systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

28. Januar 2007
von Tom Levold
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Die Familie. Fallstudien zur Unverwüstlichkeit einer Lebensform

Familiengeschichten stehen heute, zumindest in der Literatur, wieder hoch im Kurs. Anhand von Familiengeschichten exemplarisches Wissen über die Familie als Lebensform zu gewinnen, ist dagegen eine Kunst, die nicht ohne weiteres mit Rezeption rechnen kann. Dem vorliegenden Buch von Tilman Allert aus dem Jahre 1998 wäre eine interessierte Leserschaft gerade aus dem familientherapeutisch interessierten Feld nach wie vor zu wünschen. Oliver König schreibt in seiner Rezension:„Tisch und Bett, Symbole des Universums von Familie und Paar, werfen lange Schatten auf der Umschlagsillustration, was gleichsam nicht nur den Gegenstand, sondern auch den Umgang mit ihm markiert. Denn es geht um ,das Rätsel des Ursprungs‘, genauer ,um die formale Struktur und das dynamische Potential der Kommunikation in der Familie, um die Dauerspannung zwischen der affektiv exklusiven Elterndyade und der Positionierung des Kindes in ihr (VIII)‘. Die Habilitationsschrift von Tilman Allert stellt eine der ambitioniertesten Arbeiten aus der (Familien)Soziologie der letzten Jahre dar und weicht stark ab von der mitunter allzu großen Routine eines entweder postmodern lässigen oder steril aufgeregten Geredes vom Ende der Familie‘ (IX). Im engeren Sinne geht es um die Dyade als der strukturellen Achse des Systems Familie, d.h. um die ,Affektivität in der Zweierbeziehung von Mann und Frau‘ (213), die immer auf ein ,dynamisches Potential des Dritten‘ (214) ausgerichtet ist, sei es ein Kind, ein ,Außen‘, gegen das sich das Paar abgrenzt, oder ein anderes Gemeinsamkeitssymbol.“ Die Rezension von König ist wohlwollend, enthält aber auch einige gewichtige Kritikpunkte. Sie schließt mit dem Hinweis, dass„Entwicklungen in der Familientherapie bzw. der Berufsgruppe der Psychotherapeuten (z.B. das„Hellinger-Phänomen“) darauf aufmerksam (machen), dass im kommunikationstheoretischen Vakuum so einige Blumen blühen, denen eine (allgemein)soziologische Düngung gut täte. Dass die Soziologie hier einiges zu bieten hat, beweist die Arbeit von Allert, die mehr als eine einmalige Lektüre bedarf, es aber auch wert ist“
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27. Januar 2007
von Tom Levold
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Von der Familientherapie zur systemischen Sozialarbeit

Johannes Herwig-Lempp, der schon einige Beiträge zur Systemischen Bibliothek begesteuert hat, wartet heute mit dem Aufsatz„Von der Familientherapie zur Systemischen Sozialarbeit“ auf, der erstmals in Maria Nühlens (Hrsg.) Band„Geschichte und Geschichten II. Merseburger Geschichte und andere historische Streifzüge“ (Merseburg 2002) erschienen ist. In der Einleitung benennt er seine ganz persönliche Perspektive:„Wenn … die Begriffe zuweilen etwas unklar und schillernd erscheinen, so entspricht das durchaus dem systemischen Konzept. Es gibt unterschiedliche Definitionen und Verständnisse davon, was „systemisch“ heißen kann. So finden wir auch nicht die eine Geschichte des systemischen Arbeitens. Jeder, der sie Ihnen zu erzählen versucht, wird eine andere Version und damit eine andere Geschichte erzählen. Auch dies ist bereits ein systemischer Gedanke: der Verzicht darauf, die wahre Geschichte herausfinden zu wollen. Alles, was wir erhalten können, sind mehrere, unterschiedliche Erzählungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Meine Perspektive ist die des Sozialpädagogen, der über eine Zusatzausbildung die Systemische Therapie und Beratung erlernt hat und sich seitdem mit ihrer Nutzbarmachung für die Soziale Arbeit befasst, zunächst als Sozialarbeiter in der akzeptierenden Drogenarbeit, in der Begleitung sog. „chronisch psychisch kranker Menschen“, in der Sozialpädagogischen Familienhilfe, dann auch als Fort- und Weiterbilder und nun seit einigen Jahren in der Ausbildung für SozialarbeiterInnen. Da ich an der FH Merseburg als Lehrgebiet die „Methoden der Sozialen Arbeit“ habe, werde ich immer auch den Blick darauf richten, wie sich die Ideen praktisch umsetzen lassen“
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26. Januar 2007
von Tom Levold
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Das Lob der Differenz

