Heft 1
Bauer, Petra, Stefan Beher, Barbara Bräutigam, Markus Haun & Barbara Kuchler (2023): Editorial – Adressat/innen-Konzepte. In: Kontext, 54 (1), S. 3-5.
Abstract: Liebe Leserinnen und Leser! Wie gefällt Ihnen eigentlich diese Anrede, die Sie in den meisten Kontextheften an den Anfang gestellt sehen? Möglicherweise fühlen Sie sich mit dieser Anrede im Blick auf Ihr breit gefächertes Interesse an systemischen Diskursen und Diskussionen besonders wertgeschätzt. Vielleicht erscheint Ihnen aber auch die damit verbundene Unterstellung, dass Sie dieses Editorial oder die im KONTEXT veröffentlichten Texte tatsächlich lesen, als wirklichkeitsfremde Überschätzung Ihrer zeitlichen Möglichkeiten – angesichts eines dichten Berufs- und Sorgealltags. Und womöglich lesen Sie diese Anrede gar als blanke Zumutung angesichts der – zugegebenermaßen – schon sprachlich manchmal durchaus unzugänglich erscheinenden wissenschaftlichen Textgattung. Diese Vielfalt möglicher Reaktionsweisen verweist auf Konstruktionsprozesse, die in jeder Interaktionsform wirkmächtig sind. In sprachanalytischer Perspektive ist dabei die Rede von »Adressierungen«, mit denen wechselseitige Zuschreibungen an die jeweils Angesprochenen vorgenommen werden. Damit werden also Mechanismen bezeichnet, die sich systemische Praxis in vielen Feldern und Bereichen in besonderer Weise nutzbar macht, indem sie versucht, die wechselseitigen Adressierungsweisen in Klientinnen- und Klientensystemen reflexiv zugänglich zu machen. Zirkuläres Fragen erscheint hier als die Methode schlechthin, wobei die systemischen Methodenkoffer inzwischen reichhaltig gefüllt sind mit kreativen Zugängen aller Art, um solche Adressierungs- und Re-Adressierungsweisen zu erhellen. Gleichwohl kommt in vielen Bereichen bisher wenig in den Blick, was jenseits der gut gemeinten und gut gemachten Interventionen von Fachkräften an Adressierungen »wirkt«. Welche Rolle spielt der institutionelle Kontext, in dem eine bestimmte Hilfe, sei es pädagogisch, beraterisch, therapeutisch, erbracht wird? Vieles wird im Rahmen einer Auftragsklärung erstmal systematisch erfragt. Aber dennoch – wie wirken die Rahmenbedingungen eines bestimmten Settings – die zeitliche Struktur, die sozialräumliche Lage, die Raumgestaltung selbst? Und welche Möglichkeiten haben hilfesuchende Klientinnen und Klienten denn, sich gegenüber solcher vorab gesetzten institutionellen Rahmenbedingungen zu positionieren?
Bauer, Petra & Eberhard Bolay (2023): Adressat/innen und Adressierungen – Impulse für systemisches Arbeiten. In: Kontext, 54 (1), S. 6-23.
Abstract: Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, wie die Perspektiven von Adressat/innen auf Hilfe und Unterstützung, auf Therapie und Beratung in psychosozialen Feldern noch besser in den Blick genommen werden können. Dazu wird der Begriff »Adressat/in« zunächst einmal als analytisches Konzept vorgestellt, das zeigt, dass jede Inanspruchnahme von Hilfe im weiten Sinne an Bedingungen geknüpft ist. Um zu verstehen, wie Adressat/innen Hilfen erleben und wahrnehmen, ist es wichtig, diese Bedingungen zu kennen, gleichzeitig ist es bedeutsam, den lebensweltlichen Hintergrund zu berücksichtigen, aus dem heraus der Bedarf an Hilfe entsteht. Das Erleben von Adressat/innen auf diese Weise zu erfassen, bietet wichtige Anknüpfungspunkte für die kritische Reflexion einer – systemisch – ausgerichteten psychosozialen Praxis.
