systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

2. Oktober 2008
von Tom Levold
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Selbstwirksamkeit von Klienten

2005 hat Konrad Peter Grossmann im Carl Auer Verlag eine umfangreiche Studie zur Selbstwirksamkeit von Klienten, einem zentralen Topos systemischer Therapie, vorgelegt. Im Klappentext heißt es:„Das Buch wendet sich eingehend der Frage zu, in welcher Weise Therapeuten zur Entfaltung der Selbstwirksamkeit von Klienten beitragen können: Es fokussiert therapeutische Langsamkeit, es betont die Aufmerksamkeit für kleinräumige Problem-Lösungs-Übergänge von Klienten, es hebt Passungsprozesse im Kontext therapeutischer Prozessgestaltung, Intervention und Settingwahl hervor“ Rezensent Wolfgang Loth merkt neben einiger Kritik positiv an:„Zusammengefasst argumentiert Grossmann konsequent aus einer Position des Nicht-Wissens, konsequent auf der Suche nach Möglichkeiten konstruktiven Mitwirkens in hilfreichen narrativen Prozessen. Die dabei unvermeidlichen Gratwanderungen – sowohl im Handeln wie auch in der sprachlichen Darstellung – meistert der Autor mit beeindruckend umfassender Sachkenntnis und einer glaubwürdig respektvollen Haltung. Es dürfte für die künftige Positionierung Systemischer Therapie hilfreich sein, dass die Grundlagen ihres zentralen Konstrukts Selbstwirksamkeit nun in dieser umfassenden Form vorliegen“
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1. Oktober 2008
von Tom Levold
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Systemische Therapie und Supervision in multikulturellen Kontexten

Mohammed El Hachimi und Arist von Schlippe, (u.a.) Lehrtherapeuten des Institutes für Familientherapie Weinheim und selbst ein multikulturelles Autorengespann, haben 2000 in„System Familie“ einen Artikel über„Systemische Therapie und Supervision in multikulturellen Kontexten“ veröffentlicht, der auch in der Systemischen Bibliothek zu finden ist: „Der systemische Ansatz ist für multikulturelle Beratungskontexte besonders nützlich. Es werden verschiedene Vorgehensweisen vorgeschlagen, die Zugang zu den Personen anderer Kulturkreise ermöglichen. Eine besondere „Verfremdung“ ergibt sich aus der Verbindung des Textes mit den Schriften eines arabischen Mystikers: sieben „Tälern der Erkenntnis“ werden sieben Problembereiche systemischen Handeln in multikulturellen Kontexten zugeordnet. Theoretische Aspekte werden diskutiert (spez. das Konzept der Erwartungs-Erwartungen), die Übertragung verschiedener systemischer Methoden (z.B. zirkuläres Fragen, Genogrammarbeit, Joining usw.) auf dieses Feld wird beschrieben
und in zahlreichen Beispielen erläutert“
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28. September 2008
von Tom Levold
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Organizational Capabilities

Ein neues Heft der„revue für postheroisches management“ aus dem Stall des Management-Zentrums Witten ist erschienen. Hinter dem Schlagwort„Organizational Capabilities“ versteckt sich eine Reformulierung der Frage nach den Kompetenzen einer Organisation, die es ihr ermöglichen, komplexe Anforderungen zu bewältigen. Rudi Wimmer schreibt im Editorial: »Organizational Capabilities« bilden einen neuen Attraktor in der organisationstheoretischen Literatur. Dieser Begriff weist alle Merkmale auf, die ihn für eine steile Karriere in den einschlägigen wissenschaftlichen Diskursen wie auch im dazugehörigen professionellen Umfeld (Management und Beratung) prädestinieren. Er suggeriert zum einen neue Beschreibungsmöglichkeiten von Organisationsdimensionen mit einem bislang nicht gesehenen oder unterschätzten Leistungspotenzial. Zum anderen weckt er die Hoffnung auf ganz neue Ansatzpunkte der Organisationsgestaltung, die in den schärfer werdenden Wettbewerbsauseinandersetzungen einen dauerhaften Vorsprung ermöglichen oder diesen nachhaltig absichern. Als Begriff bleibt er in seinem Bedeutungshorizont ausreichend diffus, um als Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Problemlösungserwartungen zu dienen. In diesem Sinne ist er zweifelsohne zu einem »neuen strategischen Ideal« geworden. Was ist damit gemeint? Eine erste Annäherung dazu: Es handelt sich um organisationale Fähigkeiten, die in einem kollektiven, im Sinne von organisierten, Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure und Organisationseinheiten wurzeln. Solche Fähigkeiten entstehen durch ein wiederholtes Praktizieren ganz bestimmter Lösungsstrategien im Umgang mit komplexen Problemstellungen, die wegen ihrer eingebauten Unwägbarkeiten keine einfachen Routinen zulassen. Solche kollektiven Lösungsmuster werden gestärkt und ständig verfeinert durch das rekursive Feedback ihres Erfolgs“
Im aktuellen Heft geht es dabei u.a. um das BMW-Werk in Leipzig, um Schule 2.0, um den Zusammenhang von Evaluation und Lernen, um die Dynamisierung organisationaler Kompetenzen und um Erkenntnisse aus der Organisation von Waldbrandbekämpfung, begleitet durch faszinierende Fotos aus dem BMW-Werk in Leipzig, die nahelegen, dass man heute Autos auch in Großraumbüros zusammenbauen kann.
Einige Beiträge sind auch online zu lesen.
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27. September 2008
von Borst
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Schlaflos in Manhattan

