systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

15. April 2014
von Tom Levold
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Führen und Leiten – mit einer systemischen Perspektive

Das aktuelle Heft der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung beschäftigt sich mit dem Thema systemischer Führung. Cornelia Tsirigotis schreibt in ihrem Editorial: „eine systemische Perspektive auf Führen und Leiten berücksichtigt, dass sich Systeme, Unternehmen nicht einseitig und allein bestimmend steuern lassen. Das weist darauf hin, dass es hier darum gehen könnte, beim Führen und Leiten den Rahmen abzustecken, auf dessen vier Seiten sich gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Kontext, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, Haltung und Leitbild sowie Führungstools befinden. Auch hier: aus dem Hintergrund? Vorangehen? Von oben? Mit Führungsinstrumenten? Oder hilft die Idee eines Kontinuum weiter?“. Zu diesem Thema gibt es drei Beiträge im Heft: Kirsten Dierolf schreibt über „Führen im Tangoschritt“, Marina Barz über „Führung in machtphobischen Organisationen“ und Eugen Prehsler über „Führung versus effizientes Fließbanddenken“. Darüber hinaus ist noch ein längerer Artikel von Andreas Wahlster zu finden, der sich mit dem Umgang mit dem Phänomen der Nichtveränderung beschäftigt. Mehrere Rezensionen runden das Heft ab.
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14. April 2014
von Tom Levold
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Intuition in therapeutischen Prozessen

Jürgen Kriz hat sich zu diesem Thema 2001 auf dem 4. Weinheimer Symposium in Osnabrück Gedanken gemacht , die in Heft 3/2001 auch in„systhema“ abgedruckt worden sind. Im abstract heißt es: „Statt einer abstrakten Definition werden zunächst einige Narrationen aus unterschiedlichen Perspektiven zur Klärung des Begriffs ,Intuition’ vorgetragen, diskutiert und daraus wesentliche Aspekte resümiert. Sodann wird gezeigt, wie schwer sich unsere abendländische Kultur auf Prozesse der Intuition einlassen kann. Dies liegt an ihrem Fokus auf verdinglichende Sprache sowie an ihren Metaphern und Prinzipien aus der klassischen, mechanistischen Wissenschaft – die aber unsere Alltagswelt durchdrungen hat und mit verflochten ist. Demgegenüber fällt es im Rahmen der modernen systemwissenschaftlichen Theorienbildung und Diskussion wesentlicher leichter, Prinzipien der Intuition angemessen zu erörtern. Anschließend wird, im Hinblick auf die Praxis, dafür plädiert, zur Förderung von Intuition in stärkerem Maße imaginative Vorgehensweisen in der Therapie zu berücksichtigen.“
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10. April 2014
von Tom Levold
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Autorität, Autonomie und Bindung