Weinhardt, Marc (2023): Adressat/innen in der digitalen Beratung. Fragen an die Konstitution beraterischer Hilfe unter den Bedingungen von Digitalisierung und Digitalität. In: Kontext, 54 (1), S. 24-36.
Abstract: Der Beitrag versucht, das derzeit in starker Veränderung befindliche Feld digitaler Beratung unter einer adressat/innenbezogenen Perspektive zu vermessen. Hierzu werden ein kurzer zeitgeschichtlicher Abriss digitaler Beratung im deutschsprachigen Raum skizziert, ein Überblick zu empirischen Befunden zu Adressat/innen und Adressierung dargestellt und in einem Ausblick auf Basis einer Heuristik zum Verständnis digitaler Beratungspraktiken adressat/ innen- und adressierungsspezifische Herausforderungen im Kontext digitaler Beratung formuliert.
Rahn, Sebastian (2023): Adressat/innen-Bilder in der Sozialen Arbeit. Das Beispiel der Kindheits- und Jugendbilder in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. In: Kontext, 54 (1), S. 37-53.
Abstract: Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich die Differenz zwischen den normativen Forderungen einer Adressat/innen-Orientierung in der Sozialen Arbeit einerseits und den stellenweise defizitorientierten Adressierungsweisen sozialpädagogischer Fachkräfte andererseits erklären lässt. Einen Ansatz hierfür bieten mentale (lebensalterbezogene) Adressat/innen-Bilder, die aus der Aufschichtung biografischer Erfahrungen entstehen und eine spezifische Sichtweise auf z. B. Kindheit, Behinderung oder Familie prägen. Dieser Ansatz wird am Beispiel von Kindheits- und Jugendbildern ausgeführt und anhand eines konkreten Beispiels aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit empirisch plausibilisiert. Abschließend wird diskutiert, was sich aus den Ergebnissen für das Verhältnis von Adressat/innen-Orientierung als Fachkonzept und mentalen Adressat/innen-Bildern schlussfolgern lässt.
Hille, Julia (2023): Adressierung in systemischer Paarberatung und -therapie. Prozesse der Konstruktion von Freiwilligkeit und Veränderungsbereitschaft. In: Kontext, 54 (1), S. 54-67.
Abstract: Systemische Paarberatung und -therapie bieten eine Möglichkeit Krisen moderner Partnerschaft zu bearbeiten und gegebenenfalls zu lösen. Besonders in Erstgesprächen wird dabei deutlich, dass das freiwillige Aufsuchen einer Paarberatung nicht bei beiden Partner/innen dazu führt, sich auch veränderungsbereit zu zeigen. Dennoch wird dies, so zeigt die präsentierte Studie, von den Berater/innen bzw. Therapeut/innen an das Paar adressiert. Daraus entstehen interaktive Rahmenprozesse innerhalb des Erstgesprächs, welche die Struktur von Paarberatung und -therapie prägen. Ziel des Beitrages ist anhand einer Studie den Zusammenhang von Rahmung und Adressierung zu verdeutlichen.
Bräutigam, Barbara (2023): Genogrammatische Lektüren: »Identitti« von Mithu Sanyal (2021) – oder die Dekonstruktion von Seinsfragen. In: Kontext, 54 (1), S. 69-70.
Abstract: Mituya Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin und hat bereits mehrere Sachbücher verfasst, Identitti ist ihr erster Roman. Dieser beschäftigt sich, wie aus dem Titel unschwer zu entnehmen ist, mit so entscheidenden und ebenso schwer beantwortbaren Fragen, wer man eigentlich ist und was die Person ausmacht, bzw. zu dem macht, als was oder wer sie sich dann schließlich definiert. Der Hauptstrang des Plots ist schnell erzählt: Die 26-jährige Nivedita, deren Vater in Indien geboren ist und deren Mutter polnische Wurzeln hat, ist wiederkehrend mit den bekannten Mechanismen von Alltagsrassismus (woher kommst du wirklich? etc.) konfrontiert und studiert bei ihrer indischen Professorin Saraswati Postcolonial Studies; einen Studiengang, den diese etabliert hat und in dem unter anderem Begriffe von white supremacy oder der Kolonisierung von Seelen diskutiert werden.