Neulich hatten wir Besuch aus New York. Die Beiden meinten: „New York ist schön für eine Woche Urlaub, aber um dort zu leben…“
Nun sind wir hier – für eine Woche. Wir haben Bed & Breakfast bei einer 73jährigen, deutlich jünger wirkenden, weil gelifteten Lady. An der Park Avenue. Nachts übertönt die rumpelnde und pfeifende Klimaanlage beinahe den Straßenverkehr. Nur die Sirenen sind lauter. Dürfen eigentlich die Polizisten und Ambulanzfahrer ihre Sirenen selbst programmieren? Kann man Sirenen-Melodien aus dem Internet herunterladen?
Tagsüber hupen die Ambulanz- und Streifenwagenfahrer zusätzlich, weil sie sonst niemand hören würde. New York ist verstopft. Ein belauschtes Gespräch am Handy im M10-Bus durch Manhattan: „Ich bin noch 40 Blocks von Penn-Station weg, keine Ahnung, wann ich da bin.“ Seit 42 Jahren kämpft der heute 93 Jahre alte Anwalt Theodore Kheel für freien öffentlichen Verkehr und eine City-Maut für Privatautos. Er ist inzwischen aus Alters- und Krankheitsgründen auf sein Privatauto samt Chauffeur angewiesen, aber kämpft immer noch.
Zwei Nächte sind durch einen Presslufthammer unten auf der Straße, ab 22 Uhr in Aktion, gestört. Unsere um Hilfe gerufene Gastgeberin zeigt sich schicksalsergeben. Tagsüber sei wohl zu viel Verkehr. Sie gibt uns Ohrstöpsel und zeigt uns ihre Vorräte an Schlafmitteln, auf die wir dankend verzichten.
Am Tag nach Bekanntwerden der Finanz-Krise ist die 5th Avenue, wie immer, voller schöner, hektischer, mit Einkaufstüten beladener, telefonierender Menschen. Die Zeitungen beschäftigt vor allem, wie die Präsidentschaftskandidaten auf die Krise reagieren, und ob die Widersprüche in den Stellungnahmen McCains ihm wohl schaden oder nicht.
In unserem plüschigen Zimmer liegt ein Heft, Weihnachten 2007 erschienen: „Reasons to love New York“. Grund Nummer drei von 50: „Because we proudly harbor illegal immigrants“. Von 2.9 Millionen Einwanderern soll jeder sechste illegal sein. Es ist wohl gerade Politik, es nicht so genau wissen zu wollen. Immerhin sollen die Immigranten heruntergekommene Stadtviertel auf eine Weise wiederbelebt haben, die für sinkende Verbrechensraten verantwortlich gemacht wird.
Ein chinesischer Koch wird in dem Magazin zitiert: „New York ist wie zu Hause. Hier muss man nicht Englisch sprechen. Hier muss man nicht einmal Mandarin oder Kantonesisch sprechen, solange Du den Fujian-Dialekt sprichst. Jeder am East Broadway ist von Fujian.“ Auf der Straße und in der Metro ist viel Spanisch zu hören. Plakate in spanischer Sprache rufen dazu auf, „Beobachtungen“ der Polizei zu melden. Aber welche Beobachtungen denn?
Unsere Gastgeberin ist dagegen noch echte New Yorkerin. Wirklich? Gestern, als wir abends aus dem Restaurant nach Hause kamen, hatte sie Herrenbesuch, nur mit Boxer-Shorts bekleidet. Deutlich jünger. Noch ein Grund für Gedanken in der Nacht. Multi-Kulti und rasender Stillstand in Manhattan.

