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Funktion von Lächerlichkeit im Erziehungssystem

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Am Rande der epochalen Umstellung der Gesellschaft von der Schichtordnung auf den Typus der funktionalen Differenzierung tritt ein seltsames Phänomen auf, nämlich daß die Systeme (mitunter auch nur: die sozialen Kontexte), die sich auf Personenbewirtschaftung eingestellt haben, Schwierigkeiten haben, ernstgenommen zu werden. Ob es nun um Erziehung, Soziale Arbeit oder um Psychotherapie im weitesten Sinne geht – die jeweiligen Primärrollen sind allesamt längst ironisierbar geworden. Das gilt insbesondere für das Erziehungspersonal der Schulen, das nach einer langen Karriere eher liebenswert feuerzangenbowlenartiger ‚Originalisierung’ nun angekommen ist nicht nur in der heiteren und klaren Welt des Humors oder der Ironie, sondern auch und entschieden in einer der Schmähung, der Herabwürdigung, der sozialen Ächtung, kurz, in der Welt einer Statusdegeneration, die wohl ihresgleichen sucht“ So beginnt ein Text des Systemtheoretikers Peter Fuchs mit dem Titel „,El Caballero de la Triste Figura‘ – Zur Funktion von Lächerlichkeit im System der Erziehung“. Im weiteren Verlauf heißt es:„Die These ist, daß das System der Erziehung eine fungierende Anthropo-Ontologie pflegt, die das, was in der funktionalen Differenzierung als soziale Adresse zustande kommt, nicht deckt. Das Adressenformular des Systems sieht zwar Einträge vor wie Individualität, Autonomie, Selbstreferenz, die im Zuge funktionaler Differenzierung bis an den heutigen Tag sozial plausibel sind (es geht also nicht: um eine antiquierte Tradition, nicht darum, der Erziehung ihre Nicht-Modernität nachzuweisen). Aber dieses Formular ist, wie wir sagen wollen, eine scharfe Reduktion der Komplexität, eine Spitzenleistung der Simplifikation, wenn man es in die polykontexturale Differenzierungstypik der Gesellschaft einbaut“ In der Folge führt das, so Fuchs, zu einer gewissen Unüberzeugtheit des Erziehungspersonals, verbunden mit Larmoyanz und einer Appellkultur:„dann bleibt nur noch das Beschwören via Appell an Affekte, an die Vernunft und an die mögliche Enttäuschung der Erzieher mit der Hoffnung auf korrespondierende Scham beim Edukanden. Kurz: Das System gönnt sich zunehmend Sentimentalität, und wenn dies wahrgenommen wird durch die weitaus weniger sentimentale Öffentlichkeit, stellt sich der Eindruck des Närrischen ein. Der Erzieher wird zum Caballero de la triste figura“
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