Mit der Frage, warum viele langjährige Partnerschaften zerbrechen und andere nicht, beschäftigt sich die schweizerische Psychologin Pasqualina Perrig-Chiello in ihrem neuen Buch „Wenn die Liebe nicht mehr jung ist“. Jochen Leucht, Leiter des Freiburger Tandem-Institutes hat das Buch für systemagazin gelesen. Am 22.1. wird im Tandem-Institut übrigens ein DGSF-Fachtag mit Pasqualina Perrig-Chiello stattfinden, nähere Informationen gibt es hier.
Jochen Leucht, Freiburg:
Die Psychologieprofessorin Pasqualina Perrig-Chiello hat über einen Zeitraum von sechs Jahren 2000 Personen in der Schweiz zu ihrer Partnerschaft befragt: 1000 spät geschiedene und 1000 verheiratete Paare. Die Ergebnisse ihrer Studie über Beziehungen im Allgemeinen und Ehen im Besonderen sind im Juni 2017 in dem Buch „Wenn die Liebe nicht mehr jung ist: Warum viele langjährige Partnerschaften zerbrechen und andere nicht“ erschienen. Lesen sollten das Buch vor allem Männer – sie werden in langjährigen Ehen vorzugsweise von ihren Frauen verlassen. Und Obacht: Scheidungen sind ansteckend!
Die Schweizer Sonntagzeitung schreibt zu dem Buch: „Es ist ein grossartiges, erfrischendes, verblüffendes Buch über Beziehungen, das sich trotz seiner Wissenschaftlichkeit so süffig und leicht liest wie selten ein Sachbuch“.
Pasqualina Perrig-Chiello betritt mit ihrer Studie Neuland. Im Buch finden sich zwar Themen, über welche schon oft und viel geschrieben und geforscht wurde: über Liebesglück und Liebesschmerz; darüber, was partnerschaftlichen Stress ausmacht und wie man ihn überwindet. Auch über die Auswirkungen einer Scheidung auf die Betroffenen wissen wir einiges. Jedoch widmen sich all die wissenschaftlichen Abhandlungen und Ratgeber einer alterslosen Zielgruppe. Der demografische Wandel und der Umstand, dass die Menschen in unseren Breitengraden immer älter werden, führen dazu, dass Partnerschaften heutzutage sechs oder sieben Jahrzehnte andauern können. Die zunehmende Scheidungsrate der lang miteinander verheirateten Paare gibt Hinweise darauf, dass für diese Gruppe die Herausforderungen einfach zu groß werden. Wie kommt es, dass immer mehr Paare nach 20, 30 Jahren Ehe auseinandergehen? Wie überwinden sie den Trennungsschmerz? Gibt es unterschiedliche Muster bei Frauen und Männern? Gibt es ein Rezept für die andauernde Ehe, auch nach 30 Ehejahren? Frau Perrig-Chiello hat sich genau mit diesen Fragen auseinandergesetzt.
Im ersten Teil des Buches wird anschaulich beschrieben, wie sich die Ehe als gesellschaftlich normierte Institution im Laufe der Zeit zu einer individuell gestaltbaren Privatangelegenheit verändert hat. Trotz alledem wird der Ehe gestern wie heute eine existenzielle Wichtigkeit zugeschrieben. Gedanken über Ideal und Realität der Liebesehe münden in die Frage: Was ist die Liebe eigentlich? Und hier folgen anregende und spannende Passagen über die Liebe an sich und wie diese zu verstehen und zu fassen ist – oder eben auch nicht. Liebe ist nicht generalisier- und objektivierbar und trotz aller theoretischen Modelle und Forschungsergebnisse rund um das Thema partnerschaftliche Liebe bleibt ein Teil von Unerklärlichem. Das vorliegende Wissen allerdings hilft zu verstehen, wie sich Liebe im Verlauf einer langjährigen Ehe wandelt und neue Formen annehmen kann, wie sie langsam stirbt oder sich gar in Hass zu verwandeln mag.