Das Jahr der Geistenswissenschaften? Haben wir! Jetzt. Wirklich. Und gestern ist es im Berliner Martin-Gropius-Bau eröffnet worden. Vom Soziologen, und Friedenspreisträger Wolf Lepenies. Seine interessante Rede ist in der heutigen Online-Ausgabe der Welt nachzulesen:„Am bedrohlichsten aber ist das Verschwinden ganzer Disziplinen. Auch wenn wir von den Biologen gelernt haben, dass zum Erhalt der Artenvielfalt keine Maximierungs-, sondern eine Optimierungsstrategie notwendig ist: Analog zum Artenschutz- benötigen wir längst ein Fächerschutzabkommen. Es steht zu befürchten, dass der sogenannte Bologna-Prozess, der in das deutsche Universitätssystem die Bachelor- und Master-Studiengänge hineinzwingt, das Todesurteil für eine Reihe kleiner Fächer bedeutet“ Und:„Im Zeitalter der Wanderungen, des Kulturenwechsels und hoher Mobilitätsansprüche an den Einzelnen helfen die Geisteswissenschaften, sich in unterschiedlichen Milieus und Lebenswelten zurechtzufinden. Die Geisteswissenschaften sind Verstehens- und Übersetzungswissenschaften – aber sie übersetzen nicht mit dem Ziel, ein einheitliches Idiom zu schaffen, in dem sich alle mühelos miteinander verständigen könnten. In den Geisteswissenschaften muss die Geschichte vom Turmbau zu Babel neu erzählt werden: Am Anfang sprachen die Menschen verschiedene Sprachen, und weil es großer Anstrengung bedurfte, sich zu verständigen, werteten sie jede gelingende Verständigung hoch; zum Konflikt kam es erst, als die Menschen ein einziges Idiom zu sprechen anfingen und nun der Illusion verfielen, sich für die Verständigung untereinander nicht mehr anstrengen zu müssen. Die Geisteswissenschaften ebnen Unterschiede nicht ein, sondern machen sie verstehend deutlich – und zeigen dabei, dass ästhetisches Vergnügen und ethische Befriedigung darin liegen, sich über erkannte Unterschiede miteinander zu verständigen. Dies ist der Sinn einer auf den ersten Blick etwas rätselhaften Bemerkung des Anthropologen Claude Lévi-Strauss: ,Nicht die Ähnlichkeiten ähneln sich, sondern die Unterschiede.‘ Das Motto für die Geisteswissenschaften steht in Shakespeares ,King Lear‘, und der Graf von Kent spricht es aus: ,I’ll teach you differences‘ – ,Ich will euch Unterschiede lehren.'“
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26. Januar 2007
von Tom Levold
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Nachtrag

Gestern, am 25.1., wäre Ilya Prigonine, 90 Jahre alt geworden. Der Physikochemiker und Nobelpreisträger für Chemie (1977) wurde am 25.1.1917 in Moskau geboren und übersiedelte mit seiner Familie 1921 nach Deutschland und 1929 nach Belgien, wo er 1949 die belgische Staatsbürgerschaft annahm. Er wurde weltberühmt für seine Arbeiten, in denen er sich mit dem Problem der Genererierung von Ordnung aus Chaos beschäftigte. Der berühmt gewordene Begriff der„dissipativen Strukturen“ wurde von ihm geprägt. Sein Werk ist weit über den eigenen Arbeitsbereich hinaus bekannt geworden, so auch in der Psychologie und den Sozialwissenschaften. Im Internet ist ein autobiografischer Text von ihm auf der website des Nobelkomitees zu finden.

