Im Interamerican Journal of Psychology erschien 2006 ein Interview, das Carla Guanais vom Centro Universitário Barão de Mauá, Ribeirão Preto, in Brasilien mit Sheila McNamee führte, einer der wichtigsten Vertreterinnen des Sozialkonstruktionistischen Ansatzes in Psychologie und Psychotherapie. Sie ist Professor of Communication an der University of New Hampshire and Mitbegründerin sowie Vizepräsidentin des Taos Institute. Im abstract zum Interview heißt es: „In this interview, Sheila McNamee presents an important review of her trajectory in both the fields of communication and psychotherapy. She presents a personal history of the emergence of social constructionism and its applications in psychotherapy, specifically in Family Therapy. In this journey, she describes important features of a social constructionist discourse, pointing to its central assumptions and inviting voices of different authors into a dialogue, through which a broader, pragmatic view of social constructionist discourse emerges. She also addresses present dilemmas and issues in the field such as the possibility of a “social constructionist therapy,” the idea of “theories as conversational resources”, and the notion of psychological change. Finally, Sheila McNamee talks about how she conceives the future of social constructionism, inviting us to remain engaged in dialogue about its limits and possibilities, thus entertaining different scenarios, imagining and creating its future and bridging incommensurate discourses with other theories and practices.“
Das vollständige Interview kann hier gelesen werden…

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF)
Bevor das erste Heft der Zeitschrift „Systeme“ des Jahrgangs 2016 an den Start geht, möchte ich noch auf die ertragreichen beiden Hefte des vergangenen Jahrgangs hinweisen. In Heft 1 fragt Hans Lieb „Was muss eine Systemtherapie im Gesundheitswesen bewältigen, um eine Systemtherapie im Gesundheitswesen zu bleiben?“, eine Frage, die die Systemische Therapie in den kommenden Jahren noch verstärkt umtreiben wird. Ein weiterer Text von Sybille Vosberg befasst sich mit dem „weitgehend unbestellten Feld“ der systemisch-lösungsorientierten Begutachtung in familiengerichtlichen Verfahren. Ein ziemlich gewagter Artikel von Simon Springmann versucht, „mögliche Anknüpfungspunkte zwischen Nietzsches perspektivischem Denken und dem systemlschen Ansatz“ zu finden. In Heft 2 fordert Klaus Ottomeyer, angesichts der kapitalistischen Krise in Zeiten des Neoliberalismus Individuen als „Arbeitende, als Liebende und als Kämpfende eine je spezifische soziale Anerkennung“ zuteil werden zu lassen. Ulrike Borst macht einem sehr verbreitenswerten Text über „Ethik in der Psychotherapie aus systemischer Perspektive“ klar, das „Nicht alles geht“! Zwei weitere Texte beziehen sich auf die Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen aus entwicklungspsychologischer Sicht (Fabienne Becker-Stoll) und auf Kriegsenkel in Therapie und Beratung (Ingrid Meyer-Legrand). Schließlich ist noch ein Tagungsbericht zur SG-Jahrestagung 2015 in München zu erwähnen (Florian Wiedemann), die ganz dem Change-Management-Ansatz von Otto Scharmer („Theorie U“) gewidmet war. Als schöner Kontrast schließt das aktuelle Heft mit einer sehr lesenswerten Kritik der Theorie U ab, die Stefan Kühl auf der Tagung vortrug und die erfreulicherweise mit diesem Heft auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Darüber hinaus enthält der Jahrgang auch wieder zahlreiche gehaltvolle Rezensionen (die meisten vom Rezensionsaltmeister und systeme-Spiritus Rector Wolfgang Loth) und leistet damit auch wieder einen wunderbaren Beitrag gegen den Niedergang der Rezensionskultur in unseren Breitengraden.

Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) und die Systemische Gesellschaft (SG) vergeben erstmals gemeinsam einen systemischen Forschungspreis. Der mit 3000 Euro dotierte Preis wird auf einer internationalen systemischen Forschungstagung im März 2017 verliehen. Bewerbungen sind ab sofort möglich.