Kuchler, Barbara (2023): Stich-Wort: Unterschied. In: Kontext, 54 (1), S. 71-74.
Abstract: Systemiker lieben das Arbeiten mit Unterschieden. Wie kommt man an einen Klienten ran? Wie macht man einen Prozess? Einer der kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich viele systemische Therapeuten und Berater einigen können, ist: Es geht darum, Unterschiede zu machen. Also: zu differenzieren, auseinanderzuziehen, Erfahrungen und Kontexte so aufzuschlüsseln, dass neue Zusammenhänge, Relevanzen, Möglichkeiten sichtbar werden, und dass im Idealfall aus eingeführten kleinen Unterschieden mit der Zeit größere werden. Entsprechend ist »Unterschiedsbildung« ein Element oder eine methodische Technik, die in vielen systemischen Ausbildungsseminaren und Methodenhandbüchern vorkommt. Was sich dahinter konkret verbirgt, kann recht verschieden sein. (Soll ich sagen: kann unterschiedlich sein?) Ich nenne nur zwei Varianten näher, obwohl es sicher noch viele andere gibt.
Sommerhuber, Sabine (2023): Rezension – Arist von Schlippe (2022): Das Karussell der Empörung. Konfliktsituation verstehen und begrenzen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (1), S. 75-76.
Kandziora, Elisabeth (2023): Rezension – Wolfram Lutterer (2021): Eine kurze Geschichte des systemischen Denkens. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 54 (1), S. 76-77.
Beckmann, Silvia (2023): Rezension – Stefan Hammel (2022): Hypnosystemische Therapie. Das Handbuch für die Praxis. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 54 (1), S. 77-78.
Welker-Paulun, Astrid (2023): Rezension – Antonia Pfeiffer (2022): Emotionale Erinnerung – Klopfen als Schlüssel für Lösungen. Neurowissenschaftliche Wirkhypothesen der Klopftechniken. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 54 (1), S. 78-80.
Jacob, Cornelia (2023): Rezension – Holger Lindemann, & Silke Trumpa (Hrsg.) (2022): Hochschullehre: systemisch? Theoretische und praktische Impulse für Didaktik und Methodik. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (1), S. 80-81.
Balz, Hans-Jürgen (2023): Rezension – Michael Raisch (2022): Emotionen in der systemischen Therapie. Grundlagen und Methoden für eine integrative Praxis. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (1), S. 82-83.
Beher, Stefan (2023): Rezension – Michael Barkham, Wolfgang Lutz & Louis G. Castonguay (Hrsg.) (2021): Bergin and Garfield‘s Handbook of Psychotherapy and Behavior Change. Hoboken, N.J. (Wiley). In: Kontext, 54 (1), S. 84-85.
Beckmann, Silvia (2023): Rezension – Jana Küllenberg & Jochen Schweitzer (Hrsg.) (2022): Medizinische Organisationspsychologie für das Krankenhaus. Systemische Beratung in einem fordernden Umfeld. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (1), S. 85-86.
Heft 2
Kuchler, Barbara, Stefan Beher, Barbara Bräutigam & Markus W. Haun (2023): Editorial. In: Kontext, 54 (02), S. 109-110.
Müller, Tobias A. & Saskia Gladis (2023): Überlegungen zur Exkommunikation von Menschen mit Demenz. In: Kontext, 54 (02), S. 111-125.
Abstract: Der Beitrag befasst sich mit Kommunikations- und Verhaltensweisen gegenüber Menschen mit Demenz. Es wird ein neues Konzept vorgestellt, das das Ziel verfolgt, zur sozialen Einbindung von Menschen mit Demenz beizutragen. Das vorgestellte Konzepte basiert auf den Überlegungen Retzers zur Exkommunikation von Menschen mit einer Schizophrenie, welches auf den Sachverhalt der Demenz übertragen und angepasst wurde. Abschließend wird das neu eingeführte Konzept unter Bezugnahme bekannter Konzepte zum Umgang mit Menschen mit Demenz diskutiert.
