systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

31. Januar 2010
von Tom Levold
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Liebe Mutti,

wir gratulieren Dir herzlich zur Verleihung des Deutschen Medienpreises 2009 (Foto: coinag.blogspot.com)! Als Menschen freuen wir uns natürlich besonders darüber, dass Du den Medienpreis bekommen hast, weil der Mensch bei Dir immer im Mittelpunkt des Denkens und Handelns steht. Und das auch noch berechenbar und verlässlich (auch wenn Du in den Medien nicht immer so gut rüberkommst). Schöner hätten wir es auch nicht formulieren können. Und Stefan Aust als Chef der Jury muss es schließlich wissen, weil er Dich so gut kennt. Wir kennen Dich ja nur aus dem Fernsehen, und deshalb können wir das ja nicht wissen (weil Du in den Medien nicht immer so gut rüberkommst). Trotzdem würden wir Dir natürlich auch den Medienpreis verleihen, denn Du hast einen echten Rekord gebrochen. 1980 hat nämlich der Gerhard Polt den Deutschen Kleinkunstpreis bekommen und einen Medienrekord aufgestellt, weil er in der ganzen Sendung nix inhaltliches gesagt hat. Das fanden damals alle total sensationell! Dabei waren das nur 10 oder 20 Minuten. Das ist ja lachhaft! Schließlich sagt Du schon 10 oder 20 Monate lang gar nichts – und das ist (bei 30 Tagen pro Monat gerechnet) immerhin das 43.200fache der Zeit. Das soll Dir erst einmal jemand nachmachen. Natürlich kommt Dir da Dein DDR-Training zugute, da hat man ja 40 Jahre lang nichts sagen dürfen, trotzdem ist an Deinem Rekord nicht zu wackeln. Eigentlich hättest Du ja, wenn es sich nicht um große Kunst handeln würde, den Kleinkunstpreis 2010 verdient. Weil es aber keinen Großkunstpreis gibt, finden wir den Medienpreis voll in Ordnung. Allerdings nur unter einer Bedingung: Wenn Du bei der Preisverleihung auch nichts sagst.
Deine Menschenskinder in diesem unseren Lande…

30. Januar 2010
von Tom Levold
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Im Getümmel der Welt. Alexander Mitscherlich – Ein Porträt

2008 wäre der bedeutendste Psychoanalytiker der jungen Bundesrepublik, Alexander Mitscherlich, 100 Jahre alt geworden. Ein guter Zeitpunkt, um eine große Biografie herauszugeben. Timo Hoyer hat das Leben Mitscherlichs auf eindrucksvolle Weise in einem wirklich großen Entwurf nachgezeichnet – ohne die ausgetretenen Pfade chronologischer Erzählanlage dabei nachzuwandern. Das Buch, das im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen ist, ist hilfreich zum Verständnis sowohl der Entwicklung Mitscherlichs als auch der unseres Landes. Wolfgang Loth hat es rezensiert und macht deutlich, warum sich die Lektüre auch für diejenigen lohnt, die sich eher auf Abstand zur Psychoanalyse halten:„manchmal habe ich beim Lesen das Wort „psychoanalytisch“ durch „systemisch“ ersetzt – und siehe da, die Schlachten von damals scheinen in neuem Gewand geschlagen zu werden, man glaubt es kaum. Beim Lesen dachte ich, wieviel Kraft es kostet, immer wieder von Neuem zu beginnen, dem Wirken des Bestehenden das Wirken des noch Vorgedachten zur Seite zur Stellen, beim Verzweifeln die „zwei“ nicht zu vergessen und daraus Spielraum zu gewinnen, also weiterzumachen, und wie notwendig das ist. Ich denke, solche Lektüre wäre sinnvoll und notwendig auch im systemischen Terrain – die Bezüge sind keine direkten, aber indirekt ungemein“
Zur vollständigen Rezension…