Zu diesem Thema haben Michael Grabbe, Jörn Borke und Cornelia Tsirigotis als Herausgeber einen Sammelband im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht veröffentlicht. In ihrem Vorwort beziehen sie sich auf die mittlerweile reichhaltige Literatur zum Thema„Neue Autorität“: „Nun gab es ausgereifte, wissenschaftlich erforschte Ideen und Ansätze, wie Eltern und auch Professionelle gewaltlos neue Akzente setzen und aus der Resignation entkommen können. Etliche Bücher wurden veröffentlicht (…) und Tagungen durchgeführt. Neuere konzeptuelle Überlegungen räumen nun vor allem der elterlichen Ankerfunktion eine besondere Bedeutung ein, die durch ein Gefüge aus Autorität, Autonomie und Bindung zwischen den beteiligten Personen (Eltern und Kind) gekennzeichnet ist. Dieses Buch knüpft vertiefend an eine längere Tradition an, stellt aber auch aktuelle Entwicklungen vor. Es möchte dazu einladen, den Weg zu neuen Perspektiven und Themenfeldern zu beschreiten, den Leser bzw. die Leserin dazu ermutigen, die beruflichen Anker zu lichten und eine Reise in möglicherweise neue oder teilweise unvertraute Gewässer anzutreten. Dort, wo es sehr hilfreich zu sein scheint oder vielleicht auch aufregend anders, bietet es sich ja dann an, sich erneut zu verankern, um das Neuland näher zu erkunden. Ausgehend vom Konzept der Ankerfunktion richtet es einen auch kulturvergleichenden Blick auf vielfältige Anwendungsfelder elterlicher und professioneller Präsenz in Alltag und Beratung.“ Erika Butzmann aus Wildeshausen hat das Buch gelesen und resümiert in ihrer Rezension für systemagazin: „Die heterogenen Beiträge dieses Sammelbandes sind die Stärke des Buches. Neben den die Ankerfunktion erläuternden Artikeln geben die ganz unterschiedlichen Praxisbeiträge ein umfassendes Bild des Konzepts. Schon immer gültige Erziehungsgrundsätze sind dabei in den Ansatz integriert. Der besondere Wert der Ankerfunktion im Gefüge aus Autorität, Autonomie und Bindung zwischen Eltern und Kindern erschließt sich aus der Entwicklung der Erziehungspraxis in der Vergangenheit. Auf die weitgehend destruktiv wirkende autoritäre Erziehung folgte fast reflexhaft die partnerschaftliche, obwohl ausgereifte Entwicklungstheorien genaue Anhaltspunkte dafür gaben, wann in der Entwicklung Bindung, Autonomie, Autorität und Partnerschaft für das Kind wichtig sind. So ist das Konzept der Ankerfunktion ein neues Licht am Erziehungshimmel, so dass dieses Buch die Arbeit in der Familienbildung, Familienberatung und -Familientherapie bereichern und erleichtern wird.“
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7. April 2014
von Tom Levold
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Bedürfnisangepasste Behandlung und offene Dialoge

In der Online-Zeitschrift „Psychotherapie-Wissenschaft“ ist in Heft 2 des dritten Jahrgangs (2013) ein Beitrag von Volkmar Aderhold (Foto: psychiatrie.de) über das finnische Behandlungsmodell des„offenen Dialogs“ bei psychotischen Ersterkrankungen zu lesen. Im abstract heißt es: „Das finnische Modell der bedürfnisangepassten Behandlung entstand für die Behandlung psychotischer Ersterkrankungen. Kennzeichnend sind die sofortige und flexible Hilfe, die Einbeziehung der Familien und weiterer Bezugspersonen von Beginn an und möglichst zuhause bei den Patienten durch ein multiprofessionelles therapeutisches Team und eine möglichst niedrig dosierte selektive Psychopharmakotherapie. Ungefähr die Hälfte der Patienten nimmt zusätzlich längerfristige Einzeltherapie in Anspruch. Unter der Leitung von J. Seikkula wurde innerhalb dieses Behandlungsmodells die systemische Methodik des Offenen Dialoges entwickelt. Sie ist ausgerichtet auf die sozialen Netzwerke der Patienten und fördert in diesem möglichst sicheren Rahmen einen gemeinsamen offenen dialogischen Prozess aller Beteiligten. Die Evaluation durch vergleichende Kohortenstudien zeigte signifikant bessere symptomatische und funktionelle Ergebnisse im Vergleich zur Standardbehandlung, insbesondere eine geringe Hospitalisierungsrate und hohe Integration in bezahlte Arbeit oder Ausbildung.“
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6. April 2014
von Tom Levold
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Geisteskrankheit – ein moderner Mythos

1961 veröffentlichte Thomas Szasz, US-Psychiater ungarischer Herkunft und damals Professor für Psychiatrie an der State University of New York in Syracuse sein Werk „The Myth of Mental Illness“, das bis heute eine Generalabrechnung mit der Theorie und Praxis der Psychiatrie darstellt. Er wurde teilweise der sogenannten Antipsychiatrie zugerechnet, eine Einordnung, die er aber vehement ablehnte. Am 15. April wäre er 94 Jahre alt geworden. Seit dem vergangenen Jahr ist eine deutsche Neuübersetzung seines Buches im Carl-Auer Verlag erschienen, ergänzt um ein Vorwort des Autors zur Neuauflage sowie von Verleger Fritz B. Simon zu diesem herausragenden editorischen Projekt. Der Berliner Psychotherapeut Thorsten Padberg hat eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Werk (in der amerikanischen Version) verfasst, die aus dem Anlass der Neuübersetzung im systemagazin erscheint.
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1. April 2014
von Tom Levold
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Modell Graz