Küllenberg, Janna K., Markus W. Haun & Jochen Schweitzer (2023): Zwischen Allparteilichkeit und Positionierung. Eine Querschnittsbefragung zum gesellschaftspolitischen Engagement in einem systemischen Verband. In: Kontext, 54 (02), S. 126-143.
Abstract: Was erhoffen sich Mitglieder eines systemischen Verbandes von dessen gesellschaftspolitischem Engagement? Beispielhaft machten 260 Mitglieder der DGSF in einer Querschnittsbefragung Angaben zu ihrer Wahrnehmung und ihren Erwartungen an die DGSF als gesellschaftspolitischen Akteur, den für sie bedeutsamen gesellschaftspolitischen Themen, Zielen und Handlungsfeldern sowie zu ihrem eigenen Engagement. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet. Freitextfelder wurden inhaltsanalytisch aufbereitet. Deutlich bejaht wurde der Wunsch, dass sich die DGSF gesellschaftspolitisch engagieren sollte, mit Stellungnahmen in der Öffentlichkeit und durch die weitere Schaffung interner Diskussionsmöglichkeiten. Fünf große Themen wurden von den Befragten an den Verband herangetragen (»Big Five«): Soziale Gerechtigkeit (mit den beiden Aspekten Anerkennungs- und Verteilungsgerechtigkeit), Ökologie, Rassismus und Extremismus, Migrations- und Asylpolitik sowie Bedrohung der Demokratie. Dazu, wie man sich engagieren möchte, waren die Meinungen uneinheitlich, zuweilen widersprüchlich und meist wenig präzise. Festhalten ließ sich aber, dass die Themen nicht zu weit entfernt von den Kompetenzfeldern der DGSF liegen und mit eigener fachlicher Kompetenz untermauert werden sollten. Das Engagement sollte nicht allzu parteilich und nicht zu aktionsorientiert, nicht spaltend, sondern eher diskursiv-abwägend, wertschätzend sein. Das Potenzial zu noch stärkerer Beteiligung ist unter Mitgliedern und Noch-Nicht Mitgliedern vorhanden, jedoch will das Mitglied dazu persönlich eingeladen werden. Die Ergebnisse deuten auf eine gewisse Diskrepanz in der Einschätzung des Verbandes als gesellschaftspolitischer Akteur durch die Mitglieder hin. Einerseits sprachen sie sich klar für eine überparteiliche Haltung aus. Andererseits befürworteten sie die Positionierung des Verbandes zu gesellschaftspolitischen Themen.
Levold, Tom, Petra Bauer, Stefan Beher & Barbara Kuchler (2023): »Ich bin immer irgendwo gelandet …« Tom Levold im Gespräch mit Petra Bauer, Stefan Beher und Barbara Kuchler. In: Kontext, 54 (02), S. 144-164.
Kuchler, Barbara (2023): Stich-Wort: Irritation. In: Kontext, 54 (02), S. 166-169.
Abstract: Das Geschäft des systemischen Therapeuten ist das Stören. Weil das so unfreundlich klingt, sagt man es lieber auf lateinisch: Irritieren. Der erste Schritt im Arbeiten, ohne den alles Weitere nicht funktioniert, ist: Muster durcheinanderbringen, Bewegung ins System bringen, Verunsicherung streuen, Gewissheiten auflockern. – Das Fremdwort »Irritieren« ist allerdings im Alltag auch nicht so richtig positiv besetzt. Wenn man sagt: »Da war ich irritiert«, dann heißt das: Ich war verdutzt, verstört, verwirrt, verärgert, also jedenfalls in einem Zustand, der sich nicht unmittelbar gut anfühlt. Der Anklang an das deutsche Wort »irre« ist ein linguistischer Zufall, aber so richtig einladend will das Wort trotzdem nicht klingen. Irritation ist die Schadens- oder Schmerzseite von Systemveränderung. Systeme haben immer mehr Möglichkeiten, als sie realisieren können. Sie sind ihrer Natur nach Reduktionseinrichtungen, also Möglichkeitsverschüttungseinrichtungen. Systeme sind dazu da, um in einer überkomplexen Welt trotzdem zurechtzukommen, trotzdem hinreichende Möglichkeiten zum Handeln, Sichorientieren, Sichbewähren zu finden, und das heißt immer auch: andere, an sich auch mögliche Möglichkeiten abzublenden, auszublenden, abzuweisen, abzuspalten. Manche der verschütteten Möglichkeiten können später wieder ausgegraben und wieder zugänglich gemacht werden. Das erfordert aber ein Streuen von Sand ins Getriebe, oder ein Stören der Strukturen, mit denen das System gerade arbeitet, denn sonst hätte es keinen Anlass, sich nach etwas anderem umzusehen.
