Am 30.9. ist Luc Isebaert gestorben. Der belgische Psychiater und Psychotherapeut ist als Vertreter der lösungsorientierten Therapie bekannt geworden. Er war Mitbegründer der European Brief Therapie Association (EBTA) sowie Gründer und Inspirator des Korzybski-Instituts für lösungsorientierte Therapie und des Brügger Modells für Kurztherapie.
Filip Caby, Vorsitzender der DSGF, hat Luc Isebaert gut gekannt und für systemagazin einen Nachruf verfasst.
Filip Caby, Leer: „Du brauchst nur hinzuschauen“
Am Montag, dem 30.09.2019, verstarb Luc Isebaert 78jährig in Oostende. Luc war ein belgischer Kinder- und Jugendpsychiater und Psychiater und leitete bis zum Ruhestand die psychiatrisch-psychosomatische Klinik am St-Jan-Ziekenhuis in Brügge.
Seit den frühen achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts beschäftigte er sich mit der Ericksonschen Hypnotherapie und ließ sich von Bateson, Minuchin und Korzybski beeinflussen. Er gründete das Korzybski-Institut in Brügge und später weitere Ableger in Antwerpen und Rotterdam. Er war mit Insoo Kim Berg und Steve De Shazer eng befreundet und entwickelte seine Ideen der Lösungsfokussierung parallel zu deren Ideen.
Luc Isebaert entwickelte das lösungsorientierte Denken und den kurzzeittherapeutischen Ansatz weiter. Er entwickelte das so genannte Brügger Modell, das u.a. im Alkoholsucht-Bereich für Aufmerksamkeit sorgte, weil es nicht mehr auf Abstinenz setzte, sondern auf einen kontrollierten Umgang mit dem Suchtmittel. Der Kern des Brügger Modells war, dass der Patient/Klient die Wahl hat, wie er das Problem gestalten möchte. Therapie ist dazu da die Wahloptionen zu erweitern. Auf Sucht bezogen würde das heißen: Wie will ich mit Alkohol umgehen können, statt ganz darauf zu verzichten oder daran zu Grunde zu gehen. Die Ressourcen des Patienten werden gebraucht, um diese Wahl ins praktische Leben umzusetzen.
Auch international war er aktiv, war Mitbegründer der EBTA (European Brief Therapy Association) und bis zum Schluss ein Verfechter des lösungs- und ressourcenfokussierten Denkens.
Das Faszinierende war die Haltung, mit der Luc seine Ideen umsetzte und mit seinen Mitmenschen umging. Im Korzybski-Institut werden seine „Drei Fragen für ein glückliches Leben“ als zentraler Aspekt der Lehre dort vertreten:
1. Was habe ich heute gemacht, was mich glücklich macht
2. Was hat jemand anderes gemacht, worüber ich glücklich bin und was habe ich gemacht, um die Chance zu erhöhen, dass die Person es wieder macht?
3. Was habe ich sonst gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt oder gespürt, was mich glücklich macht?
Luc war ein guter Freund. In den letzten Jahren haben wir uns des Öfteren über unsere Gesundheit ausgetauscht. Ich habe nie gedacht, dass man das trotz allen Leidens mit viel Witz machen kann …
Er war ein großzügiger, humorvoller und sehr gebildeter Mensch, der das Leben genoss und trotzdem mit Spannung, Neugierde und einem Zwinkern in den Augen mit seiner schweren Erkrankung umging und es so seinem Umfeld erleichterte Abschied zu nehmen. Wer das Glück hatte ihn kennen zu lernen, wird ihn vermissen.
Versuche, die anderen gerne zu haben.
Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, es gibt immer etwas Gutes in ihnen.
Versuche, dich selbst gerne zu sehen und stärke es.
Es gibt soviel Gutes in dir. Du brauchst nur hinzuschauen.
(Luc Isebaert)
In diesem Video reden Luc Isebaert, Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd über die Frage: Worum geht es bei der Lösungsfokussierung?