„Die Stadt Graz hat mit 2010 ein Projekt umgesetzt, das einen massiven Umbau der Diskussions- und Entscheidungsprozesse sowohl im Jugendamt als auch in der Trägerlandschaft der Jugendhilfe beinhaltet“. So beginnt eine Untersuchung von Hubert Höllmüller, Professor für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Jugendalter an der FH Kärnten (Foto: fh-kaernten.at) , die dieser anhand von Qualitativen Interviews mit Mitarbeitern der Jugendhilfe in Graz vorgenommen hat und die unter dem Titel: „Modell Graz – organisationstheoretische und entscheidungstheoretische Aspekte einer top-down-Reform des Jugendamtes Graz“ im Internet zu lesen ist, worauf Marie-Luise Conen unlängst in einem Rundschreiben hingewiesen hat. „Die Forschungsfrage dazu lautet: ‚Ging und geht es in erster Linie um ein Einsparungsmodell und damit um die Entwicklung neuer Steuerungsstrukturen oder in erster Linie um eine fachliche Weiterentwicklung?‘ Qualitative Interviews, die zu einem hohen Grad anonymisiert werden mussten, teilnehmende Beobachtung und Dokumentenanalyse zeigen folgende Resultate: Es handelt sich in erster Linie um ein Einsparungsmodell, wo top down Steuerungsstrukturen mit teilweise autoritärer Kultur eingesetzt wurden und werden, die von groupthink-Phänomenen und Entscheidungskorridoren begleitet sind. Diese begründen eine hohe Wahrscheinlichkeit von fachlichen Fehlentscheidungen.“ Keine schmeichelhafte Diagnose für das Grazer Jugendamt, aber leider sehr nahe an der Realität öffentlicher Jugendhilfe nicht nur in Österreich. Die Studie ist daher zu Lektüre zu empfehlen,
zu finden ist sie hier…

31. März 2014
von Tom Levold
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Führung, Akzeptanz, Achtsamkeit, Gesundheit


2012 ist das„Lexikon des systemischen Arbeitens“ im Carl-Auer-Verlag erschienen, herausgegeben von Jan V. Wirth und Heiko Kleve. Da ein Lexikon nie vollständig ist und das Internet mittlerweile bequeme Möglichkeiten der Erweiterung bietet, hat der Verlag nun in seiner„Machbar“ kostenlose Zusatzartikel von Dirk Baecker, Jürgen Kriz, Ulrich Pfeifer-Schaupp und Jürgen Beushausen als PDF online gestellt. Dirk Baecker beschäftigt sich mit dem Begriff der Führung, Jürgen Kriz mit Akzeptanz, Ulrich Pfeifer-Schaupp mit Achtsamkeit und Jürgen Beushausen erklärt den Begriff der Gesundheit.