Malanowski, Anja (2023): Rezension – Peter Jakob (2022): Dem Trauma Widerstand leisten. Neue Autorität als familientherapeutischer und traumapädagogischer Ansatz. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (02), S. 170-171.
Stach, Laura (2023): Rezension – Tilmann Betsch (2022): Science matters! Wissenschaftlich statt querdenken. Heidelberg (Springer). In: Kontext, 54 (02), S. 171-172.
Grotmann, Elisabeth (2023): Rezension – Joachim Küchenhoff & Martin Teising (Hrsg.) (2022): Sich selbst töten mit Hilfe Anderer. Kritische Perspektiven auf den assistierten Suizid. Gießen (Psychosozial-Verlag). In: Kontext, 54 (02), S. 172-173.
Senger, Anja (2023): Rezension – Wiebke Lückert & Franziska Brauner (2022): Systemisch visualisieren: Einfach machen! Das Grundlagenbuch. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (02), S. 174-175.
Senger, Anja (2023): Rezension – Michael Bohne & Sabine Ebersberger (2022): PEP-Tools für Therapie, Coaching und Pädagogik. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 54 (02), S. 175-176.
Kuntz, Helmut (2023): Rezension – Christa Baum (Hrsg.) (2021): Liebe in wirren Zeiten. Eine Münchner Familienbiografie. Würzburg (Königshausen und Neumann). In: Kontext, 54 (02), S. 176-178.
Korittko, Alexander (2023): Rezension – Renate Jegodtka & Peter Luitjens (2022): Stine verstummt. Mobbing ist kein Kinderspiel. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (02), S. 178-179.
Jacob, Cornelia (2023): Rezension – Charlotte Darga & Dorothea Dapper (2022): Tierisch systemisch. Lösungs- und Ressourcenorientierung in der tiergestützten Intervention. München (Ernst Reinhardt). In: Kontext, 54 (02), S. 180-181.
Beckmann, Silvia (2023): Rezension – Stephan Doering (2022): Resonanz – Begegnung – Verstehen. Implizite Kommunikation in der therapeutischen Beziehung. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 54 (02), S. 181-182.
Gemeinhardt, Brigitte (2023): Rezension – Anne M. Lang (2022): Konstruktivistische Psychotherapie. Prozess-Hypno-Systemisch. Das Bonner Ressourcen Modell. München (Elsevier). In: Kontext, 54 (02), S. 183-184.
Balz, Hans-Jürgen (2023): Rezension – Carmen Diebolder & Kerstin Reich (2022): Prototypische Strukturaufstellungen in Training und Beratung. Die neue wirkungsvolle Lernmethode im praktischen Einsatz. Bonn (managerSeminare). In: Kontext, 54 (02), S. 184-186.
Stach, Laura (2023): Rezension – Saskia Erbring (2022): Systemische Beratung für eine inklusivere Gesellschaft. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (02), S. 186-187.
Heft 3
Haun, Markus W., Stefan Beher, Barbara Bräutigam & Barbara Kuchler (2023): Editorial: Leib in Beziehung – Systemische Familienmedizin. In: Kontext, 54 (03), S. 213-214.
Haun, Markus W. (2023): Systemische Familienmedizin – Grundlagen, Wirksamkeit und klinische Implementierung. In: Kontext, 54 (03), S. 215-225.
