systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

8. Februar 2024
von Tom Levold
Keine Kommentare

Menschen in Deutschland bei erster Heirat immer älter – Durchschnittsalter auf neuem Höchststand

Pressemitteilung Nr. N007 vom 8. Februar 2024

  • Frauen bei erster Eheschließung 2022 im Schnitt 32,6 Jahre alt, Männer 35,1 Jahre
  • Zahl derjenigen, die mit 50+ zum ersten Mal heiraten, von 7 500 im Jahr 2002 auf rund 41 500 im Jahr 2022 gestiegen
  • Rund die Hälfte (49 %) der erwachsenen Bevölkerung war Ende 2022 verheiratet, bei den 65- bis 69-Jährigen gut zwei Drittel (68 %)

  • WIESBADEN – Wer in Deutschland heute zum ersten Mal heiratet, ist deutlich älter als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 2022 waren Frauen bei ihrer ersten Heirat im Schnitt 32,6 Jahre alt, Männer 35,1 Jahre – in beiden Fällen ein neuer Höchststand. Das teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Welttag der Ehe am 11. Februar mit. Binnen 20 Jahren ist das Durchschnittsalter bei der ersten Heirat bei Frauen damit um 3,8 Jahre und bei Männern um 3,3 Jahre gestiegen. Der durchschnittliche Altersunterschied zwischen den Geschlechtern ist somit seit 2002 von 3,0 Jahren auf 2,5 Jahre leicht geschrumpft. Nach der Einführung der Ehe für alle im Oktober 2017 gehen seit dem Berichtsjahr 2018 auch gleichgeschlechtliche Eheschließungen in die Statistik ein.
Weiterlesen →

30. Januar 2024
von Tom Levold
1 Kommentar

 Organisation und Zeitgeist

Barbara Kuchler, Soziologin aus München und Mitherausgeberin des Kontext, hat Ende der vergangenen Woche an der Change-Tagung in Basel teilgenommen, die unter dem Motto Machtbeziehungen in Organisationen stand. Für das systemagazin hat sie einige Schlaglichter unter die Lupe genommen.

Barbara Kuchler, München: Schlaglichter von der Changetagung in Basel

Vergangene Woche, vom 24. bis 26. Januar 2024, trafen sich dreihundert Praktiker und Theoretiker der Organisation in Basel – Führungskräfte, Organisationsentwickler, Gruppendynamiker, Pädagogen, Soziologen und andere Organisationsinteressierte. Was sie zusammenbrachte, war die mittlerweile neunte Changetagung, ausgerichtet von Olaf Geramanis und seinem Team von der Fachhochschule Nordwestschweiz, mit Lukas Walser, Stefan Hutmacher und Karin Lundsgaard. Geboten wurde ein sprudelnder Mix von Inputs und Diskussionen unter dem Dachthema „Macht“, in vielen Formaten und Foren, formalen und informalen Settings. 

Angemessen zusammenfassen lässt sich eine solche Tagung mit bis zu zehn parallelen Veranstaltungen pro Zeiteinheit ohnehin nicht. Daher hier nur ein paar Schlaglichter, ganz selektiv ausgewählt und garantiert subjektiv interpretiert. 

Weiterlesen →

24. Januar 2024
von Tom Levold
1 Kommentar

Helmut Willke (30.5.1945-15.1.2024)

Helmut Willke, der sich nach einem Jura- und Soziologie-Studium in Tübingen und Köln 1982 in Soziologie mit einer Arbeit über „Die Entzauberung des Staates“ habilitierte, hat sich als Systemtheoretiker viel mit Fragen der Steuerung komplexer Systeme beschäftigt. Dabei war die Beschäftigung mit Steuerungsmöglichkeiten in der nationalen und internationalen Politik ein zentraler Bezugspunkt. Am 15.1. ist er überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. Mit ihm verliert die systemische Szene einen herausragenden Wissenschaftler und Theoretiker.