26. März 2014
von Tom Levold
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Das Versagen der Diplomatie

Jeden Tag führen neue bedrückende Nachrichten aus der Ukraine und von den weltpolitischen Akteuren vor Augen, wie – und in welch atemraubenden Tempo – die gegenwärtigen geopolitischen Auseinandersetzungen eskalieren. Von allen Seiten wird Öl ins Feuer gegossen, und es ist schon bemerkenswert, dass in diesen Tagen ein Wort wie„Russlandversteher“ zum Schimpfwort werden kann, als sei es eine Schande, etwas verstehen zu wollen – ganz unabhängig davon, wie man schließlich die russische Politik zu bewerten hat. Um die Dynamik solcher geopolitischen Auseinandersetzungen verstehen zu können, bedarf es es doch etwas größerer Anstrengung hinsichtlich der Erfassung der historischen, sozialen, geografischen, ökonomischen, ethnischen und politischen Zusammenhänge als viele unserer Politiker an den Tag zu legen scheinen. In diesem Zusammenhang gewinnt ein Buch aus dem Jahre 1999 dramatisch an Aktualität, nämlich Vamik D. Volkans Buch über„Das Versagen der Diplomatie. Zur Psychoanalyse nationaler, ethnischer und religiöser Konflikte“, das im Psychosozial-Verlag erschienen ist. Volkan ist in Zypern geborener Türke, der früh in die USA ausgewandert ist, wo er als Psychiater und Psychoanalytiker das  »Center for the Study of Mind and Human Interaction« an der University Virginia gründete. Der Verlag schreibt: „Das neue Buch Vamik D. Volkans schlägt die fehlende Brücke zwischen psychoanalytischen Konzepten und der traditionellen Vorstellungswelt von Diplomaten, Historikern, Politologen und Sozialwissenschaftlern. Diese Brücke schafft einen neuen Zugang zum brisanten Thema ethnischer, religiöser und kultureller Unterschiede, die mit der Identität von Großgruppen eng verknüpft sind. (…) Volkan nutzt sein klinisches Wissen und seine Erfahrung aus 25-jähriger Arbeit mit Großgruppen in konfliktgeschüttelten und traumatisierten Gesellschaften, um eine pragmatisch orientierte Studie der Dynamik von Großgruppen vorzulegen. Er stellt neue theoretische Konzepte und ihre praktische Anwendung vor. Sie ermöglichen uns ein besseres Verständnis für die Interaktion von Großgruppen im Frieden wie in Krisenzeiten.“ Caroline Neubaur stellte in einer Rezension für die F.A.Z. im Jahre 2000 fest: „Viele der Diagnosen, die er stellt, sind ohne psychoanalytisches Vokabular formuliert, und sympathischerweise gehen politologische und psychoanalytische Urteile bei ihm oft durcheinander. Das heißt nicht, dass Volkan nichts von der Psychoanalyse verstünde. Im Gegenteil. Er schreibt jedoch nicht als Dogmatiker oder Theoretiker, sondern wie Buddha als Lebenspraktiker: Vor allem will er sich den Politikern und ihren Ratgebern verständlich machen, die täglich mit den Dynamiken von Großgruppen zu tun haben, und setzt deshalb auseinander, ‚auf welchen politischen und gesellschaftlichen Wegen Großgruppen konkret ihre Identität wahren und schützen““. Ronald Milewski hat das Buch für systemagazin gelesen und empfiehlt es nachdrücklich zur Lektüre. Sein Resümé: „Mit der von Volkan zur Verfügung gestellten psychoanalytischen „Linse“ lassen sich der von Putin beklagte „Zusammenbruch der Sowjetunion“, die darauffolgenden Prozesse bis hin zu den aktuellen Ereignissen aus einer vertieften Perspektive lesen. Dazu bieten sich u. a. sein Modell des „gewählten Traumas“, sein Konzept der Großgruppentrauer und das traumatisierter Gesellschaften an. Gleichermaßen hilfreich ist seine Darlegung des Zusammenhang zwischen der „inneren Welt des Führers“ und der Großgruppenidentität. Hinsichtlich einer Analyse des Verhaltens der Diplomatie nützlich ist die Unterscheidung zwischen Vigilanz, Hypervigilanz und defensiver Vermeidung sowie die Überprüfung der Bereitschaft und Fähigkeit, auf politischer bzw. diplomatischer Ebene unbewusst motivierte Widerstände und Abwehrmechanismen ins Kalkül zu ziehen.Sein Buch ist gut lesbar, seine Modellbildung ist stets der praktischen Umsetzbarkeit verpflichtet. (…) Aus den zahlreichen, von Volkan angeführten historischen Beispiele vergleichbarer Ereignisse, der Darstellung sich anschließender Formierungen sowie der exemplarischer Diskussion konstruktiver Wendungen ergeben sich andererseits Anregungen zu einem Umgang mit Konfliktsituationen. So liefert Volkan mit dem „Baum-Modell“ des CMHI, wie es in Estland angewendet wurde, ein tiefenpsychologisch fundiertes systemisches Modell zur gemeinschaftlichen Bearbeitung konfliktbesetzter Veränderungen auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen. Er diskutiert darüber hinaus die im Prozessablauf auftauchenden und aus seiner Sicht weitgehend unbewusst motivierten Stolpersteine sowie Möglichkeiten zu deren Überwindung.“
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25. März 2014
von Tom Levold
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Qualitative Forschung in der systemischen Therapie und Beratung