Abstract: Körperliche Krankheit trifft alle Familien, wenn auch in unterschiedlichen Phasen ihrer Entwicklung und unterschiedlich schwerwiegend. Im Zuge alternder Gesellschaften und des medizinischen Fortschritts steigt die Zahl der Familien, die mit chronischen Krankheiten über längere Zeit leben und deren Bewältigung mit anderen Entwicklungsanforderungen (bspw. im Beruf) balancieren müssen. In der Systemischen Familienmedizin wird das Zusammenspiel der psychosozialen Anforderungen von Krankheit und der Anpassungsfähigkeit der Familie als entscheidender Faktor für die Bewältigung von Krankheit fokussiert. Der Beitrag stellt Grundprinzipien der Systemischen Familienmedizin, Befunde zu deren Wirksamkeit und ihre Ausgestaltung in der klinischen Praxis vor.
Zöller, Eva & Lukas Leinders (2023): Chronischer Schmerz als biografische Konstellation – Potenziale für die Systemische Therapie. In: Kontext, 54 (03), S. 226-244.
Abstract: Chronische Schmerzen werden bereits seit einigen Jahren als ein bio-psycho-soziales Phänomen diskutiert. Neuere soziologische »public health« Perspektiven nehmen die sozialstrukturelle Dimension von chronischem Schmerz unter Berücksichtigung sozialer Stratifikation des Phänomens in den Fokus. Chronisches Schmerzerleben stellt dabei eine individuelle Wahrnehmung dar, welche jedoch immer in soziale Kontexte eingebettet ist und nicht ohne diese verstanden werden kann. Dazu werden theoretische Überlegungen präsentiert, welche die soziobiografische Komponente chronischer Schmerzen in den Blick nehmen, die relevante Implikationen für die Begleitung von Personen mit chronischen Schmerzen im Rahmen systemischer Therapie geben können.
Haun, Markus W. (2023): Weiterbildung, Fortbildung und Vernetzung von Ärztinnen und Ärzten in Systemischer Therapie und Beratung. In: Kontext, 54 (03), S. 245-255.
Abstract: Die sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Therapie hat den Weg für ihre fächerübergreifende und jeweils spezifischere Verbreitung auch in der Medizin geführt. Konkret wurde Systemische Therapie als Psychotherapieverfahren in die (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) integriert. Der Beitrag stellt die in der MWBO geforderten Inhalte sowie derzeit zugängliche spezifische Angebote zur Weiter- und Fortbildung von Ärzten in Systemischer Therapie in Deutschland vor. Abschließend werden Angebote zur inhaltlichen und berufspolitischen Vernetzung von Ärztinnen mit Interesse an Systemischer Therapie und Beratung beschrieben.
Stierlin, Satuila, Markus W. Haun & Wolf Ritscher (2023): »Beziehung ist meine Leidenschaft«. Markus W. Haun und Wolf Ritscher im Gespräch mit Satuila Stierlin. In: Kontext, 54 (03), S. 256-274.
Kuchler, Barbara & Stefan Beher (2023): Tagungsbericht – Ein wunderbar lebendiges Paralleluniversum: Das Helm-Stierlin-Institut feierte sein 20-jähriges Bestehen. In: Kontext, 54 (03), S. 276-283.
Kuchler, Barbara (2023): Stich-Wort: Erlaubnis. In: Kontext, 54 (03), S. 284-287.
Abstract: Erlaubnis, Erlauben, Sich-Erlauben, ist nicht wirklich ein etablierter Begriff in der systemischen Literatur. Ich erlaube mir, trotzdem darüber zu schreiben. Etwas zu dürfen oder zu etwas die Erlaubnis zu haben, ist normalerweise etwas Schönes und Befreiendes. Manche Systemiker benutzen deshalb das Wort »dürfen«, um Klienten eine Einladung zukommen zu lassen, auch und gerade dann, wenn es um etwas geht, was man auch als unangenehme Notwendigkeit oder harte Anforderung erleben könnte. Diese Art Erlaubnis ist leicht zu geben. Sie erfordert nur die Vermeidung von Wörtern wie »müssen« und »sollen« und ihre Ersetzung durch das Wort »dürfen«. Das kann allerdings, wenn es in zu geringer Synchronisation mit dem inneren Zustand des Gegenübers geschieht, wie ein billiges semantisches Tarnmanöver wirken. Ich war mal auf einer Fortbildung, wo zu Beginn die Seminarleiterin ankündigte: »Ihr dürft euch jetzt fünf Tage lang mit euch selbst beschäftigen«. Da es mir in dem Moment nicht richtig gut mit mir selbst ging, klang das für mich wie eine Drohung, und das darübergestreute Wort »dürfen« kam mir wie eine zusätzliche Veräppelung vor – wie süßer systemischer Zuckerguss über einer bitteren Realität.
