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Story Dealer – ein Vorschlag zur Selbstbeschreibung von Psychotherapeut/inn/en

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Im Jahr 2001 hat Peter Kaimer vom Lehrstuhl für klinische Psychologie an der Universität Bamberg einen Aufsatz über Psychotherapie als Story Dealing verfasst:„Ich habe mich beim Titel für diesen Aufsatz von Hans Geißlingers ‘Story Dealer AG’ (Geißlinger, 1992) anregen lassen. Diese Gruppe konnte im Rahmen ihrer Kinder- und Jugendlichenfreizeiten aber auch im Rahmen von Aktionen mit Erwachsenen anschaulich zeigen, dass Wirklichkeit in hohem Maße ein sozial erzeugtes – oder erfundenes – Produkt ist, an dem wir alle schöpfend oder erzählend – und damit auch wieder individuell konstruierend – teilhaben. Bei einer organisierten Freizeit sind wir üblicherweise gewohnt, diese als eine Veranstaltung zu sehen, welche von Leuten geplant und Schritt für Schritt “durchgeführt” wird. Aktive Planer auf der einen Seite – mehr oder minder passive Konsumenten auf der anderen. Die Beschreibungen der ‘Story Dealer’ verhindern schon durch die Art der Darstellung eine solche Perspektive. Nicht nur stellen sie den Charakter der sich entfaltenden Wirklichkeit des Abenteuerurlaubs als einen kooperativen (wenngleich oft recht unbewussten) Prozess zwischen Anbietern und Konsumenten heraus. Sie arbeiten zusätzlich typische Muster dieser Entfaltung sorgfältig heraus und lassen so ein griffiges Bild davon entstehen, was planbar und was nicht planbar ist: Dieser Prozess wird von ihnen als Wechselspiel zwischen Deutungsangeboten und gezielten Irritationen einerseits, Reaktionen auf Zufälligkeiten und Verstärkung einmal eingetretener Eigendynamiken andererseits gesehen und beschrieben (…). Ich sehe Therapie als einen ähnlichen Prozess: als eine Entwicklung des gemeinsamen Findens, Erfindens, Irritierens und Bedeutung-Zuweisens; als ein Phänomen, für welches eine Beschreibung, die das Moment der Kontrolle der Therapeut/inn/en betont, eher unangemessen ist, sondern welches in hohem Maße als kollaborativ anzusehen ist, auch wenn die Lesegewohnheiten vermittelt über unsere Lehrbücher ein anderes Bild suggerieren. Welche Faktoren und Wendepunkte dabei bedeutsam sind, will ich im Folgenden darstellen. Allerdings erhebe ich nicht den Anspruch einer hinreichenden Systematik. Mein Anspruch geht eher – wie übrigens u.a. auch in meinen Therapien – in Richtung einer in sich stimmigen, im besten Falle gut erzählten Geschichte. Mit all den Folgen, welche solche Geschichten wiederum haben können…“
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