26. September 2008
von Tom Levold
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Somatoforme Störungen

„Seelisches und körperliches Erleben sind untrennbar verbunden. Gefühle haben eine Körpersprache, die uns hilft, sie zu entschlüsseln. Manchmal spricht allerdings auch nur der Körper; reagiert, untrüglich, unbewusst und will mit seinen Signalen und Botschaften erst verstanden werden. Um diese Verbindungen wissen die meisten Menschen, weshalb viele ihre seelisch-körperlichen Reaktionen interpretieren können und ihnen keinen besonderen Krankheitswert zumessen. Für manche sind allerdings diese Reaktionen mit Angst oder mit Irritation verbunden, sei es, weil sie, aus welchen Gründen auch immer, zu stark werden, zu lange andauern oder im Alltag hinderlich werden. Dann sind wir als Ärzte oder Psychotherapeuten gefragt. Und dann beginnen die Probleme. Die Medizin ist oft hilflos, aber auch Psychotherapeuten stehen den Betreffenden skeptisch gegenüber. Insbesondere wenn die Patienten ein stark somatisches Verständnis ihrer Beschwerden haben, trifft dieses auf ein oft ebenso rigides psychosomatisches Modell der Therapeuten, die die entsprechenden körperlichen Manifestationen z. B. alleine als Folge konflikthafter innerer Regungen verstehen“ So beginnen Henning Schauenburg und Winfried Rief das Editorial der aktuellen Ausgabe von„Psychotherapie im Dialog“ zum Thema somatoformer Störungen:„Psychisch oder somatisch – ein klinisches oder kommunikatives Problem?“. Wie gewohnt, wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven der Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Systemischen Therapie und den Humanistischen Therapien beleuchtet, das systemische Feld wird von Winfried Häuser aus Saarbrücken vertreten.
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24. September 2008
von Tom Levold
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Ambulante sozialpsychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen gefährdet


systemagazin veröffentlicht an dieser Stelle eine Stellungnahme von DGSF und ASK zur Kündigung des Vertrages zur sozialpsychiatrischen Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher (Sozialpsychiatrievereinbarung) durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung, Ersatzkassen und viele Primärkassen von September 2008:

„Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie ist mit knapp 3000 Mitgliedern die größte Vereinigung von Familientherapeuten und -beratern in Deutschland. Ihr Arbeitskreis Systemische Kinder- und Jugendpsychiatrie vereint berufsübergreifend Mitarbeiter kinder- und jugendpsychiatrischer Kliniken, Tageskliniken und Praxen. Diese behandeln in ihrem therapeutischen Wirken gemäß ihrem systemischen Grundsatz nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern beziehen deren gesamtes Umfeld in die Therapie mit ein.
Wir sind schockiert durch die Entscheidungen der Ersatzkassen und vieler Primärkassen einerseits und der kassenärztlichen Bundesvereinigung andererseits, den Vertrag zur sozialpsychiatrischen Versorgung (SPV) zum Jahresende 2008 zu kündigen.
Damit ist die Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien gefährdet. Bislang konnten Familien mit psychisch kranken Kindern und Jugendlichen sich mit sehr guten Erfolgsaussichten an die niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater oder an die kinder- und jugendpsychiatrischen Institutsambulanzen wenden. Durch die Streichung der Sozialpsychiatrievereinbarung zum Ende des Jahres wird es den niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatern nicht mehr möglich sein, eigens dafür eingestellte Mitarbeiter aus dem sozialpädagogischen, psychologischen oder ergotherapeutischen Feld zu finanzieren. Dadurch wird nicht nur die Qualität der Arbeit leiden, sondern es können auch deutlich weniger Kinder und Jugendliche Hilfe erfahren.
Da zeitgleich durch die Kündigung der Vereinbarung über die Psychiatrischen Institutsambulanzen auch eine gleichwertige Alternative zur Diskussion gestellt wird, wird es beim derzeitigen Stand demnächst nicht mehr möglich sein, innerhalb des Kassensystems eine zeitgemäße kinder- und jugendpsychiatrische Therapie und Psychotherapie durchzuführen.
Die Entwicklung der Psychotherapie der letzten 50 Jahre hat gerade in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen zu äußerst wirksamen Therapiesettings geführt in Form von Familientherapie, aufsuchender Kinder- und Jugendpsychiatrie, Mehrgenerationen­therapien, Multifamilientherapien, Systemtherapien, Therapien in Schulen, multimodalen Therapiesettings usw.
Beim derzeitigen Stand der Verhandlungen wäre diese äußerst effiziente, aber auch personalintensive Arbeit nicht mehr möglich. Das würde unweigerlich ein weiterer Schritt in Richtung Zwei-Klassen-Medizin bedeuten. Es würde dazu führen, dass die sozial schwächeren Kinder und Jugendlichen nicht mehr in den Genuss einer Systemischen Therapie/Familientherapie kämen.
Die erfreulichen Bemühungen der Politik, eine bessere gesundheitliche, schul- und familienpädagogische Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen zu etablieren, würden damit zu Nichte gemacht. Je nach Quelle erscheinen derzeit bis zu 25 Prozent unserer Kinder und Jugendlichen aus psychiatrischer Sicht als therapiebedürftig. Sie leiden unter Störungsbildern wie Aufmerksamkeitsstörungen, emotionale Störungen, affektive Störungen, psychosomatische Störungen, Tic-Erkrankungen, die häufig auch entstanden sind durch den Versuch, eine Lösung für Konflikte in deren Umfeld zu finden. Da das Krankheitsbild wiederum das Umfeld beeinflusst, führt eine Therapie, die sich nur auf „erkrankte“ Kinder und Jugendliche konzentriert, in den seltensten Fällen zu einer Lösung, welche eine gelungene Reintegration in Familie oder Schule ermöglicht. Damit die erzielten Fortschritte der Einzeltherapie bei Kindern und Jugendlichen Bestand haben, muss zwingend mit dem nächsten bzw. erweiterten Umfeld (System) gearbeitet werden.
Die Sozialpsychiatrieverordnung sowie die Verträge mit den Institutsambulanzen ermöglichten bislang diese Einbeziehung des Umfeldes unserer Patienten. Die Kündigung beider Versorgungsapparate überlässt viele Kinder und Jugendliche ihrem Schicksal, insbesondere die sozial Schwachen, die sich eine andere Betreuung nicht leisten können.
Im Namen der systemisch arbeitenden, im kinder- und jugendpsychiatrischen Feld tätigen Therapeuten und Berater unterschiedlichster Grundberufe, appellieren wir daher aufs Schärfste an die Verhandlungsparteien und an die Politik, für eine rasche Lösung zu sorgen, die auf keinen Fall hinter der bisherigen Versorgung zurückbleiben darf“

Für die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie
Prof. Dr. Jochen Schweitzer

Für den Arbeitskreis systemische Kinder- und Jugendpsychiatrie
Dr. Filip Caby

23. September 2008
von Tom Levold
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Hypnotherapie mit Kindern und Jugendlichen

Wer mit der hypnotherapeutischen Arbeit mit Erwachsenen vertraut ist, muss sich deshalb noch lange nicht auf die Anwendung der Hypnotherapie bei Kindern und Jugendlichen verstehen. Wer einmal einen Workshop mit Siegfried Mrochen, Professor an der Universität Siegen, erlebt hat, bekommt ein Gefühl für die Unterschiede – und für die unglaubliche Fähigkeit, mit der er in die Vorstellungswelt von Kindern eintauchen und ressourcenorientiert an sie anknüpfen kann. Gemeinsam mit Karl L. Holtz aus Heidelberg, dortselbst an der Pädagogischen Hochschule als Psychologie-Professor tätig, hat er in der Reihe Carl-Auer Compact eine„Einführung in die Hypnotherapie mit Kindern und Jugendlichen“ herausgebracht. Rezensent Thomas Lindner, Leiter einer Familien-Beratungsstelle:„Angenehm ist, dass die Autoren hypnotherapeutisches Vorgehen einbetten in ein multiperspektivisches Verstehen der zu behandelnden Problematik. Dabei greifen sie auf lerntheoretische, psychodynamische, überwiegend aber systemische Sichtweisen zurück. Niemals beschränkt sich ihr Ansatz auf reine Symptombeseitigung. Der systemisch orientierte Therapeut hätte sich das Kapitel über die Arbeit mit der Familie ausführlicher gewünscht – aber er hat ja kein Lehrbuch sondern eine preiswerte ,Einführung‘ gekauft. Und die ist rundum gelungen!“
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21. September 2008
von Tom Levold
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Psychoanalyse als Theorie autopoietischer Systeme

