Nun, in Familienunternehmen unternehmen die Familien allerhand. Diesem Thema ist auch das erste Heft des aktuellen Jahrgangs der Familiendynamik gewidmet, herausgegeben von Heiko Kleve und Arist von Schlippe. In ihrem Editorial schreiben sie: „Die BWL schaut auf Unternehmen aus einer Perspektive der Effizienz und Gewinnmaximierung. Für das Verständnis von Familienunternehmen reicht dieser Blick jedoch nicht aus. Hier geht es darüber hinaus um psychosoziale Faktoren, mit denen die familiären Eigentümer die ihnen angeschlossenen Unternehmen nachhaltig prägen. Wer Familienunternehmen verstehen will, der muss die transgenerationale Logik von Familien und die sich daraus ergebenden systemischen Muster beschreiben können. Familienunternehmen sind damit ein typisch transdisziplinärer Praxis- und Forschungsbereich: Unterschiedliche Professionen und Disziplinen sind gefordert, ihre Perspektiven so zusammenzuführen, dass diese Unternehmens- und Familienform in ihrer Vielschichtigkeit begriffen werden kann. Die Familiendynamik hatte bereits in den Heften 4/2001 und 1/2010 diese Unternehmensform in den Blick genommen. Nun liegt mit der aktuellen Ausgabe das dritte Heft zu diesem Feld vor. Offenbar müssen immer wieder neun Jahre vergehen, bis dieses Thema auf die Tagesordnung gelangt … Im Jahre 2001 standen Beiträge im Mittelpunkt, in denen das Spannungsverhältnis von Familie und Unternehmen untersucht wurde. Fritz B. Simon formulierte dies im Titel seines Beitrags pointiert so: »Geld oder Liebe«. Im Kontext von Familienunternehmen handelt es sich jedoch nicht um sich wechselseitig ausschließende Alternativen, sondern um eine Parallelität: Geld und Liebe müssen in ein passendes Verhältnis zueinander gesetzt werden. 2010 wurden diese grundsätzlichen Fragestellungen und Positionierungen dazu bereits vorausgesetzt. Forschung und Theorieentwicklung zu Familienunternehmen hatten sich international und auch in Deutschland etabliert. Als Pionier ist hier das Wittener Institut für Familienunternehmen an der Universität Witten / Herdecke zu nennen, wo ab 1998 zunächst Fritz B. Simon und Rudolf Wimmer sowie ab 2005 Arist v. Schlippe den systemischen Blick auf diese Unternehmens- und Familienform etablierten. Daher ging es in der Ausgabe 2010 nicht mehr um die basalen Bestimmungen des Gegenstandes, sondern um spezifischere Probleme von Familien, für die ein Unternehmen als Kontext ihrer alltäglichen Lebens- und Kommunikationsvollzüge nachhaltige Bedeutung hat.
In der aktuellen Ausgabe ist nun der Vertreter der dritten Generation der systemischen Wittener Perspektive als Mitherausgeber an Bord: Heiko Kleve hat im Juli 2017 den Lehrstuhl für Organisation und Entwicklung von Unternehmerfamilien übernommen. Bereits der Titel zeigt: Jetzt steht explizit die Unternehmerfamilie im Zentrum des Interesses. Denn eine Erkenntnis aus über 20 Jahren Forschung ist, dass eine Theorie des Familienunternehmens immer auch eine Theorie der Unternehmerfamilie sein muss.“
Außerdem gibt es im Heft noch einen Beitrag über Cybermobbing, einen Text über die systemisch-narrative Therapie und einen Artikel über die Praxis des Offenen Dialogs im Umgang mit Psychosen. Alle bibliografischen Angaben und abstracts gibt es hier…