26. Januar 2007
von Tom Levold
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Geburtstagsgrüsse!

Liebe Leserinnen und Leser,
warum ein Jubilar nicht seine eigene Festrede halten darf und vor welche Balance-Akte diese Tatsache die Festredner dann stellt, hat Rainer Paris in seinem Buch „Normale Macht“ aufs Amüsanteste klargestellt. Ich war also gestern ein wenig im Zwiespalt, ob ich wirklich an dieser Stelle um eine Rückmeldung zum 2. Geburtstag des systemagazin bitten darf, ohne in Peinlichkeiten zu geraten. Die eingetroffenen Grüße und Glückwünsche haben mich aber diesbezüglich gerettet, weil mich sie ganz ohne Floskeln und Förmlichkeiten berührt und beglückt haben. Wenn sie für mich als Privatperson bestimmt gewesen wären, würde ich sie in eine Kiste legen und zur Stärkung herauskramen, wenn ich mal den Blues habe. Weil das systemagazin aber eine öffentliche Angelegenheit ist und sein soll (und ich das gestern auch versprochen habe), werden die Glückwünsche hier nun auch der Öffentlichkeit präsentiert. Und wenn Sie dann noch Lust haben, selbst zu gratulieren oder zu kritisieren (wieso eigentlich nicht?), dann schreiben Sie mir – ich hänge die Botschaft an (Ist das Internet nicht toll?).

Aber nun der Reihe nach die Gratulationen von gestern…

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hallo herr levold,
bin wiwi student aus witten und über meine dozenten baecker und schlippe auf die systemtheorie/therapie aufmerksam geworden und lese nun seit 1 monat in ihrer online zeitschrift, was es so neues gibt. Und welche klassiker ich mir noch besorgen kann! ich schätze ihre arbeit. gern weiter so 🙂

liebe geburtstags grüße,
benjamin gill

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26. Januar 2007
von Tom Levold
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Journal of Family Therapy Heft 1/2007

Soeben ist das aktuelle Heft 1/2007 des Journal of Family Therapy mit einen psychiatrischen Schwerpunkt erschienen. Die SYMPA-Forschungsgruppe um Jochen Schweizer liefert eine Beschreibung sowie eine Auswertung des 18tägigen Trainingsprogramms in familiensystemischer stationärer Akutpsychiatrie, das alle Teilnehmer des SYMPA-Programms an den drei teilnehmenden Kliniken durchlaufen haben. Roger Stanbridge & Frank Burbach konstatieren, dass die derzeitige gesundheitspolitische Entwicklung in England Möglichkeiten eröffnet, stärker familienbezogene Initiativen in die Arbeit der mental health services zu integrieren, und machen Vorschläge für die Entwicklung von Arbeitsbündnissen zwischen Familien und Professionellen und den entsprechenden Trainingsprogrammen. Diese Trainingsprogramme werden recht kritisch von Jeni Webster kommentiert. Der Schwerpunkt wird durch eine Arbeit von Gilbert M.D. Lemmens, Ivan Eisler u.a. über ein gruppentherapeutischen Projekt abgerundet, das Multi-Familiengruppen und Paargruppen in einem stationären Kontext für Patienten umfasst, die wegen einer schweren Depression in stationärer Behandlung sind. Ein ausgezeichneter Artikel von Tannelie Blom & Leo van Dijk kritisiert die bindungstheoretischen Ansätze, die davon ausgehen, dass Bindungsverhalten in erwachsenen Paarbeziehungen unter ähnlichen Blickwinkeln betrachtet werden könnte wie kindliche Bindungsmuster. Ausgehend von einem an Luhmann orientierten Verständnis von Paarbeziehung als sozialem System (mit dem Code Intimität) wird dargestellt, dass Bindungsverhalten im Sinne der Bindungsforschung hier nur im Ausnahmefall (etwa einer Krise) zum Tragen kommt und die Untersuchung partnerschaftlicher Intimität und Sicherheit erweiterte Konzepte benötigt. Das Heft wird mit einem Nachruf von Julian Leff auf den neuseeländischen Pionier systemischer Therapie bei Schizophrenie, Ian Falloon, eröffnet, der am 14. Juli vergangenen Jahres im Alter von 61 Jahren gestorben ist.
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25. Januar 2007
von Tom Levold
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Geburtstagsgrüsse?