Am 6. September habe ich an dieser Stelle auf eine Arbeit von Harald Wasser zum Verhältnis von Systemtheorie und dem Unbewussten hingewiesen. Wasser hat eine weitere bemerkenswerte Arbeit über Psychoanalyse und Systemtheorie ins Netz gestellt, die eine Zusammenfassung seiner Dissertation darstellt, die unter dem Titel„„Sinn – Erfahrung – Subjektivität. Eine Untersuchung zur Evolution von Semantiken in der Systemtheorie, der Psychoanalyse und dem Szientismus“ 1995 verfasst wurde. Das Projekt skizziert Harald Wasser folgendermaßen:„Die folgende Erörterung stellt dem zum Trotz den Versuch dar, sich der Psychoanalyse nicht mit den bekannten hermeneutischen und noch weniger mit naturwissenschaftlichen beziehungsweise kritisch-rationalistischen Argumentationsfiguren zu nähern. Statt dessen soll hier in einer kurzen, aber hoffentlich prägnanten Erörterung der Versuch skizziert werden, die Psychoanalyse als eine Theorie autopoietischer Systeme zu rekonstruieren. Dies geschieht nicht nur, um eine neue Sichtweise der Psychoanalyse zu gewinnen, sondern auch, um herauszufinden, ob es möglich ist, eine leistungsfähige systemtheoretische Theorie psychischer Systeme anbieten zu können, die von den Erkenntnissen Freuds ausgeht. Um eine Anfangsplausibilität für die folgende Rekonstruktion der Psychoanalyse herzustellen, können hier andeutungsweise vier Berührungspunkte zwischen der Freudschen und der Luhmannschen Theorie des psychischen Systems angesprochen werden: Erstens hat Freud die Psyche stets als ein System angesehen und nicht
etwa als Erlebenssphäre eines (transzendentalen oder empirischen) Subjekts, zweitens tritt bei Freud der Erfahrungsbegriff in einer Weise auf, die den Gedanken einer Autopoiesis des Erlebens von sich aus nahelegt, drittens beschrieb Freud das psychische System stets als ein Sinnsystem und viertens hat er die von ihm entworfene Theorie der Differenzierung in Subsysteme mit einer Theorie der Codierung verbunden. Im Laufe der vorliegenden Untersuchung werden sich jedoch wesentlich weitergehende Gemeinsamkeiten ergeben, Gemeinsamkeiten, die rechtfertigen sollten, von der Freudschen Psychoanalyse als von einer systemtheoretischen Psychologie sprechen zu können“
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19. September 2008
von Tom Levold
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„Vorabdruck“: Triumph des Bewusstseins

Der systemagazin-„Vorabdruck“ steht heute in Anführungszeichen, weil das Buch von Merlin Donald, das sieben Jahre nach Erscheinen der amerikanischen Originalausgabe nun endlich auch in einer (von Christoph Trunk besorgten) deutschen Übersetzung bei Klett-Cotta erschienen ist, schon seit ein paar Tagen erhältlich ist. Donald ist Professor für Psychologie und Kognitionswissenschaften in Kingston, Kanada. Seine Arbeiten stellen ganz wesentliche Beiträge zu einem nicht-reduktionistischen Verständnis des menschlichen Geistes dar, das gerade in Zeiten des um sich greifenden Neuro-Imperialismus von besonderer Bedeutung ist.„Für den Autor ist der menschliche Geist ein hybrides Produkt, in dem Materie, nämlich unser Gehirn, mit einem unsichtbaren symbolischen Gewebe, nämlich der Kultur, verwoben ist, woraus ein weit verzweigtes kognitives Netzwerk entsteht. Allein dieser hybride Charakter unseres Geistes ermöglichte es der menschlichen Spezies, die Grenzen zu überschreiten, denen die übrigen Säugetiere unterworfen sind“, heißt es im Klappentext. systemagazin freut sich, einen kurzen Auszug aus dem Buch präsentieren zu können und empfiehlt unbedingt die Lektüre. Rezension folgt.
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17. September 2008
von Tom Levold
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Systemische Akutpsychiatrie als multiprofessionelle Praxis