Sein letztes Buch zur „Klimakrise und Gesellschaftstheorie – Zu den Herausforderungen und Chancen globaler Umweltpolitik“ erschien 2023 im Campus-Verlag, in dem er eine Analyse zur Global Governance im Bereich der Umweltpolitik vornimmt. „Im Gegensatz zu Luhmann nahm er keine Weltgesellschaft an, da zwar die globale kommunikative Erreichbarkeit gegeben, die Steuerungsmöglichkeiten der globalen Politik aber nicht ausreichend ausgeprägt seien. Willke ging stattdessen von der Existenz sogenannter Lateraler Weltsysteme aus, die für jedes globale Funktionssystem spezifisch Steuerungsleistungen aufbringen und in ihrer Ausdifferenzierung mit den Funktionssystemen nationaler Gesellschaften vergleichbar seien“ (Wikipedia).

In der Zeitschrift systhema veröffentlichte er 2017 einen Artikel zu Systemischen Überlastung durch Komplexität – Gründe und Hintergründe, der hier zu lesen ist. Seit heute gibt es auf der Website des Carl-Auer-Verlages einen Nachruf von Torsten Groth zu lesen.

23. Januar 2024
von Tom Levold
Keine Kommentare

Hirngespinste systemischer Organisationstheorie

Heute wäre Jochen Schweitzer, der am 31.10.2022 gestorben ist, 70 Jahre alt geworden. Neben seinen vielfältigen thematischen Beiträgen zur Entwicklung des systemischen Ansatzes in Deutschland war er von 2007 bis 2013 auch Vorsitzender der DGSF. 2009 veröffentlichte er in einem Buch von Reinert Hanswille im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht herausgegebenen Band über „Neurobiologische Impulse für die systemische Theorie und Praxis“ einen Artikel über die DGSF, in dem er die neurobiologische Metapher benutzte, um die DGSF „als neuronales Netzwerk darzustellen […]. Dabei werden unsere Gremien, Funktionäre und Mitglieder zu Zellen, die Kommunikationswege zwischen ihnen zu Axonen und Dendriten. Und die Synapsen – das sind die Orte, wo es auch in einem Verband immer wieder funkt.“ Inzwischen hat sich der Verband natürlich weiter entwickelt – dennoch ist sein Blick auf ihn aus dem Jahre 2009 immer noch lesenswert. Sie finden ihn hier…

21. Januar 2024
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische Paartherapie – Ein integratives Konzept

Heute wäre Hans Jellouschek ( 21. Januar 1939 in Linz; † 22. September 2021[) 85 Jahre alt geworden. Er war einer der bekanntesten Paartherapeuten im deutschsprachigen Raum und war über seine zahlreichen Veröffentlichungen zu Themen der Paarbeziehung auch außerhalb der therapeutischen Szene sehr bekannt. In der Zeitschrift Psychotherapie im Dialog hat er im Jahre 2000 gemeinsam mit Friederike von Tiedemann einen Artikel veröffentlicht, in dem die Grundzüge der systemischen Paartherapie aus ihrer Perspektive beschrieben werden. Im abstract heißt es: „Es wird ein integratives systemisch-paartherapeutisches Modell praxisnah vorgestellt, welches sowohl Kontextvariablen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Paares als auch unterschiedliche Ebenen der Problembeschreibung und Interventionen beinhaltet. Anhand eines Fallbeispieles wird das therapeutische Vorgehen auf den einzelnen Ebenen der dysfunktionalen Interaktion und Lebensorganisation sowie auf den Ebenen ungeklärter Angelegenheiten aus der Paar- und Herkunftsgeschichte dargestellt. Gleichzeitig wird der therapeutische Prozess im Sinne des Modells parallel zur Fallbeschreibung reflektiert.“

Der Artikel ist hier zu lesen…

20. Januar 2024
von Tom Levold
Keine Kommentare

Über 207 000 junge Menschen wuchsen 2022 in einem Heim oder einer Pflegefamilie auf

  • 121 000 junge Menschen lebten in Heimen und 86 000 in Pflegefamilien
  • In jedem zweiten Fall waren die Eltern alleinerziehend
  • 65 % der Betroffenen oder ihrer Herkunftsfamilien bezogen Transferleistungen
  • Hauptgründe für neue Unterbringungen im Jahr 2022 waren der Ausfall von Bezugspersonen und Kindeswohlgefährdungen 

WIESBADEN – Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 121 000 junge Menschen in einem Heim und weitere rund 86 000 in einer Pflegefamilie betreut. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wuchsen damit rund 207 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – zumindest zeitweise – außerhalb der eigenen Familie auf. Das waren 1 % oder rund 2 900 weniger junge Menschen als im Jahr zuvor.

