5. Januar 2015
von Tom Levold
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Haja (Johann Jakob) Molter (Düsseldorf), Karin Nöcker (Frechen):
Zum Aufblühen von Kulturen kommt es, wenn auf eine Frage
von heute eine Antwort von morgen gegeben wird. Zum
Niedergang von Kulturen kommt es, wenn auf ein Problem
von heute eine Antwort von gestern gegeben wird.
Arnold Toynbee
„Unterschiede, die einen Unterschied machen“ (Bateson), ist ein immer wieder gern zitierter Glaubenssatz in der systemischen Praxis.
Haja Molter
„Deutschland hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der beliebtesten Einwanderungsländer Europas entwickelt. In den 50er- und 60er-Jahren erfolgte die Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland überwiegend aufgrund der Anwerbung von Arbeitsmigranten, in den 70er- und 80er-Jahren insbesondere durch den Familiennachzug. Seit den 90er-Jahren treten andere Wanderungsmotive in den Vordergrund. Hier sind deutschstämmige (Spät-)Aussiedler, Asylsuchende und Flüchtlinge sowie neue Formen der Arbeitsmigration, insbesondere Werkvertrags- und Saisonarbeitnehmer, zu nennen.
Zwischen 1991 und 2010 wanderten insgesamt 18 Millionen Menschen nach Deutschland ein.“ (Demografiebericht 2011, S.25)
Karin Nöcker
Schaut man auf die Zahlen, fragen wir uns, ob der oben zitierte Glaubenssatz „Unterschiede, die einen Unterschied machen“ für die systemische Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen allein hilfreich ist, um in Kooperation zu kommen. Die nicht zu übersehenden Unterschiede, die sich bei Menschen aus anderen Kulturen im Verhältnis zu uns zeigen, bekommen eine immens überhöhte Bedeutung.
- Wie lassen sich diese Unterschiede mit dem Diktum: „alle Menschen sind gleich“ vereinbaren?
- Wie lässt sich die Paradoxie Gleichheit und Differenz versöhnen?
In der Begegnung haben beide Seiten gleichermaßen eine Anpassungsleistung zu vollbringen. Diese Anpassungsleistung wird häufig nicht beobachtet und außer Acht gelassen, obwohl sie alle an der Begegnung Beteiligten leisten müssen.
Der Begriff der Transkulturalität (Welsch 2002) greift dieses Dilemma auf. Damit ist gemeint, dass es notwendig ist, ein vielfältiges Verständnis für Kulturen zu erzeugen und den Blick nicht auf Ausgrenzung, sondern auf Anpassungsmöglichkeiten zu legen und somit nach Möglichkeiten für einen kulturellen Austausch zu suchen. Damit ist nicht Integration gemeint, sondern es geht darum, die Phänomene der Unterschiedlichkeit zu inkludieren. Weiterlesen →