
Heute feiert Anni Michelmann ihren 80. Geburtstag – und systemagazin gratuliert von Herzen, wie schon zum 70. und 75. Geburtstag.
Heute soll es vor allem um die Würdigung ihrer Verdienste um den systemischen Ansatz gehen. Dazu, dass sich die systemische Therapie in Deutschland als anerkanntes Psychotherapieverfahren durchsetzen konnte, hat sie ganz wesentlich beigetragen. Die Ablehnung des Antrages auf Anerkennung als wissenschaftlich fundiertes Verfahren durch den wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie Ende der 1990er Jahre zeigte, dass es hier weniger um die konzeptuellen und methodischen Grundlagen des systemischen Ansatzes ging als um die Verteidigung der Pfründe der tiefenpsychologischen und verhaltenstherapeutischen Vertreter in diesem Gremium. Umso mehr kam es in der Folge auf die politische Vertretung des systemischen Ansatzes im Verbändedschungel an.
In diesem Bereich war Anni Michelmanns schon früh aktiv. 1987 war sie maßgeblich an der Gründung des Dachverbandes für Familientherapie und Systemisches Arbeiten (DFS) beteiligt, bei den Fusionsverhandlungen zwischen DFS und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie (DAF) im Jahr 2000, die zur Gründung der DGSF (Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie) führten, spielte sie mit ihrem diplomatischen Geschick und ihre Beharrlichkeit eine wichtige Rolle.
Über 13 Jahre lang war Anni Michelmann berufspolitische Referentin sowohl der DGSF als auch der Systemischen Gesellschaft (SG) – eine beispiellose Doppelfunktion, die ihre wichtige Stellung in der systemischen Landschaft widerspiegelt. Ihre berufspolitische Arbeit war geprägt von kontinuierlichen Kontakten zu Ministerien, Parteien, Krankenkassen, Kassenärztlichen Vereinigungen, Psychotherapeutenkammern sowie dem Gemeinsamen Bundesausschuss. Dabei musste sie sich in einem äußerst komplexen politischen Kontext bewegen, in dem rund 30 psychotherapeutische und pädagogische Berufs- und Fachverbände im “Gesprächskreis II” (GKII) und in der “Arbeitsgemeinschaft Zugang und Qualitätssicherung der Ausbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie” (AZA-KJP) zusammengeschlossen waren.
2008 konnte dann endlich die Ernte dieser Lobbyarbeit mit der Anerkennung der Systemischen Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat eingefahren werden.
2012 gründete sie dann zusammen mit anderen eine Steuerungsgruppe zwischen SG und DGSF, die sich ausschließlich dem Ziel widmete, die Systemische Therapie als Kassenverfahren zu etablieren, was schließlich 2018 gelang.
Ihre Arbeit in diesem Bereich war legendär: Die meisten ihrer E-Mails trafen nach Mitternacht ein, oft erst gegen 3 oder 4 Uhr morgens – ein Zeugnis ihrer unerschöpflichen Energie und ihres Einsatzes für die Sache.
Auch in der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen war sie aktiv und wurde mehrfach als Mitglied der Kammerversammlung gewählt. 2001 wurde sie zur Vizepräsidentin der neu gegründeten Psychotherapeutenkammer NRW gewählt – ein Amt, das ihre Anerkennung weit über die systemische Szene hinaus dokumentiert.
2013 erhielt Anni Michelmann die Ehrenmitgliedschaft der DGSF – eine Auszeichnung, die ihre jahrzehntelangen Verdienste würdigt. Ihre Verdienste um die systemischen Verbände und die Anerkennung der Systemischen Therapie werden einen festen Platz in der Geschichte unseres Faches behalten.
Liebe Anni, herzlichen Dank für dein großes Lebenswerk und alles Gute zum 80. Geburtstag und für die kommende Zeit! Let life be good to you!