetischen Versorgung der Industrie nur Gas – überwiegend aus Russland – oder Atom- und Kohlestrom von jenseits unserer Grenzen.
F: Wundert Sie denn nicht, dass RWE nun den Vertrag mit Ihnen kündigen will?
A: Ich habe natürlich bei der Formulierung der Kolumne abgewogen zwischen den Interessen des Landes und des Unternehmens und mich für die ersteren entschieden. Ich halte für unabdingbar, dass auch und erst recht in der Öffentlichkeit ausgesprochen und ausgetragen werde, was nicht nebensächlich, sondern für die folgenden Jahre bestimmend sein soll. Ich lasse mir das Recht der freien Meinungsäußerung nicht bestreiten. Ein Unternehmen, das von seinen Mitarbeitern verlangt, auf die freie Meinungsäußerung zu verzichten und ihre Kritik, Anregungen, Bedenken und Kontroversen zu verschweigen, kann nicht auf das Vertrauen der Kunden rechnen. Ich habe dazu beigetragen und werde auch künftig im Rahmen der mir zur
Verfügung stehenden Möglichkeiten – und das sind heute eben publizistische Möglichkeiten – dazu beitragen, dass streitig ausgetragen wird, was für Kunden wichtig zu wissen ist. Die Annahme, mein Beitrag habe auf das Geschäft von RWE Einfluss gehabt, entbehrt jeder Grundlage. Damit entfällt ein Schaden für das Unternehmen. Gegen eine Auflösung meines Vertrages werde ich daher Klage einreichen.

15. August 2008
von Tom Levold
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Spiel-Räume

Rüdiger Retzlaff ist Leiter der Ambulanz für Paar- und Familientherapie der Universitätsklinik Heidelberg und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Entwicklung systemischer Konzepte für den Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. In diesem Jahr hat er ein umfangreiches„Lehrbuch der systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen vorgelegt“, das bei Klett-Cotta erschienen ist. Wiltrud Brächter, psychoanalytisch-systemische Kinder-Therapeutin, hat für das systemagazin eine ausführliche und kritische Rezension zum Buch von Retzlaff verfasst:„Sein Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf Familientherapie. Elterncoaching sieht er nur in den Fällen als Alternative, in denen es aufgrund des jungen Alters der Kinder oder einer verweigernden Haltung von Jugendlichen keine Möglichkeit der Einbeziehung gibt. Während er diese Sichtweise als eigene Position kenntlich macht, kommen Aussagen über Spieltherapie zum Teil sehr viel allgemeingültiger daher. Ein Buch, dass so stark wie dieses davon lebt, dass Methoden anhand praktischer Fallbeispiele vermittelt werden, ist natürlich in besonderer Weise von den persönlichen Vorlieben des Therapeuten geprägt. Verstärkt finden Vorgehensweisen Eingang, die ihm liegen und die er gern und häufig verwendet. In einem Feld, das sich – aus meiner Sicht – gerade erst entwickelt, lässt sich ein Überblick über therapeutische Ansätze ohnehin besonders schwer aus einer Außenperspektive vermitteln, ohne eine subjektive Gewichtung einfließen zu lassen, wie dies z.B. beim ersten Lehrbuch über systemische Therapie (von Schlippe/Schweitzer 1996) gelungen ist. Retzlaffs Buch ist gerade deshalb gut, weil die Begeisterung des Autors für seine Art des familientherapeutischen, themenzentrierten Arbeitens zu spüren ist. Als Lehrbuch transportiert es jedoch die Botschaft, dass ein Vorgehen, dass sich am (freien) Spiel von Kindern orientiert, nicht oder nur sehr randständig zur systemischen Therapie gehört“
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14. August 2008
von Wolfgang Loth
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Collaborative Influence