Die Betroffenen: In gut jedem vierten Fall jünger als 10 Jahre

In gut jedem vierten Fall (27 %) waren die jungen Menschen, die 2022 außerhalb der eigenen Familie betreut wurden, jünger als 10 Jahre, in knapp jedem zweiten Fall (48 %) jünger als 14 Jahre. Minderjährig waren insgesamt vier Fünftel aller Betroffenen (80 %). Ein weiteres Fünftel (20 %) zählte zur Gruppe der sogenannten „Careleaver“, also zu den jungen Volljährigen an der Schwelle in ein eigenständiges Leben. 

Während die jüngeren Kinder bis 9 Jahre häufiger in Pflegefamilien betreut wurden, überwog ab dem 10. Lebensjahr die Erziehung in einem Heim. Insgesamt wurden etwas mehr Jungen (54 %) als Mädchen (46 %) außerhalb der eigenen Familie erzogen. Im Schnitt endete die Unterbringung in einer Pflegefamilie nach über vier Jahren (50 Monate), eine Heimerziehung dagegen nach weniger als zwei Jahren (21 Monate). 

Die Herkunftsfamilien: In jedem zweiten Fall alleinerziehend

Die Eltern der betroffenen jungen Menschen waren besonders häufig – nämlich in jedem zweiten Fall (50 %) – alleinerziehend. Bei jeweils knapp einem weiteren Fünftel der Herkunftsfamilien handelte es sich um Elternteile in neuer Partnerschaft (18 %) oder um zusammenlebende Elternpaare (18 %). In den verbleibenden Fällen war die Familiensituation unbekannt oder die Eltern verstorben. 

Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation bewegten sich die jungen Menschen beziehungsweise ihre Eltern oftmals nahe am Existenzminimum: In 65 % aller Fälle lebten die Betroffenen oder ihre Herkunftsfamilien vollständig oder teilweise von Transferleistungen. Dazu zählten Arbeitslosengeld II (SGB II), Sozialhilfe oder Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (SGB XII) sowie ein Kinderzuschlag. Besonders hoch war auch hier der Anteil bei Alleinerziehenden-Familien: Hier lag der Transferleistungsbezug mit 75 % deutlich über den vergleichbaren Anteilen von Elternteilen in neuer Partnerschaft (64 %) oder zusammenlebenden Elternpaaren (59 %). 

Gründe für Neu-Unterbringungen: Ausfall der Bezugsperson und Kindeswohlgefährdung

58 400 junge Menschen waren 2022 neu in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht worden. Hauptgrund war mit 25 % der Ausfall der Bezugsperson der betroffenen jungen Menschen (Unversorgtheit), etwa durch eine Erkrankung oder durch eine unbegleitete Einreise aus dem Ausland. An zweiter Stelle stand 2022 die Gefährdung des Kindeswohls durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung oder sexuelle Gewalt (17 %). Dritthäufigster Grund für eine neue Unterbringung war die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern (13 %), beispielsweise durch pädagogische Überforderung oder Erziehungsunsicherheit.

Methodische Hinweise:

Die Betreuung in einem Heim nach § 34 SGB VIII oder einer Pflegefamilie nach § 33 SGB VIII sind Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe, auf die Eltern minderjähriger Kinder unter bestimmten Voraussetzungen einen gesetzlichen Anspruch haben (§ 27 SGB VIII). In bestimmten Fällen räumt das Kinder- und Jugendhilferecht auch jungen Volljährigen bis zum 27. Lebensjahr einen Anspruch auf vergleichbare Leistungen ein (§ 41 SGB VIII). Die Pressemitteilung weist alle Leistungen nach §§ 33, 34, 41 SGB VIII nach, die am Jahresende bestanden oder im Verlauf des Jahres beendet wurden. 

