Auf auf dem DGVT-Kongress 2021 gab es eine Lesung von Ken Gergen, der sein Buch „Relational Being“ (Auf deutsch: „Die Psychologie des Zusammenseins“, s. auch die Rezension von Wolfgang Loth hierzu) vorgestellt hat. In der Zeitschrift VPP (Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis) 3/22 wurde sein Beitrag gemeinsam mit einem Interview veröffentlicht, das Thorsten Padberg, Eugene Epstein, Manfred Wiesner und Lothar Duda mit Ken Gergen geführt haben. systemagazin veröffentlicht hier diese Texte mit freundlicher Genehmigung der VPP (Fotos: Tom Levold)
Ken Gergen, Swarthmore (PA): „Die Psychologie des Zusammenseins“ für Psychotherapeut*innen
Eine Lesung auf dem DGVT-Kongress 2021
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Vorbemerkung: Kenneth Gergen zählt zu den 50 einflussreichsten Psychologen der Welt. Als Sozialpsychologe hat er sein Fach immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Schon in der 70er Jahren stellte er in Frage, ob es zeitlich überdauernde Gesetze der Psyche gebe – eine Idee, die sich aus seiner Sicht nur deshalb so weit verbreiten konnte, weil die Psychologie über ihren empiristischen Fokus vergessen hatte, die Entstehung ihrer Konzepte zu untersuchen. Seine Antwort: „Sozialpsychologie ist Geschichtswissenschaft“. In seinem populärwissenschaftlichen Bestseller „Das übersättigte Selbst“ von 1991 erklärte er der erstaunten Öffentlichkeit, dass das Selbst keinen festen Kern habe, sich der Mensch vielmehr in Abhängigkeit von seinem Umfeld in theoretisch unbegrenzte „Personenpersonen“ auffächerte. In seinem zuletzt erschienenen Buch „Relational Being“, das jetzt unter dem Titel „Die Psychologe des Zusammen-Seins“ im dgvt-Verlag erschienen ist, schrieb er die gesamte Psychologie neu: Statt der Erforschung der Psyche müsse sie sich der Erforschung von Beziehungen widmen, um als Wissenschaft eine feste Grundlage zu haben.
Auf dem DGVT-Kongress im März 2021 war Kenneth Gergen Gast des Symposiums „Sprachbasierte Ansätze in der Psychotherapie“, um die Implikationen seines Ansatzes für die Psychotherapie herauszuarbeiten. Er trug dabei theoretische Passagen und illustrierende Geschichten aus der „Psychologie des Zusammenseins“ vor und erläuterte diese Absätze für die Teilnehmer*innen. Im Folgenden finden sich die vorgetragenen Passagen. In kursiv sind zudem Gergens Erläuterungen wiedergegeben. Diese Erläuterungen wurden hier ergänzt durch Ausschnitte aus einem Gespräch, das die Veranstalter des Symposiums vorab mit Ken Gergen geführt haben.
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