Auftragsklärung ist in der systemischen Therapie so etwas wie die Wandlung in der katholischen Liturgie. Hat man den Auftrag klar, macht das einen Unterschied, der einen Unterschied macht, und hinterher ist es anders als vorher. Allerdings ist es manches Mal ausgesprochen schwierig, einen Auftrag zu formulieren, ja womöglich sogar einem Prozess im Wege stehen, in dessen Verlauf es erst darum geht, sich darüber Gewissheit zu verschaffen, was überhaupt„der Fall ist“. Und kann und will man das aushalten? Wenn man also selbst nicht richtig versteht um was es geht, es aber doch um etwas so wichtiges zu gehen scheint, dass man eine Fortsetzung vereinbart? Dörte Foertsch berichtet von einer Arbeit mit einer Klientin, in der es um die Frage ging, ob man sich in Hinblick auf eine lebensverändernde Frage eine Gewissheit verschaffen oder lieber darauf verzichten solle – verbunden mit der eigenen Ungewissheit,ob man die Klientin verstehen könne oder nicht:„Die Frage, ob ich sie verstehen könne und die Möglichkeit, dass ich sie eventuell enttäuschen müsse, war dabei ständig im Raum. Das Nichtwissen über die Möglichkeit, hilfreich zu sein und etwas verstehen zu können, war Bestandteil der Gespräche geworden, entgegen aller Ideen, doch erstmal den Auftrag zu klären und ein Anliegen der Klientin herausfinden zu sollen. Im Nachhinein bedacht war dies vielleicht die Voraussetzung für das eigentliche Thema“ Das Offenhalten dieser Frage führte dazu, dass die Klientin eine Lösung für sich (er)fand, von der auch die Therapeutin etwas lernte.
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systemagazin Adventskalender: Von Kassandra lernen
7. Dezember 2010 | Keine Kommentare