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Selbsterfahrung in der Weiterbildung?

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Im Herbst 1998 beschäftigte sich die Systemische Gesellschaft auf ihrer Jahrestagung in Hamburg mit dem Thema„Selbsterfahrung“ als Bestandteil der Weiterbildung in Systemischer Psychotherapie. Die Vorträge wurden in„System Familie“ dokumentiert. Kurt Ludewig vertrat in seinem Beitrag„Selbstreflexion in der systemischen Weiterbildung – zum Sinn und Unsinn eines traditionellen Vorgehens“ (der in der Systemischen Bibliothek nachzulesen ist) dabei eine skeptische Haltung:„Die Frage, ob Selbsterfahrungseinheiten unerläßliche Bedingung für das Erlernen professioneller Kompetenz im Rahmen systemischer Weiterbildungen sein müssen, bleibt (…) offen. Dennoch sprechen einige Gesichtspunkte dafür, daß eine systematisch eingesetzte Form der Selbsterfahrung sinnvoll sein kann, wenn sie in einer gut ausbalancierten Mischung Ressourcen beim lernenden Therapeuten fördert und gegebenenfalls auf vorhandene Grenzen hinweist. Ich werte diesen Prozeß als einen Initiationsritus, der wie bei allen anderen Lernberufen dem Lernenden ermöglicht, die Besonderheiten des Berufes am eigenen Leibe kennenzulernen. Darüber hinaus dürfte eine angemessene, auf die persönlichen Möglichkeiten und Grenzen des Lernenden abgestimmte Selbstreflexion helfen, durch Einübung in Selbstthematisierung und Selbstveröffentlichung die wohl natürliche Scheu zu verringern, Selbiges bei seinen Klientinnen anzustoßen, sie also zu entsprechenden Prozessen anzuleiten und dabei behutsam zu begleiten. Darüber hinausgehende Erwartungen erscheinen mir hingegen fragwürdig, d. h. hinterfragbar, und zwar bei allem Respekt vor etablierten Traditionen. Denn eine verpflichtende, systematische Selbsterfahrung, die vorrangig auf das Konstrukt ,Selbsterkenntnis‘ ausgerichtet ist, setzt voraus, daß Menschen in der Weise erkannt werden können, wie dies der Fall bei Maschinen oder anderen Mechanismen ist, die aus festen Bestandteilen und überdauernden Mustern aufgebaut sind“
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