29. Januar 2010
von Tom Levold
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„systemisch“ am Wendepunkt?

Der Herausgeberwechsel bei der Zeitschrift für systemische Therapie von Klaus Deissler zu Cornelia Tsirigotis ist vollzogen und Anlass für eine Rückbetrachtung und Aussicht auf die Zukunft. Neben einem Interview mit dem scheidenden Herausgeber, das bereits in systemagazin zu lesen war, gibt es eine spannende Arbeit zur Frage, inwiefern der Begriff„systemisch“ überhaupt noch zur Markierung der aktuellen Diskurse um Störungswissen und Handlungsoptionen im systemischen Feld taugt oder ob es nicht an der Zeit sei, über ein wie auch immer gefasstes„systemisch-plus“ nachzudenken. Eher auf die vergangenen Diskurse bezogen ist ein Beitrag von Kurt Ludewig, der – als Brief eines„Rentners“ an die nächste Generation systemischer TherapeutInnen getarnt – seinen Entwicklungsweg reflektiert und die auf diesem Weg erarbeiteten Positionen zusammenfasst. Auch Jürgen Hargens als allererster Herausgeber der ZSTB steuert einen Beitrag bei. Neben Rezensionen wird das nun großformatige, aber auch schmale Heft von einem Tagungsbericht von Andreas Manteufel abgeschlossen.
Zu den vollständigen abstracts…

28. Januar 2010
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Don D. Jackson

Heute wäre Don D. Jackson, einer der wichtigsten Pioniere der Familientherapie, Psychiater und Gründer des Mental Research Institute in Palo Alto, 90 Jahre alt geworden. Er starb viel zu früh, einen Tag nach seinem 48. Geburtstag, am 29.1.1968. Auf der„Don D. Jackson Memorial Conference“ hielt Nathan Ackerman eine Rede auf Jackson, in dem er die ebenso unorthodoxe wie unabhängige, aber auch ein bisschen einsame Position des Mavericks beschrieb, die Jackson innehatte:„If ever there was a maverick in psychiatry, Don was it. He was the near perfect epitome of all the complexities of a maverick. He had all the gifts, all the oddities, the strangenesses and the aloneness of a maverick. Wherever he went, he jolted his colleagues out of their comfort and complacency and they liked it. His scientific skepticism was his hallmark. Again and again, he asked,„How do you know?“;„Suppose we take the same problem, turn it inside out or upside down and re-examine it in a different way“. Yet he had no urge to rebel for the sake of rebelling. He entered the fray of scientific debate, armed with new observations, searching for new and more elegant syntheses. In the quest for truth, he was ever-ready to put new hypotheses to the test. In every sense, he was the living symbol of what Justice Douglas called„His majesty’s loyal opposition“. His very rebellion added to the strength, wisdom, and leadership of his elders. His soul was possessed; he had a mission and he pursued it to the end“ (Fam Proc 9, 1970, S. 117). Zum Gedenken an Don Jackson hier das Zitat des Tages von ihm, aus einem programmatischen Aufsatz„The Individual and the Larger Contexts“ aus dem Jahre 1967 (Fam Proc 6, s. 139):„We view symptoms, defenses, character structure, and personality as terms describing the individual’s typical interactions which occur in response to a particular interpersonal context, rather than as intra-psychic entities. Since the family is the most influential learning context, surely a more detailed study of family process will yield valuable clues to the etiology of such typical modes of interaction. Whether one thinks in terms of„role,“„tactics,“ or„behavior repertoire,“ it is obvious that the individual is shaped by, and in turn helps to shape, his family. This may not at first appear to be such a startlingly new approach but rather the most commonplace social psychology or, at best merely a shift of emphasis, an accentuation of ideas which are implicit in many of the great theories of contemporary behavioral science which refer to„interaction,“„relationships,“ etc. But it has been our experience, which I want to share with you, that when one begins to approach or even gather the data, it makes all the difference in the world exactly where the primary emphasis lies. One finds oneself almost immediately faced with certain conceptual watersheds, certain discontinuities between interactional data and individual theories“