Das aktuelle Heft des Kontext ist dem Thema „Qualitative Forschung“ gewidmet. Im Editorial heißt es: „Mit dem thematischen Schwerpunkt unseres ersten Heftes im neuen Jahr fokussieren wir eine Forschungsrichtung, die üblicherweise mit der Bezeichnung »qualitativ« gefasst wird. Qualitative Forschung hat den Anspruch, die Sinnhaftigkeit sozialen Handelns und die Regeln sozialer Interaktionen in den Blick zu nehmen. Damit folgt qualitative Forschung einem Grundverständnis von sozialen Interaktionen und Handlungen, das mit systemischen Konzepten sehr gut in Einklang zu bringen ist. Auch systemisches Denken betont den Konstruktionscharakter, die Kontextbezogenheit und die interaktive Einbettung aller Handlungen. Betrachtet man systemische Zugänge in dieser Weise als interaktionsbezogen, reflexions- und kontextorientiert, dann ließe sich durchaus auch die Forderung begründen, dass systemische Forschung eigentlich »qualitativ« ausgerichtet sein müsste. Allerdings führen diese und ähnliche Forderungen in der Konsequenz eher in eine wenig hilfreiche Polarisierung, wie die langen und heftigen ideologischen Debatten zwischen Verfechtern von qualitativen und quantitativen Paradigmen zeigen. In neueren methodologischen Debatten heißt das Zauberwort daher »mixed methods«, mit dem sich der Anspruch verbindet, qualitative und quantitative Forschungszugänge klug und sinnvoll zu verbinden. Auch wenn sich dem versöhnlichen Grundton dieses Konzepts einiges abgewinnen lässt, orientieren sich die Beiträge in diesem Heft an einem ausschließlich qualitativen Forschungsverständnis.“ Werner Vogd, Sabine Kirschenhofer, Verena Kuttenreiter und Marc Weinhardt haben Beiträge zum Heft geliefert. Darüber hinaus gibt es neben Tagungsberichten und Rezensionen auch noch ein schönes Gespräch, das Petra Bauer und Marc Weinhardt mit Hans Jellouschek über dessen paartherapeutisches Konzept geführt haben.
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24. März 2014
von Tom Levold
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Mentale Modelle und ihre Bedeutung

In der Zeitschrift„Schriften zur Symbolforschung“ ist in Band 13 („Sinnbildlich schief: Missgeschicke bei Symbolgenese und Symbolgebrauch“) 2003 ein interessanter Aufsatz von Karin Moser (Foto: www.roehampton.ac.uk) erschienen, der sich mit den kognitionspsychologischen Grundlagen des (Miss-)Verstehens beschäftigt. Karin Moser ist Sozial- und Organisationspsychologin und lehrt gegenwärtig an der University of Roehampton in London. Sie wurde durch mehrere metapherntheoretische Arbeiten bekannt. Auch dieser Beitrag bezieht sich auf die Funktion von Metaphern in der organisationsbezogenen Kommunikation. Im abstract heißt es: „Was braucht es, dass das subjektive Gefühl entsteht, jemanden oder einen Sachverhalt verstanden zu haben? Was muss gegeben sein, dass etwas hinreichend gut verstanden wird, um als Handlungsgrundlage für das Entscheiden, Planen und Lösen von Problemen dienen zu können? Und was ist damit umgekehrt die Grundlage für potentielle Missverständnisse und Fehlhandlungen? Im folgenden Beitrag werden zunächst zwei in der Kognitionspsychologie verbreitete theoretische Positionen dargestellt – Verstehen über Propositionen und Verstehen über mentale Modelle –, wobei vertiefend auf die Relevanz mentaler Modelle für das Verstehen von sprachlichen Äusserungen eingegangen wird. Ein für die Prozesse des Verstehens wichtiger Spezialfall mentaler Modelle sind Metaphern, die im Gegensatz zu anderen sprachlichen Formen der Wissensrepräsentation auch eng mit bildhaftem Denken verbunden sind. Anhand von Untersuchungen im betrieblichen Umfeld wird erläutert, welche Funktionen Metaphern für Prozesse des Verstehens und Missverstehens im Rahmen von Wissenskooperation und Wissensaustausch in Unternehmen und Organisationen haben können.”
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23. März 2014
von Wolfgang Loth
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Eine Frage der Motivation: Theorie der Selbstbestimmung