Rotthaus, Wilhelm (2023): In memoriam Charly (Karl Heinz) Pleyer. In: Kontext, 54 (03), S. 288-289.
Beckmann, Silvia (2023): Rezension – J. Friedrich Weber & Eva Istas (2022): Beratung in Bewegung. Praxisbuch für Coaching und Therapie in der Natur. Stuttgart (Klett-Cotta). In: Kontext, 54 (03), S. 290-291.
Räthke, Ricarda (2023): Rezension – Ulrike Juchmann (2022): Selbstfürsorge in helfenden Berufen. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 54 (03), S. 291-292.
Senger, Anja (2023): Rezension – Margarete Malzer-Gertzet al. (2023): Therapie-Tools Selbstfürsorge. Weinheim (Beltz). In: Kontext, 54 (03), S. 293-294.
Senger, Anja (2023): Rezension – Reinert Hanswille (Hrsg.) (2022): Systemische Therapie mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. 88 Interventionen für die Praxis. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 54 (03), S. 294-295.
Zieger, Mareike (2023): Rezension – Jan Bleckwedel (2022): Menschliche Beziehungsgestaltung – eine systemische Theorie des Zwischenmenschlichen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext, 54 (03), S. 295-296.
Pechner, Cathérine (2023): Rezension – Birgit Hickey (2022): Wie die Familie unser Leben bestimmt – Genogramm und systemische Aufstellungen. Wo hab ich das bloß her? Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext, 54 (03), S. 296-297.
Pechner, Cathérine (2023): Rezension – Pamela Kerschke-Risch (Hrsg.) (2022): Sexualisierte Gewalt gegen Kinder. Hintergründe – Zusammenhänge – Erklärungen. Stuttgart (Kohlhammer). In: Kontext, 54 (03), S. 298-298.
Beher, Stefan (2023): Rezension – Martin Schröder (2023): Wann sind Frauen wirklich zufrieden? München (C. Bertelsmann). In: Kontext, 54 (03), S. 299-302.
Heft 4
Spierling, Klaus Henner, Markus Föhl, Sabine Dittrich, Stephanie Glaßl, Cornelia Adolf & Barbara Bräutigam ( 2023): Editorial: Multifamilientherapie. In: Kontext, 54 ( 04), S. 327-329.
Asen, Eia, Sabine Dittrich & Barbara Bräutigam (2023): »Und das Schönste für mich ist es immer, wenn Leute es anders machen, als wir es ihnen gepredigt haben«. Eia Asen im Gespräch mit Sabine Dittrich und Barbara Bräutigam. In: Kontext, 54 (04), S. 330-341.
Mooren, Trudy, Elisa van Ee, Irma Hein & Julia Bala (2023): Bekämpfung der generationsübergreifenden Auswirkungen von Psychotraumata durch eine Multifamilientherapie. In: Kontext, 54 (04), S. 350-362.
Abstract: Es gibt immer mehr Belege dafür, dass elterliche Traumata mit psychosozialen Störungen, und einer höheren Anfälligkeit für posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) bei Kindern einhergehen. Jüngste Forschungsergebnisse deuten auf mehrdimensionale, psychologische und neurobiologische Pfade des intergenerationalen Einflusses hin. Außerdem müssen die intergenerationalen Auswirkungen des elterlichen Traumas in einem breiteren systemischen Kontext als Teil der familiären Anpassung verstanden werden. In diesem Artikel werden Forschungsergebnisse und die klinische Praxis untersucht, um unser Verständnis der intergenerationalen Prozesse zu verbessern, und Richtungen für therapeutische Interventionen vorgestellt. Es wird eine traumafokussierte Multifamilientherapie beschrieben, die darauf zielt, die relationalen Folgen des elterlichen Traumas einzuschränken und die Resilienz der Familie zu stärken. Um die Qualität der Eltern-Kind-Interaktion als Reaktion auf ein Psychotrauma zu erleichtern und zu verbessern, ist die Förderung der Fähigkeit zur Emotionsregulation und Mentalisierung von entscheidender Bedeutung. Diese Bemühungen, die durch Interventionen in Familiengruppen angeboten werden, können verschiedenen Familien zugute kommen, die in kulturell unterschiedlichen Gesellschaften mit Widrigkeiten fertig werden müssen.