Weitere Informationen:

Weitere Ergebnisse der Statistik der Hilfen zur Erziehung und Eingliederungshilfen bei (drohender) seelischer Behinderung (§§ 27 bis 35, 35a, 41 SGB VIII) können der Datenbank GENESIS-Online (Tabellen 22517) sowie der Themenseite „Hilfe zur Erziehung und Angebote der Jugendarbeit“ entnommen werden. (Quelle: destatis.de)

19. Januar 2024
von Tom Levold
Keine Kommentare

Systemische Therapie wird auch bei Kindern und Jugendlichen eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung

Berlin, 18. Januar 2024 – Die Systemische Therapie steht künftig auch für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat heute die entsprechende Änderung der Psychotherapie-Richtlinie beschlossen. Für Erwachsene ist das Verfahren Systemische Therapie bereits seit dem Jahr 2020 eine Kassenleistung.

Die Systemische Therapie ist ein Psychotherapieverfahren, das insbesondere die sozialen Beziehungen innerhalb einer Familie oder Gruppe in den Blick nimmt. Die Therapie fokussiert dementsprechend darauf, die Interaktionen zwischen Mitgliedern von solchen „Systemen“ zu verändern beziehungsweise ihnen eine funktionalere Selbstorganisation der Patientin oder des Patienten entgegenzusetzen. Sie kann – wie die anderen psychotherapeutischen Verfahren auch – als Einzel- oder Gruppentherapie oder in Kombination von Einzel- und Gruppentherapie angeboten werden. Als spezifische Anwendungsform der Systemischen Therapie ist zudem das „Mehrpersonensetting“ möglich: dabei werden relevante Bezugspersonen der Patientin oder des Patienten in die Behandlung einbezogen.

Weiterlesen →

18. Januar 2024
von Tom Levold
1 Kommentar

Biopsychosoziale Phänomene in der Beratung. Diagnostizieren und intervenieren

Jürgen Beushausen, Studiendekan im Masterstudiengang „Psychosoziale Beratung in Sozialer Arbeit”
an der Diploma-Hochschule in Hamburg, ist Sozialarbeiter, Diplom-Pädagoge, Supervisor und systemischer Therapeut u.a. mit den Schwerpunkten Beratung, klinische Soziale Arbeit, Systemtheorien, Gesundheit und Sucht. Eine aktuelle Veröffentlichung befasst sich mit den diagnostischen Möglichkeiten in der Sozialen Arbeit. Im abstract heißt es: „Für die Praxis der Sozialen Arbeit wird eine Technik vorgestellt, mit der zum einem psychische, soziale und auch körperliche (leibliche) Phänomene betrachtet und damit diagnostiziert werden und Interventionen entwickelt werden können. Hierbei wird auf biopsychosoziale Modelle zurückgegriffen. Die hier vorgestellte Technik (PDI) wird theoretisch verortet. Die Anwendung erfolgt mit den Phasen Anamnese, subjektive Einschätzung, Kontext und Veränderung.“

Der vollständige Text ist hier zu lesen…

17. Januar 2024
von Tom Levold
2 Kommentare

Bundesverdienstkreuz für Gunthard Weber

Am Freitag vergangener Woche hat Gunthard Weber, eines der maßgeblichen Mitglieder der Heidelberger Gruppe um Helm Stierlin und wichtiger Vertreter des systemischen Ansatzes in Deutschland seit Ende der 1970er Jahre, das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen und systemagazin gratuliert von Herzen. In einer Meldung im Blog des Carl-Auer-Verlages schreiben Matthias Ohler und Elvira Schwebler:

„Die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) setzt, wie der Name schon sagt, besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland voraus. Von Dr. Gunthard Weber kann man in ganz besonderer Weise sagen, dass er sich diese Verdienste erworben hat. Folgerichtig erhielt er am Freitag, 12. Januar 2024, in feierlichem Rahmen im Palatin Kongresszentrum seines Wohnortes Wiesloch aus der Hand des Oberbürgermeisters Dirk Elkemann diese höchste Auszeichnung, die unser Land vergeben kann.

Im Jahr 2004, also vor genau zwanzig Jahren, gründete Gunthard Weber gemeinsam mit seiner Gattin Nele Weber-Jensen und Gleichgesinnten den Verein Häuser der Hoffnung e.V. in Mali. Zentrales Anliegen war und ist, malischen Mädchen eine gute Schulbildung und damit den Grundstock für ein selbstbestimmtes und sicheres Leben zu ermöglichen. Das Projekt hatte Erfolg, wuchs rasch, und immer mehr Unterstützer:innen und Förder:innen erkannten das große Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung und die Chance, menschliche Not wirklich zu wenden.