Seit Mitte der 1970er Jahre haben Edward Deci und Richard Ryan zum Thema Motivation, genauer zur Entwicklung motivationaler Haltungen im Kontext individueller und sozialer Wechselwirkungen geforscht, gelehrt und publiziert. Die beiden arbeiten an der renommierten University of Rochester (Foto: www.rochester.edu) und mittlerweile ist das Feld weit geworden, in dem sich ihre Konzepte und Forschungsergebnisse als fruchtbare Anregungen erweisen (siehe Rezension in systemagazin). Kernstück ist nach wie vor die Annahme der angeborenen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Bezogenheit und Kompetenz, sowie die Annahme, dass sie nur in ihrer Gesamtheit betrachtet werden sollten. Nur im Blick auf ihre stets aufeinander bezogenen Wechselwirkung lassen sich gemäß Ryan und Deci brauchbare Aussagen über sinnstiftende Lebensweltkonzepte und ihre motivierenden (im Wortsinn: bewegenden) Eigenschaften treffen. Aus dieser Perspektive haben Deci und Ryan eine umfassendere „Makrotheorie menschlicher Motivation, Entwicklung und Gesundheit“ erarbeitet (informative Skizze in: Canadian Psychology 49(3): 182-185, 2008; im Volltext hier). Das als eine Art Markenzeichen verwendete „self-determination theory“ verstehe ich dabei eher als ein Kürzel. Die Selbstbestimmung macht „an sich“, gerade auch wegen der von den Autoren immer wieder betonten sozialen Verknüpfung eher wenig Sinn. Im Prinzip steht das Kürzel für eine Perspektive, in der persönlich-individuelle und soziale, inklusive gesellschaftliche Grundlagen gestärkt werden sollen, die ein öffnendes, wertschätzendes und  kreatives Miteinander erlauben und fördern. Die daraus gestärkt erwachsende Erfahrung der Selbstwirksamkeit ist dann keine Eigenschaft gegen andere (Wettbewerbs- und Konkurrenz-Push), sondern für und mit anderen (Kooperations-Bias). Einen Überblick über das mittlerweile bestellte Feld ermöglicht die website von selfdetermination.org. In deutscher Sprache liegt ein (leider bei der Digitalisierung an manchen Stellen etwas verhunzter) Text vor, in dem Deci und Ryan „Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik“ diskutieren (in: Zeitschrift für Pädagogik 39(2): 224-238, 1993). Das Konzept selbst, sowie empirische Befunde aus Labor- und Felduntersuchungen werden vorgestellt, sowie sich daraus ergebende Schlussfolgerungen für die pädagogische Praxis dikutiert. Die Autoren bezeichnen ihre Theorie als eine dialektische, „weil eine permanente interaktive Beziehung zwischen diesem organismischen lntegrationsprozeß und den Einflüssen der sozialen Umwelt unterstellt wird“. Als Querverbindung zu pädagogischen Konsequenzen lässt sich u.a. die folgende Aussage lesen: „Im Bemühen, sich mit anderen Personen verbunden zu fühlen und gleichzeitig die eigenen Handlungen autonom zu bestimmen, übernimmt und integriert die Person also Ziele und Verhaltensnormen in das eigene Selbstkonzept. Voraussetzung dafür sind Angebote und Anforderungen in einem akzeptierten sozialen Milieu, das die entsprechenden Verhaltenstendenzen verstärkt“ (S.4). Der Aufsatz ist im Volltext verfügbar
und zwar hier