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systemagazin Adventskalender 2021 – 10. Lothar Eder

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WITTGENSTEINKADENZ (Die Welt ist alles was der Fall ist), Lothar Eder (C) 2014

Die Welt ist nicht das, was sie ist, sondern das, was wir wahrnehmen. So lautet sinngemäß die Kernaussage des Konstruktivismus.
Die Fotografie WITTGENSTEINKADENZ zeigt dreieckige helle Gebilde vor einem dunklen Hintergrund. Die Montage mag beim Betrachter den Eindruck einer zeitlichen Abfolge erwecken – so als ob dieses Gebilde nach unten fällt und im Fallen abgelichtet wird. Die Welt ist alles was der Fall ist, heißt es bei Ludwig Wittgenstein. Aber ist das Fallen in diesem Fall wirklich der Fall? Und welche Materialität hat das Gebilde – oder hat es gar keine und unsere gewohnte Wahrnehmung suggeriert es uns nur?
Mit diesen Fragen spielt diese fotografische Arbeit. Aber vielleicht sind es einfach nur drei hintereinandermontierte Fotografien – „Zeichnungen mit Licht“ (photos (phos) das Licht, graphein Zeichnen, Malen) …

5 Kommentare

  1. Lieber Lothar, Schön, deine Lichtspiele. Und weil wir Winter haben, gefällt mir die Reihung in dieser Reihenfolge besonders: interpretiert als das Niedergleiten in Richtung Winterruhe. Hauptsache kein Fallout. Und zum Geburtstag gratuliere ich dann auch noch…
    Barbara

  2. Lieber Lothar,
    im Adventskalender 2016 hattest Du die Wittgenstein-Kadenz schon einmal gezeigt und damals geschrieben: „Der gedehnte Blick befremdet also das Gewohnt-Vertraute, reichert den Eindruck an und führt zu einer Erweiterung, einer Paradoxie oder einer Frage; z.B.: warum hat der Fotograf eine derartige Banalität aufgenommen? Oder auch, im günstigen Fall: was gefällt mir an dem Bild, was sehe ich jenseits dessen, was ich sehe? Oder aber ich achte nun viel besser auf Lichtspiegelungen und betrachte sie fasziniert – ihre Schönheit, ihre Dynamik, ihre Vergänglichkeit, und ich vergesse dabei für eine Weile mich und meine Sorgen.“ Ich vermute, in Deinem aktuellen Kommentar fügst Du eine Kritik am Konstruktivismus dazu, in der Weise: Der Eindruck des Fallens sei die Konstruktion des Beobachtenden. Und dabei gehe verloren, dass dieser Eindruck entsteht auf der Grundlage, dass da Handfestes miteinander spielt, eine Tapete, ein Lichteinfall, die Veränderung des Lichteinfalls über eine Zeit, Material eben, mit dessen Hilfe ein Eindruck entstehen kann. Ich mag dieses Triptychon sehr, Du hast es mir einmal als Abzug geschickt. Ich mag es auch in der dargestellten Reihung sehr. Und kann mir auch vorstellen, dass jemand die Reihung umgekehrt vornimmt, als aufsteigendes Phänomen, wie es dann aussähe, der Fall als Auf-Fallendes, sozusagen. Was ich sagen will: Mir wird beim Betrachten deutlich, dass es vielleicht mehr Sinn stiftet, Konstruiertes und Gegebenes nicht gegeneinander auszuspielen, sondern sie als gemeinsam Wirkendes aufzufassen. Oder wie der so oft missverstandene Heraklit zitiert wird: „Das sich Wandelnde ruht“.
    Was sich auch wandelt: unser Lebensalter. Möge es Wandel und Ruhe im fürsorglichen Maß zur Verfügung stellen. Daher: Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag heute!
    Wolfgang

    • Lothar Eder sagt:

      Lieber Wolfgang, herzlichen Dank für Deine Worte und Wünsche! Ich bemerke, dass ich offenbar ein Alter erreicht habe, in dem man den selben Witz nochmal erzählt und es peinlicherweise erst später bemerkt. Sei’s drum. Eine Kritik am Konstruktivismus war nicht beabsichtigt. Obwohl ich finde, dass er vom Kopf auf die Füße gestellt gehört. Ansonsten ist nichts beabsichtigt als ein ästhetisches Spiel mit den „Erscheinungen“, einer kleinen fotografischen Serie, welche sich den Lichtspielen widmet, die einem, meist unbemerkt, alltäglich, still und leise, drinnen und draußen begegnen.
      Sei herzlich gegrüßt! Lothar

  3. Kurt Ludewig sagt:

    Ich erinnere, gehört zu haben, dass man nur glauben kann, was man sieht. Und was sieht man?

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