(DGSF, 17.9.08): Dr. Julika Zwack, Universität Heidelberg, ist in diesem Jahr Preisträgerin des mit 3000 Euro dotierten Forschungspreises der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF). Ausgezeichnet wurde ihre Promotionsarbeit„Systemische Akutpsychiatrie als multiprofessionelle Praxis“. Die Preisträgerin hat in drei großen psychiatrischen Kliniken des SYMPA-Projektes (Systemtherapeutische Methoden in der psychiatrischen Akutversorgung) untersucht, wie sich die Arbeitssituation auf den Stationen verändert, wenn ein systemtherapeutisches Behandlungskonzept mit gemeinsamer Weiterbildung ganzer Stationsteams eingeführt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass die Burnout-Belastung der Klinikmitarbeiter sinkt, dass sich das Teamklima auf mehreren Skalen verbessert und dass sich die Pflege als eigenständige, auch therapeutisch tätige Berufsgruppe emanzipiert. Julika Zwacks Bestandsaufnahme der veränderten Arbeitsweisen nach Abschluss der systemischen Weiterbildung macht anschaulich: Eine familien- und systemorientierte Behandlungsweise ist in psychiatrischen Kliniken der Regelversorgung gut realisierbar. Sie erleichtert und verbessert die Zusammenarbeit der psychiatrischen Fachleute mit ihren Patienten und deren Angehörigen. Julika Zwack hat Teile ihrer Ergebnisse in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht, unter anderem in der Zeitschrift „Psychiatrische Praxis“, in „Familiendynamik“ und im britischen „Journal of Family Therapy“. Die Preisträgerin ist Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Heidelberg. systemagazin gratuliert Julika Zwack zum Forschungspreis!
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16. September 2008
von Wolfgang Loth
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„Buddha, Wittgenstein and postmodern Therapies“

„Ratkes“, was vielleicht mit„Weiter so!“,„Das isses!“ übersetzt werden kann, ist der Name einer finnischen Vereinigung Lösungs- und Ressourcenorientierter BeraterInnen und TherapeutInnen, sowie auch der Name der Zeitschrift, die sie herausgibt. Einer ihrer produktivsten Autoren ist Tapio Malinen, der unter anderem eine Reihe von Interviews publiziert hat, so mit Michael Hoyt (hier…) oder Yvonne Dolan (hier…). Vor Kurzem nun hat Tapio Malinen einen ebenso kurzweiligen wie ernsthaften Text veröffentlicht, in dem er verbindende Muster buddhistischer Lehren, Wittgensteinscher Philosophie und postmoderner Therapieansätze beschreibt. Nachdem der buddhistische Mönch Dharmapala im Jahr 1904 in Harvard einen Vortrag über das„Nicht-Selbst“ gehalten hatte, sagte William James dem Auditorium voraus, dies sei in einem Vierteljahrhundert der Mainstream der Psychologie. Auch wenn dies nicht der Fall war, so zeigen sich mittlerweile doch einige bemerkenswerte und nachhaltige Verbindungen. In Malinens Aufsatz werden diese Verbindungen verständlich skizziert. Inwieweit solche Überlegungen passen zu der Dynamik um eine fundamentale Einbindung unserer Profession in festschreibende Rahmenbedingungen ist eine andere Frage. Sie berührt vermutlich heftig jegliche vertiefende Idee darüber, wie wir unsere Profession überhaupt verstehen wollen oder sollen (oder auch: können?). Nicht auszuschließen, dass dabei auch konstruktive Kräfte frei werden. Wie auch immer: man muss wohl keine buddhistischen Bekenntnisse ablegen, um sich von den von Malinen angebotenen Überlegungen anregen zu lassen. Zum Aufsatz, der in Ratkes Nr.3/2008 erschien, geht es hier…

16. September 2008
von Tom Levold
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Intuition in der professionellen Begegnung

In der„Zeitschrift für systemische Therapie“ 3/1999 erschien ein Aufsatz von Bernd Schmid, Joachim Hipp und Sabine Caspari mit dem obigen Titel, in dem sie sich auf einem transaktionsanalytischen Hintergrund mit dem Phänomen der Intution auseinandersetzen:„Eric Berne entwickelte das Konzept der Intuition als Instrument für Therapeuten und Berater. Verknüpft mit wirklichkeitskonstruktiven Ideen bedeutet die Nutzung von Intuition eine reiche Quelle der Selbstorganisation und -steuerung in der Beratung von Menschen und Systemen. Besonders in hochkomplexen Situationen und bei knappen Ressourcen stellt sie ein unerläßliches Medium für„Inspiration“ dar und ist damit eine Möglichkeit, in professionellen Situationen Überschaubarkeit, Handlungsfähigkeit und wechselseitige Abstimmung herzustellen. In diesem Artikel werden einige Modellüberlegungen aufgezeigt, die sinnvolle Fragestellungen für die Professionalisierung von Beratern und Trainern ergeben“.

Zum vollständigen Text