Morgen vor zwei Jahren ist das systemagazin online gegangen. Meine Absicht war es, eine website zu schaffen, die ich selbst gerne besuchen würde. Mittlerweile hat das systemagazin bald 500.000 Besuche zu verzeichnen: eine Zahl, mit der ich im Traum nicht gerechnet hätte. Nun kann ich auch zwischen Machen und Besuchen noch besser unterscheiden. Aber eines ist offenbar ähnlich: Wie die Lust zum Besuchen steigt auch die Lust zum Machen, auch wenn es sich immer noch um ein nichtkommerzielles Ein-Mann-Spaß-Projekt handelt, das es im Übrigen auch bleiben soll. Auch wenn mir die„gefühlte“ Zustimmung zum systemagazin sehr groß erscheint, sind konkrete Rückmeldungen doch immer noch relativ selten (abgesehen von den Anfragen zur Übersendung von Zeitschriften-Exemplaren, die ich leider nicht bedienen kann). Wenn Sie mir also ein bisschen„emotional support“ geben wollen, schicken Sie mir doch heute einfach mal ein e-mail an tom.levold@systemagazin.de. Ich werde Ihre Geburtstagsgrüße dann morgen an dieser Stelle veröffentlichen. Wenn welche eintreffen …:-)

25. Januar 2007
von Tom Levold
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Zirkuläres Fragen

Bereits in der siebten Auflage erscheint 2007 das Buch„Zirkuläres Fragen. Systemische Therapie in Fallbeispielen: Ein Lernbuch“, das Fritz B. Simon gemeinsam mit seiner Frau Christel Rech-Simon verfasst hat, die ausgebildete analytische Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ist und sich einen Ruf durch die Übersetzung zahlreicher englischsprachiger Aufsätze und Bücher zur systemischen Therapie und Beratung gemacht hat. Johannes Herwig-Lempp hat anlässlich der ersten Auflage des Buches eine Rezension für den„Kontext“ verfasst:„Das Buch von Simon und Rech-Simon benötigt keine Pointe, es ist kein Witz – auch wenn es manchmal witzig ist. Es stellt eine sehr schöne, praxisnahe Präsentation systemischen Arbeitens dar, die sich nicht nur an Therapeuten und Therpeutinnen richtet, sondern an alle, die das Zirkuläre Fragen – im weitesten Sinn – lernen und für sich weiterentwickeln möchten: Erzieherinnen, Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen, Organisationsberaterinnen, Ärztinnen. Das Buch ist gut und als anspruchsvolle, aber dennoch leicht verdauliche Lektüre zu empfehlen. Es wird vielleicht keine sieben Jahrzehnte überdauern, aber doch einige Jahre als Standardwerk gelten können“
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24. Januar 2007
von Tom Levold
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Therapie für die Seele. Sendereihe in „SWR2 Leben“ ab 7.2.2007

