Heute feiert Cornelia Oestereich (Foto: www.carl-auer.de) ihren 65. Geburtstag – und systemagazin gratuliert von Herzen. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie bekannt als Vorsitzende der Systemischen Gesellschaft, ein Amt, das sie von 2005 bis 2013 innehatte. Dem systemischen Feld war sie da schon lange verbunden. Als Psychiaterin, Psychotherapeutin und Familientherapeutin verfügt sie über langjährige klinische Erfahrungen mit Patienten in psychiatrischen Kontexten, in der psychiatrischen Versorgung vertrat sie eine systemische Perspektive weithin über ihren unmittelbaren Einflussbereich als Chefärztin der Klinik für Allgemeinpsychiatrie und Psychotherapie in Wunstorf bei Hannover hinaus. Schon früh machte sie die Beschäftigung mit kulturellen und interkulturellen Fragen, mit Migrationsproblemen und insbesondere die Arbeit mit traumatisierten Patienten zu ihrem zentralen Anliegen. In diesem Zusammenhang war sie an der Entwicklung und Etablierung interkultureller (systemischer) Behandlungskonzepte in der stationären wie ambulanten Psychiatrie, gerade auch unter Einbezug von Dolmetschern und Sprachmittlern. Von 1994 bis 2007 war sie als Vorstandsmitglied des Ethnomedizinischen Zentrums Hannover tätig. An der Umsetzung des Forschungsprogramms zur Entwicklung systemischer Behandlungskonzepte in der stationären Akutpsychiatrie (SYMPA) war sie mit ihrer Klinik maßgeblich beteiligt. Neben Klinik und Forschung ist sie seit langen Jahren als Lehrtherapeutin und Lehrende Supervisorin (SG) am Niedersächsischen Institut für Systemische Therapie und Beratung in Hannover tätig, ihre Erfahrungen sind auch in ihre vielfältigen Publikation eingeflossen. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Mit ihrer herzlichen und zugewandten Art hat sie nicht nur in der Zeit ihrer Vorstandstätigkeit die Diskussionen und Prozesse in der Systemischen Gesellschaft geprägt, sondern auch über das systemische Feld hinaus integrierende und verbindende Wirkung entfaltet. Das war keine leichte Aufgabe angesichts der besonderen Bedeutung, die der Frage der sozialrechtlichen Anerkennung der Systemischen Therapie (und die damit verbundenen externen und auch internen Konflikte) für die systemischen Verbände gerade während ihrer Amtszeit zuwuchs. Mit ihrer persönlichen Integrität und Authentizität ist es ihr dabei immer gelungen, inhaltliche Kontroversen auf wertschätzende Weise in Gang zu bringen und auszubalancieren. In den letzten Jahren hat sie sich verstärkt mit der Frage der ethischen und politischen Wertvorstellungen beschäftigt, die in der systemischen Szene in Hinblick auf die gesellschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre und der Gegenwart immer noch eine deutlich unterbewertete Rolle spielen. Cornelias Stimme ist hier besonders wichtig.
Liebe Cornelia, dass wir Deine Stimme zu diesen und anderen Themen auch weiterhin laut und vernehmlich hören können, wünsche ich mir und Dir von Herzen. Zum Geburtstag alles Gute, Gesundheit, Tatkraft und Entschlossenheit, die richtigen Dinge zu tun – und vernehmlich zu tun.
Herzliche Glückwünsche, auch dieses Mal wieder im Konzert mit anderen Gratulanten
Tom Levold
Herausgeber systemagazin