Leser seien nicht lieb, grantelte vor einiger Zeit Ulrich Greiner in der ZEIT, “zumindest die guten nicht”. Ich weiß nun nicht, ob er damit auch LeserInnen von Blogs und anderen WebDings meinte, wie auch immer. Mir wär’s eher recht, wenn Greiner nicht recht hätte, das Bloggen ist mir schon noch recht fremd. Daher zögerte ich, als Tom Levold mich einlud, aktiv mitzumachen am Gestalten des Systemagazins. Im Prinzip bevorzuge ich immer noch handschriftliche Briefe gegenüber elektronischen Mit-Teilungen. Was ich zugebe: zumindest das Lesen dürfte einfacher gehen im BlogSatz. Was ich heute weitergeben möchte, wäre ein Hinweis auf eine zwar schon im Jahr 2000 veröffentlichte, aber m.E. immer noch passende Arbeit von Tom Strong über „Collaborative Influence“ (im Australian and New Zealand Journal of Family Therapy 21(3): 144-148).
Tom Strong, Associate Professor an der Universität Calgary, fasst einige grundlegende Gedanken zu dieser Art Therapieverständnis zusammen. Einerseits ist es nicht möglich, keinen Einfluss zu nehmen, andererseits ist es möglich, den eigenen Einfluss in den Dienst einer „shared intentionality“ zu stellen, was sich vielleicht übersetzen lässt mit: sich die eigenen Absichten gegenseitig zur Verfügung stellen, so dass so etwas entstehen kann wie ein genau für dieses Zusammenwirken passendes Wissen („local knowledge“), dessen Brauchbarkeit für genau diesen Fall ausgewertet und überprüft werden kann. Ein solches Verständnis unserer Arbeit ist – trotz seiner mittlerweile großen Bekanntheit – immer noch anstößig (so oder so), umso mehr in Zeiten, in denen die eigene Arbeit für manche nur dann anerkennenswert erscheint, wenn sie nach dem Muster „Ich habe bewirkt“ beschrieben wird. Das zeigt sich auch in der Ausgabe des ANZJFT, in der Strongs Beitrag erschien: Peter Churven hinterfragt Strongs Beitrag, insbesondere daraufhin, dass KlientInnen in TherapeutInnen eben oft die ExpertInnen für ihre Anliegen suchen. Churven sorgt sich darum, dass ein kollaboratives Verständnis von Therapie vielleicht zu einem Daherreden führen könne, das einer professionellen Verantwortung nicht gerecht werde. In seiner Replik auf Churvens Kritik unterstreicht Strong, dass kollaborative Ansätze sich deutlich von Beliebigkeit unterscheiden. Es sind die Ziele der KlientInnen, ihre Einschätzung des Nutzens der Zusammenarbeit, die klare Kriterien nach sich ziehen. „Collaborative Influence“ wäre somit kein Synonym für „schön miteinander geplaudert“, sondern dafür, erfolgreich miteinander Einfluss darauf genommen zu haben, dass sich im konkreten Lebens- und Sinngefüge der KlientInnen ein von diesen erlebbarer Gewinn ergibt. Der Aufsatz von Strong lässt sich im web unter folgendem link öffnen: http://www.anzjft.com/pages/articles/140.pdf. Churvens Replik und Strongs Antwort darauf unter: http://www.anzjft.com/pages/articles/141.pdf undhttp://www.anzjft.com/pages/articles/142.pdf