Nashef, Anas (2023): Wirkt Multifamilientherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus und deren Familien? In: Kontext, 54 (04), S. 363-379.
Abstract: Es gibt kaum Studien, welche die Wirksamkeit der Multifamilientherapie im Autismuskontext untersuchen. Diese Studie soll einen initialen Aufschluss über die Wirksamkeit dieser Therapieform mit Kindern und Jugendlichen mit ASS (F84.5) geben. Untersucht wurden die Veränderungen im Rahmen einer Multifamiliengruppe mit acht Familien. Im kontrollierten Prä-post-Design wurden der Fragebogen der Sozialen Kommunikation sowie die Child Behavior Checklist (CBCL/6-18R) eingesetzt. Des Weiteren kam das Instrument des Subjektiven Familienbildes nach Scholz (SFB) unkontrolliert zum Einsatz. Die – wohl initialen und mit Vorsicht zu interpretierenden – Ergebnisse geben erste durchaus ermutigende Hinweise zur Wirksamkeit. Sowohl anhand der klinischen Instrumente als auch mittels der Analyse des SFB lassen sich positive Outcomes im kontrollierten und im Prä-post-Vergleich konstatieren.
Byrne, Gerry, Michelle Sleed, Nick Midgley, Pasco Fearon, Clare Mein, Anthony Bateman & Peter Fonagy (2023): Lighthouse Parenting Programme – Das Leuchtturm- Elternprogramm: Beschreibung einer auf Mentalisierung basierenden Behandlung zur Vermeidung von Kindeswohlgefährdung. In: Kontext, 54 (04), S. 380-389.
Abstract: In diesem Artikel wird eine innovative, auf Mentalisierung basierende Elternintervention (MBT) für Familien vorgestellt, in denen Kinder von Misshandlung bedroht sind. Das Leuchtturm-Elternprogramm zielt darauf, Kindeswohlgefährdung zu verhindern, indem es feinfühlige Reaktionen durch die Eltern fördert. Das Programm ist darauf ausgerichtet, die Neugier der Eltern auf die innere Welt ihres Kindes zu fördern, die Eltern zu unterstützen, ihre Kinder besser zu verstehen, Missverständnisse in der Beziehung zu ihrem Kind zu erkennen und schädliche Reaktionen in diesen missverständlichen Momenten zu verhindern und die Beziehung zu reparieren wiederherzustellen. Das Programm ist eine Anpassung der MBT für Borderline- und antisoziale Persönlichkeitsstörungen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Bindung und kindlicher Entwicklung. Seine Stärke liegt darin, schwer erreichbare Eltern in einem Gruppenkontext anzusprechen, die normalerweise nicht von Elternprogrammen profitieren. Die Ergebnisse der bisherigen Arbeit deuten darauf hin, dass das Programm das Selbstvertrauen und die Feinfühligkeit der Eltern verbessern kann und dass die Eltern das Programm und die einhergehenden Veränderungen, zu denen es ihnen verholfen hat, sehr positiv bewerten.
Scholz, Katja & Maud Rix (2023): Von der Notwendigkeit eines konstruktiven Miteinanders. Der Umgang mit belasteten Familiensystemen in der Multifamilientherapie. In: Kontext, 54 (04), S. 390-397.
Abstract: Dieser Artikel möchte die Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit mit belasteten Familiensystemen in multifamilientherapeutischen Settings praxisnah beschreiben. Es werden die Herausforderungen, denen die Familien und die Therapeut:innen bzw. das Team gegenüberstehen sowie hilfreiche Methoden-Tools beleuchtet.