Heute vor 105 Jahren, am 13.9.1908, wurde George Devereux geboren, einer der wichtigen Protagonisten der Ethnopsychoanalyse. Devereux, der einer bürgerlichen ungarischen jüdischen Familie entstammte, studierte ab 1926 in Paris Physik und Chemie und absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Leipzig. Anschließend kehrte er nach Paris zurück, um bei Marcel Mauss Ethnologie zu studieren. Von 1933 bis 1963 lebte er in den USA, wo er nicht nur ausgedehnte Feldforschungen bei den Mohave-Indianern durchführte, sondern auch eine Ausbildung zum Psychoanalytiker absolvierte. Ab 1963 bis 1981 lehrte er – auf Vermittlung von Claude Lévi-Strauss – an der École pratique des hautes études in Paris Ethnopsychiatrie. Seine Bücher„Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften“ und„Ethnopsychoanalyse: die komplementaristische Methode in der Wissenschaft vom Menschen“ haben auch in Deutschland zu Recht den Status von Klassikern erlangt und u.a. Psychiater wie Erich Wulff beeinflusst. Das Konzept der„ethnopsychischen Störung“ postuliert, dass individuelle Konflikte oder Probleme sich regelmäßig vorgefertigter kultureller Ausdrucksmuster bedienen, die nur vor dem Hintergrund der jeweiligen kulturellen symbolischen Ordnungen verstanden werden können, eine universelle Symptomsprache also nicht existiert. Amoklauf, Kindesmißhandlung, Schizophrenie etc. können als solche„ethnopsychische Störung“ konstruiert werden. Im Internet ist leider nicht sehr viel über Devereux zu lesen. Auf einen schönen Beitrag zu seinem 100. Geburtstag sei hier verwiesen. Ekkehard Schröder hat im journal-ethnologie.de einige biografische Notizen veröffentlicht und Peter Möhring geht an gleicher Stelle ausführlicher auf Devereux‘ Hauptwerk„Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften“ ein.
Subjektivität im Forschungsprozess
13. September 2013 | Keine Kommentare