13. August 2008
von Tom Levold
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Bush: „Bleibe unbegrenzt im Amt“

Wie das Pentagon mitteilte, wird der frühere Fahrer von Osama Bin Laden trotz seiner kürzlichen Verurteilung zu nur fünf Jahren Haft durch ein amerikanisches Militärgericht, die bald abgegolten sein werden, als„feindlicher Kämpfer“ weiterhin unbegrenzt in Haft gehalten und Guantanamo nicht verlassen können. In einer spontan einberufenen Pressekonferenz, die der Präsident der Vereinigten Staaten gestern abend im Weißen Haus abhielt, begrüßte dieser diese Maßnahme. In diesen schweren Zeiten des Kampfes gegen den Terrorismus müsse man flexibel mit rechtlichen und zeitlichen Vorgaben umgehen können, um einen effektiven Kampf gegen die Achsel des Bösen führen zu können. Bush (Foto: www.masterssite.de) führte aus, dass auch das Amt des Präsidenten davon nicht unberührt bleiben könne und überraschte die Öffentlichkeit mit folgendem Statement:„Auch wenn ich schon sieben Jahre lang die Hauptlast und die Verantwortung vor Gott und der Geschichte für diesen Kampf trage, kann das kein Grund sein, mich nun davonzuschleichen, nur weil meine Amtsperiode abgelaufen ist. Es ist in gewisser Weise eine Ungerechtigkeit, dass nur der Status eines„feindlichen Kämpfers“ mit einem dauerhaften Ruhm ausgestattet wird, die Kämpfer für das Gute aber nach einiger Zeit abtreten müssen. In Übereinstimmung mit meiner Regierung, meiner Familie und meinem Volk habe ich mich daher entschieden, von nun an den Status eines ‚freundlichen Kämpfers‘ anzunehmen und unbegrenzt meinen Platz im Weißen Haus zu verteidigen, bis auch der letzte ‚feindliche Kämpfer‘ seine Niederlage eingestanden hat. Das ist ein hartes Los, aber ich kann und werde mich davor nicht drücken“, äußerte der Präsident vor den anwesenden Journalisten. Auf die Reaktion der Opposition und der Weltöffentlichkeit darf man gespannt sein.

11. August 2008
von Tom Levold
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Unternehmenskultur. Die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen

Siegfried J. Schmidt, der an dieser Stelle nicht besonders vorgestellt werden muss, hat 2004 bei Velbrück ein Buch über„Unternehmenskultur. Die Grundlagen für die wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen“ herausgebracht. Auf der website des Verlages findet sich ein empfehlenswerter Aufsatz von Schmidt zum gleichen Thema, der die wesentlichen Thesen zusammenfasst:„Was beobachten wir, wenn wir das beobachten, was wir »ein Unternehmen« nennen? Gebäude, Maschinen, Büros, oder Mitarbeiter, Führungskräfte, Bilanzen? Oder besteht ein Unternehmen gar, wie N. Luhmann und seine Schüler meinen, ausschließlich aus Entscheidungen? Unternehmen, das dürfte konsensfähig sein, sind keine statischen Gebilde, die man in Gänze beobachten könnte. Was wir allerdings beobachten und nach verfolgen können, sind Prozesse und Träger von Prozessen in konkreten Kontexten. Drei Typen von Prozessen dürften für »Unternehmen« von besonderer Bedeutung sein: Beobachtungs-, Kommunikations- und Entscheidungsprozesse. Diese Prozesse laufen nicht willkürlich oder ungeordnet ab, sondern sie sind in sich geordnet und aufeinander bezogen. Akzeptiert man diese Annahme, dann eröffnet sich eine Möglichkeit der theoretischen Modellierung von »Unternehmen« als Prozess-System, das aus Prozess-Systemen besteht. Jedes dieser Prozess-Systeme folgt seiner spezifischen Logik, die keineswegs immer rational ist.
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10. August 2008
von Tom Levold
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Systemische Selbsterfahrung

Im Herbst 1998 beschäftigte sich die Systemische Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung in Hamburg mit dem Thema„Selbsterfahrung“ als Bestandteil der Weiterbildung in Systemischer Psychotherapie. Die Vorträge wurden in„System Familie“ dokumentiert. Tom Levold behandelt in seinem Beitrag„theoretische und praktische Fragen der Selbsterfahrung im Rahmen systemischer Weiterbildung. Ausgehend von dem problematischen Stellenwert, den die organisierte Selbstreflexion in der Geschichte der systemischen Therapie hat, werden Möglichkeiten einer systemischen Konzeption des Selbst vorgestellt. Selbsterfahrung wird in erster Linie als Förderung personenbezogenen Wissens in der Weiterbildung betrachtet und damit in den Rahmen einer Professionalisierungsprozesses gestellt. Abschließend werden mögliche Inhalte und Formen der Selbstreflexion anhand erläutert und von therapeutischen Fragen sowie Fragen der Eignungsprüfung abgegrenzt“ Der Aufsatz ist in der Systemischen Bibliothek gespeichert und kann auch
hier direkt gelesen werden…

