systemagazin

Online-Journal für systemische Entwicklungen

Von der Gefahr des systemischen Ansatzes sich in Beliebigkeit zu verlieren

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Stefan Kühl (Foto: Uni Bielefeld)

Stefan Kühl
(Foto: Uni Bielefeld)

Nach einer Urlaubspause ist systemagazin wieder zurück am Start, und gleich mit einem interessanten Text, den alle systemisch orientierten Menschen lesen sollten. Systemisch ist in den letzten Jahren zu einem Zauberwort geworden, das mittlerweile alles und nicht aussagt, also recht beliebig erscheint. Dennoch wird meist der Bezug auf Systemtheorie, meist in der Variante der Systemtheorie Niklas Luhmanns, als Referenz mitgeführt. Stefan Kühl, Soziologieprofessor in Bielefeld, der sich viel mit der Systemischen Beratung und Organisationsentwicklung aus systemtheoretischer Perspektive beschäftigt und schon manchen professionellen Diskurs mit seiner durchaus zugespitzten Thesen aufgemischt hat, hat das Manuskript eines Textes über „Die fast unvermeidliche Trivialisierung der Systemtheorie in der Praxis“ ins Netz gestellt, der in der Zeitschrift Gruppendynamik und Organisationsberatung erscheinen soll. Hier geht er gründlich mit dem Begriff des Systemischen ins Gericht, den Systemikern wirft er vor, „die Spannung zwischen Wissenschaft und Praxis weitgehend aufgegeben“ zu haben. Auch wenn er etwas zu heftig auf der Funktion der Systemtheorie als Fremdbeschreibung besteht, und die Übernahme von Systemtheorie in die Selbstbeschreibung systemischer Praktiker ablehnt, ist sein Text unbedingt lesenswert!

Im Abstract heißt es:  „Die Systemtheorie Niklas Luhmanns hat sich zu einer Leittheorie des systemischen Managements und der systemischen Beratung entwickelt. Dabei wird vielfach von einer Eins-zu-eins-Übersetzung einer wissenschaftlichen Theorie in die organisationale Praxis ausgegangen. Eine zentrale Einsicht der Systemtheorie ist aber gerade, dass sie sich dieser simplifizierenden Übertragungslogik von Theorie in Praxis grundlegend entzieht. In der systemischen Beratung und dem systemischen Management ist es – so die These des Artikels – zu einer Trivialisierung der Systemtheorie gekommen. Die Systemtheorie verkommt in der Praxis zu einem Instrument der Kompetenzdarstellung, ohne dass dabei bemerkt wird, dass als systemisch verkaufte Postulate wie Ganzheitlichkeit, Authentizität oder Wertschätzung der Stoßrichtung der soziologischen Systemtheorie zuwiderlaufen.“

Zum Volltext geht es hier…

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