Im Jahr 2017 entstand ein weiteres, größeres Projekt, eine gGmbH mit dem Namen Centre Agro-Alimentaire Siby (CAAS). Hier handelt es sich um eine berufsbildende Einrichtung für Mädchen und junge Frauen in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im Süden Malis. Sie werden dort, wie es auf der Webseite heißt, ,mit Methoden der Bodenverbesserung, modernen, produktiven und nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbau- und Produktionstechniken, sowie Verfahren der Lebensmittelverarbeitung und -konservierung vertraut gemacht’“.

Zur vollständigen Nachricht…

10. Januar 2024
von Tom Levold
1 Kommentar

60 % der Erwachsenen leben als Paar zusammen

• Im 1. Halbjahr 2023 lebten 60 % der Erwachsenen mit einem Partner oder einer Partnerin zusammen, 1996 hatte der Anteil noch bei 66 % gelegen
• 84 % der Paare waren im 1. Halbjahr 2023 verheiratet, 1996 waren es noch 90 % – Anteil der Verheirateten bei jüngeren Paaren besonders gering

WIESBADEN – Im 1. Halbjahr 2023 lebten 60 % der Erwachsenen in Deutschland mit einem Partner oder einer Partnerin zusammen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis von Vorabergebnissen des Mikrozensus weiter mitteilt, ist der Anteil der zusammenlebenden Paare damit seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1996 zurückgegangen. Damals hatte er noch bei 66 % gelegen.

Rückgang der Ehepartnerschaften vor allem bei jüngeren Paaren 

Rückläufig ist ebenfalls der Anteil der verheirateten Paare. Im Jahr 1996 waren noch neun von zehn Partnerschaften (91 %) im gemeinsamen Haushalt ein Ehepaar. Bis zum 1. Halbjahr 2023 ging dieser Anteil auf 84 % zurück. Besonders stark war der Rückgang der Ehepartnerschaften unter jungen Paaren: Während 1996 noch acht von zehn zusammenlebenden Paaren (80 %) verheiratet waren, bei denen die ältere Person jünger als 40 Jahre war, so waren es im 1. Halbjahr 2023 nur noch sechs von zehn Paaren (61 %). In der Altersgruppe der Paare mit einer älteren Person von 40 bis unter 60 Jahren fällt der Rückgang von 94 % auf 85 % bereits deutlich schwächer aus. Bei Paaren, bei denen die ältere Person mindestens 60 Jahre alt ist, sank der Anteil der Verheirateten lediglich von 96 % im Jahr 1996 auf 93 % im 1. Halbjahr 2023. 

Methodische Hinweise: 

Mit dem Halbjahresbericht werden bereits im laufenden Erhebungsjahr des Mikrozensus vorab Einblicke in ausgewählte Ergebnisse der Erhebung gegeben. Diese Vorabergebnisse werden bis zur Bereitstellung der ersten Ergebnisse (voraussichtlich im April 2024) auf Basis des gesamten Mikrozensus 2023 weiter aufbereitet und plausibilisiert. 

Dargestellt werden Paare, welche in einem gemeinsamen Haushalt leben (Hauptwohnsitzhaushalte). Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt bleiben unberücksichtigt. Ausgangspunkt für den zeitlichen Vergleich ist das Jahr 1996, da seit 1996 neben Haushalten auch Lebensformen als soziale Einheiten im Mikrozensus abgegrenzt werden. 

Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Ausführliche Informationen zu den Änderungen sowie den Auswirkungen der Neugestaltung und der Corona-Krise auf den Mikrozensus sind auf einer eigens eingerichteten Sonderseite verfügbar. (Quelle: destatis.de

29. Dezember 2023
von Tom Levold
Keine Kommentare

Keeping Faith: A Conversation with Michael White

Michael White (1948-2008)

Heute wäre der australische Wegbereiter des narrativen Ansatzes in der systemischen Therapie, Michael White, 75 Jahre alt geworden. Er starb viel zu früh 2008 im Alter von 59 Jahren an einem Herzinfarkt, als er sich für ein Seminar in San Diego, Kalifornien, aufhielt.