26. Januar 2010
von Tom Levold
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systemagazin wird 5 Jahre alt!

Liebe Freunde des systemagazin,
heute vor 5 Jahren, am 26.1.2005, ist das systemagazin online gegangen (Foto: Portrait des Herausgebers an seinem 5. Geburtstag). Mit mittlerweile über 1.500 Einträgen, darunter über 350 Buchrezensionen, Zusammenfassungen aller Beiträge aus 14 deutschen und englischsprachigen Fachzeitschriften (demnächst 15 – lassen Sie sich überraschen), 36 Tagungsberichten, über 50„Salon“-Beiträgen (Literarische Texte, Glossen, Briefe aus dem Ausland), 110 Adventskalenderbeiträgen, in denen KollegInnen sehr persönliche Erinnerungen beisteuern, diversen specials (z.B. zu Niklas Luhmann u.a.), einem Tagungs- und Veranstaltungskalender und nicht zuletzt einer Systemischen Bibliothek mit mittlerweile 190 Artikeln ist das systemagazin mittlerweile offensichtlich zu einer festen Größe in der systemischen Szene geworden. Vorstellen konnte ich mir das vor 5 Jahren nicht wirklich, eigentlich wollte ich nur mal eine website produzieren, die ich selbst gerne lesen würde. Dass mich soviele Autorinnen und Autoren, Freunde und KollegInnen dabei unterstützen würden, habe ich nicht erwartet – es erfüllt mich aber umso mehr mit Stolz und ermuntert mich zum Weitermachen. Ein herzlicher Dank an alle, die zum Gelingen des Ein-Mann-Betriebes systemagazin in dieser Zeit beigetragen haben!
Viele herzerwärmende und berührende Glückwünsche haben mich zum Jubiläum erreicht, über die ich mich sehr gefreut habe! Euch und Ihnen allen an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank! Und wer noch in den Chor der Gratulanten einstimmen möchte: ein Eintrag in die Kommentarfunktion oder ein email genügt…
Mit Vorfreude auf zukünftige Komplexitätsgewinne grüßt Sie herzlich

Tom Levold
Herausgeber

Und hier geht es zu den Gratulanten…

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25. Januar 2010
von Tom Levold
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Systemische Forschungstagung 2010: „Therapie – Pädagogik – Organisationsberatung“

Die Heidelberger Tagung zur Systemischen Forschung ist mittlerweile Institution. Auch dieses Jahr findet sie unter Leitung von Jochen Schweitzer und Matthias Ochs am 3. und 4. März 2010 im Universitätsklinikum Heidelberg mit einer hochkarätigen Besetzung und einem hochkarätigem Programm statt. Mit dabei sind in diesem Jahr u.a. Guy Diamond, Babette Renneberg, Kirsten von Sydow, Henning Schauenburg, Rüdiger Retzlaff, Peter Fonagy, Eia Asen, Götz Bachmann, Günter Schiepek, Bruno Hildenbrand, Johannes Herwig Lempp, Jürgen Kriz, Dirk Baecker, Matthias Ochs, Jochen Schweitzer, Charlotte Burck, Peter Stratton, Matthias Hüttemann, Wolfgang Tschacher, Günther Ortmann, Hamburg, Franz Netta, Julika Zwack, Angelika Eck, Jürgen Brückner und Arist v. Schlippe. Die Teilnahmegebühr beträgt 120,- €.

Zur Anmeldungsseite geht es hier entlang…

25. Januar 2010
von Tom Levold
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Patientenautonomie

Zu diesem bedeutsamen Thema haben die Herausgeber Wolfgang Loth und Henning Schauenburg ein spannendes Heft 4/2009 der Zeitschrift„Psychotherapie im Dialog“ gestaltet:„Die Bandbreite des Themas entzieht sich allen Wünschen nach einfachen Verhältnissen. Sie reicht inhaltlich von der Termingestaltung über Hausaufgaben-/Medikamenten-(Non)Compliance bis zur Frage der Sterbehilfe. Beziehungstheoretisch (und -praktisch) fordert sie das Klären eigener Standpunkte: Lasse ich mich von fürsorgenden Vorstellungen leiten (auch wenn sie als paternalistisch infrage gestellt werden können) oder lasse ich mich leiten von Ideen über Helfen als Aushandeln von Kundschaftsbeziehungen (auch wenn sie als idealistisch infrage gestellt werden können) oder wie finde ich (m)einen Weg dazwischen? Konzeptuell belässt sie einen ebenfalls nicht im Beliebigen. Was ich als Nachweis professioneller Kompetenz betrachte, hat Folgen: ob ich nun davon ausgehe, dass Hilfen implantiert werden müssten, oder davon ausgehe, dass Helfen im Würdigen und Fördern systemeigener Ressourcen besteht (und woran ich mich dann orientiere bei der Frage, wem das wie nutzt)“ Die systemisch orientierten Beiträge zum Heft stammen von Günter Schiepek, Jürgen Hargens, Peter Kaimer und Cornelia Tsirigotis.
Zu den vollständigen abstracts geht es hier, außerdem steht jetzt auch der gesamte Jahrgang 2003 im Zeitschriftenarchiv des systemagazins…

