systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

13. Februar 2011
von Tom Levold
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Erkenne Dich selbst!

5. Februar 2011
von Tom Levold
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Zitat des Tages: Andreas Reckwitz

„…In der Soziologie und Psychologie der 1940er bis Mitte der 1970er Jahre, mithin im sozialwissenschaftlichen Denken der organisierten Moderne, kam dem Identitätskonzept ein andersartiger Stellenwert zu als in den hochmodernen Kultur- und Sozialwissenschaften seit den 70er und 80er Jahren. Diese Bedeutungsverschiebung gilt sowohl für das Konzept personaler wie für das kollektiver Identität(en). Wie läßt sich dieser Bedeutungswandel der Identitätssemantik in den Sozialwissenschaften genauer fassen? Man kommt der semantischen Transformation am besten auf die Spur, wenn man zunächst zwischen der Frage nach personalen und der nach kollektiven Identitäten unterscheidet und ihre Konzeptualisierung in den ‚klassischen‘ Modellen der 1940er bis 70er und denen seit den 70er Jahren gegenüberstellt. Dann zeigt sich, daß das klassische Identitätskonzept universalistisch und kompetenztheoretisch orientiert und auf das Problem des Verhältnisses zwischen Individuum und sozialen Zwängen sowie das Problem der temporalen Konstanz zentriert war; das hochmoderne Identitätskonzept ist dagegen hermeneutisch und historisch orientiert sowie auf das Problem des kontingenten Selbstverstehens bezogen. Die Semantik ändert sich offenbar mit der gesellschaftlichen Problemlage.“ (In: Andreas Reckwitz (2001): Der Identitätsdiskurs. Zum Bedeutungswandel einer sozialwissenschaftlichen Semantik. In: Rammert, Werner (Hg.): Kollektive Identitäten und kulturelle Innovationen. Ethnologische, soziologische und historische Studien. 21-38. Leipzig; S. 25)

4. Februar 2011
von Tom Levold
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Systemische Therapie bei Angststörungen

Im Jahr 2000 haben Winfried Häuser und Reinhard Eher in der Zeitschrift„Psychotherapie im Dialog“ einen Aufsatz über Systemische Therapie bei Angststörungen“ verfasst, der auf der website des Klinikums Saarbrücken auch online zu lesen ist. Im abstract heißt es:„Systemische Autoren schreiben Angststörungen eine beziehungsregulierende Funktion innerhalb des intrapsychischen Systems bzw. in zwischenmenschlichen Systemen zu. Panikstörung/Agoraphobie wird auf interaktioneller Ebene als ein „Lösungsversuch” in einem eskalierenden Dilemma zwischen dem Bedarf nach Autonomie und dem nach Bezogensein gegenüber dem Partner oder anderen wichtigen Bezugspersonen konzeptualisiert. Innerhalb eines kurzzeittherapeutischen Konzeptes werden idealtypische Phasen mit unterschiedlichen systemischen Therapiemethoden anhand von Fallbeispielen dargestellt: narrative und lösungsorientierte Ansätze in der Motivations- und Symptomkontrollphase sowie Reflecting Team in der Konfliktphase“
Zum vollständigen Text…

3. Februar 2011
von Wolfgang Loth
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„Gelingende Hilfen in Pflegefamilien“

Dass Pflegefamilien vor besonderen Herausforderungen stehen, dürfte bekannt sein – auch wenn medienwirksame Aufmerksamkeit sich üblicherweise nur dann einstellt, wenn etwas spektakulär schief geht, ein Pflegekind zu Schaden, gar zu Tode kommt. Für Jugendämter, bzw. Allgemeine Soziale Dienste gerät das Thema insofern eher unter Stressbedingungen in den Vordergrund. Dabei gibt es durchaus Grund zur Verknüpfung von Überlegungen zu Grundlagen gelingender Hilfen in Pflegefamilien und einer konstruktiv verstandenen Qualitätsdiskussion. Genau dazu hat Carmen Thiele (Foto: PFAD) im Jahr 2009 eine Dissertation an der FU Berlin vorgelegt. Ihr Thema: „Gelingende Hilfen in Pflegefamilien – Ein Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Hilfesystem Vollzeitpflege“. Die Autorin stellt fest, dass sich „das Erleben der Pflegeeltern, also der Menschen, die als Hilfedurchführende wirken – (…) in den vorhandenen Forschungsarbeiten und selbst in den Diskussionen der Fachkräfte der Sozialen Arbeit kaum wieder“ fanden. „Des Weiteren fiel auf, dass der wissenschaftliche Blickwinkel sich überwiegend auf die Schwierigkeiten, die Probleme und auf Ursachen und Beendigungsgründe von gescheiterten Pflegebeziehungen konzentrierte. Diese besondere Wahrnehmung vor allem der Schwierigkeiten, die das Alltagserleben der Pflegefamilie bestimmen, läuft jedoch auf eine Vereinseitigung, eine Verengung des wissenschaftlichen Blicks hinaus. So entstand die Idee, eine andere, bisher vernachlässigte wissenschaftliche Perspektive zu nutzen und zu fragen: Wie konstruieren Pflegeeltern bzw. Pflegefamilien ihre Wirklichkeit? Was kann man aus der Konstruktion pflegefamilialer Wirklichkeit lernen?“
„In ihrer Konstruktion von sich als Familie vereint die Pflegefamilie scheinbar Unvereinbares“, so Thiele (S.10), sie sei „in ihrer Konstruktion als Familie, als Einheit, grundsätzlich nicht in der Lage, keine Unterschiede zu machen. Sie ist ein Unterschied“ (S.242). In ihrer einleitenden Zusammenfassung schreibt die Autorin: „In den Versuchen, mich diesen Widersprüchen theoretisch zu nähern, wurde immer deutlicher, dass es dafür einer neuen wissenschaftlichen Konzeptualisierung bedarf, die die Grenzen bisheriger Ansätze bereit ist zu überschreiten. Es wird daher der Versuch unternommen, Pflegeverhältnisse in einem ambivalenztheoretischen Rahmen zu betrachten. (…) Es wird herausgearbeitet, wie Gelingende Hilfen im Hilfesystem Vollzeitpflege kritisch verstanden werden können. Von den Spannungsverhältnissen, die in einer Pflegefamilie wirken, (…) werden hier insbesondere die Fragen des Schließens und Öffnens des Familiensystems und damit überhaupt die Frage von Elternschaft diskutiert. Familiale Systembildung, Paradoxie der Zeit, Macht-Ohnmacht-Beziehungen werden als Eckpfeiler des theoretischen Rahmenkonzepts herausgearbeitet“ (S.10). Wie bei Dissertationen üblich, handelt es sich nicht um einen süffigen, leicht zu konsumierenden Text. Dennoch bietet er auch PraktikerInnen wertvolle Anregungen, zumindest Fragen, die zu stellen sich lohnt. Und im weitesten Sinn fördert diese Arbeit die Idee, sich den besonderen Themen und Herausforderungen von Pflegefamilien eben nicht nur unter Stressbedingungen zuzuwenden, sondern perspektivisch, mit Ruhe und einem Ziel: die Rahmenbedingungen des angestrebten Gelingens zu fördern.
Zum Volltext der Dissertation geht es hier