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Heute feiert Anni Michelmann ihren 75. Geburtstag und systemagazin gratuliert von Herzen.
Anni Michelmann ist aus der psychotherapeutischen Szene nicht wegzudenken, ihre Bemühungen um die wissenschaftliche und sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Therapie, ihre Beiträge für die Schmiedung von Allianzen zwischen den unterschiedlichsten Akteuren in diesem Feld, die beharrliche Lobby-Arbeit im politischen Feld und ihre Tätigkeit als berufspolitische Vertreterin von DGSF und SG haben ganz wesentlich den Weg zur Etablierung der Systemischen Therapie geebnet. Auch innerhalb der systemischen Verbände war sie mit ihrer Energie, mit der sie diese Politik nicht nur verfolgte, sondern auch mit dem entsprechenden Druck auf die Schiene setzte, eine maßgebliche Akteurin. Wie sie das alles hinbekommen hat, ist mir bis heute schleierhaft geblieben. Die meisten ihrer emails trafen nach Mitternacht, oft erst gegen 3 oder 4 h morgens ein.
Ich habe Anni Mitte der in den 80er Jahren kennengelernt, uns verband die Mitgliedschaft in der DAF, aber darüber hinaus eher wenig. 1986 kam es in Köln auf einem DAF-Treffen zu einer relativ heftigen Auseinandersetzung über die Notwendigkeit der Gründung eines neuen Verbandes, des DFS, Anni und ich waren auf unterschiedlichen Seiten der Debatte, weil eine Reihe von Instituten, u.a. die IGST und die APF, die ich damals vertrat, dem Beitritt zum DFS ablehnend gegenüber standen. Ähnliches wiederholte sich dann im Zuge der Fusion von DFS und DAF zur DGSF, als Kurt Ludewig und ich für die SG die Einladung zur Beteiligung an der Fusion ablehnten. Wir haben uns daher eher kritisch gegenübergestanden.
Näher kennengelernt haben wir uns dann Anfang des Jahrtausends, als DGSF und SG den Auftrag zur gemeinsamen Durchführung der Jahrestagung 2004 der EFTA in Berlin erhielt. Es formierte sich eine Arbeitsgruppe (Anni Michelmann, Gisal Wnuk-Gette, Wilhelm Rotthaus, Friedebert Kröger, Arist von Schlippe, Kurt Ludewig und ich), die über mehrere Jahre diese Tagung, mit 3.500 eine der größten Tagungen einer einzigen Psychotherapie-Richtung in Deutschland, vorbereitete und durchführte. In diesen Jahren lernten wir uns gut kennen und schätzen. Ein spätes Ergebnis dieser wunderbaren Zusammenarbeit war dann 2014 unser Revival als Vorbereitungsgruppe der Systemischen Geschichtswerkstatt, die seit einiger Zeit für jeden frei zugänglich ist.
2003 wurden wir dann als Vertreter von DGSF und SG von der DGSv zu einem Gespräch in Köln gemeinsamen mit Vertretern anderer Supervisions-Fachverbände eingeladen. Wie sich zu unserer Irritation herausstellte, wollte der Vorstand der DGSv dieses Gespräch nutzen, um den anderen Verbänden, die als Konkurrenten betrachtet wurden, anzubieten, ihre jeweiligen SV-Weiterbildungsabschlüsse durch die DGSv (natürlich kostenpflichtig) zertifizieren zu lassen. Anni und ich hatten uns aber eine andere, konfrontative Strategie überlegt, die dann auch zu einer völligen Wendung des Gespräches führte, nämlich zur Gründung des gemeinsamen Verbändeforums Supervision, die zu einer ausgesprochen guten, vertrauensvollen und ergiebigen Zusammenarbeit der Verbände für die nächsten Jahre führen sollte – einschließlich der Veranstaltung von drei größeren Tagungen.
Liebe Anni,
auf das Ergebnis deiner Arbeit kannst du wirklich mit Stolz und Zufriedenheit zurückschauen. Ich wünsche dir für die kommenden Jahre alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Energie für all die Dinge, die dir wichtig sind und die du noch machen und erleben möchtest. und vielleicht fällt ja auch noch die eine oder andere Begegnung mit Weggefährten darunter.
Herzliche Grüße
Tom Levold
Herausgeber systemagazin
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