9. August 2008
von Tom Levold
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Help for the Helper

„Babette Rothschild ist Sozialarbeiterin (MSW) und praktiziert seit 1976 als Psychotherapeutin teilweise in Dänemark und seit einigen Jahren in Los Angeles. Sie hat zwei Bücher zum Thema Körper und Psyche geschrieben und ist in ihren Arbeiten bemüht die Verbindung zwischen Körpertherapie und kognitiven Therapiemethoden her zustellen. Das vorliegende Buch zielt auf die Helfer, also alle diejenigen, die professionell, semi-professionell oder als Laienhelfer mit Patienten zu tun haben. Die Themen: Einfluss von Klientenrealitäten auf den/die TherapeutIn, Balance von Empathie und Abgrenzung sowie Prävention von Burnout werden ausführlich und weit gefächert beschrieben“, schreibt Rezensent Jörg Leonhard:„Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Buch, da es ein m.E. immer noch unterbelichtetes Thema und damit verbundene Tabus berührt. Allen Praktikern, Theoretikern, professionellen und semi-professionellen Helfern – auch solchen außerhalb der Psychotherapie – wärmstens empfohlen. Gutes Schulenglisch, englische Leseerfahrung und ein englisch-deutsch Wörterbuch sind von Vorteil“
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7. August 2008
von Tom Levold
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Probleme Sozio-ökologischer Systemtheorie

1993 hat der Soziologe Andreas Metzner seine Dissertation über„Natur und Gesellschaft in der Soziologie Luhmanns“ verfasst, die im Westdeutschen Verlag erschienen ist und nun auch online gelesen werden kann. Hauptanliegen dieser Arbeit ist die„Erkundung von Möglichkeiten sozio-ökologischer Theoriebildung – mittels einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der Systemtheorie Luhmanns (…). Wir erschließen also unser Thema und Luhmanns Systemtheorie, indem wir verfolgen, wie Luhmann das Verhältnis von ökologischer Umwelt und Gesellschaft erschließt, wie er also systemtheoretische Konstrukte naturwissenschaftlicher Provenienz sozialtheoretisch aufarbeitet, in eine systemtheoretische Soziologie integriert und auf die modeme Gesellschaft und die evolutionäre Entwicklung zu ihr anwendet. Ist klar, wie die ökologische Dimension der so modellierten Gesellschaft gefaßt wird, kann die Problematisierungsperspektive der ökologischen Krise, wie sie durch die theoretisch nach dem System/Umwelt-Modell gefaßten Verhältnisse zwischen sozialen Systemen untereinander und durch die Verhältnisse der Gesellschaft zu ihren externen Umwelten – also zu Menschen und der naturalen Umwelt – strukturiert wird, klar erfaßt und aufbereitet werden“ Dass eine kritische Position zur Luhmannschen Theorie nicht einfach einzunehmen und durchzuhalten ist, macht der Autor in seinen einleitenden Bemerkungen deutlich:„Solche Hindernisse für die Kritik sind meiner Ansicht nach unter anderem darauf zurückzuführen, daß Schwierigkeiten bestehen, Luhmanns Theorie überhaupt richtig zu fassen zu bekommen. Der Verlauf von Rezeption und Auseinandersetzung mit der Soziologie Niklas Luhmanns ist vor einiger Zeit von Clemens Knobloch recht treffend, wie ich empfinde, mit der Fabel vom Hasen und dem Igel verglichen worden: Die Kritik mag Position beziehen, wo sie will, der Systemtheoretiker ist stets zur Stelle und weiß sie durch Dekomposition und Rekombinierung systemtheoretisch zu wenden. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Luhmannschen Systemtheorie, die dieses Schicksal nicht teilen will, kann nicht umhin, sich dieser scheinbar paradoxen Situation anzunehmen. Um dies zu tun, ist es ratsam, selbst eine gewisse Verschlagenheit zu entwickeln. Eine solche List könnte darin bestehen, die Konzeptionen von Selbstreferentialität und System/Umwelt-Differenz auf die Luhmannsche Soziologie selbst anzuwenden, und tatsächlich wird so der Blick auf ein grundlegendes Konstruktionsmerkmal frei. Das Luhmannsche Theoriegebäude ist so konstruiert, daß jeder, der es erblickt, vor die Wahl gestellt wird, entweder schleunigst das Weite zu suchen, allerdings um den Preis, den Mythos der Unbezwingbarkeit dieses Bauwerkes weiter zu tragen, oder in eine Auseinandersetzung damit einzusteigen, um ebenfalls nicht besser zu enden. Denn nun steht man sofort vor dem Problem, sich entweder ins Innere zu wagen, dort sowohl den Überblick als auch den Blick nach draußen zu verlieren, und, indem man die Ausstattung dieses Saales oder jener Galerie moniert, unfreiwillig zum Ausbau desselben beizutragen. Im anderen Fall wandert man um die Anlage herum, begutachtet die eindrucksvolle Fassade, die durch die spärlichen Fenster nur wenige Einblicke zuläßt, bewundert diesen Flügel oder manch einen Erker und möchte ihn am liebsten gleich dem eigenen Schlößchen anbauen. Anders ausgedrückt: Der System/Umwelt-Kontakt ist innerhalb des Luhmannschen Theorie-Systems so organisiert, daß eine Auseinandersetzung damit entweder im Immanenten hängenbleibt oder vom Autor als rein äußerlich abgetan werden kann. Die Kritik läuft in einer Art Irrgarten umher und stößt sich an dieser oder jener Aussage, während der Autor in ersprießlicher Süffisance seine Kommentare dazu abgibt:„Man wird also immer sagen können, ich hätte in den falschen Apfel gebissen – nicht vom Baume der Erkenntnis“
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5. August 2008
von Tom Levold
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Von der „science-fiction“ zur „science“