„Magersucht, extreme Ängste, Aggressionen, Minderwertigkeitskomplexe, Depression – die Krankheiten der Seele und ihre Erscheinungsformen sind vielfältig. Vielfältig sind auch die Methoden, mit denen Psychotherapeuten versuchen, mit dem Leiden umzugehen. Psychoanalyse, Familientherapie, Verhaltenstherapie und viele weitere Methoden gibt es, für den Laien sind sie kaum zu überschauen. Wie helfen sie, was unterscheidet sie voneinander? Und für wen ist welche Methode die richtige? In der elfteiligen Reihe„Therapien für die Seele“ stellt SWR2 die unterschiedlichen Therapieformen und ihre Begründer vor. Zu hören ist die Sendereihe vom 7. Februar bis 18. April 2007, jeweils mittwochs ab 10.03 Uhr in SWR2 Leben.
Viktor Frankl, Karl Rogers, Fritz Perls, Milton Erickson – große Therapeuten, die mit Ihrem Menschenbild nicht nur das Denken in der Psychologie, sondern auch unser Alltagsdenken geprägt haben. Aber welcher Name gehört eigentlich zu welcher Therapieform? Was für Persönlichkeiten waren die Gründerväter. Wer sind ihre Nachfolger, und was zeichnet die verschiedenen Therapieformen aus? In SWR2 Leben geht es nicht um bloße Fakten, vielmehr lernen die Hörer das Besondere der jeweiligen Therapieform anhand von Menschen und ihrer Entwicklung kennen. In manchen Sendungen steht dabei die Geschichte eines Patienten und seine Therapie-Erfahrung im Vordergrund, in anderen die Gedanken und das Menschenbild der großen Therapeuten.
In der Auftaktsendung am 7. Februar um 10.03 Uhr geht es um die systemische Familientherapie. Sie bezieht das menschliche Umfeld mit ein. Wenn beispielsweise ein Mädchen an Magersucht leidet, können Verhaltensänderungen von Familienangehörigen viel bewirken. Die folgenden Sendungen stellen Logotherapie, Verhaltenstherapie, Psychodrama, Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Psychoanalyse und weitere Therapien bzw. Methoden vor. In der letzten Sendung am 18.4. geht es um den Dialog der Therapieformen“

Quelle: SWR2 Leben – Therapie für die Seele

24. Januar 2007
von Tom Levold
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„Mein Mann befriedigt sich beim Chatten“. Neue Konflikte durch neue Medien

Hartwig Hansen befasst sich in seiner Glosse für systemagazin mit der Tatsache, dass in Paarberatungen zunehmend die neuen Medien (Handy, Internet usw.) als zu berücksichtigender dritter Faktor auftauchen:„Meine kleine Privatstatistik ,Warum kommen Paare eigentlich in die Beratung?‘ weist seit Jahren einen gewichtigen neuen Einzelpunkt auf. Er lautet: ,Ich habe die Mails meines Mannes gelesen …; Oder: ,Die Handyrechnung meiner Frau war so hoch, da habe ich mal ihren Einzelnachweis gecheckt. Immer wieder die Nummer dieses Typen aus Süddeutschland.‘ Es ist nicht mehr der Ohrring unter dem Ehebett oder das Haar auf dem Jackett, heute wird andernorts geschnüffelt und nachgeschaut und der erste Teil des Wortes ,Personal‘ Computer bekommt eine neue Dimension. Der Streit um Privatsphäre und Grenzen in Beziehungen muss neu und anders ausgefochten werden. Und was ist mit dem Internet? Was ,macht‘ das in und mit der Paarkommunikation?“. systemagazin eröffnet mit diesem Beitrag eine neue Rubrik: Glossen, verbunden mit der Einladung an Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ihre eigenen Texte beizusteuern.
Zum vollständigen Text von Hartwig Hansen…

23. Januar 2007
von Tom Levold
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5. Todestag von Pierre Bourdieu

Heute vor fünf Jahren starb Pierre Bourdieu, einer der bedeutensten europäischen Soziologen der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, im Alter von 71 Jahren in Paris. Er hinterließ ein komplexes Werk, das sich gerade der deutschen Leserschaft nicht ohne weiteres erschloss. Lesen Sie eine ausführliche Besprechung von Tom Levold über eine Einführung in das Werk von Pierre Bourdieu, die von Werner Fuchs-Heinritz und Alexandra König, SoziologInnen an der Fernuniversität Hagen geschrieben wurde:„Den Autoren ist eine hervorragende Einführung gelungen, nicht nur in „das Werk“ von Pierre Bourdieu, sondern auch in seine wichtigsten Einzelwerke. Die zentralen Begriffe und Konzepte werden ausreichend differenziert und nachvollziehbar herausgearbeitet, die persönlichen und wissenschaftlichen Kontexte werden in der Darstellung berücksichtigt und erleichtern die Orientierung. Viele sinnvoll platzierte Bourdieu-Zitate machen Lust auf das Nachschlagen im Original. Trotz allen Wohlwollens wird auch die Kritik an Bourdieu nicht übergangen, an vielen Stellen wird auf theoretische, argumentative oder empirische Schwachpunkte hingewiesen. Der gesamte Band ist durchgängig gut verständlich und kommt daher auch für Leserinnen und Leser in Frage, die bislang noch keine Bekanntschaft mit Bourdieu gemacht – oder gesucht haben. Was will man von einer Einführung mehr?“
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22. Januar 2007
von Tom Levold
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Politisierung der Lust

