16. März 2015
von Tom Levold
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Joachim Hinsch
Dass Joachim Hinsch heute seinen 70. Geburtstag feiert, mag einem, der ihn gut kennt, nicht wirklich in den Kopf kommen. Siebzig? Unmöglich. Aber da ich vor 10 Jahren mit ihm seinen 60. und vor fünf Jahren seinen 65. Geburtstag in Wien feiern durfte, muss es wohl stimmen. Und da ich dieses Mal nicht in Wien sein kann, bleibt mir nur, meine Glückwünsche auf diesem Wege im systemagazin zu übermitteln. Obwohl Joachim Hinsch Hamburger ist, ist er in der deutschen systemischen Szene weniger präsent und eher über seine Publikationen bekannt (z.B. als Mit-Herausgeber eines Buches über Paartherapie und Identität). Zum Studium der Psychologie ging er nach Wien und wurde dort Österreicher mit Hamburgischem Akzent, dem er bis heute treu geblieben ist. Über seinen Namen bin ich erstmals 1988 gestolpert, als ich einen wunderbaren Artikel im damals richtungsweisenden (von Ludwig Reiter, Stella Reiter-Theil und Ewald Johannes Brunner bei Springer herausgegebenen) Band „Von der Familientherapie zur Systemischen Perspektive“ fand, den er mit Egbert Steiner, Ludwig Reiter und Hedwig Wagner verfasst hatte und der sich mit der Dynamik der Fallbearbeitung in der Jugendhilfe aus einer Luhmannschen Perspektive beschäftigte. Diese Namen musste ich mir merken, zumal ich kurz danach zum ersten Mal nach Wien auf einen systemischen Kongress eingeladen wurde, wo ich Joachim das erste Mal auch persönlich (von weitem) kennenlernte. Kurz danach lud mich Ludwig Reiter zu einer anderen Veranstaltung nach Wien ein, was mit einer Einladung in das (in Wien legendäre) Institut für Paar- und Familientherapie in der Praterstraße verbunden war, das damals noch von Ludwig Reiter geleitet wurde, und bei der ich die Wiener KollegInnen (und eben auch Joachim Hinsch) näher kennenlernen durfte: die Verbindung war damit gebahnt und auf Dauer gestellt. Bis wir Freunde wurden, verging noch einige Zeit: Gut‘ Ding will eben Weile haben – und braucht Gelegenheiten.
Die hatten wir dann in den letzten 20 Jahren immer wieder und ich bin froh über die vielen befruchtenden und immer lebendigen professionellen Begegnungen und noch viel mehr über unsere persönliche Freundschaft mit vielen Besuchen und auch gemeinsamen Urlauben, die die Entfernung überbrücken halfen! Für die vielen bereichernden Einladungen zu Seminaren, Tagungen und Workshops (bei der ÖAS) bin ich sehr dankbar. Deine Lust auf Neues ist immer wieder ansteckend, Deine Klugheit und Deine Fähigkeit, theoretische Erkenntnisse mit Lektüreerlebnissen aus der Belletristik anzureichern und zu erweitern, verblüffend (danke für die vielen Lesetipps) und Deine Herzlichkeit und Wärme einfach umwerfend. Die 70 sieht man Dir schon äußerlich nicht an, aber innerlich hast Du erst recht nichts von Deiner Jugendlichkeit verloren. Niemand kann so gut positiv konnotieren wie Du (Deine Dopamin-Duschen sind nicht zu toppen), ohne in leere Schmeichelei zu kippen. Eitelkeit ist Dir fremd. Dabei bist Du ein genialer Tiefstapler und verstehst wie kein zweiter, andere ins rechte Licht zu rücken und Menschen, die Dir am Herzen liegen, nach Kräften zu fördern – und das sind ziemlich viele!
Für die Österreichische Systemische Szene hast Du ganz Großartiges geleistet, der Dank dafür ist Dir gewiss. Als Therapeut, Funktionär und Chef bist Du für viele ein Vorbild. Und dass Du von den vielen Bestätigungen, die solche öffentlichen Tätigkeiten mit sich bringen, auch ganz einfach Abschied nehmen kannst und eine schöne Balance von guter Sorge um Deine Klienten (in Deiner nach wie vor gut gefüllten Privatpraxis) und guter Sorge um Dein Wohlsein und das Deiner Familie finden kannst, hast Du in den vergangenen Jahren auf bewundernswerte Weise all Deinen Freunden und Kollegen gezeigt.
Lieber Joachim, es ist schön, mit Dir befreundet zu sein. Gemeinsam mit anderen Wegbegleitern wünsche ich Dir an dieser Stelle alles Gute zum Geburtstag und hoffe, dass uns alle Deine Fähigkeiten und Deine Zuneigung auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben!
Ganz herzliche Grüße
Tom
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