Wie man hört, ist die Befassung des Antrages der systemischen Institute auf Anerkennung als wissenschaftlich begründetes Psychotherapieverfahren beim„Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie“ mal wieder von der Tagesordnung genommen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden. Anlass, mal wieder einen Aufsatz von Jürgen Kriz aus dem Jahre 1998 über die„Wissenschaftlichkeit von Psychotherapieverfahren“ zu lesen, der an Aktualität nichts eingebüßt hat. Jürgen Kriz ist einer der angesehensten Wissenschaftstheoretiker und -Methodiker und – auch wenn er mittlerweile selbst Mitglied des Beirates ist, ein engagierter Kritiker des Beirates, sowohl was seine Selbstermächtigung als repräsentatives Organ der Psychotherapie als auch sein Wissenschaftsverständnis betrifft:„ Die Unredlichkeit, in der hierzulande über„Wissenschaft“ im Zusammenhang mit Psychotherapie diskutiert wird, zeigt sich m.E. auch am Gerangel um die Besetzung des„Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie“: Dieses Gremium soll gemäß dem neuen Gesetz u.a. über die„Wissenschaftlichkeit“ von Psychotherapieverfahren entscheiden. Ginge es wirklich primär um Wissenschaftlichkeit, so könnte man (u.a.) auch danach fragen, wie viele Wissenschaftstheoretiker, wie viele Methodiker etc. einem solchen Gremium angehören sollten, wie unterschiedliche wissenschaftstheoretische Positionen in der scientific community in diesem Gremium am besten vertreten sind, etc. etc. – also Aspekte der Repräsentanz von Wissenschaft diskutieren. Daß man bei der Besetzung dieses„Wissenschaftlichen Beirates“ m. W. noch nicht einmal ansatzweise solche Aspekte erörtert hat, sondern daß ausschließlich um berufständischen Proporz und optimale Repräsentanz von Verbänden gerangelt wird, belegt allzu deutlich, daß„Wissenschaft“ als Pseudoargument und reine Sprachhülse im berufs- und vereinspolitischen Machtkampf fungiert. Zur Klarheit: Ich bemängle nicht, daß ein solcher Ausschuß, wie auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens üblich, nach Parteien-Proporz besetzt wird – anderes war realistisch nicht zu erwarten – ich bemängle hingegen die Unredlichkeit, mit der diese Machtinteressen als Fragen von„Wissenschaftlichkeit“ kaschiert werden“
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