Unter diesem Titel veröffentlichte die Historikerin Dagmar Herzog im Jahre 2005 im Siedler-Verlag ein Buch über die„Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts“. In einem interessanten Gespräch mit dem Sexualforscher Gunter Schmidt für die TAZ vom 20. Januar ist mehr über ihre Thesen zu erfahren, vor allem darüber, dass der Nationalsozialismus für den nicht-unterdrückten Teil der Bevölkerung, also die Mehrheit, eher mit einer liberalen sexualpolitischen Haltung verbunden war:„Für das Gros der Bevölkerung, das nicht zu den verfolgten Minderheiten gehört, war die Botschaft: ,Leute, habt Spaß!‘ Die Botschaft meinte Verheiratete wie Unverheiratete, Männer wie Frauen. Das ist natürlich ein Bild vom ,Dritten Reich‘, das man nicht gerne sehen möchte. Kondome waren zugänglich, Vorschläge für bessere Orgasmen präsent, Freude an der Sexualität war erwünscht, die ganze Diskussion war eher sexpositiv eingestellt – für Nichthomosexuelle, Nichtbehinderte, Nichtjuden“
Die sexuelle Repression ist für sie eher ein Phänomen der Nachkriegszeit und wurzelt in den konservativ-klerikalen Versuchen, Deutschland zur„sexuellen Sauberkeit“ zurückzuführen:„Sie waren ehrlich überzeugt, dass die Grenzüberschreitung in sexuellen Dingen mit einer Grenzüberschreitung gegenüber Wehrlosen eng verknüpft war – und haben dennoch dazu beigetragen, die Christen als Opfer der Nationalsozialisten zu stilisieren, statt sie als deren Geburtshelfer zu begreifen“ Sie betont, dass die – letztlich erfolgreiche – sexuelle Liberalisierung der sechziger Jahre sich wesentlich der kombinierten Bemühungen von liberalen Ex-Nazis wie Hans Bürger-Prinz und Hans Giese einerseits und jüdischen Remigranten wie Curt Bondy und Adorno andererseits verdankte.
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22. Januar 2007
von Tom Levold
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Systemische Strukturaufstellungen

Dagmar Wiegel ist voll des Lobes über das neueste Buch von Insa Sparrer über die Theorie und Praxis systemischer Strukturaufstellungen:„Die Autorin schlägt einen weiten Bogen über kulturelle, psychologische und philosophische Denkrichtungen und bedient sich aus all diesen Bereichen, um ihr Modell vorzustellen und zu begründen. Sowohl schwerpunktmäßig systemische Ansätze wie Lösungsfokussierung und Konstruktivismus als auch NLP, Wittgenstein, das Tetralemma gespeist aus dem Buddhismus u.v.m. kommen zu Wort. Dies mag nach Bauchladen aussehen, trifft hier aber nicht zu. Jede Theorie wird wohlbegründet eingeführt und hinterlässt Spuren in der Strukturaufstellung. Auch die inhaltlich begründete klare Abgrenzung zur Aufstellungsarbeit von Bert Hellinger, die in therapeutischen Kreisen immer wieder zu heißen Diskussionen führt, bleibt sachlich und fachlich anspruchsvoll. Jedoch wird klar, dass hier den beiden Methoden zwei völlig verschiedene Weltanschauungen und Menschenbilder zugrunde liegen“
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