Im Journal of Systemic Therapies erschien 2009 ein Interview mit Michael White, das Jim Duvall und Karen Young mit ihm führten und in dem er Einblicke in bestimmte Aspekte seines Lebens gewährte, die Einfluss auf die Entwicklung vieler seiner Ideen und Praktiken ausübten, die das ausmachen, was wir heute als narrative Therapie bezeichnen. Er beschreibt sein Aufwachsen in einem ziemlich gewaltvollen Milieu der Arbeiterklasse, seine Erfahrungen mit einen mittel- und oberschichtsorientierten Schul- und Universitätssystem, der Protestbewegung der 60er Jahre und seine ersten beruflichen und therapeutischen Erfahrungen, die ihm geholfen haben, seinen therapeutischen Ansatz zu entwickeln. Das ganze Interview ist hier zu lesen …

24. Dezember 2023
von Tom Levold
4 Kommentare

systemagazin Adventskalender 2023 – 24. Tom Levold

Wohl die meisten Ereignisse in unserem Leben machen einen Unterschied, der einen Unterschied ausmacht: indem sie kleinen und großen Dingen einen neuen Dreh geben, Gelegenheiten eröffnen, gewünschte Entwicklungen verbauen oder Chancen zunichte machen. Im Laufe unseres Lebens sind wir wohl mit Millionen kleiner und kleinster Unterschiede konfrontiert, die alle ihre Bedeutung haben, wogegen die Zahl der wirklich großen Unterschiede, die den Lebensweg nachdrücklich verändern, im Allgemeinen eher überschaubar sein dürfte. 

Schaue ich auf meine vergangenen siebzig Lebensjahre zurück und vergegenwärtige ich mir die Weichenstellungen, die für mich persönlich die wirklich großen Unterschiede gemacht haben, fallen mir weniger die vielen spannenden beruflichen und professionellen Momente ein, auf die ich gleichwohl mit Freude und Befriedigung gucken kann. Viel bedeutsamer jedoch sind die vielfältigen Erfahrungen von Liebe und Freundschaft, die mein Leben bis heute kostbar machen. 

Den ersten fundamentalen Unterschied in meinem Leben erlebte ich in meiner langen Psychoanalyse, die mir geholfen hat, diese Erfahrungen – ganz gegen meine Zweifel – überhaupt erst zulassen zu können. Dafür bin ich meinem Analytiker, von dessen Zuneigung ich mich getragen fühlen konnte, bis heute dankbar. 

Was mein Leben aber dann später grundlegend geändert hat und insofern bis heute den größten Unterschied macht, hat damit zutun, dass ich vor bald dreissig Jahren praktisch über Nacht in die Verantwortung als Vater katapultiert wurde. Vier Kinder großziehen,  an ihrem Leben Anteil nehmen und ihr Vertrauen genießen zu dürfen, war und ist das größte Geschenk, das mein Leben mir bereiten konnte. Wie wunderbar, dass ich nun auch die Liebe meiner Enkelkinder erleben darf. Im Alter die fortdauernde Liebe meiner Frau und die Zuneigung meiner Freunde zu erleben und zu genießen, ohne die ich nicht der wäre, der ich bin, ist etwas, für das ich zutiefst dankbar bin.

Die Liebe und Zuneigung in meinem privaten Kosmos erlebe ich als einen unfassbar großen Unterschied in einer Welt, in der so viel Lieblosigkeit, Gewalt und Kälte herrscht. Welch ein unverdientes Privileg! In diesen Tagen, in denen überall hierzulande die Weihnachtsbotschaft von Frieden und Freude herausposaunt wird, sind meine Gedanken bei den Menschen, die überall auf der Welt hungern, frieren, bombardiert und beschossen werden, die auf der Flucht vor Verfolgung und Verelendung sind und nicht wissen, wo sie die Nacht verbringen können. Der größte Teil meines diesjährigen Weihnachtsbudgets geht deshalb an die Kinder und ihre Familien in Gaza: https://www.unicef.de.

Ich wünsche Ihnen allen friedliche, gesunde, freundliche und liebevolle Weihnachten mit den Menschen, die Ihnen wichtig sind!