
Almute Nischak
Normalerweise denken wir bei Migration an Ein- und Zuwanderer, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen und hier mit den entsprechenden Herausforderungen, die mit einer Eingliederung verbunden sind, zu kämpfen haben. Daneben gibt es aber auch noch ganz andere Formen der Migration. Almute Nischak (Foto: www.nischak.com), Ethnologin und Systemische Therapeutin hat sich in einer Forschungsarbeit mit der Migration von Deutschen, Schweizern und Österreichern nach Italien beschäftigt – diese „unterscheidet sich dabei von der Arbeits- und Armutsmigration in Himmelsrichtung, Triebkraft und Motivation der Menschen. Die alternative Migration, wie ich diese Form der Auswanderung bezeichne, führt dabei von einem Land des Wohlstands in ein anderes Land des Wohlstands“. Migration ist immer eine Entscheidung, die sowohl vor einem individuell-biografischen wie vor einem mehrgenerationalen Hintergrund betrachtet und verstanden werden kann. Im Editorial ihres Artikels, der 2003 in der Zeitschrift systhema erschienen ist, schreibt Nischak: „Ausgangspunkt dieses Artikels ist eine ethnologische Forschung in der ,endlos weiten Wunschlandschaft’ der Toskana. Ich wollte ergründen, weshalb Menschen dorthin auswandern und ob zwischen den Migrationserfahrungen der Groß- und Urgroßeltern und dem Integrationsverhalten der Kinder dieser Familien ein Zusammenhang besteht. Dazu habe ich das ,Konzept der (um die Herkunftsfamilie) erweiterten Biografie’ entwickelt, das auf einer generationenübergreifenden biografischen Perspektive basiert. Drei ausgewählte Lebensgeschichten zeigen, dass das Bewältigen von Migration und Integration für das Individuum – betrachtet man es im Spannungsbogen zwischen Familie und Kultur – auf den Weltbildern von Generationen aufbaut“. Den vollständigen Artikel können Sie hier lesen…



In einem frühen Text von 1984, der bislang außer auf der Website des Autors nicht veröffentlicht worden ist und der einen Vortrag auf den 20. Hamburger psychiatrisch-medizinischen Gesprächen zur Grundlage hat, setzt sich Kurt Ludewig mit der Problematik des Symptombegriffs in der Diagnostik auseinander und versucht eine Umdeutung: In der Einleitung heißt es: „Die Bedeutung von Verhaltensweisen entsteht bekanntlich in sozialen Kontexten, und zwar je nachdem, wie diese von den Beteiligten wahrgenommen und eingeschätzt werden. Umdeuten heißt hingegen, die kontextuellen Bedingungen, unter denen gedeutet wird, zu verändern. Denn, in einen neuen Kontext eingebettet, wird eine bis dahin geltende Bedeutung zunächst verstört und alsdann von einer anderen abgelöst. In meinem Versuch, den Begriff Symptom umzudeuten, werde ich diesen in einen anderen als den bislang üblichen psychopathologischen Kontext einbetten. Symptome, die immer soziale Deutungen sind, werden mit Blick auf die soziale Interaktion betrachtet und daher in den sozialen Kontext eingebettet, in dem sie entstehen, nämlich in „klinischen“ Beziehungen, d.h. in solchen Beziehungen, in denen diagnostisch und therapeutisch gearbeitet wird.“