24. Januar 2010
von Tom Levold
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Dirk Baecker über Therapie und die Therapeutisierung der Gesellschaft

Im Internet ist ein längeres 3Sat-Interview mit Dirk Baecker über die Notwendigkeit von Therapie und die Therapeutisierung der Gesellschaft zu sehen, das sich anzusehen lohnt (Dank an Marco Wegner für den Hinweis). Da die Inhalte der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten aufgrund des Lobby-Drucks der Privaten Sender nur begrenzt online zur Verfügung stehen, empfehle ich baldige Betrachtung (mit Klick auf das Bild). 

24. Januar 2010
von Tom Levold
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Spenden muss sich wieder lohnen

Liebe Freunde der Freiheit,
wie Sie vielleicht wissen, hat meine Großspende an die FDP in Höhe von 1,1 Millionen € in der Öffentlichkeit ein gewisses Unbehagen ausgelöst. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich als Miteigentümer und Verwaltungsratspräsident der Mövenpickgruppe von der Herabsetzung der Mehrwertsteuer bei Hotelübernachtungen von 19 % auf 7 % kräftig profitiert habe. Vor allem, weil die Hotelübernachtungen jetzt ja nicht billiger werden. Die FDP deshalb aber als Klientelpartei, als„Freunde Des Profits“ oder als käuflich zu bezeichnen, trifft die Sache nur zum Teil. Denn die gute Nachricht ist: Auch Sie können profitieren, auch Sie können FDP-Klientel werden – sofern Sie Freunde der Freiheit sind, was immer Sie auch darunter verstehen mögen! Wenn Sie viel Geld haben und spenden, so wie ich, dann wird die FDP natürlich auch für Sie etwas tun. Aber nicht nur die großen Geldgeber haben ihren Nutzwert. Deshalb hat die FDP auf ihrem Internet-Portal das„Netzwerk mit Nutzwert“ gegründet – dann haben sogar auch Menschen mit weniger Geld etwas davon, dass ich etwas davon habe. Dort heißt es nämlich:„Wer sich für die FDP einsetzt, hat nicht nur das gute Gefühl liberale Politik mitzugestalten, sondern kann sogar direkt profitieren: Mit dem “Netzwerk mit Nutzwert“. Ob Reisen, Übernachtungen, Versicherungen, Geschenke aus der Quality Collection oder Dienstleistungen: Mehr als 100 Rabattmöglichkeiten und Sonderkonditionen gibt es deutschlandweit für die„Freunde der Freiheit“. Auch die liberalen Wirte sind dabei. Denn: Unter Parteifreunden schmeckt es ja bekanntlich besser. Beim Netzwerk mit Nutzwert sind Sie richtig, wenn Sie Sonderkonditionen für Handy, Reise, Gastronomie und mehr suchen. Es ist den Liberalen gelungen, viele Sonderkonditionen für FDP-Mitglieder und für Freunde der Freiheit zu erhalten. Einige Angebote sind an die Mitgliedschaft in der FDP geknüpft. Diese Konditionen finden Sie dann im geschlossenen Bereich unter my.fdp“ Wenn das kein Sonderangebot ist!
Also: werden auch Sie ein Freund der Freiheit und freuen Sie sich darauf, welche Sonderkonditionen wir Parteienspender in nächster Zukunft von der jetzigen Regierung erhalten werden, irgendwie kriegen Sie dann auch schon noch etwas davon ab.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
August François von Finck